Definition:
Was ist Juckreiz beim Kaninchen?
Juckreiz ist ein Symptom, das auf verschiedene Parasiten, Allergien und Hauterkrankungen beim Kaninchen hinweisen kann.
Das Kaninchen reagiert darauf vor allem, indem es die juckenden Körperstellen vermehrt kratzt und putzt. Bei starkem Juckreiz fängt das Tier eventuell an, sich zu beißen und das Fell auszureißen (Fellfressen beim Kaninchen). Besteht Juckreiz am After, putzt und leckt sich das Kaninchen vermehrt in der Analgegend.
Nicht jedes Kratzen und Lecken ist ein Symptom für eine ernsthafte Erkrankung – doch wenn der Juckreiz anhält, das Kaninchen unruhig wirkt, sich Hautveränderungen, Haarausfall oder andere Symptome zeigen, ist ein Besuch in der Tierarzt-Praxis ratsam.
Ursachen:
Was sind die Ursachen von Juckreiz beim Kaninchen?
Juckreiz hat vielfältige Ursachen. Nicht selten ist das Kaninchen mit Parasiten befallen:
- Bestimmte Milben (Psoroptes cuniculi) sind Erreger der Ohrräude beim Kaninchen. Sie geht mit Schmerzen und Juckreiz am Ohr einher.
- Raubmilben (Cheytiella parasitivorax) bleiben oft über längere Zeit symptomfrei, gehen aber bei stärkerem Befall mit Juckreiz und Schuppen einher.
- Haarlinge beim Kaninchen nennt man auch Beißläuse – die kleinen Parasiten sitzen im Fell und auf der Haut, wo sie einen starken Juckreiz auslösen.
- Flöhe oder blutsaugende Milben sind bei Kaninchen eher selten, kommen aber vor – zum Beispiel, wenn das Tier in Kontakt mit befallenen Hunden und Katzen kommt. Beide Parasiten-Arten verursachen einen starken Juckreiz beim Kaninchen.
- Juckreiz am After kann durch Würmer beim Kaninchen verursacht werden.
Jedoch sind nicht immer Parasiten die Ursache: Auch eine Allergie beim Kaninchen kann für den Juckreiz verantwortlich sein. Ebenso ist ein Hautpilz (Dermatomykose) möglich. Hat das Kaninchen eine Bindehaut-Entzündung, juckt das betroffene Auge.
Symptome:
Wie äußert sich Juckreiz beim Kaninchen?
Die Symptome von Juckreiz beim Kaninchen sind leicht zu erkennen:
- Häufiges Kratzen
- Vermehrtes Putzen und Lecken
- Unruhe
- Beißen und Benagen der Haut
- Eventuell Fellfressen
Je nach Grunderkrankung geht der Juckreiz mit verschiedenen anderen Symptomen einher, zum Beispiel Hautrötungen, Haarausfall (Alopezie) oder verändertem Verhalten.
Diagnose:
Wie wird Juckreiz beim Kaninchen diagnostiziert?
Welche Diagnose hinter dem Juckreiz beim Kaninchen steckt, kann in der Regel nur eine Tierärztin oder ein Tierarzt feststellen. Berichten Sie, welche Symptome Ihnen im Einzelnen bei Ihrem Kaninchen aufgefallen sind und seit wann sie bestehen.
Ebenso ist es wichtig zu wissen, wie Sie das Kaninchen halten, ob es bestimmte Vorerkrankungen hat und ob andere Tiere im Stall ähnliche Symptome zeigen – dies kann zum Beispiel ein Hinweis auf einen Parasiten– oder Pilzbefall sein.
Bei der körperlichen Untersuchung des Kaninchens achtet die Tierärztin bzw. der Tierarzt auf den Zustand von Haut und Fell, vor allem auf kahle Stellen, Rötungen, Krusten sowie eine Bläschen- oder Schuppenbildung. Gleichzeitig wird die Haut nach Parasiten abgesucht – Haarlinge und Flöhe lassen sich oft schon mit bloßem Auge, ansonsten mit einer Lupe oder einem Vergrößerungsglas (Dermatoskop) erkennen.
Je nach Verdacht stehen zur Diagnose von Juckreiz nun verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Tesa-Abklatsch: Zur Diagnose von Parasiten (z.B. Milben, Läuse) drückt die Tierärztin oder der Tierarzt einen durchsichtigen Klebestreifen auf Haut und Fell. Die Parasiten lassen sich anschließend unter einem Mikroskop untersuchen und identifizieren.
- Hautgeschabsel: Die Tierärztin oder der Tierarzt kratzt mit einem Skalpell vorsichtig einige Hautschüppchen von der Hautoberfläche ab (oberflächliches Hautgeschabsel), oder kratzt – je nach Verdacht – auch etwas tiefer bis zu einer leichten Blutung (tiefes Hautgeschabsel). Mit den so gewonnenen Hautschüppchen lassen sich z.B. ein Hautpilz oder Milben diagnostizieren.
- Gewebeprobe (Biopsie): Ermöglichen Abklatsch und Hautgeschabsel keine sichere Diagnose, wird unter örtlicher Betäubung ein kleines Stück einer veränderten Hautstelle entnommen und in einem Labor untersucht.
Ergänzend können weitere diagnostische Verfahren wie eine Blutuntersuchung oder Kotuntersuchung beim Kaninchen sinnvoll sein.
Therapie:
Wie kann ein Juckreiz beim Kaninchen behandelt werden?
Da der Juckreiz beim Kaninchen auf verschiedene Ursachen zurückgehen kann, gestaltet sich die Therapie entsprechend vielfältig. Einen Befall mit Milben, Läusen oder Flöhen behandeln Tierärztinnen und Tierärzte mit Antiparasitika, zum Beispiel als Spray, Puder oder Lösung, die in den Nacken des Kaninchens geträufelt werden. Bei den meisten Parasiten ist es wichtig, auch alle anderen Kaninchen sowie gegebenenfalls Meerschweinchen und andere Tiere, mit denen das Kaninchen in Kontakt ist, mit zu behandeln.
Ein Kaninchen mit einem Hautpilz wird mit einem Anti-Pilz-Mittel (Antimykotikum) behandelt, bei einer bakteriellen Hautentzündung kommen dagegen Antibiotika zum Einsatz. Bei schweren Hautentzündungen erhält das Tier außerdem Kortison-haltige Medikamente (Kortikosteroide), damit die Entzündung abklingen kann und der Juckreiz zurückgeht.
Leidet das Kaninchen unter einer Allergie, ist die wichtigste Maßnahme, den Auslöser – das Allergen – zu finden und das Kaninchen davon fernzuhalten. In vielen Fällen handelt es sich um die Einstreu im Stall oder Käfig, gegen die Kaninchen allergisch sind.
Prognose:
Wie ist die Prognose bei einem Juckreiz beim Kaninchen?
Die Prognose von Juckreiz beim Kaninchen hängt von der jeweiligen Ursache ab. In den meisten Fällen jedoch lässt sich die zugrunde liegende Krankheit (z.B. Parasiten oder Allergie) gut behandeln. Wichtig ist eine genaue tierärztliche Diagnose, damit der Juckreiz gezielt behandelt werden kann.
Besonders bei Parasiten ist es wichtig, dass Sie sich genau an die Anweisung Ihrer Tierärztin oder Ihres Tierarztes halten. Normalerweise müssen alle Tiere im Stall behandelt werden, außerdem sind bei vielen Parasiten mehrere Behandlungszyklen notwendig, damit sie sich nicht wieder vermehren.
Vorbeugen:
Wie kann man Juckreiz beim Kaninchen vorbeugen?
Juckreiz beim Kaninchen ist ein Symptom, dem Sie bis zu einem gewissen Grad vorbeugen können:
- Achten Sie auf eine sorgfältige Stall- bzw. Käfighygiene. Wechseln Sie regelmäßig die Einstreu und reinigen Sie bei der Gelegenheit den Kaninchenstall und seine Einrichtung. So beugen Sie Parasiten und anderen Auslösern für Juckreiz beim Kaninchen vor.
- Eine artgerechte Kaninchenhaltung mit ausreichend Auslauf, Bewegungsfreiraum und Kontakt zu anderen Kaninchen stärkt das Immunsystem der Tiere. Dies beugt Hautpilz (Dermatomykose) sowie anderen Infektionskrankheiten und somit auch Juckreiz beim Kaninchen vor.
- Fall das Kaninchen mit Parasiten befallen ist (z.B. Läusen oder Haarlingen), behandeln Sie vorbeugend alle Tiere, die mit ihm Kontakt haben, und reinigen Sie den gesamten Stall gründlich. Gegebenenfalls muss die Behandlung wiederholt werden für den Fall, dass noch nicht geschlüpfte Parasiten in Eiern überlebt haben.
- Achten Sie genau auf das Verhalten Ihres Kaninchens und untersuchen Sie es zwischenzeitlich auf Hautveränderungen und andere Auffälligkeiten.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit Juckreiz zum Tierarzt?
Wenn ein Kaninchen Juckreiz zeigt, sich verstärkt kratzt oder leckt, bedeutet dies nicht immer gleich, dass es krank ist. Leichter und vorübergehender Juckreiz kann beispielsweise auch durch den Fellwechsel hervorgerufen werden, wenn die Außentemperatur sich verändert.
Wenn das Kaninchen sich jedoch mehrere Tage lang auffällig kratzt, putzt und beißt oder Symptome wie Fellfressen und blutige oder krustige Stellen zeigt, suchen Sie auf jeden Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Dies gilt auch, wenn offensichtlich mehrere Kaninchen im Stall unter Juckreiz leiden.
Weiterführende Informationen
Autor: Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: Januar 2022)
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Deplazes, P. et al.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. Enke Verlag, Stuttgart 2013