Definition:
Was sind Allergien beim Kaninchen?
Bei einer Allergie kommt es zu einer übersteigerten Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems des Kaninchens. Ein eigentlich harmloser und unschädlicher Stoff (Allergen) löst im Körper diese Reaktion aus. Sie findet nur beim Kontakt mit dem bestimmten Allergen statt (spezifische Immunreaktion).
Die Kaninchen zeigen verschiedene allergische Symptome, die durch die überschießende Immunreaktion ausgelöst werden, zum Beispiel:
- Nasenausfluss
- Augenausfluss
- Häufiges Niesen
- Häufiges Würgen
Auch sogenannte allergische Sofortreaktionen sind möglich. Diese kommen zum Beispiel bei Insektenstichen vor und es bilden sich Quaddeln und Schwellungen am Körper.
Zunächst schließen Tierärztinnen und Tierärzte andere körperliche Ursachen für die Symptome aus. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Allergie, ist es wichtig, das auslösende Allergen ausfindig zu machen und – wenn möglich – zu vermeiden.
Ursachen:
Was sind die Ursachen für Allergien beim Kaninchen?
Eine Allergie beim Kaninchen ist eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems. Die Abwehrzellen reagieren stark auf einen körperfremden Stoff, der eigentlich ungefährlich ist, das sogenannte Allergen. Als Ursache der Allergie kommen verschiedene Allergene in Frage. Beim Kaninchen sind bis heute nur einige bekannt.
Häufig sind Kaninchen allergisch auf ihre Einstreu. Sie reagieren empfindlich auf Weichholz-Späne oder andere Einstreue. Auch der Staub der Einstreu ist für die Kaninchen manchmal problematisch. Ebenso können Shampoos oder Salben zu allergischen Hautreizungen führen. Weitere Ursachen für eine Allergie beim Kaninchen sind in seltenen Fällen Insektenstiche.
Andere Allergene werden in Anlehnung an die anderen Tierarten und den Menschen vermutet: beispielsweise mit Schimmel belastete Streue oder Futter, sowie mit Duftstoffen versehene Stoffe oder Gegenstände.
Symptome:
Wie äußern sich Allergien beim Kaninchen?
Allergien beim Kaninchen äußern sich durch viele verschiedene Symptome. Vor allem Allergien gegen Einstreu zeigen sich häufig durch Symptome der Atemwege: Die Kaninchen niesen, haben Nasenausfluss, der wässrig bis eitrig sein kann, sie husten oder würgen und atmen rasselnd. Häufig geht es ihnen trotz all dieser Symptome gut.
Auch die Haut kann beim Kaninchen von Allergien betroffen sein. Hier ist der Hauptauslöser die Einstreu. Dementsprechend sind die Pfoten am stärksten betroffen. Die Kaninchen lecken sich häufig zwischen den Zehen, die Pfoten sind teilweise kahl, die Haut gerötet. Auch andere Hautstellen sind, meist durch örtliches Auftragen oder Kontakt mit Shampoos und Ähnlichem, manchmal bei Allergien betroffen.
Löst (in seltenen Fällen) ein Insektenstich eine Allergie aus, bilden sich Quaddeln und Schwellungen. Das Kaninchen kann Kreislaufbeschwerden entwickeln: Es atmet schneller, zittert, liegt auf dem Bauch oder der Seite und die Schleimhäute werden blass oder bläulich (Zyanose).
Sehr selten kommt es zu einer gefährlichen anaphylaktischen Reaktion: Dabei reagiert das Immunsystem so stark über, dass es für das Kaninchen lebensbedrohlich ist und das Tier sofortige tierärztliche Hilfe benötigt.
Diagnose:
Wie werden Allergien beim Kaninchen diagnostiziert?
Eine Allergie ist zumeist eine Ausschlussdiagnose: Das bedeutet, dass zunächst andere Krankheiten als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden. Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich, seit wann welche Symptome bestehen und ob sie im Zusammenhang mit bestimmten Veränderungen aufgetreten sind – etwa einem Wechsel des Futters oder der Einstreu. Auch Hinweise auf mögliche Insektenstiche sind wichtig, sowie die Frage, ob auch andere Kaninchen im selben Käfig oder Stall Symptome einer Krankheit zeigen – das spräche eher gegen eine Allergie.
Bei der körperlichen Untersuchung achtet die Tierärztin bzw. der Tierarzt besonders auf die Augen, die Nase und die Haut des Kaninchens. Erleidet das Kaninchen eine akute allergische Reaktion, etwa nach einem Wespenstich, zeigt sich meist eine Schwellung an der Einstichstelle, aber auch an Kopf und Hals. Der Tierarzt horcht das Kaninchen mit einem Stethoskop ab, um die Atmung zu überprüfen, und sieht sich die Farbe der Schleimhäute an. Außerdem können sich am ganzen Körper Quaddeln bilden, weshalb auch die Haut des Kaninchens gründlich untersucht wird.
Wenn das Kaninchen in erster Linie Hautsymptome wie Juckreiz, Haarausfall (Alopezie) und Hautrötungen zeigt, entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt vorsichtig einige Hautschuppen und Fellproben. Diese werden mikroskopisch untersucht, um zum Beispiel einen Hautpilz (Dermatomykose) oder Parasiten (wie Milben) auszuschließen. Ist die Kaninchenhaut durch eine Allergie angegriffen, siedeln sich außerdem nicht selten zusätzlich Bakterien an, die sich so nachweisen lassen.
Vor allem wenn das Kaninchen in erster Linie Juckreiz und Hautausschlag hat, ist die Diagnose einer Allergie oft nicht ganz leicht. Ein Hautpilz lässt sich nicht immer sicher nachweisen, und einen Allergietest für Kaninchen gibt es bislang nicht.
Beim Verdacht auf eine Allergie bleibt letztlich nur, dass Sie zu Hause ausprobieren, was genau der Auslöser ist: Wechseln Sie vor allem die Einstreu und versuchen Sie es statt handelsüblicher Kleintierstreu mit Strohpresspellets, Hanfstreu oder Zeitungspapier. Wenn dies nach einigen Wochen keine Wirkung zeigt, versuchen Sie es mit einem Futterwechsel.
Therapie:
Wie können Allergien beim Kaninchen behandelt werden?
Allergien beim Kaninchen beruhen auf einer übersteigerten Reaktion des Immunsystems. Wie beim Menschen ist es schwierig, diese ursächlich zu behandeln. Die wichtigste Maßnahme ist, den allergieauslösenden Stoff (das Allergen) aus der Umgebung des Kaninchens zu entfernen, also zum Beispiel eine besser verträgliche Einstreu zu verwenden.
Tierärztinnen und Tierärzte behandeln Kaninchen mit starken allergischen Hautsymptomen für einige Tage mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff, meist aus der Gruppe der Kortikosteroide (Kortison) – zum Beispiel Prednisolon – als Spritze, zum Einnehmen oder zum Auftragen auf die Haut. Besteht zusätzlich eine bakterielle Infektion, bekämpft erhält das Kaninchen Antibiotika.
Zeigt das Kaninchen Symptome einer anaphylaktischen Reaktion (allergischer Schock), etwa starke Schwellungen, Quaddeln, Atem- und Kreislaufprobleme, muss die Tierärztin oder der Tierarzt sofort handeln: Das Tier bekommt Kortison als Spritze oder Infusion, und zusätzlich ein Kreislauf-stabilisierendes Mittel wie Etilefrin. Sind die Atemwege des Kaninchens zugeschwollen, muss es mit einem Schlauch beatmet werden.
Prognose:
Wie ist die Prognose von Allergien beim Kaninchen?
Eine Allergie beim Kaninchen entwickelt sich meist nicht von alleine zurück. Die Symptome lassen sich jedoch in der Regel gut in den Griff bekommen, wenn das verantwortliche Allergen gefunden ist und sich vermeiden oder einschränken lässt.
Auch wenn längerfristig leichte allergische Symptome bestehen, schränkt dies die Lebensqualität des Kaninchens in den meisten Fällen nicht sehr ein. Die meisten Kaninchen mit Allergien profitieren auch davon, wenn sie viel Freilauf bekommen und nicht permanent den Allergenen im Stall oder Käfig ausgesetzt sind.
Bei einem Kaninchen mit einem anaphylaktischen Schock ist die Prognose weniger gut. Es muss sofort tierärztlich behandelt werden, um zu verhindern, dass der Kreislauf zusammenbricht oder die Atemwege in lebensgefährlicher Weise zuschwellen.
Vorbeugen:
Wie kann man Allergien beim Kaninchen vorbeugen?
Einer Allergie beim Kaninchen lässt sich kaum vorbeugen: Die Mechanismen, durch die sich bei manchen Tieren Allergien entwickeln und bei anderen nicht, sind nicht genau bekannt. Möglicherweise tragen Haltungsfehler dazu bei, dass ein Kaninchen eine Allergie bekommt.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit einer Allergie zum Tierarzt?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn Sie mit Ihrem Kaninchen beim Verdacht auf eine Allergie zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt gehen. Eine allergische Reaktion lässt sich oft nur schwer von anderen Krankheiten abgrenzen.
Hinter Juckreiz und Hautrötungen können auch ein Hautpilz, Parasiten oder eine bakterielle Infektion stecken, Atemgeräusche können zum Beispiel auf einen Kaninchenschnupfen zurückgehen. Daher ist eine tierärztliche Diagnose wichtig.
Eine anaphylaktische Reaktion (z.B. auf einen Wespenstich) kann für das Kaninchen sogar lebensgefährlich sein und muss sofort behandelt werden.
Weiterführende Informationen
Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter; Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2021
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014