Definition:
Was ist die Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen?
Die Chinaseuche (Rabbit Haemorrhagic Disease, RHD) ist eine Viruserkrankung beim Kaninchen. Sie ist lebensgefährlich und nicht heilbar. Allerdings gibt es eine Schutzimpfung gegen RHD.
Die Chinaseuche trat 1984 erstmals in China auf und kommt in Deutschland seit 1988 vor. RHD kommt vor allem bei Zucht- und Wildkaninchen vor, kann jedoch auch Hauskaninchen befallen.
Auslöser der Chinaseuche ist ein sogenanntes Calicivirus. Mit dem Virus kann sich das Kaninchen das ganze Jahr über anstecken. Jungtiere erkranken meist nicht – RHD bricht überwiegend bei ausgewachsenen Kaninchen aus.
Die Chinaseuche verläuft sehr schnell. Das Kaninchen zeigt nur wenige oder keine Symptome und liegt plötzlich tot im Käfig.
Ursachen:
Welche Ursachen hat die Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen?
Auslöser der Chinaseuche ist das RHD-Virus (RHD-V), ein sogenanntes Calicivirus. Viren sind winzige Partikel, die Krankheiten auslösen können. Sie befallen gesunde Zellen und nutzen sie, um sich in ihnen zu vermehren, so auch das RHD-Virus. Es verursacht beim Kaninchen Blutgerinnungsstörungen, Blutungen in den Atemwegen und Organschwellungen.
Eine Ansteckung mit der Chinaseuche kann mehrere Ursachen haben. Die Übertragung des RHD-Virus ist möglich:
- durch direkten Kontakt von gesunden und erkrankten Kaninchen.
- wenn ein Kaninchen Kontakt mit einem an RHD verstorbenen Kaninchen-Kadaver hat.
- als indirekte Ansteckung über Grünfutter, das mit RHD-Viren verseucht ist.
- über Hunde, die an der Chinaseuche verendete Kaninchen-Kadaver fressen. Hunde erkranken zwar nicht selbst, können das Virus aber auf Kaninchen übertragen.
- über Menschen, die das RHD-Virus von einem kranken auf ein gesundes Kaninchen übertragen können, ohne selbst zu erkranken.
- durch stechende Insekten, die das Virus als sogenannte passive Überträger (Vektoren) verbreiten.
Symptome:
Wie äußert sich die Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen?
Die Chinaseuche führt zu typischen Symptomen beim Kaninchen. Die ersten Symptome zeigen sich einen Tag bis drei Tage nach der Ansteckung (Inkubationszeit).
Häufig verläuft RHD jedoch so schnell, dass die Besitzerin oder der Besitzer das Kaninchen körperlich scheinbar unversehrt tot im Käfig auffindet. Meist deutet lediglich etwas Blut an der Nase auf eine Erkrankung hin.
In manchen Fällen zeigen sich jedoch weitere Symptome. Das erkrankte Tier wirkt apathisch und verweigert meist die Nahrung (Fressunlust beim Kaninchen). Zunächst hat es Fieber, später sinkt seine Körpertemperatur stark ab. Gleichzeitig hat es immer stärkere Mühe zu atmen.
Mögliche weitere Symptome der Chinaseuche sind blutiger Nasenausfluss (Epistaxis), oftmals auch Blut im Urin (Hämaturie) sowie Blut im Stuhl (Teerstuhl, Meläna). Kurz vor seinem Tod streckt das Kaninchen meist seinen Rücken nach hinten durch (Opisthotonus) und stirbt schließlich an Herz-Kreislauf-Versagen.
Diagnose:
Wie wird die Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen diagnostiziert?
Meist stellt die Tierärztin oder der Tierarzt die Diagnose der Chinaseuche erst nach dem Tod des Kaninchens, da es so schnell und plötzlich verstirbt. Bei der Sektion des verstorbenen Tieres fällt unter anderem auf, dass Leber, Milz und Nieren stark angeschwollen sind.
Andernfalls deuten bestimmte Symptome auf RHD hin. Typisch für die Chinaseuche sind diverse Blutungen, vor allem in den Atemwegen, aber auch in Magen, Darm und den Harnorganen. Dadurch kommt es zur starken Atemnot und zu Blut im Urin und Stuhl. Mit einer speziellen Blutuntersuchung lässt sich das RHD-Virus nachweisen.
Behandlung:
Wie kann die Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen behandelt werden?
Für die Chinaseuche ist keine Behandlung bekannt. Ist das Kaninchen bereits infiziert, ist keine Therapie mehr möglich. Daher ist es sehr wichtig, der Chinaseuche bereits im Vorfeld vorzubeugen.
Es ist sinnvoll, das an der Chinaseuche erkrankte beziehungsweise verstorbene Kaninchen von anderen Artgenossen zu trennen, da die RHD-Viren sehr leicht durch Kontakt auf die gesunden Tiere übertragen werden.
Prognose:
Wie ist die Prognose der Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen?
Die Chinaseuche hat eine sehr schlechte Prognose. Eine Infektion ist in den meisten Fällen für das Kaninchen tödlich. Ist die Seuche bereits ausgebrochen, gibt es keine Möglichkeit, das erkrankte Tier zu behandeln.
Vorbeugen:
Wie kann man der Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen vorbeugen?
Der Chinaseuche lässt sich vorbeugen. Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die RHD-Impfung. Hierzu stehen mehrere Impfstoffe zur Verfügung. Steckt sich das geimpfte Kaninchen später mit den RHD-Viren an, schützt die Impfung davor, dass die Chinaseuche ausbricht, oder aber sie mildert deren Verlauf.
So können Sie der Chinaseuche beim Kaninchen vorbeugen:
- Lassen Sie Ihr Kaninchen im Alter von etwa vier bis sechs Wochen bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt gegen RHD impfen. Der Schutz setzt etwa eine Woche nach der Impfung ein. Auch bei Wohnungskaninchen ist Impfschutz wichtig.
- Die RHD-Impfung sollte jedes Jahr aufgefrischt werden. Bei Tieren, die zur Zucht dienen, sollte die Impfung alle sechs Monate aufgefrischt werden.
- Vermeiden Sie Insektenstiche beim Kaninchen. Bei Wohnungskaninchen empfiehlt es sich zum Beispiel, Insekten-Schutzgitter an Fenster anzubringen.
- Vermeiden Sie den Kontakt Ihres Kaninchens zu Wildkaninchen.
- Lagern Sie Grünfutter nur so, dass Wildkaninchen keinen Zugang dazu haben.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit Chinaseuche (RHD) zum Tierarzt?
Ist das Kaninchen bereits an der Chinaseuche erkrankt, ist ein Tierarzt-Besuch meist zu spät. Das Kaninchen stirbt oft schon, bevor die Kaninchenbesitzerin oder der Kaninchenbesitzer die Seuche bemerkt.
Auch wenn bei der Chinaseuche keine Therapie für das Kaninchen bekannt ist, empfiehlt sich bei RHD der Tierarzt-Besuch. Zum einen kann die Tierärztin oder der Tierarzt dabei helfen, die Todesursache des verstorbenen Kaninchens zu klären.
Zum anderen ist es immer wichtig, mit einem kranken Kaninchen den tierärztlichen Rat einzuholen. Zum Beispiel kommen Blutungen und Atemnot – als Symptome der Chinaseuche – ebenso bei anderen Erkrankungen vor.
Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
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McGavin, D.M.; Zachary, J.F.: Pathologie der Haustiere. Urban & Fischer, München 2009
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