Fettsucht beim Kaninchen

Fettsucht beim Kaninchen

Gewichtskontrolle Kaninchen
Zur Diagnose einer Fettsucht wird das Kaninchen unter anderem gewogen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Fettsucht beim Kaninchen?

Eine Fettsucht entsteht, wenn das Kaninchen mehr Futter zu sich nimmt, als es verwertet. Überschüssige Nahrungsenergie legt der Körper dann als Fettdepots in der Unterhaut und den Organen an.

Ein fettsüchtiges Kaninchen bewegt sich meist wenig – es ist ungelenk und vernachlässigt im Extremfall seine Körperhygiene. Als Folge der Fettsucht neigt das Kaninchen zu bestimmten Erkrankungen. Es ist kurzatmig und hat eine verminderte Lebenserwartung.

Ursachen:

Welche Ursachen hat die Fettsucht beim Kaninchen?

Eine Fettsucht beim Kaninchen hat verschiedene Ursachen. Grundsätzlich nimmt das Kaninchen bei einer Fettsucht mehr Nahrungsenergie (Kalorien) zu sich, als es verbraucht. Nährstoffe aus der Nahrung sind wichtig, um dem Körper Substanz zu geben und ihn mit Energie zu versorgen. Nimmt das Kaninchen jedoch zu viel beziehungsweise zu reichhaltiges Futter zu sich, lagert sich Fett unter der Haut und in den Organen ab. Bei Futtermangel nutzt das Tier dann diese Fettdepots und “verbrennt” das Fett. Reichlich Bewegung steigert den Fettabbau.

Die Ursache der Fettsucht ist eine dauerhafte Überernährung. Das bedeutet, das Kaninchen erhält über eine lange Zeit zu viel reichhaltige Nahrung – und damit mehr Energie, als es verbrauchen kann. Als Folge reichern sich Fette nicht nur in den Fettdepots an, sondern durchsetzen auch Herz und Leber (Fettleber), was zu schweren Gesundheitsproblemen führt.

Durch die dauerhaft erhöhte Energiezufuhr geraten Stoffwechsel und Hormone aus dem Gleichgewicht. So kann zum Beispiel ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen entstehen. Bewegungsmangel verstärkt eine Fettsucht, da das Kaninchen weniger Energie verbraucht.

Symptome:

Wie äußert sich die Fettsucht beim Kaninchen?

Eine Fettsucht zeigt sich durch typische Symptome: Das Kaninchen ist kräftig und schwer. Die Rippen sind schwierig zu ertasten, da sie von Fett überlagert sind. Ältere Kaninchenweibchen entwickeln eine sogenannte Wamme, also Fettdepots am Halsbereich. Warum haben Kaninchen eine Wamme? Die Wamme dient dem Kaninchen als Energiereserve. Weibliche Kaninchen profitieren zum Beispiel während einer Trächtigkeit von diesen Energiereserven. Eine übergroße Wamme kann aber ein Indiz für Übergewicht sein.

Liegt beim Kaninchen eine Fettsucht vor, bewegt sich das Tier ungern. Die Gelenke sind durch das Gewicht schwer belastet und es kann zu Gelenkproblemen kommen. Schon bei geringen Bewegungen reagiert das Kaninchen mit Kurzatmigkeit. Durch die Fettsucht kommt es neben der Atemnot auch zu Herz-Kreislauf-Problemen.

Ein weiteres Symptom einer Fettsucht kann eine mangelnde Körperhygiene sein. Einerseits führt das Übergewicht dazu, dass das Kaninchen apathisch wird und die Körperhygiene vernachlässigt. Zum anderen gelingt es fettsüchtigen Kaninchen nur noch schwer oder gar nicht, den gesamten Körper zu putzen. Vor allem im Bereich von Genitalien und Anus (Ano-Genital-Region) sammeln sich Sekrete und später auch Krankheitserreger, zum Beispiel Bakterien und Pilze an, die zu Entzündungen führen können.

Kaninchen fressen normalerweise einen Teil ihres Kotes wieder, den sogenannten Blinddarm-Kot. Dies ist wichtig, damit sie bestimmte Vitamine wieder aufnehmen und Eiweiße aus der Nahrung nutzen können. Einigen fettleibigen Tieren gelingt es jedoch nicht mehr, den Blinddarm-Kot aufzunehmen, da sie nicht mehr an ihren Anus gelangen.

Diagnose:

Gemuese
Zu einer gesunden Ernährung beim Kaninchen gehören viel Gemüse und Obst. Foto: vetproduction

Wie wird eine Fettsucht beim Kaninchen diagnostiziert?

Eine Fettsucht lässt sich bereits anhand des sichtbaren deutlichen Übergewichts des Kaninchens diagnostizieren. Über den Knochen, vor allem den Rippen, liegt Fett. Das Kaninchen wirkt kräftig. Bauschiges, langes Fell kann jedoch die Körperkonturen verdecken.

Wer sicher gehen will, ob eine Fettsucht bei seinem Kaninchen vorliegt, setzt es auf eine Waage. So lässt sich das Gewicht kontrollieren. Der Wert hängt von Alter, Rasse und Geschlecht des Tieres ab. Wenn Sie Ihr Kaninchen regelmäßig wiegen, erkennen Sie, ob sich das Gewicht verändert.

Zur sicheren Diagnose einer Fettsucht beim Kaninchen empfiehlt sich ein Tierarzt-Besuch. Die Tierärztin oder der Tierarzt wiegt das Kaninchen und untersucht es auf mögliche Beschwerden. Um den Stoffwechsel und die Organfunktion des Tieres zu prüfen, wird Blut entnommen und im Labor untersucht.

Auch eine Urinuntersuchung kann bei einer Fettsucht des Kaninchens sinnvoll sein. Damit lassen sich zum Beispiel Hormonstörungen oder ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) nachweisen, welche sowohl Ursache als auch Folge der Fettsucht sein können.

Mit bildgebenden Verfahren, wie einer Ultraschall-Untersuchung, lässt sich eine Verfettung innerer Organe sichtbar machen, zum Beispiel eine Fettleber.

Behandlung:

Was tun bei Übergewicht beim Kaninchen?

Eine Fettsucht beim Kaninchen erfordert in jedem Fall eine Behandlung. Andernfalls drohen Gesundheitsschäden. Ist das Kaninchen übergewichtig, stellt sich die Frage: Wie bringt man ein Kaninchen zum Abnehmen? In der Theorie ist die Therapie von Übergewicht einfach: Das fettsüchtige Kaninchen erhält eine Reduktionskost (“Diät”) und damit weniger kalorienreiche Nahrung. Die Umsetzung fällt jedoch nicht immer leicht, da viele Kaninchenhalterinnen und Kaninchenhalter sich unsicher sind, wie viel Futter für das Kaninchen ausreicht.

Besteht eine Fettsucht beim Kaninchen, gehört zur tierärztlichen Behandlung auch eine Ernährungsberatung. Außerdem ist es wichtig, dem Tier möglichst viel Auslauf beziehungsweise Freilauf zu bieten, um den Kalorienumsatz anzukurbeln.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Fettsucht beim Kaninchen?

Eine Fettsucht beim Kaninchen hat eine ungünstige Prognose, sofern sie unbehandelt bleibt oder sich verstärkt. So verkürzt Übergewicht die Lebenserwartung beim Kaninchen deutlich. Auch schränkt eine Fettsucht die Lebensqualität des Tieres stark ein. Atemnot, Kurzatmigkeit, Gelenkbeschwerden, Hautprobleme und Lethargie sind Beispiele für Beschwerden, die durch massives Übergewicht entstehen.

Darüber hinaus kann eine Fettsucht beim Kaninchen zu einer Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Es besteht die Gefahr eines plötzlichen Herztods. Gelingt es jedoch, durch eine Diät die Fettsucht beim Kaninchen erfolgreich zu behandeln, ist die Prognose gut. Eine Gewichtsreduktion hilft, die Gesundheit des Tieres zu stärken.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Fettsucht beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Fettsucht beim Kaninchen lässt sich vorbeugen. Allerdings ist es wichtig, gut über die Ernährungsbedürfnisse von Kaninchen informiert zu sein. Eine Ernährungsberatung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt hilft, einer Fettsucht sowie anderen Gesundheitsproblemen beim Kaninchen durch Übergewicht, zum Beispiel Harnsteinen und Gelenkbeschwerden, vorzubeugen.

Mit folgenden Tipps lässt sich einer Fettsucht beim Kaninchen vorbeugen:

  • Ein Kaninchen braucht Bewegung. Wichtig sind daher ein ausreichend großes Gehege sowie genügend Auslauf. Im Sommer ist Freilauf in einem Freigehege günstig.
  • Errichten Sie das Gehege nicht neben der Heizung. Optimal ist eine Zimmertemperatur um 19 Grad Celsius.
  • Bieten Sie dem Kaninchen genügend frisches Wasser.
  • Das wichtigste Nahrungsmittel für Kaninchen ist frisches Grünfutter, ggf. auch ergänzend Heu als Rauhfutter.
  • Ergänzen Sie das Futter hin und wieder durch Saftkost wie Möhren.
  • Schränken Sie die Gabe von Trockenfutter/Pellets ein. Wenn überhaupt, ist nicht mehr als ein gestrichener Esslöffel pro Kilo und Tag zu füttern.
  • Verzichten Sie auf Leckerlis wie Drops und Kaninchensnacks.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Fettsucht zum Tierarzt?

Eine Fettsucht erkennt Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt meist bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Wenn Sie selbst die Fettsucht bei Ihrem Kaninchen bemerken, suchen Sie die Praxis auf. Zwar lässt sich das Übergewicht des Tieres meist bereits durch eine Einschränkung des Futters abbauen. Doch ist es wichtig, zunächst die Ursachen der Fettsucht tierärztlich abklären zu lassen.

Auch ist es empfehlenswert, sich in der Tierarzt-Praxis genau über die gesunde Ernährung des Kaninchens zu informieren, um einerseits eine Fettsucht durch zu viel, und andererseits Mangelerscheinungen durch zu wenig oder falsches Futter zu vermeiden. Sind durch das Übergewicht des Kaninchens bereits Beschwerden aufgetreten oder ist das Tier erkrankt, ist in jedem Fall ein Tierarzt-Besuch notwendig.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2023
Quellen:
Kaninchenberatung e. V.: Anatomie. https://kaninchenberatung.de/anatomie/#1591709091221-5b436a98-756d (Abruf: 12/2022)
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Steidl, T.: Praxisleitfaden Kleintierassistenz. Schlütersche, Hannover 2015
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Damm, A. et al.: VetSkills. Schattauer Verlag, München 2012

Dillitzer, N.: Ernährungsberatung in der Kleintierpraxis. Urban & Fischer Verlag, München 2009