Arthrose (Gelenkschwund) beim Kaninchen

Arthrose (Gelenkschwund) beim Kaninchen

Kaninchen beim Tierarzt
Eine Arthrose betrifft vor allem ältere Kaninchen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Arthrose beim Kaninchen?

Eine Arthrose, im Volksmund Gelenkschwund oder Gelenkverschleiß genannt, ist eine degenerative Gelenkveränderung. Sie entsteht, wenn das Gelenk verschleißt oder durch andere Gelenkerkrankungen geschädigt wird. Die Gelenke nutzen sich durch das fortschreitende Alter des beim Kaninchens oder beispielsweise durch Gelenkentzündungen ab und ihre Oberfläche verändert sich.

Ein Kaninchen mit Arthrose leidet unter Schmerzen bei der Bewegung, häufig bewegen sich die Tiere weniger und laufen steifer. Typischerweise laufen sich Kaninchen mit einer Arthrose “ein” – zumindest zu Beginn der Erkrankung. Es fällt auf, dass die Tiere sich nach längerer Ruhephase schwerfälliger bewegen, nach einiger Belastung laufen sie schon etwas flüssiger.

Genau wie bei anderen Tierarten, beispielsweise dem Hund, führt die Arthrose zu einer dauerhaften Schädigung des Gelenks. Tierärztinnen und Tierärzte behandeln die betroffenen Kaninchen meist mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten. Viel Bewegung und ein moderates Gewicht unterstützen die Therapie.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Arthrose beim Kaninchen?

Bei einer Arthrose verändert sich die Gelenkstruktur dauerhaft – der Gelenkknorpel, der die Knochenenden überzieht, ist angegriffen. Die Knochenenden liegen teilweise frei vor, was für das Kaninchen äußerst schmerzhaft ist. Der Knochen bildet zusätzliche Knochenvorsprünge (Exostosen), die je nach Größe auch auf Röntgenbildern zu erkennen sind und die das Gelenk zunehmend versteifen.

Die Ursachen, die einen solchen Gelenkschwund hervorrufen, sind vielfältig. Zum einen kommt es durch das Alter des Kaninchens zu einem normalen Knorpelabbau. Durch Fehlstellungen und Fehlbelastungen wird dieser Verschleiß an bestimmten Stellen im Gelenk verstärkt und führt hier zu einer Arthrose.

Viele Kaninchen bewegen sich aufgrund von zu engen Haltungsbedingungen nicht ausreichend. Auch dies fördert einen Gelenkschwund, da die Muskeln geschwächt sind und Fehlbelastungen begünstigt werden. Übergewicht kann, ebenso wie die verminderte Bewegung, die Gelenke belasten und eine Arthrose hervorrufen.

Kaninchen, die an einer Arthritis (Gelenkentzündung) erkrankt waren, entwickeln manchmal im weiteren Verlauf eine Arthrose, weil die Entzündung das Gelenk geschädigt hat.

Symptome:

Wie äußert sich eine Arthrose beim Kaninchen?

Eine Arthrose tritt häufig bei älteren Kaninchen auf. Die Tiere haben Schmerzen, wenn sie sich bewegen. Kaninchen zeigen Schmerzen allerdings kaum: So fällt manchmal lediglich auf, dass sie sich weniger bewegen und steif laufen. Vor allem nach einer Ruhephase sind die Symptome stärker. Nach längerer Bewegung laufen sich die Kaninchen häufig “ein” und ihre Bewegungen wirken wieder fließender.

Auch kann eine Arthrose wetterabhängig stärkere Symptome hervorrufen. Gerade bei feuchtem und kühlem Wetter haben die Kaninchen mehr Schmerzen. Manche Kaninchen lecken sich vermehrt an den betroffenen Gelenken. Bei ausgeprägter Arthrose haben einige Kaninchen Schwierigkeiten, sich überhaupt zu bewegen.

Diagnose:

Wie wird eine Arthrose beim Kaninchen diagnostiziert?

Wenn Ihr Kaninchen sich weniger bewegt und beim Putzen oder Urinieren sehr steif wirkt, suchen Sie eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Lassen Sie eine Arthrose abklären. Schildern Sie, seit wann Sie diese Symptome beobachten und ob sie in manchen Situationen verstärkt auftreten, etwa nach Ruhephasen oder bei feucht-kaltem Wetter. Auch Informationen zu Vorerkrankungen, dem Alter des Tieres und seinen Haltungsbedingungen können zur Diagnose einer Arthrose beitragen.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt wird versuchen, das Kaninchen zu einer kurzen Laufstrecke zu animieren, da sich so Auffälligkeiten in seinem Bewegungsablauf am besten beurteilen lassen. Tipp: Wenn Sie eine Handykamera oder eine Digicam haben, ist es hilfreich, zu Hause ein kurzes Video vom auffällig laufenden Kaninchen zu machen. In der Tierarzt-Praxis sind die meisten Tiere ängstlich und wollen nicht herumhoppeln.

Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Tierarzt die verdächtigen Gelenke ab und versucht, sie zu bewegen. Besonders bei Arthrose in der Wirbelsäule geht er hierbei sehr vorsichtig vor, um das Kaninchen nicht zu verletzen. Zudem achtet er auf das Gewicht des Tieres und den Zustand seiner Pfoten, denn Übergewicht und wunde Läufe können ebenfalls zu Einschränkungen der Bewegung führen und stellen zudem Risikofaktoren für eine Arthrose dar. Der Zustand des Fells liefert einen Hinweis darauf, ob das Kaninchen durch den schmerzhaften Gelenkschwund Probleme beim Putzen hat.

Über eine Röntgenuntersuchung lässt sich die Diagnose der Arthrose sichern. Je weiter der Gelenkverschleiß fortgeschritten ist, desto deutlicher sind die Veränderungen an Knorpel und Knochen. Dies kann man auf dem Röntgenbild meist gut erkennen. So lassen sich auch andere Ursachen für die Schmerzen – etwa Knochenzysten oder Knochentumoren – ausschließen.

Therapie:

Wie kann eine Arthrose beim Kaninchen behandelt werden?

Eine Arthrose lässt sich nicht vollständig heilen. Es erfolgt in erster Linie eine symptomatische Therapie: Das bedeutet, dass Sie und Ihre Tierärztin bzw. Ihr Tierarzt dem Kaninchen dabei helfen, so lange wie möglich schmerzfrei zu bleiben, damit es sich weitgehend frei bewegen kann und eine möglichst gute Lebensqualität hat.

Dabei helfen vor allem Schmerzmittel, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken, sogenannte Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), zum Beispiel der Wirkstoff Meloxicam.

Manche Tierärzte und Kaninchenhalter haben unterstützend gute Erfahrungen mit pflanzlichen Mitteln (z.B. Ingwer), homöopathischen Mitteln oder Akupunktur bei der Behandlung von Kaninchen mit Arthrose gemacht. Halten Sie jedoch Rücksprache mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, bevor Sie alternative Heilmittel bei Ihrem Tier anwenden, denn auch diese haben Neben- und Wechselwirkungen.

Manchmal werden bei der Diagnostik bestimmte Fehlstellungen und Fehlbelastungen entdeckt, die eine Arthrose beim Kaninchen begünstigen. Probleme wie ein instabiles Kreuzband oder ein Knochenbruch lassen sich eventuell mit einer Operation beheben – dies ist besonders bei jungen Kaninchen sinnvoll.

Spezielle Krankengymnastik für Kaninchen ist eigentlich nicht üblich. Achten Sie dennoch darauf, dass das Tier sich ausreichend bewegt. Wenn sich seine Muskeln zurückbilden, kann dies die Arthrose verstärken. Gewähren Sie dem Kaninchen daher genügend Auslauf, vermeiden Sie jedoch rutschige und harte Bögen sowie Treppenstufen. Wiesen, Holz-, Kork- oder Teppichböden schonen seine Gelenke und mindern die Verletzungsgefahr.

Wenn das Kaninchen zu Übergewicht neigt, stellen Sie es auf eine artgerechte Ernährung mit viel Heu und Gemüse um und vermeiden Sie Snacks und Fertigfutter.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Arthrose beim Kaninchen?

Eine Arthrose beim Kaninchen lässt sich nicht heilen – es handelt sich um eine progressive, also fortschreitende Erkrankung, bei der das Gelenk sich immer weiter abbaut. Durch eine gezielte Therapie und eine artgerechte Haltung mit genügend Auslauf lässt sich dieser Prozess allerdings verlangsamen und die Schmerzen verringern.

Auch ein älteres Kaninchen mit Arthrose kann mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln oft noch lange Zeit ein schönes Kaninchenleben führen. Wenn das Tier über einen längeren Zeitraum hinweg bestimmte Medikamente bekommt, ist es jedoch ratsam, in regelmäßigen Abständen in die Tierarzt-Praxis zu gehen, um die Nierenwerte des Kaninchens mit einer Blutuntersuchung zu überprüfen. Denn manche Wirkstoffe führen bei langfristiger Gabe zu Nierenschäden.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Arthrose beim Kaninchen vorbeugen?

Die Arthrose ist oft eine Krankheit des Alters – eine sichere Methode zur Vorbeugung gibt es nicht. Wenn das Kaninchen jedoch ausreichend Bewegung hat, also einen großen Stall und täglichen Freilauf, stärkt dies seine Muskeln und Knochen und beugt einer Arthrose vor.

Außerdem ist eine gesunde Kaninchenernährung wichtig, denn Fehlernährung, Nährstoffmängel und Übergewicht schlagen sich auf Dauer negativ auf die Gelenke nieder.

Achten Sie zudem auf eine gute Pfoten- und Krallenpflege beim Kaninchen – so beugen Sie Fehlhaltungen vor, die eine Arthrose begünstigen.

Wann zum Tierarzt:

Muss ein Kaninchen mit Arthrose zum Tierarzt?

Wenn Ihr Kaninchen Anzeichen einer Arthrose zeigt – sich also weniger bewegt, steif und unbeholfen läuft oder Probleme beim Putzen hat – ist es auf jeden Fall ratsam, eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Eine Arthrose bereitet dem Kaninchen häufig Schmerzen verursachen, die es in seiner Lebensqualität einschränken. Schmerzmittel und andere tierärztlich verordnete Medikamente lindern die Beschwerden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter; Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Mayer, J., Donelly, T.: Clinical Veterinary Advisor: Birds and Exotic Pets. Elvsevier Saunders, Missouri 2013