Definition:
Was ist eine Fressunlust beim Kaninchen?
Wenn ein Kaninchen nicht mehr frisst, ist dies meist ein Anzeichen dafür, dass es krank ist. Bei einer Fressunlust ist das Kaninchen appetitlos und verweigert das Futter. Dies kann verschiedene Ursachen haben, etwa Schmerzen beim Kauen durch zu lange Zähne oder eine allgemeine Erkrankung, die das Tier schwächt.
Eine Fressunlust kann zur Abmagerung des Kaninchens führen. Besonders problematisch sind Darmprobleme, die sich ergeben, wenn das Kaninchen seine Nahrung verweigert. Dann sind eine Darmträgheit und eine lebensgefährliche Trommelsucht beim Kaninchen möglich.
Ursachen:
Welche Ursachen hat eine Fressunlust beim Kaninchen?
Eine Fressunlust kann unterschiedliche Ursachen haben. Verweigert das Kaninchen das Futter, deutet dies meist auf eine Erkrankung hin. Es ist wichtig, auf weitere Symptome beim Kaninchen zu achten und die Ursache der Fressunlust zeitnah tierärztlich abklären zu lassen.
Mögliche Ursachen einer Fressunlust beim Kaninchen sind:
- Zahnkrankheiten beim Kaninchen
- Entzündungen im Bereich der Zähne und des Maulraums (z.B. Kieferabszess beim Kaninchen)
- Erkrankungen von Magen und Darm, Magenüberladung beim Kaninchen
- Verstopfung, Haarballen oder Fremdkörper im Magen-Darm-Trakt
- Infektionen (zum Beispiel Toxoplasmose), Parasitenbefall (z.B. Milben, Fliegenlarven beim Kaninchen)
- Allgemeinerkrankungen, die das Kaninchen schwächen
- Vergiftung beim Kaninchen, etwa durch giftige Zimmerpflanzen
- Appetitmangel nach einer Operation
- Stress, Trauer
- Ein hohes Alter des Kaninchens
Symptome:
Wie äußert sich eine Fressunlust beim Kaninchen?
Bei einer Fressunlust nimmt das Kaninchen keine oder nur sehr wenig Nahrung zu sich, auch wenn ausreichend Futter vorhanden ist. Eine kurzfristige Fressunlust kann eine normale Appetitschwankung sein, etwa wenn das Kaninchen zuvor viel und reichhaltig gefressen hat.
Hält die Fressunlust jedoch längere Zeit an (einen Tag), ist dies ein ernstes Warnzeichen. Zum einen sind Komplikationen wie eine Trommelsucht möglich, zum anderen kann die Fressunlust selbst das Symptom einer Erkrankung sein.
Bei einer Fressunlust ist es wichtig, auf weitere Symptome beim Kaninchen zu achten. Sie helfen der Tierärztin oder dem Tierarzt, die richtige Diagnose zu stellen. Häufig ist das Kaninchen apathisch und hält sich zum Beispiel die meiste Zeit schläfrig in der Ecke des Käfigs auf. Auch kann es abmagern.
Gerät durch die Fressunlust des Kaninchens die Verdauung durcheinander, vergären Futterreste im Magen-Darm-Trakt. Als Folge bläht sich der Bauch stark auf, was für das Kaninchen sehr gefährlich ist.
Je nach Ursache der Fressunlust treten weitere Symptome auf, etwa Fellfressen bei Stress, sichtbare Schwellungen bei einem Abszess unter der Haut oder Juckreiz bei einem Parasitenbefall.
Diagnose:
Wie wird eine Fressunlust beim Kaninchen diagnostiziert?
Die Diagnose einer Fressunlust lässt sich beim Kaninchen leicht stellen: Es verweigert seine Nahrung. Schwieriger ist es, der Ursache auf den Grund zu gehen. Wenn Ihr Kaninchen nicht mehr frisst, suchen Sie zeitnah eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf.
Als erstes stellt der Tierarzt ein paar Fragen, um wichtige Hinweise auf eine mögliche Erkrankung zu bekommen. So möchte er wissen, seit wann die Fressunlust besteht, welches Futter das Kaninchen normalerweise erhält und ob weitere Symptome aufgefallen sind.
Um die genaue Diagnose einer Fressunlust beim Kaninchen zu stellen, wird das Kaninchen gründlich untersucht:
- Gibt es äußere Anzeichen einer Erkrankung, wie Haarausfall beim Kaninchen, entzündete Haut oder einen geblähten Bauch?
- Finden sich im Maulraum Hinweise auf Zahnkrankheiten oder Entzündungen?
Anschließend entnimmt der Tierarzt etwas Blut aus dem Ohr des Kaninchens, um es im Labor untersuchen zu lassen. Auch eine Urinuntersuchung und eine Kotuntersuchung helfen, die Ursachen des Appetitmangels beim Kaninchen aufzuspüren. Je nach Verdachtsdiagnose sind weitere Untersuchungen sinnvoll, zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung oder eine Röntgen-Untersuchung.
Behandlung:
Wie kann eine Fressunlust beim Kaninchen behandelt werden?
Eine Fressunlust beim Kaninchen erfordert in jedem Fall eine schnelle Behandlung. Da sie zu lebensgefährlichen Komplikationen führen kann, warten Tierärztinnen und Tierärzte meist nicht lange ab, bis sich die Beschwerden bessern, sondern veranlassen unabhängig von der Ursache eine Zwangsernährung. Das Kaninchen erhält dazu einen speziellen Nahrungsbrei durch eine Spritze (ohne Nadel) in das Maul.
Welche weitere Therapie bei einer Fressunlust am besten geeignet ist, richtet sich nach der jeweiligen Ursache:
- Sind Magen-Darm-Erkrankungen der Auslöser, werden diese zunächst behandelt.
- Bei einer Trommelsucht erhält das Kaninchen Schmerzmittel, Massagen und Medikamente, die seine Magen- und Darmtätigkeit verbessern. In manchen Fällen werden die Darmgase mittels einer Magensonde ausgeleitet.
- Sind Entzündungen oder ein Abszess die Ursache der Fressunlust beim Kaninchen, kann ein kleiner operativer Eingriff nötig sein, um den Eiter auszulassen. Auch bekommt das Kaninchen in einem solchen Fall Antibiotika, um die Eiterbakterien zu bekämpfen.
Eine Fressunlust beim Kaninchen kann unter anderem durch Zahnprobleme ausgelöst werden, die eine Behandlung erfordern. Zu lange Zähne etwa schleift die Tierärztin oder der Tierarzt auf ein normales Maß ab.
Sind Infektionen die Ursache der Fressunlust, helfen Wirkstoffe, die die jeweiligen Krankheitserreger bekämpfen:
- Gegen Bakterien wirken Antibiotika.
- Gegen Viren werden Virostatika verordnet.
- Gegen Pilze wirken Antimykotika.
- Gegen Parasiten helfen Antiparasitika.
Die Therapie kann mit einem sogenannten Probiotikum, welches die gesunde Darmflora des Kaninchens fördert, unterstützt werden.
Prognose:
Wie ist die Prognose von Fressunlust beim Kaninchen?
Welche Prognose eine Fressunlust beim Kaninchen hat, richtet sich nach der Ursache des Appetitmangels. Gelingt es, die Ursache zu behandeln, erlangt das Kaninchen meist seinen normalen Appetit wieder und die Prognose ist gut.
Besteht die Fressunlust beim Kaninchen jedoch über eine längere Zeit, sind Komplikationen möglich. Einerseits mangelt es dem Kaninchen schnell an Energie sowie lebenswichtigen Substanzen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Anderseits funktioniert die Verdauung eines Kaninchens nur dann, wenn es häufig faserreiche Nahrung (vor allem Heu) aufnimmt.
Bei einer Fressunlust verstopft der Darm stellenweise. Nahrungsreste vergären, sodass der Bauch sich aufbläht. Ohne Behandlung kann das Kaninchen an einem Kreislaufversagen sterben. Die Tierärztin oder der Tierarzt leitet eine Zwangsernährung des Kaninchens ein, um solche Komplikationen zu vermeiden.
Vorbeugen:
Wie kann man einer Fressunlust beim Kaninchen vorbeugen?
Einer Fressunlust beim Kaninchen lässt sich kaum vorbeugen, da sie viele Ursachen hat. Wichtig ist, dem Kaninchen alles zu bieten, was es für ein gesundes Leben braucht. Dazu zählt eine artgerechte Fütterung und Haltung sowie regelmäßige tierärztliche Kontrolluntersuchungen.
Verdauungsproblemen und einer möglichen Fressunlust beim Kaninchen lässt sich vorbeugen, indem das Kaninchen eine faserreiche Ernährung bekommt. Grundnahrungsmittel für Kaninchen ist Heu, während es getreidehaltige Futtermischungen nur wohldosiert erhalten sollte.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit Fressunlust wichtig zum Tierarzt?
Es ist ratsam, bei einer Fressunlust beim Kaninchen zeitnah eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Zum einen mangelt es dem Kaninchen an Nahrungsenergie, Eiweiß sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Zum anderen ist die Verdauung des Kaninchens bei einer Fressunlust gestört. Im ungünstigen Fall ist eine lebensbedrohliche Trommelsucht beim Kaninchen möglich.
In den meisten Fällen von Fressunlust ist eine Zwangsernährung durch die Tierärztin oder den Tierarzt notwendig, um das Kaninchen wieder aufzupäppeln. In einigen Fällen darf das Tier aber nur kleine Futtermengen erhalten, etwa wenn der Darm verstopft ist. Daher ist es wichtig, das Kaninchen tierärztlich vorzustellen, um die Zwangsfütterung den Umständen anzupassen.
Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R. et al.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. Urban & Fischer, 2014
Dillitzer, N.: Ernährungsberatung in der Kleintierpraxis. Urban & Fischer Verlag, München 2009