Blasensteine beim Kaninchen

Blasensteine beim Kaninchen

Kaninchen im Stall
Kaninchen mit Blasensteinen haben oft Schmerzen und bewegen sich weniger. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Blasensteine beim Kaninchen?

Blasensteine beim Kaninchen sind feste Gebilde, die in der Blase liegen. Blasensteine zählen zu den Harnsteinen (Urolithiasis), welche allerdings auch in den Nieren, in der Harnröhre und im Harnleiter auftreten können.

Es handelt sich um Salze, die zunächst Kristalle bilden, sich im Harn sammeln und zu Steinen zusammensetzen. Beim Kaninchen kommen Harnsteine und Blasensteine häufiger vor, da diese Tiere einen speziellen Kalzium-Stoffwechsel haben.

Blasensteine führen zu ähnlichen Symptomen wie eine Blasenentzündung. Das Kaninchen setzt häufiger und erschwerter Urin ab, die Afterregion kann verschmiert sein und der Urin riecht unangenehm. Blasensteine können aber auch die harnleitenden Wege verstopfen und somit das Wasserlassen bis hin zum Harnverhalt beeinträchtigen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Blasensteine beim Kaninchen?

Die häufigste Ursache für Blasensteine beim Kaninchen sind mineralische Kristalle. Kaninchen bilden häufig Blasensteine – es handelt sich meistens um kalziumhaltige Blasensteine. Kaninchen nehmen aus dem Darm nicht nur das Kalzium auf, das sie für ihren Körper benötigen, sondern die gesamte Menge, die ihnen aus der Nahrung zur Verfügung steht. Der Körper des Kaninchens scheidet das überschüssige Kalzium über die Niere aus.

Bei einem Überangebot an Kalzium können sich Kristalle bilden, die sich zunächst zu Harngrieß und dann zu Steinen zusammenlagern. Ein leichtes Kristallvorkommen im Urin ist normal – der Urin des Kaninchens wirkt häufig etwas trübe. Sind sehr viele Kristalle vorhanden, bildet sich Grieß und schließlich entstehen Harnsteine. Auch der Grieß kann bereits Symptome und Schmerzen beim Kaninchen verursachen. Durch die Reizung der Blasenwand entwickelt sich zusätzlich häufig eine Blasenentzündung.

Somit spielt die Fütterung der Kaninchen eine große Rolle bei der Entstehung von Blasensteinen – oft werden sie mit zu großen Mengen Trockenfutter gefüttert. Heimtier-Spezialisten empfehlen maximal eine Fütterung von einem Esslöffel Trockenfutter pro Kilogramm Körpergewicht des Kaninchens pro Tag. Oft erhalten die Kaninchen zu wenig Feuchtfutter, sodass sie mit der Nahrung weniger Wasser aufnehmen. Zusätzlich ist der Kalziumgehalt in den Futtermitteln meist recht hoch.

Symptome:

Wie macht sich ein Blasenstein bemerkbar?

Blasensteine beim Kaninchen äußern sich oft ähnlich wie Blasenentzündungen. Das Kaninchen hat Probleme, Urin abzusetzen und presst mehr dabei. Der Urin kann in der Farbe verändert sein und unangenehm riechen. In leichten Fällen fällt der Besitzerin oder dem Besitzer oft nur dieser Geruch auf. Häufig sind der Po und die Geschlechtsöffnung verklebt und feucht. Bei Harngrieß können die Beläge teilweise schon außen diese Region verkleben, und der Penis oder die Vagina des Kaninchens ist geschwollen. Die Haut ist häufig entzündet.

Oft urinieren Kaninchen mit Blasensteinen mehrmals in kleinen Mengen oder versuchen vergeblich, Urin abzusetzen. Nicht selten zeigen die Kaninchen deutlich, dass sie sich unwohl fühlen – sie sitzen zusammengekauert und bewegen sich weniger. Auch nehmen sie weniger Futter auf, was bei Kaninchen durch ihr empfindliches Verdauungssystem häufig zu Problemen führt.

In schweren Fällen verhindern Blasensteine, dass der Urin abfließen kann – das Kaninchen kann keinen Urin mehr absetzen und der Urin staut sich zurück. Sogenannte harnpflichtige Stoffe, die der Körper normalerweise ausscheidet, sammeln sich nun im Blut und führen letztendlich zu einer Vergiftung (Urämie). Um dies zu verhindern, ist eine rasche Behandlung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt notwendig.

Diagnose:

Wie werden Blasensteine beim Kaninchen diagnostiziert?

Zur Diagnose von Blasensteinen beim Kaninchen befragt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst den Kaninchenhalter nach den genauen Symptomen, aber auch nach der Haltung und Fütterung des Kaninchens. Dabei ist der Gesamtzustand des Kaninchens wichtig, also ob es ausreichend frisst und sich bewegt und ob Auffälligkeiten wie zum Beispiel Blut im Urin aufgetreten sind.

Bei der körperlichen Untersuchung des Kaninchens sieht sich der Tierarzt die Anal- und Geschlechtsregion des Kaninchens sowie das umliegende Fell an. Außerdem tastet er die Bauchregion ab, wo die Harnblase des Tieres sitzt. Manchmal lassen sich Blasensteine so bereits ertasten.

Von besonderer Bedeutung ist die Urinuntersuchung. Die Urinprobe gewinnt der Tierarzt entweder durch leichten Druck auf die Harnblase oder mithilfe eines Katheters. Wenn kein Urin mehr über die Harnröhre abließen kann, ist es auch möglich, die Harnblase über die Bauchdecke mit einer Kanüle zu punktieren. Meist kontrolliert der Tierarzt den richtigen Sitz der Nadel dann gleichzeitig mit einem Ultraschallgerät.

Mit einem Teststreifen lassen sich kleinste Blutmengen sowie weitere Auffälligkeiten wie Eiweiße und Bakterien im Urin nachweisen. Unter dem Mikroskop erkennt man Kristalle im Harnsediment. Auch eine Blutuntersuchung kann bei der Diagnose von Blasensteinen sinnvoll sein.

Um Blasensteine sicher zu diagnostizieren, kann die Tierärztin oder der Tierarzt den Kaninchenbauch mit einem Ultraschallgerät untersuchen – dadurch werden sowohl Harnsteine als auch Veränderungen an den Organen, zum Beispiel gestaute Harnleiter, sichtbar. Auch im Röntgenbild erkennt man Blasensteine meist deutlich, da sie durch ihren hohen Kalziumgehalt weiß leuchten.

Therapie:

Was tun bei Blasensteinen beim Kaninchen?

Blasensteine sind für das Kaninchen nicht nur sehr schmerzhaft, sondern können auch zu einem gefährlichen Verschluss der Harnblase führen. Deswegen ist eine schnelle Therapie wichtig.

Die Tierärztin oder der Tierarzt behandelt die Blasensteine mit mehreren Maßnahmen:

  • Medikamente: Gegen die Schmerzen, die der Blasenstein beim Kaninchen verursacht, verabreicht der Tierarzt zunächst Schmerzmittel. Sehr häufig besteht in der gereizten Harnblase auch eine Blasenentzündung mit Bakterien, welche mit Antibiotika bekämpft werden.
  • Infusionen und Spülungen: Um Nieren und Blase „durchzuspülen“, erhält das Kaninchen Infusionen mit Flüssigkeit. Harngrieß und kleinste Blasensteine, die durch die Harnröhre passen, können so oft bereits auf natürlichem Wege ausgeschwemmt werden. Der Tierarzt drückt hierzu vorsichtig die gefüllte Blase des Kaninchens aus. Wenn dies nicht gelingt, führt er unter Narkose eine Blasenspülung durch die Harnröhre durch.
  • Operation: Größere Blasensteine und Harnröhrensteine kann das Kaninchen nicht auf normalem Wege ausscheiden – sie sitzen fest. Anders als Menschen, vertragen Kaninchen es nicht, Harnsteine von außen mit Stoßwellen zu zertrümmern; sie können nur mit einer Operation entfernt werden. Bei Häsinnen gelingt dies manchmal auch mit einem Endoskop, meistens muss der Tierarzt jedoch die Harnblase öffnen und den Blasenstein entfernen. Zur Nachbehandlung bekommt das Kaninchen entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente. Was kostet eine OP beim Kaninchen, um Blasensteine zu entfernen? Der Preis für eine Blasenstein-OP variiert je nach Aufwand und der Menge benötigter Medikamente. Deswegen lässt sich kein pauschaler Preis für den Eingriff festlegen. Die behandelnde Tierärztin bzw. der Tierarzt kann den Aufwand im jeweiligen Fall sowie die Kosten aber im Vorfeld ungefähr abschätzen.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Blasensteinen beim Kaninchen?

Früh entdeckte und zeitnah entfernte Blasensteine beim Kaninchen haben eine gute Prognose. Sie sind ein relativ häufiges Phänomen, das Tierärztinnen und Tierärzte meist gut behandeln können. Dies bietet jedoch keine Garantie, dass Blasensteine nicht erneut auftreten; eine sorgfältige Vorbeugung (z.B. mit einer Futterumstellung) ist wichtig.

Große Blasensteine, die nicht behandelt werden, können jedoch die Blase verschließen oder in der Harnröhre stecken bleiben. Dies führt zu einem Harnstau, der lebensgefährlich sein kann! Bringen Sie ein Kaninchen mit Verdacht auf Blasensteine daher auf jeden Fall schnell zur Tierärztin oder zum Tierarzt.

Vorbeugen:

Wie kann man Blasensteinen beim Kaninchen vorbeugen?

Bei der Vermeidung neuer Blasensteine spielt die Ernährung des Kaninchens eine wichtige Rolle. Dadurch ergibt sich die Frage: “Was füttern bei Harngrieß beim Kaninchen?” Blasensteine beim Kaninchen entwickeln sich meistens, weil das Tier über das Futter zu viel Kalzium aufnimmt. Dieser Mineralstoff kann in Niere und Harnblase kristallisieren. Zur Vorbeugung von Blasensteinen ist es deswegen wichtig, dass der Kalziumgehalt im Futter nicht zu hoch ist. Vor allem Trockenfutter mit hohem Luzerne-Anteil („Grünrollis“ und buntes Pressfutter) sind für Kaninchen nur in Maßen gesund. Dies gilt auch für Luzerneheu, Johannisbrot, Petersilie und Kohlrabi-Blätter.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie alle kalziumhaltigen Nahrungsmittel vom Speiseplan des Kaninchens streichen sollten – sonst kann dies zu einem Abbau der Zähne und Knochen führen. Ein guter Leitgedanke ist, dass das Kaninchen seinen Kalziumbedarf in erster Linie über Frischfutter decken sollte und möglichst wenig über gepresstes Trockenfutter.

Bei Kaninchen, die schon einmal einen Harnstein hatten, ist ein hoher Flüssigkeitsanteil in der Ernährung (z.B. durch Salat, Tomate und Gurke) generell besonders wichtig. Meistens trinken Kaninchen nur wenig, sodass Nieren und Harnblase nicht ausreichend „gespült“ werden. Zudem ist es oft hilfreich, kalziumarmes stilles Mineralwasser statt normalem Leitungswasser anzubieten.

Auch ausreichend Bewegung und Gewichtsreduktion bei Übergewicht kann sich positiv auf die Harnsteinbildung auswirken. Manchmal verschreibt die Tierärztin oder der Tierarzt auch spezielle Pasten oder Tabletten, die den Harn des Kaninchens ansäuern. So lässt sich bis zu einem gewissen Grad verhindern, dass das Kalzium kristallisiert und Steine bildet.

Wann zum Tierarzt:

Muss ein Kaninchen mit Blasensteinen zum Tierarzt?

Ein Kaninchen mit Verdacht auf Blasensteine – etwa wenn es Probleme beim Urinieren, Unruhe und eine gekrümmte Körperhaltung zeigt – sollten Sie unbedingt zur Tierärztin oder zum Tierarzt bringen. Die Blasensteine sind nicht nur sehr schmerzhaft für das Tier, sondern können ab einer gewissen Größe auch gefährlich werden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter; Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Erwingmann,A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke, Stuttgart 2016
Gabrisch, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014