Kopfschiefhalten (Schiefhals, Torticollis) beim Kaninchen

Kopfschiefhalten (Schiefhals, Torticollis) beim Kaninchen

Kaninchen
Kopfschiefhalten beim Kaninchen erfordert eine tierärztliche Behandlung. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Kopfschiefhalten (Schiefhals, Torticollis) beim Kaninchen?

Wenn das Kaninchen den Kopf schief hält, ist dies meist das Symptom einer Krankheit. Tierärztinnen und Tierärzte bezeichnen dieses Kopfschiefhalten auch als Torticollis. Im Volksmund ist das Phänomen als Schiefhals oder Sternengucker-Krankheit bekannt.

Das Kaninchen hält seinen Kopf schief, wirkt desorientiert und liegt meist auf der Seite. Schreckt das Tier auf, windet es sich schraubenförmig um seine Körperachse oder läuft im Kreis.

Eine häufige Ursache von Kopfschiefhalten sind Infektionen mit Parasiten oder Bakterien. Oftmals bewirkt eine sogenannte Enzephalito-Zoonose, dass das Kaninchen seinen Kopf schief hält. Dabei handelt es sich um eine Ansteckung mit bestimmten Parasiten, die unter anderem das Gehirn besiedeln. Die Erkrankung bricht vor allem bei abwehrschwachen Kaninchen aus.

Ein Schiefhals erfordert eine umgehende tierärztliche Diagnose und Behandlung.

Ursachen:

Welche Ursachen hat das Kopfschiefhalten beim Kaninchen?

Häufige Ursache eines Schiefhalses sind Parasiten, entweder Toxoplasmen oder der Erreger Enzephalitozoon cuniculi. Sie befallen verschiedene Organe des Kaninchens, unter anderem das Gehirn. Eine Gehirnentzündung führt dann zum Kopfschiefhalten.

Doch es sind auch andere Ursachen eines Schiefhalses möglich, darunter Ohrentzündungen und Nervenschäden, zum Beispiel durch einen Vitaminmangel.

Mögliche Ursachen von Kopfschiefhalten beim Kaninchen sind unter anderem:

  • Infektion mit Parasiten (etwa Enzephalito-Zoonose, Sternengucker-Krankheit, Toxoplasmose oder Wurminfektion des Gehirns)
  • Ohrprobleme, Mittelohr-Entzündung und Innenohr-Entzündung (z.B. durch Ohrräude beim Kaninchen, bakterielle Infektionen wie Pasteurellose oder Listeriose)
  • Pilz- und Hefeinfektionen, die eine Gehirnhaut-Entzündung (Meningitis) beim Kaninchen auslösen.
  • Nervenschäden durch Vergiftungen bei Kaninchen (z.B. durch Insektizide, Kunstdünger, Blei)
  • Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen
  • Gehirnschäden, etwa durch Entzündungen, Schlaganfall, Verletzungen oder einen Gehirntumor beim Kaninchen
  • Das Kaninchen kann sich nicht mehr orientieren, etwa wenn das Gleichgewichtsorgan im Innenohr gestört ist oder wenn das Kaninchen durch eine Hornhaut-Erkrankung schlechter sieht.

Symptome:

Wie äußert sich ein Schiefhals beim Kaninchen?

Genau genommen handelt es sich bei einem Schiefhals selbst um das Symptom einer zugrunde liegenden Krankheit. Das Kaninchen hält den Kopf schief und hat Schwierigkeiten, sich gezielt zu bewegen (Ataxie). Auch ist das Kaninchen besonders schreckhaft und dreht sich schraubenförmig seine eigene Körperachse, wenn es sich erschreckt.

Das Kopfschiefhalten ist, je nach Krankheit, oft von weiteren Symptomen begleitet:

Diagnose:

Wie wird ein Schiefhals beim Kaninchen diagnostiziert?

Suchen Sie umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf, wenn Ihr Kaninchen den Kopf schief hält und weitere Symptome zeigt. Es könnte sich zum Beispiel um eine Gehirnerkrankung oder eine Infektion handeln, die diagnostiziert und dringend behandelt werden muss.

Um die richtige Diagnose zu finden, berichten Sie zunächst, welche Auffälligkeiten Sie beim Kaninchen bemerkt haben und seit wann diese bestehen. Auch ist es wichtig zu erwähnen, ob eventuell andere Kaninchen im Käfig oder Stall ähnliche Symptome zeigen.

Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung des Kaninchens und seiner Ohren. Zur Ohrenuntersuchung setzt die Tierärztin oder der Tierarzt ein Otoskop ein, um in den Gehörgang blicken zu können. Borkenartige Krusten deuten auf einen Milbenbefall hin, ein vorgewölbtes Trommelfell auf eine eitrige Mittelohr-Entzündung.

Eine neurologische Untersuchung, mit der sich Gehirn- und Nervenschäden feststellen lassen, ist ebenfalls sinnvoll. Zudem wird das Kaninchen geröntgt und sein Blut wird im Labor untersucht.

Behandlung:

Wie kann ein Schiefhals beim Kaninchen behandelt werden?

Kopfschiefhalten beim Kaninchen deutet auf eine Krankheit hin, die eine rasche tierärztliche Behandlung erfordert. Welche Therapie geeignet ist, richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Neben Infusionen als allgemeine Maßnahme, verabreichen Tierärztinnen und Tierärzte häufig Vitamin B. Dies soll die Nervenfunktion unterstützen, etwa bei einem Vitaminmangel.

Ist eine Infektion die Ursache der Torticollis, erhält das Kaninchen Medikamente gegen die Erreger, zum Beispiel Antibiotika gegen Bakterien oder ein Anti-Parasiten-Mittel. Bei einer Ohrräude werden Anti-Milben-Mittel eingesetzt. Gegen Entzündungen bekommt das Kaninchen entzündungshemmende Schmerzmittel (wie NSAIDs) oder Kortison.

Wurde das Kopfschiefhalten durch den Parasit Enzephalitozoon cuniculi (Enzephalito-Zoonose) hervorgerufen, ist neben der Behandlung des Kaninchens eine besonders strenge Hygiene wichtig. In seltenen Fällen stecken sich nämlich auch Menschen bei infizierten Kaninchen an, vor allem abwehrgeschwächte Personen.

So ist es unter anderem empfehlenswert, sich nach jedem Kontakt mit dem Kaninchen gründlich die Hände zu waschen und den Käfig häufiger zu reinigen und zu desinfizieren.

Prognose:

Wie ist die Prognose eines Schiefhalses beim Kaninchen?

Welche Prognose ein Schiefhals hat, richtet sich vor allem danach, wodurch das Symptom ausgelöst wurde und ob das Kaninchen eine Behandlung erhält. Geht das Kopfschiefhalten auf eine Ohrentzündung durch einen Milbenbefall (Ohrräude beim Kaninchen) zurück, ist die Prognose meist sehr gut. Anti-Milben-Mittel töten die Ohrmilben gewöhnlich wirksam ab – und die Beschwerden gehen in der Regel zurück. Bei einer Mittelohr-Entzündung und Innenohr-Entzündung des Kaninchens hängt der Verlauf davon ab, ob es gelingt, die Entzündung wirksam zu behandeln.

Liegt dem Kopfschiefhalten jedoch eine schwerere Erkrankung wie Gehirnentzündung zugrunde, ist die Prognose schlechter. Die Behandlung erfolgt oftmals über mehrere Wochen und ist nicht immer erfolgreich. Nicht alle Kaninchen überleben die Entzündung des Gehirns. Manchmal bleiben auch Folgeschäden und ein Schiefhals zurück.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Schiefhals beim Kaninchen vorbeugen?

Einem Schiefhals lässt sich nicht sicher vorbeugen, zumal die Ursachen vielfältig sind. Grundsätzlich ist es wichtig, dem Kaninchen möglichst artgerechte Lebensbedingungen zu bieten, um seine Abwehrkräfte zu stärken.

  • Bieten Sie Ihrem Kaninchen eine faserreiche Ernährung, ausreichend Platz und Freilauf.
  • Reinigen Sie regelmäßig den Kaninchenkäfig und auch das Zubehör wie Wasserspender und Futternäpfe.
  • Achten Sie auf die Gesundheit Ihres Kaninchens. Bei Symptomen ist es wichtig, mit dem Kaninchen eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.
  • Gehen Sie mit einem betroffenen Kaninchen behutsam um, da es durch den Schiefhals besonders schreckhaft ist und sich leicht verletzen kann.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einem Schiefhals zum Tierarzt?

Hält das Kaninchen den Kopf schief, ist immer ein Besuch bei einer Tierärztin oder Tierarzt notwendig. In der Praxis lassen sich die Ursachen für den Schiefhals ermitteln und die passende Behandlung für das Kaninchen finden.

In den meisten Fällen verbessert eine rechtzeitige Behandlung die Chancen, dass das Kaninchen geheilt wird. Das gilt insbesondere für Infektionen, die mit Antibiotika oder anderen Medikamenten behandelt werden. Andernfalls schreitet die Erkrankung (z.B. Ohrentzündung) oftmals weiter fort und das Kaninchen leidet unter den Beschwerden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: Januar 2022)
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Wegler, M.: Kaninchen im Außengehege. Gräfe & Unzer Verlag, München 2015

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. Urban & Fischer, 2014
Beck, W.; Pantchev, N.: Praktische Parasitologie bei Heimtieren. Schlütersche, Hannover 2012