Ohrräude beim Kaninchen

Ohrräude beim Kaninchen

Ohruntersuchung beim Kaninchen
Mit einem Otoskop untersucht die Tierärztin die Ohren des Kaninchens auf Milben. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Ohrräude beim Kaninchen?

Die Ohrräude beim Kaninchen ist eine Infektionskrankheit mit Hautparasiten. Sie ist für Kaninchen ansteckend und kommt bei allen Rassen vor. Genau genommen handelt es sich bei der Ohrräude um einen Milbenbefall mit speziellen Ohrmilben (Psoroptes cuniculi).

Die Ohrmilben siedeln vor allem im Ohrgrund und in den Hautfalten in der Ohrmuschel. Die Parasiten führen zu einer Entzündung des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) beim Kaninchen, können jedoch auch auf andere Körperregionen  übergehen oder zu einem Durchbruch des Trommelfells und somit einer Entzündung des Mittel- oder Innenohrs führen.

Ursachen:

Welche Ursachen hat eine Ohrräude beim Kaninchen?

Ursache der Ohrräude ist, dass das Kaninchen sich mit Milben angesteckt hat. Bei den Erregern handelt es sich um die Milbenart Psoroptes cuniculi. Diese Parasiten sind etwa einen halben Millimeter groß und siedeln vor allem in der Ohrmuschel befallener Kaninchen. Die Milben durchstechen die oberste Hautschicht und ernähren sich von Gewebsflüssigkeit (Lymphe), teilweise auch von Blut.

Ausgewachsene Milben-Weibchen legen Eier ab, aus denen zunächst Larven schlüpfen, die sich nach ihrer Nymphenzeit schließlich zu Milben entwickeln. Dies dauert etwa zwei bis drei Wochen (Entwicklungszyklus).

Kaninchen stecken sich meist durch den direkten Kontakt zu erkrankten Tieren mit der Ohrräude an, teilweise auch über Gegenstände oder Einstreu, auf denen sich die Eier der Milben oder die Milben selbst befinden.

Symptome:

Wie äußert sich eine Ohrräude beim Kaninchen?

Eine Ohrräude beim Kaninchen ist anhand typischer Symptome erkennbar: Auf den Ohren des Kaninchens zeigen sich zunächst krümelige Auflagerungen. Bei der Ohrräude staut sich Ohrenschmalz im Ohr des Kaninchens und vermischt sich mit Sekret. Teilweise ist das betroffene Ohr abgeknickt.

Ist die Ohrräude weiter fortgeschritten, füllen Schmalz und Sekret das gesamte Ohr aus und es bilden sich blätterteigähnliche, braune Borken. Die Kaninchen verspüren Schmerzen bei Berührung am Ohr sowie einen starken Juckreiz. Durch häufiges und starkes Kratzen kann es zu Verletzungen kommen, etwa einem Blutohr beim Kaninchen.

Durch die aufgekratzte Haut dringen oftmals Bakterien in die Wunden ein (Sekundärinfektion), sodass sich das betreffende Ohr beim Kaninchen entzündet (Otitis externa) und eitert.

Bei stark ausgeprägter Ohrräude betreffen die Symptome nicht allein die Ohren des Kaninchens. Dann wandern einzelne Milben in den Bereich von Kopf, Hals und Schultern ab, wo sie sich weiter vermehren. In wenigen Fällen sind sie außerdem am unteren Rücken und im Genitalbereich des Kaninchens zu finden. Durch Kratzen gelangen die Milben außerdem an die Pfoten.

Dringt die Entzündung vom äußeren Ohr ins Mittelohr oder weiter bis ins Innenohr vor, bemerken Sie, dass Ihr Kaninchen häufig den Kopf schüttelt oder schief hält.

In schweren Fällen ruft die Ohrräude weitere Symptome hervor: Stark erkrankte Kaninchen sind erschöpft, bewegen sich kaum noch und magern ab.

Diagnose:

Wie wird eine Ohrräude beim Kaninchen diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Ohrräude untersucht die Tierärztin oder der Tierarzt das betroffene Kaninchen gründlich, insbesondere dessen Ohren. Mit einem speziellen Vergrößerungsglas zur Ohrenspiegelung (Otoskop) lassen sich meist schon die Milben erkennen.

Mit einem Ohrtupfer (Tupferprobe) wird etwas Sekret aus dem Gehörgang des Kaninchens entnommen und mikroskopisch untersucht. Bei einer Ohrräude sind die Milben sowie deren Eier und Larvenstadien in dem Ausstrich der Probe meist deutlich zu erkennen.

Ist das Ohr des Kaninchens stark entzündet, entnimmt die Tierärztin bzw. der Tierarzt oftmals einen weiteren Ohrabstrich, um die Erreger der Entzündung (meist Bakterien) nachzuweisen und im Labor anzüchten zu lassen.

Bei der körperlichen Untersuchung wird zudem auf Besonderheiten wie den Allgemeinzustand des Kaninchens, Fellveränderungen (wie Haarausfall beim Kaninchen) und weitere Entzündungen geachtet.

Behandlung:

Wie kann eine Ohrräude beim Kaninchen behandelt werden?

Zur Behandlung der Ohrräude säubert die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst vorsichtig die Ohren des Kaninchens. Dabei werden Sekret, Ohrenschmalz und nur die locker sitzenden Hautkrusten entfernt. Für die medikamentöse Therapie der Ohrräude sind Wirkstoffe geeignet, die Milben abtöten (Akarizide). Sie werden äußerlich angewendet, etwa als Salbe, Tinktur oder als sogenanntes Spot-on-Präparat.

Sind die Ohren des Kaninchens entzündet, erhält das Tier zudem Antibiotika, welche die Bakterien abtöten oder im Wachstum hemmen. Teilt sich das betroffene Kaninchen das Gehege mit Artgenossen, so müssen auch diese gegen die Ohrmilben behandelt werden.

Die Behandlung der Ohrräude beim Kaninchen erfordert Zeit. Auch zu Hause müssen Sie die entsprechenden Wirkstoffe über einige Wochen bei Ihrem Kaninchen anwenden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Sie die Ohren des Tieres regelmäßig reinigen. Entfernen Sie aber keinesfalls die Krusten, da dies für das Kaninchen schmerzhaft ist und sich das Ohr weiter entzünden kann.

Tragen Sie stattdessen spezielle Wundsalbe auf, dies fördert die Heilung der Ohrräude. Nach wenigen Wochen gehen die Borken vollständig zurück. Hat eine Ohrräude beim Kaninchen zu einem Abszess oder Blutohr geführt, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig sein.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Ohrräude beim Kaninchen?

Eine Ohrräude beim Kaninchen hat in der Regel eine gute Prognose. Wichtig ist jedoch, das Kaninchen gegen die Milben zu behandeln. Bei einer konsequenten Therapie gehen die Beschwerden meist vollständig wieder zurück. Nach einigen Wochen sind die Ohren dann wieder frei von Milben und Borken.

Selbst wenn eine Ohrräude beim Kaninchen zu Entzündungen geführt hat, ist die Prognose bei entsprechender Behandlung gut. Ohne Therapie sind jedoch Komplikationen möglich. So kann sich ein Blutohr oder Abszess beim Kaninchen ausbilden. Auch ist es möglich, dass die Entzündung weiter in das Mittelohr (Mittelohr-Entzündung, Otitis media) oder ins Innenohr (Innenohr-Entzündung, Otitis interna) vordringt.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Ohrräude beim Kaninchen vorbeugen?

Einer Ohrräude lässt sich beim Kaninchen nicht immer vorbeugen. Jedoch können Sie eine Ohrräude durch eine gute Hygiene und artgerechte Tierhaltung teilweise vermeiden. Kaninchen brauchen genügend Platz und regelmäßig Auslauf. Werden sie zu eng gehalten, können sich Milben leicht verbreiten.

Reinigen Sie das Gehege bzw. den Stall regelmäßig gründlich. Neben dem Streuwechsel ist es sinnvoll, von Zeit zu Zeit das gesamte Gehege vollständig einschließlich aller darin vorhandenen Gegenstände mit heißem Wasserzu reinigen – vor allem, wenn Sie bereits Milben oder andere Parasiten entdeckt haben.

Wenn Sie ein neues Kaninchen aufnehmen wollen, empfiehlt es sich, es tierärztlich untersuchen zu lassen, bevor Sie es zu anderen Kaninchen setzen. So lässt sich eine mögliche Ohrräude frühzeitig erkennen – und dem Fall vorbeugen, dass das Kaninchen weitere Tiere im Gehege mit den Milben ansteckt.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit Ohrräude zum Tierarzt?

Wenn Sie eine beginnende Ohrräude bei Ihrem Kaninchen feststellen, ist ein baldiger Tierarzt-Besuch ratsam. Zum Beispiel, wenn sich das Tier häufig am Ohr kratzt oder Sie braune Krusten entdecken.

Auf keinen Fall empfiehlt es sich, eine Ohrräude beim Kaninchen selbst zu behandeln und die Krusten zu entfernen. Dies ist für das Kaninchen zum einen schmerzhaft, zum anderen können sich die Beschwerden ausweiten.

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt stellt die genaue Diagnose und verschreibt die entsprechenden Medikamente, sodass die Ohrräude abheilt.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. München: Urban & Fischer, 2014
Beck, W.; Möbius, S.: Wirksamkeitsstudie zur Effektivität einer Kombination aus Imidacloprid und Moxidectin bei Kaninchen mit Ohrräude. Kleintierpraxis 2006: 51 (5):256–262