Definition:
Was ist eine Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen?
Eine Gebärmutter-Vereiterung ist eine lebensgefährliche Entzündung der Gebärmutter des Kaninchens durch Bakterien. Der medizinische Fachbegriff lautet Pyometra.
Von einer Pyometra sind vor allem ältere Kaninchen betroffen, besonders wenn sie noch nicht geworfen haben. Auslöser sind Bakterien, die durch die Scheide (Vagina) des Kaninchens aufgestiegen sind, oder eine Hormon-Störung. Als Folge bildet sich Eiter im Inneren der Gebärmutter.
In manchen Fällen fließt der Eiter durch die Vagina des Kaninchens aus (offene Pyometra). Ist dagegen der Muttermund verschlossen, sammelt sich der Eiter in der Gebärmutter an (geschlossene Pyometra).
Eine Gebärmutter-Vereiterung ist immer ein Notfall – das betroffene Kaninchen muss schnellstmöglich tierärztlich behandelt werden.
Ursachen:
Welche Ursachen hat eine Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen?
Eine Gebärmutter-Vereiterung hat verschiedene Ursachen. Meist sind Bakterien wie Kolibakterien (E. coli), Pasteurellen oder Listerien die Auslöser einer Pyometra beim Kaninchen. Die Bakterien gelangen in fast allen Fällen durch die Scheide, selten auch über das Blut in die Gebärmutter. Dort finden sie optimale Bedingungen vor und vermehren sie sich.
Die Bakterien sondern Giftstoffe ab (Toxine), die das Gewebe der Gebärmutter angreifen. Das Abwehrsystem des Kaninchens bekämpft die Keime – es entsteht Eiter, der aus abgestorbenen Abwehrzellen, zerstörtem Gewebe und Bakterien besteht.
Ein hohes Alter des Kaninchens begünstigt eine Pyometra. Ebenso erhöhen Veränderungen der Gebärmutter, wie Gebärmutterkrebs oder eine Endometriose (Gebärmutter-Schleimhaut-Wucherung), das Risiko einer Gebärmutter-Vereiterung. Hormonstörungen bei hypersexuellen Weibchen begünstigen ebenfalls eine Pyometra beim Kaninchen, da ihre Gebärmutter teilweise mit Sekret angefüllt ist (Hydrometra, Mukometra).
Auch vorherige Infektionen der Gebärmutter können zu einer Pyometra führen, wenn sich weitere Bakterien in der Gebärmutter des Kaninchens ansammeln (Sekundärinfektion). Abwehrschwache Kaninchen sind ebenfalls anfälliger für eine Pyometra.
Symptome:
Wie äußert sich eine Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen?
Eine Gebärmutter-Vereiterung verläuft beim Kaninchen anfangs meist ohne Symptome. Zu Beginn der Infektion tritt manchmal vermehrt Sekret aus der Scheide aus (Scheidenausfluss, Vaginalausfluss beim Kaninchen), welches sich mit dem Urin vermengt. Dies fällt zunächst meist nicht weiter auf, da der Harn des Kaninchens bei einer frühen Phase der Pyometra lediglich etwas schleimiger als gewöhnlich ist.
Mit zunehmender Eiterbildung zeigen sich dann die typischen Symptome der Gebärmutter-Vereiterung beim Kaninchen: Bei der offenen Pyometra ist der Scheidenausfluss nun stark eitrig und weist eine weißlich-gelbe bis grünliche Farbe auf. Häufig ist das betroffene Kaninchen apathisch und zeigt Fressunlust.
Ist die Gebärmutter verschlossen (geschlossene Pyometra), ist der Urin weiterhin klar und es ist kein Scheidenausfluss sichtbar. Stattdessen schwillt der Bauch des Kaninchens an. Das Tier magert ab und hat Schmerzen.
Diagnose:
Wie wird eine Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen diagnostiziert?
Zur Diagnose einer Gebärmutter-Vereiterung stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst ein paar Fragen. Wichtige Informationen sind zum Beispiel:
- Welche Symptome zeigt das Kaninchen?
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Wie alt ist das Tier?
- Hat es bereits geworfen?
- Bestehen Vorerkrankungen (z.B. Gebärmutter-Erkrankungen)?
Zur genauen Diagnose einer Pyometra wird das Kaninchen gründlich untersucht. So tastet die Tierärztin bzw. der Tierarzt unter anderem den Bauch ab und achtet darauf, ob er geschwollen ist. Zeigt das Kaninchen Schmerzen bei Berührung, kann dies ebenfalls auf eine Gebärmutter-Vereiterung hindeuten.
Die sichere Diagnose einer Gebärmutter-Vereiterung erfolgt durch bildgebende Verfahren, wie eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder eine Röntgen-Untersuchung. Außerdem wird dem Kaninchen Blut für eine Blutuntersuchung entnommen, um zum Beispiel die Entzündungswerte zu bestimmen.
Behandlung:
Wie kann eine Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen behandelt werden?
Eine Gebärmutter-Vereiterung beim Kaninchen erfordert eine sofortige tierärztliche Behandlung – es handelt sich um einen Notfall. Nach der Diagnose einer Pyometra erhält das Kaninchen zunächst Antibiotika, also Wirkstoffe, die Bakterien bekämpfen. Ist der Kreislauf schwach, bekommt es zusätzlich eine Infusion. Anschließend wird das Kaninchen in Narkose gelegt.
Zur Behandlung der Pyometra ist es notwendig, die gesamte Gebärmutter und die Eierstöcke des Kaninchens operativ zu entfernen (Ovariohysterektomie). Nur so und mithilfe von Antibiotika gelingt es, die Eiterbakterien möglichst vollständig zu bekämpfen, bevor sie auf andere Organe übergehen.
Da das Kaninchen während der Operation viel Flüssigkeit verliert, erhält es nach der Operation weitere Infusionen und unter Umständen auch eine Zwangsernährung.
Prognose:
Wie ist die Prognose einer Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen?
Die Prognose einer Gebärmutter-Vereiterung beim Kaninchen richtet sich danach, ob die Entzündung rechtzeitig behandelt wird. Sobald sich Symptome wie veränderter Urin beziehungsweise Scheidenausfluss zeigen, ist es notwendig, mit dem Kaninchen sofort eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.
Gelingt es, die Gebärmutter und die Eierstöcke umgehend zu entfernen und restliche Bakterien mit einem Antibiotikum zu behandeln, ist die Prognose einer Pyometra gut. Die Operation stellt jedoch für das Kaninchen ein gewisses Risiko dar, vor allem, wenn es bereits geschwächt ist.
Ohne eine rechtzeitige Behandlung ist die Prognose einer Gebärmutter-Vereiterung beim Kaninchen ungünstig. Dies gilt vor allem dann, wenn das Tier bereits geschwächt ist. Gelangen die Eiterbakterien bei einer offenen Pyometra durch die Scheide in die Harnröhre, können sie die Harnwege aufsteigen und zu Entzündungen führen (zum Beispiel zu einer Blasenentzündung beim Kaninchen).
Gehen die Bakterien ins Blut über, droht eine Blutvergiftung (Sepsis). Bei einer geschlossenen Pyometra besteht zusätzlich das Risiko, dass die Entzündung durch die Gebärmutter in den Bauchraum des Kaninchens bricht und die Eiterbakterien das Bauchfell besiedeln. Dann kann es neben der Gebärmutter-Vereiterung zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) mit einer ungünstigen Prognose kommen.
Vorbeugen:
Wie kann man einer Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) beim Kaninchen vorbeugen?
Einer Gebärmutter-Vereiterung lässt sich schwer vorbeugen. Allgemein ist es wichtig, dem Kaninchen eine artgerechte Ernährung und Haltung zu bieten, damit es gesund bleibt. Bewegung durch ausreichend Auslauf stärkt das Abwehrsystem des Tieres.
Wer sich außerdem täglich mit seinem Kaninchen beschäftigt, bemerkt Veränderungen wie schleimig-eitrigen Urin oder Fressunlust des Kaninchens frühzeitig. So lässt sich eine Pyometra rechtzeitig erkennen und behandeln – und damit Komplikationen vorbeugen.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Kaninchen mit einer Gebärmutter-Vereiterung (Pyometra) zum Tierarzt?
Wenn Sie den Verdacht auf eine Gebärmutter-Vereiterung haben (z.B. einen gelblichen Ausfluss aus der Scheide Ihres Kaninchens bemerken), suchen Sie umgehend eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik auf. Bei einer Pyometra handelt es sich um einen Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert.
Wichtig ist, sich regelmäßig mit seinem Kaninchen zu befassen und auf mögliche Veränderungen zu achten. Wenn Sie eitrigen Urin, einen verhärteten Bauch oder ähnliche Symptome feststellen, ist ein sofortiger Tierarzt-Besuch erforderlich.
Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
McGavin, D.M.; Zachary, J.F.: Pathologie der Haustiere. Urban & Fischer Verlag, München 2009
Lane, D.R.; Cooper, B.: Veterinary Nursing. Elsevier Health Sciences, Philadelphia 2003