Arthritis (Gelenkentzündung) beim Pferd

Arthritis (Gelenkentzündung) beim Pferd

Pferd auf Wiese
Ausreichend Auslauffläche ist wichtig für die Gelenke des Pferdes. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Arthritis beim Pferd?

Eine Arthritis beim Pferd ist eine Entzündung eines Gelenks. Sie kann durch viele Ursachen entstehen. So werden Gelenkentzündungen beispielsweise durch falsche Belastungen des Pferdes oder Fehlstellungen der Gliedmaßen hervorgerufen. Andere Ursachen einer Arthritis sind Infektionen und Verletzungen.

Jede Arthritis kann sich in eine degenerative Gelenkerkrankung verändern. Durch die Entzündung wird das Gelenk so stark geschädigt, dass es zum Gelenkverschleiß (Arthrose beim Pferd) kommt.

Die Behandlung der Gelenkentzündung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Aufgrund der Schmerzen und möglicher Gelenkschäden ist eine rasche tierärztliche Arthritis-Therapie sehr wichtig.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Arthritis beim Pferd?

Eine Arthritis entsteht durch vielfältige Ursachen. Hierzu zählen unter anderem:

Traumatische Arthritiden: Sie sind auf eine oder mehrmalige Verletzungen des Pferdes zurückzuführen. Hierbei entzündet sich die innere Gelenkwand oder die Gelenkkapsel. Bei der Verletzung kann sich das Pferd das Gelenk verstauchen oder es kommt zu einem Knochenbruch im Gelenk oder zu einem Riss von Gelenkstrukturen (z.B. der Menisken).

Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden drei Typen von traumatischen Gelenkentzündungen:

1. Typ 1: Entzündung des Gelenks, ohne dass der Knorpel oder Bänder zerstört sind (beispielsweise eine Verstauchung)

2. Typ 2: Schwerere Verletzung, bei welcher der Knorpel oder andere wichtige Strukturen des Gelenks mit betroffen sind (Knochenbrüche im Gelenk, Meniskus-Verletzungen)

3. Typ 3: Degenerative Gelenkerkrankung (Arthrose beim Pferd): Nach der Verletzung bleiben starke Schäden am Gelenk zurück, das Gelenk ändert seine ursprüngliche Form und büßt seine Funktion ein.

Infektiöse Arthritiden: Dringen Krankheitserreger in das Gelenk ein, kommt es zu einer infektiösen Arthritis. Das Pferd kann sich äußerlich verletzt haben und die schädlichen Keime sind über die Wunde in das Gelenk vorgedrungen. Auch kann es bei einer tierärztlichen Behandlung am Gelenk passieren, dass Erreger über eine Spritze in das Gelenk des Pferdes eingebracht werden (iatrogen).

Idiopathische Synovialitis oder Gelenkgalle: Durch zu hartes Training bei jungen Pferden, durch angeborene Fehlstellungen oder durch mangelnden oder fehlerhaften Beschlag kann sich eine sogenannte idiopathische Synovialitis ausbilden. Dabei sammelt sich vermehrt Flüssigkeit im Gelenk an (Gelenkerguss). Diese Gelenkerkrankung kommt oft im Fesselgelenk vor, vor allem, wenn das Fesselgelenk des Pferdes etwas steiler steht.

Symptome:

Wie äußert sich eine Arthritis beim Pferd?

Eine Arthritis bereitet dem Pferd meist Schmerzen. Durch die Entzündung ist das betroffene Gelenk geschwollen, überwärmt und unbeweglicher.

Folgende Symptome treten unter anderem bei den verschiedenen Formen einer Gelenkentzündung auf:

  • Das Pferd belastet die Gliedmaßen nicht mehr gleichmäßig, es verkürzt oder verlängert bestimmte Schrittphasen und schont das betroffene Bein. Das Pferd lahmt.
  • Das Gelenk kann geschwollen sein und schmerzen.
  • Oftmals ist das Gelenk wärmer als gewöhnlich.
  • Das Pferd kann das Gelenk nicht mehr normal bewegen – es ist entweder zu stark beweglich (instabil) oder es ist in seiner Bewegung eingeschränkt.
  • Das Tier fühlt sich unwohl, versucht sich zu schonen und ist nicht mehr normal belastbar.

Diagnose:

Wie wird eine Arthritis beim Pferd diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Arthritis sind verschiedene Untersuchungen nötig. Zunächst beobachten Tierärztinnen und Tierärzte das Pferd im Schritt, Trab und gegebenenfalls Galopp (Ganganalyse). Sie lassen sich das Pferd vorführen, manchmal sogar vorreiten oder longieren. Dann tasten sie die Beine und Gelenke ab. Besonders achten sie darauf, ob das Pferd an einer Stelle schmerzhaft reagiert und ob bestimmte Gelenke geschwollen, druckempfindlich oder wärmer als gewöhnlich sind.

Um zu beurteilen, ob die Gelenke normal beweglich sind, führen Tierärztinnen und Tierärzte sogenannte Beugeproben durch: Sie beugen ein Bein des Pferdes eine Zeit lang und lassen das Pferd dann erneut vorlaufen. Diese Provokation des Gelenks hebt kleinere Schwächen hervor und macht deutlich, welches Gelenk erkrankt ist.

Eine andere Untersuchung bei Arthritis sind sogenannte diagnostische Injektionen: Hierfür erhält das Pferd ein örtliches Betäubungsmittel an bestimmte Nerven der Gliedmaße. Ist die schmerzhafte Stelle durch die Injektion betäubt, lahmt das Pferd weniger und man weiß nun, welches Gelenk die Ursache für die Schmerzen ist.

Um die inneren Gelenkstrukturen beurteilen zu können, sind Röntgen-Untersuchungen und eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) hilfreich. Aus dem Gelenk kann die Tierärztin oder der Tierarzt etwas Gelenkflüssigkeit (Synovia) entnehmen und sie im Labor untersuchen lassen.

Auch eine Computertomografie oder Magnet-Resonanz-Tomografie kann zur weiteren Diagnose einer Arthritis beim Pferd sinnvoll sein. Einige Spezialkliniken führen Szintigrafien durch, um die Ursache für eine Lahmheit beim Pferd zu diagnostizieren.

Behandlung:

Wie kann eine Arthritis beim Pferd behandelt werden?

Eine Arthritis wird abhängig von der Ursache, die die Entzündung hervorgerufen hat, behandelt. Bei einer Gelenkentzündung, die durch eine Verletzung entstanden ist, reicht es oftmals, das Gelenk zunächst zu schonen. Zusätzlich kann eine physikalische Therapie helfen, zum Beispiel Anwendungen mit kaltem oder warmem Wasser, oder eine Physiotherapie (Krankengymnastik).

Das Pferd erhält Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Nichtsteroidale Antiphlogistika und Kortison). Diese bekommt es über das Futter oder als Spritze. Manchmal spritzt die Tierärztin oder der Tierarzt die Mittel auch direkt in das betroffene Gelenk.

Bei Knochenbrüchen sowie Verletzungen der Menisken und Bänder als Ursache der Arthritis, ist unter Umständen eine Operation nötig. Je nach Verletzung, erfolgt der Eingriff mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) oder als offene Operation (Arthrotomie).

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Arthritis beim Pferd?

Die Prognose einer Arthritis beim Pferd hängt stark davon ab, wodurch sie verursacht wurde und wie weit sie fortgeschritten ist. Die beste Prognose haben Gelenkentzündungen, die erst seit kurzer Zeit bestehen, schnell erkannt und behandelt werden und bei denen keine weitreichenden Verletzungen im Gelenk auftreten.

Die Prognose für eine komplette Heilung des Gelenks ist schlechter, je älter die Arthritis und je stärker die Verletzung der inneren Gelenkstrukturen ist.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Arthritis beim Pferd vorbeugen?

Eine Arthritis entsteht aus den verschiedensten Gründen. Um einer Arthritis vorzubeugen, ist es ratsam, das Pferd nicht hart und ungleichmäßig zu trainieren, vor allem in jungem Alter. Auch ein guter Beschlag schützt die Gelenke.

Achten Sie außerdem darauf, dass in der näheren Umgebung des Pferdes keine spitzen und gefährlichen Gegenstände liegen, an denen sich das Pferd verletzen könnte. Ansonsten fördert eine pferdegerechte Haltung mit ausreichend Auslauf und einer ausgewogenen Ernährung die Gesundheit des Pferdes und hält seine Gelenke gesund.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Arthritis zum Tierarzt?

Eine Gelenkentzündung macht sich durch verschiedene Symptome bemerkbar. Arthritis ist ein Überbegriff für alle entzündlichen Erkrankungen am Gelenk – sie kann entstehen, wenn das Pferd sich verletzt oder falsch belastet, sowie durch Infektionen.

Es ist ratsam, ein Pferd, das lahmt oder Schmerzen zeigt, einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die Ursache für die Lahmheit festzustellen und zu behandeln. Je länger das Pferd eine Arthritis „verschleppt“, desto eher kann es zu bleibenden Schäden des Gelenks, wie einer Arthrose (Gelenkverschleiß), kommen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Mülling, Chr. et al.: Atlas der Anatomie des Pferdes. Schlütersche 2013

Stashak, T.: Adam´s Lahmheiten der Pferde. M. & H. Schaper, Hannover, 2008