Definition:
Was ist eine Futterallergie beim Pferd?
Bei einer Futterallergie oder Futtermittel-Allergie reagiert der Körper des Pferdes auf bestimmte Bestandteile des Futters. Die Allergie äußert sich vor allem an der Haut und am Magen-Darm-Trakt des Pferdes.
Das Pferd leidet unter einem Juckreiz des gesamten Körpers (generalisierter Pruritus), der unabhängig von der Jahreszeit auftritt. Es können Hautveränderungen, wie allergische Quaddeln auftreten. Durch das Kratzen und Knabbern entstehen weitere Hautverletzungen und Papeln oder Pusteln. Auch Durchfälle kommen bei einer Futterallergie beim Pferd vor.
Die Bezeichnung Futterallergie ist im Grunde genommen etwas ungenau: Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden eine allergische Reaktion von einer Unverträglichkeit. Bei der Allergie im eigentlichen Sinne reagiert das Immunsystem des Pferdes zu stark auf bestimmte Bestandteile des Futters. Bei der Unverträglichkeit (wie einer Stoffwechselstörung oder einem Enzymmangel) verträgt das Pferd Bestandteile des Futters nicht, sein Immunsystem ist dabei aber nicht beteiligt.
Eine Futterallergie festzustellen, ist oftmals nicht einfach. Zunächst schließt der Tierarzt oder die Tierärztin andere Erkrankungen aus, die ähnliche Symptome hervorrufen können, wie beispielsweise Hautparasiten. Dann können Sie eine sogenannte Ausschlussdiät (Eliminationsdiät) durchführen: Hierbei muss Ihr Pferd über einen Zeitraum von mehreren Wochen ein bestimmtes Diätfutter fressen. Alle anderen Zusätze oder Leckerlis sind in diesem Zeitraum nicht gestattet. Bessern sich die Symptome, kann man davon ausgehen, dass eine Futterallergie vorliegt.
Ursachen:
Was sind die Ursachen einer Futterallergie beim Pferd?
Bei einer Futterallergie beim Pferd reagiert der Körper des Pferdes auf bestimmte Bestandteile des Futters. Unter einer reinen Futterallergie verstehen Tierärztinnen und Tierärzte eine allergische Reaktion: Das Immunsystem des Pferdes reagiert überempfindlich auf eigentlich ungefährliche Bestandteile des Futters, was Reaktionen der Haut oder des Magen-Darm-Trakts hervorruft.
Eine Futtermittel-Unverträglichkeit fasst weitere Erkrankungen zusammen. Dabei findet keine eigentliche Reaktion des Immunsystems statt, vielmehr verträgt der Körper die Bestandteile des Futters aus anderen Gründen nicht. Aus der Humanmedizin ist beispielsweise die Laktose-Intoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) ein bekanntes Beispiel für eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit.
Bei Pferden ist die Futterallergie oder Futterunverträglichkeit noch eine recht neue Krankheit. Es wird angenommen, dass hauptsächlich die Eiweiße (Proteine) im Futter die Symptome auslösen. Aber auch Getreidearten können eine Futterallergie auslösen. Es ist nicht bekannt, dass Tiere einer bestimmten Rasse, eines Geschlechts oder in einem bestimmten Alter vermehrt an einer Futterallergie erkranken.
Symptome:
Wie äußert sich eine Futterallergie beim Pferd?
Eine Futterallergie beim Pferd kann zu Symptomen der Haut oder des Magen-Darm-Trakts führen. Manchmal treten auch beide Anzeichen gleichzeitig auf. Die Hautreaktion ist durch Juckreiz und allergische Quaddeln (Urtikaria) gekennzeichnet. Das Pferd kratzt, schubbert und knabbert an seiner Haut. Dadurch schädigt es die Haut weiter und es bilden sich Papeln und Pusteln. Die Haut kann entzündete und verkrustete Stellen aufweisen. Auch Haarausfall (Alopezie) beim Pferd kommt bei einer Futterallergie vor.
Zudem kann der Verdauungstrakt des Pferdes auf Futtermittel allergisch oder unverträglich reagieren. Die Symptome treten alleine oder gemeinsam mit den Hautproblemen auf. Durchfall, weicher Kot oder Blähungen beim Pferd sind die häufigsten Symptome im Magen-Darm-Bereich bei einer Futterallergie.
Diagnose:
Wie wird eine Futterallergie beim Pferd diagnostiziert?
Eine Futterallergie beim Pferd zu diagnostizieren, stellt eine Herausforderung für den Tierarzt oder die Tierärztin dar. Zunächst ist es notwendig, alle anderen möglichen Ursachen für die Symptome auszuschließen, beispielsweise einen Befall mit Parasiten wie Milben oder Läusen. Der Befall mit Madenwürmern (Oyxuren) ruft ähnliche Symptome wie bei einer Futterallergie hervor. Auch eine Atopie (Neigung zu allergischen Reaktionen) sowie eine Überempfindlichkeit gegenüber Insektenbissen äußern sich mit gleichen Beschwerden.
Die einzige bis heute sichere Methode, um eine Futterallergie beim Pferd festzustellen, ist die Ausschlussdiät (Eliminationsdiät). Hierbei füttert der Besitzer oder die Besitzerin eine speziell tierärztlich verordnete Diät, die frei von den wahrscheinlich unverträglichen Bestandteilen ist. Eine gute Eliminationsdiät setzt sich aus einer einzigen Eiweiß- und einer einzigen Kohlenhydrat-Quelle zusammen, die das Pferd bis dahin bestenfalls noch nicht gefressen hat. Diese Eliminationsdiät muss über mehrere Wochen bis Monate durchgeführt werden (meist acht bis zwölf Wochen). Bessern sich die Symptome, so ist es wahrscheinlich, dass eine Futterallergie Ursache der Beschwerden war. Meist kommt es innerhalb von vier bis sechs Wochen zu einer ersten Besserung der Symptome.
Um bestimmte Allergene nachzuweisen, auf die das Pferd reagiert, können Allergie-Tests durchgeführt werden. Im Fall einer Futterallergie beim Pferd ist ihre Zuverlässigkeit jedoch nicht wissenschaftlich gesichert.
Behandlung:
Wie kann eine Futterallergie beim Pferd behandelt werden?
Um eine Futterallergie beim Pferd zu behandeln, passt der Tierarzt oder die Tierärztin die Fütterung an. Nachdem andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen wurden, lässt sich durch eine Ausschlussdiät (Eliminationsdiät) feststellen, dass das Pferd an einer Futterallergie leidet. Eine Eliminationsdiät ist eine spezielle Diät, bei der das Pferd nur wenige Eiweiß- und Kohlenhydrat-Quellen erhält. In diesem Zeitraum, meist über acht bis zwölf Wochen, darf das Pferd keine anderen Futtermittel zu sich nehmen. Kommt es darunter zu einer Besserung der Symptome, ist eine Futterallergie wahrscheinlich.
Nun füttern Sie Ihrem Pferd in Rücksprache mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin immer neue Futterbestandteile in bestimmten Abständen hinzu. Auf diese Weise lässt sich der unverträgliche Futterbestandteil feststellen. Das Pferd erhält sein weiteres Leben lang eine ausgewogene spezielle Nahrung, in welcher der unverträgliche Futterbestandteil nicht enthalten ist.
Prognose:
Wie ist die Prognose einer Futterallergie beim Pferd?
Die Prognose einer Futterallergie beim Pferd ist schwer zu beurteilen, da der Verlauf individuell sehr unterschiedlich ist. Außerdem sind Futterallergien beim Pferd noch nicht sehr bekannt. Bei anderen Tierarten ist die Prognose einer Futterallergie in der Regel gut, wenn es gelingt, die unverträglichen Futterbestandteile auszumachen und sie bei der Fütterung zu vermeiden.
Vorbeugen:
Wie kann man einer Futterallergie beim Pferd vorbeugen?
Einer Futterallergie beim Pferd lässt sich nicht vorbeugen. Vielmehr ist es wichtig, im Falle einer diagnostizierten Futtermittel-Allergie die auslösenden Bestandteile des Futters wegzulassen, um Beschwerden des Pferdes zu vermeiden.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Pferd mit Futterallergie zur Tierarzt-Praxis?
Die Symptome einer Futterallergie beim Pferd sind Hautreaktionen und Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall. Für diese Symptome gibt es viele verschiedene Ursachen, daher ist es empfehlenswert, einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate zu ziehen.
Weiterführende Informationen
Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2022
Quellen:
Meyer, H.: Pferdefütterung. Enke 2014
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Kühn, A.: et al.: Tierallergien. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, 2017
Kentucky Equine Research, Logas, D.: Food allergy in the horse – a dermatologist´s view. Florida 2009