Genickbeule (Bursitis nuchalis) beim Pferd

Genickbeule (Bursitis nuchalis) beim Pferd

Pferd auf der Wiese
Eine Bursitis nuchalis kann entstehen, wenn das Pferd sich den Genickbereich anschlägt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Genickbeule beim Pferd?

Bei einer Genickbeule sind die Schleimbeutel (Bursae) im Genick verdickt und geschwollen. Der medizinische Fachbegriff lautet Bursitis nuchalis.

Auf dem ersten und zweiten Halswirbel liegen im Genick des Pferdes Schleimbeutel auf. Über diese Schleimbeutel verläuft der Nackenstrang (Ligamentum nuchae), welcher die Wirbel des Rückens und Halses miteinander verspannt. Durch eine Entzündung schwellen die Schleimbeutel an. Die Schwellung erscheint durch den darüber laufenden Nackenstrang zweigeteilt.

Die Genickbeule ist in der Anfangsphase der Entzündung warm, schmerzhaft und geschwollen. Zum Teil bilden sich Abszesse beim Pferd, die aufplatzen können. Die Pferde halten ihren Kopf gesenkt und vermeiden es, den Kopf zu bewegen. Nach der entzündlichen Phase kann sich die Bursitis zurückbilden und sich eine chronischen Entzündung entwickeln. Die Wände des Schleimbeutels sind dann dicker und mit Gewebsflüssigkeit gefüllt. Der Fachbegriff hierfür lautet Bursahygromen.

Eine Bursitis nuchalis kann entstehen, wenn das Pferd sich den Genickbereich anschlägt, beispielsweise unter der Krippe, wenn es sich überschlägt oder beim Reißen eines Hindernisses. Auch zu enge Halfter oder Zäumungen können das Genick quetschen und zu einer Bursitis nuchalis beim Pferd führen. Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren eine Genickbeule anhand der Symptome und Untersuchungen wie einer Röntgen-Untersuchung oder Ultraschall-Untersuchung.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Genickbeule beim Pferd?

Eine Genickbeule entsteht durch eine Quetschung des Genicks. Die Pferde schlagen sich das Genick beispielsweise an der Krippe an, wenn sie sich überschlagen, oder beim Einreißen eines Hindernisses. Die Schleimbeutel und die Haut des Genicks werden dabei gequetscht.

Auch ein zu enges Halfter oder eine enge Zügelung des Pferdes scheuern an der Genickstelle. Die Haut entzündet sich und die Entzündung kann sich auf tiefere Gewebsbereiche ausbreiten. Anfangs ist die Bursitis nuchalis schmerzhaft, die Schwellung ist warm und man kann unter der Haut Flüssigkeit ertasten (fluktuierend). Ist die Bursitis infiziert, das heißt von Bakterien befallen, so bildet sich oftmals ein Abszess beim Pferd (pyogene Bursitis). Dieser Abszess platzt entweder von alleine auf oder er muss tierärztlich in einem kleinen Eingriff entfernt werden.

In seltenen Fällen sind Genickbeulen beim Pferd auf Einstichverletzungen zurückzuführen. Eine Brucellose (Infektion mit Brucellen, bestimmten Bakterien) kann ebenfalls eine Bursitis auslösen. Die Nutzvieh-Bestände in Deutschland gelten heute jedoch als frei von Brucellose. In schweren Fällen einer Bursitis nuchalis beim Pferd reicht die Entzündung tief und betrifft auch das Nackenband und den Knochen (Periostitis).

Symptome:

Wie äußert sich eine Genickbeule beim Pferd?

Eine Genickbeule äußert sich durch eine Schwellung im Genickbereich, die typischerweise durch das Nackenband (Ligamentum nuchae) zweigeteilt erscheint. Die Pferde vermeiden es häufig, den Kopf zu heben, oftmals setzen sie das Kinn auf Futterkrippen ab. Manchmal ist auch nur eine Seite des Genicks geschwollen.

Je nach Ursache der Schwellung, ist sie schmerzhaft, warm und mit Flüssigkeit beziehungsweise Eiter gefüllt (Abszess beim Pferd). Der Abszess kann aufplatzen und schleimige, gelbliche Flüssigkeit tropft dann aus dem Genick. Oftmals sind die Lymphgefäße des Pferdes bei einer Genickbeule stärker hervorgetreten und unter der Haut sichtbar.

Bei schweren Entzündungen ist das Allgemeinbefinden des Pferdes stark beeinträchtigt: Es ist ruhig, hat Fieber und zeigt, dass es sich unwohl fühlt, beispielsweise frisst es weniger.

Ist die akute Entzündung abgeklungen, kann eine Genickbeule beim Pferd in ein chronisches Stadium übergehen. Die Schwellung ist dann nicht mehr so groß und warm, die Schleimbeutel haben jedoch verdickte Wände und sind noch mit Flüssigkeit gefüllt.

Diagnose:

Wie wird eine Genickbeule beim Pferd diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren eine Genickbeule anhand der Symptome und weiterführender Untersuchungen. Sie untersuchen das Pferd gründlich und stellen fest, inwieweit die Genickbeule das Allgemeinbefinden des Pferdes beeinträchtigt. Wichtig zu wissen ist, ob das Pferd einen Unfall hatte oder mit irgendetwas zusammengestoßen ist.

Dann untersucht die Tierärztin oder der Tierarzt die Genickstelle genauer. Manchmal ist es nötig, die Beule zu punktieren, also mit einer Nadel in die Beule zu stechen und Flüssigkeit daraus zu entnehmen. So lässt sich feststellen, ob sich mit Bakterien infizierter Eiter in der Genickbeule befindet oder nicht.

Um Knochenbrüche oder Absprengungen der Wirbel auszuschließen und um zu sehen, ob der Knochen von der Entzündung betroffen ist, eignet sich eine Röntgen-Untersuchung. Auch eine Ultraschall-Untersuchung kann wichtige Hinweise bei einer Genickbeule liefern. In Spezialkliniken wird manchmal eine Computertomografie zur Diagnose der Genickbeule durchgeführt.

Behandlung:

Wie kann eine Genickbeule beim Pferd behandelt werden?

Tierärztinnen und Tierärzte behandeln Genickbeulen entsprechend ihrer Ursache. Prinzipiell raten sie dazu, die Pferde frei in der Box zu halten, ohne jegliche Belastung durch ein Halfter. Liegt eine sogenannte aseptische Bursitis oder ein Bursahygrom vor – das heißt, die Beule ist auf eine Verletzung ohne Beteiligung mit Bakterien zurückzuführen –, so erhält das Pferd entzündungshemmende Medikamente. Manchmal wird die Genickbeule punktiert, um die Flüssigkeit zu entnehmen und um Kortison (ein stark entzündungshemmendes Mittel, z.B. Prednisolon) in die Beule zu verabreichen.

Ist die Genickbeule beim Pferd infiziert – das heißt Bakterien sind beteiligt und es bildet sich Eiter –, so entscheiden sich Tierärztinnen und Tierärzte oftmals zu einer Operation. Zusätzlich verabreichen sie dem Pferd Schmerzmittel und Antibiotika. In der Operation eröffnen sie die Eiteransammlung (Abszess beim Pferd) und tragen die entzündeten Gewebsareale ab. Oftmals legen sie Tamponaden in die Wunde ein, damit die Wundflüssigkeit in den ersten Tagen nach der Operation ablaufen kann.

Bei einer Genickbeule ist es manchmal notwendig, Teile des Nackenbands mit zu entnehmen (Nackenstrang-Resektion), wenn das Nackenband ebenfalls entzündet und geschädigt ist (Nackenstrang-Nekrose). Das Nackenband stützt den Kopf und Hals des Pferdes, indem es die Wirbel miteinander verspannt.

Wurden Teile des Nackenbands entfernt, ist diese Stützfunktion in den ersten Tagen nach der Operation nicht mehr vorhanden – die Pferde halten den Kopf tief oder legen ihn auf. Sie müssen daher gezielt vom Boden gefüttert und in den ersten Tagen intensiv überwacht werden. Die übrige Halsmuskulatur ist in der Lage, die Stützfunktion des Nackenbands zu übernehmen. Die gesamte Heilung dauert jedoch mehrere Wochen oder Monate.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Genickbeule beim Pferd?

Die Prognose einer Genickbeule beim Pferd hängt stark davon ab, wie ausgeprägt die Entzündung ist, wie lange sie besteht und welche weiteren Strukturen betroffen sind. Oftmals sind mehrere Behandlungen notwendig, um eine komplette Heilung zu erreichen.

Bei einer septischen Bursitis – das heißt einer Genickbeule, die sich infiziert hat – ist oftmals das Nackenband mit betroffen. Durch eine Operation gelingt es häufig, dass die Pferde ihre Einsatzfähigkeit wiedererlangen. Eine lange Heilungsdauer und mehrere Behandlungen sind jedoch oft notwendig. Bei schwerwiegenden Verläufen ist die Prognose für eine komplette Heilung ungünstiger.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Genickbeule beim Pferd vorbeugen?

Einer Genickbeule lässt sich in einigen Fällen vorbeugen. Als Ursachen für eine Bursitis nuchalis beim Pferd sind unter anderem nicht passende Halfter und Zäumungen bekannt. Es ist daher ratsam, darauf zu achten, dass die Ausstattung das Pferd nicht im Genick quetscht.

Auch Prellungen im Genick führen zu Genickbeulen. Diese sind natürlich nur bedingt vermeidbar. Achten Sie auf einen artgerechten und ungefährlichen Bau der Futterkrippen. Minimieren Sie auch auf der Koppel und der Weide die Verletzungsmöglichkeiten.

Beim Anbinden und im Stall können sich die Pferde ebenfalls anstoßen – ein stressfreier Umgang und ausreichend Platz beim Handling vermeiden Gefahrensituationen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Genickbeule zum Tierarzt?

Bei einer Genickbeule hat das Pferd ein geschwollenes Genick, oftmals ist die Stelle schmerzhaft und warm. Das Pferd hebt seinen Kopf ungern. Die Genickbeule beeinträchtigt das Allgemeinbefinden des Pferdes stark und kann zu Fieber führen.

Es ist notwendig, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die Ursache für die Schwellung zu diagnostizieren und zu behandeln. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Bursitis nuchalis verbessert die Prognose für Ihr Pferd deutlich.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung:
Februar 2022

Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Mülling, Chr. et al.: Atlas der Anatomie des Pferdes. Schlütersche 2013