Milben beim Vogel

Milben beim Vogel

Der Befall mit Parasiten wie Milben beim Vogel kann zu Feder- und Hautveränderungen führen. Dem Besitzer fällt oftmals zunächst Unruhe und vermehrtes Putzen bei seinem Vogel auf. Das Gefieder ist glanzlos und struppig, zum Teil sind Schäden an den Federn erkennbar (sogenannte „Fraßspuren“).
Wellensittiche
Von Milben befallene Vögel putzen sich oftmals häufiger.  Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Milben beim Vogel?

Milben sind Parasiten. Der Befall mit Milben kann zu Feder- und Hautveränderungen beim Vogel führen. Zunächst fällt auf, dass der Vogel unruhig ist und sich vermehrt putzt. Das Gefieder ist glanzlos und struppig, zum Teil sind Schäden an den Federn erkennbar (sogenannte Fraßspuren).

Es gibt verschiedene Parasiten, die Vögel befallen. Milben kommen häufig beim Vogel vor. An Milbenarten unterscheidet man die Federmilbe, die Vogelmilbe, die Räudemilbe und die Luftsackmilbe.

Federmilben leben an der Federfahne, dem Federbalg oder in den Federkielen selbst. Sie halten sich immer auf dem Vogel auf (permanente Parasiten) und ernähren sich von anfallenden Gewebesubstanzen.

Räudemilben (Knemidocoptes pilae) befallen häufig Wellensittiche – sie leben an allen hornreichen Regionen, also dem Schnabel, der Wachshaut, den Augenlidern, der Kloake und den Beinen. Die Milben sind nur auf dem Vogel anzutreffen. Es gibt auch eine Räudemilben-Art, die vor allem die Beine des Vogels befällt (Knemidocoptes mutans).

Die rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) ist ein nicht permanent auf dem Vogel lebender Parasit. Tagsüber zieht sich die rote Vogelmilbe in alle möglichen Winkel der Umgebung zurück, nachts krabbelt sie auf den Vogel und ernährt sich von dessen Blut.

Die Luftsackmilbe (Sternostoma tracheacolum) ist im Gegensatz zu den anderen Milbenarten ein Parasit, der im Inneren der Vögel lebt. Oftmals sind Finken und Prachtfinken befallen. Die Luftsackmilbe kann den gesamten Atmungstrakt des Vogels befallen, das heißt von der Nase bis zu den Lungen und Luftsäcken. Die höchste Besiedlung ist in der Luftröhre und dem Bauch-Luftsack zu finden.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für Milben beim Vogel?

Federmilben beim Vogel werden durch direkten Kontakt oder nach intensiver Berührung mit betroffenen Federn übertragen. Räudemilben leben in den hornhaltigen Regionen der Vögel – dem Schnabel, der Wachshaut, den Augenlidern, der Kloake und den Beinen. Sie verursachen eine Schnabelveränderung, die ein schwammartiges Aussehen hervorruft. Die Vögel stecken sich mit den Milben durch Schnabelfütterung an – die Eltern infizieren ihre Nestlinge. Oftmals zeigen die Vögel lange keine Symptome. In Phasen von Stress, wie durch Krankheit, Überbesetzung oder Fehlernährung, kann die Erkrankung dann ausbrechen.

Die rote Vogelmilbe ist in der Natur oftmals in verlassenen Vogelnestern oder in Baumrinden zu finden. Sie befällt Vögel aktiv, indem sie von den Nestern abwandert, oder sie wird durch die Vögel übertragen. Die rote Vogelmilbe kann auch den Menschen und andere Säugetiere als Wirt nutzen.

Vögel übertragen die Luftsackmilbe direkt, wenn sie sich gegenseitig füttern oder auch indirekt durch Futter und Wasser. Oftmals erkranken Tiere, die kurz vorher aus Zoohandlungen stammen, oder auf Ausstellungen oder Vogelbörsen waren.

Symptome:

Wie äußern sich Milben beim Vogel?

Der Befall mit Milben beim Vogel kann Feder- und Hautveränderungen hervorrufen. Der Besitzerin oder dem Besitzer fällt oftmals zunächst Unruhe und vermehrtes Putzen bei seinem Tier auf. Bei den Federmilben sind Federflecken (Flecken auf dem glanzlosen Gefieder) und kleine Löcher zu sehen. Zusätzlich kann eine Hautentzündung auftreten, da die Milben die Haut reizen.

Räudemilben verändern die hornhaltigen Gebiete der Vögel, die Hornhaut wird schwammartig und grau-gelblich. Die Bohrgänge der Milben sind als kleine Löcher erkennbar. Zunächst beginnen die Veränderungen häufig am Schnabelrand, breiten sich dann über den gesamten Schnabel und auch auf die Augen, die Kloake und den Ständer aus. Die Zehen und der Schnabel verändern im späteren Krankheitsverlauf ihre Form. Der Vogel kann unter den Veränderungen stark leiden.

Die rote Vogelmilbe stört das Allgemeinbefinden der Tiere erheblich. Sie entziehen den Vögeln Blut, was vor allem bei Jungtieren und auch bei brütenden Tieren schwere Folgen, bis hin zum Tod, haben kann. Von diesen Milben befallene Vögel sind unruhig und kratzen sich ständig. Die Haut kann verändert und entzündet sein. Gerade in Geflügelbeständen sorgt der Befall mit Milben für finanzielle Einbußen. Die Lege- oder Mastleistung geht zurück und es kommt zu Todesfällen.

Luftsackmilben befallen den Atmungstrakt des Vogels und bilden Schleim. Die Erkrankung verläuft über einen längeren Zeitraum. Zunächst fällt auf, dass der Vogel weniger singt. Es treten vermehrt Atemgeräusche auf – vor allem bei Belastung pfeift und knackst der betroffene Vogel. Oftmals bricht er und schüttelt den Kopf, das Würgen klingt relativ trocken. Der Befall mit Milben kann so stark sein, dass die Vögel schlecht Luft bekommen und in Extremfällen sogar sterben.

Diagnose:

Mikroskop
Unter dem Mikroskop sind die Milben sichtbar. Foto: vetproduction

Wie werden Milben beim Vogel diagnostiziert?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt erkennt einen Befall mit Milben beim Vogel an unterschiedlichen Symptomen. Federmilben lassen sich durch die typischen Flecken auf den Federn erkennen oder mit einer Lupe oder einem Mikroskop identifizieren.

Auch die Veränderungen beim Vogel durch einen Befall mit Räudemilben sind oft typisch, sodass erfahrene Tierärztinnen und Tierärzte sie in der Regel erkennen. Durch ein Hautgeschabsel lassen sich die Milben unter dem Mikroskop definitiv nachweisen.

Ein Befall mit der roten Vogelmilbe lässt sich mittels weißen Klebebands an der Sitzstange oder durch weiße Tücher im Käfig nachweisen. Nachts sind die Milben aktiv und morgens sind sie als rötliche (vollgesaugte Milbe) oder graue (noch nicht vollgesaugte Milbe) Punkte unter dem Mikroskop erkennbar.

Bei einem Befall mit der Luftsackmilbe lässt sich anhand der Beschwerden des Vogels eine Verdachtsdiagnose stellen. Die Vögel singen weniger, sie würgen und oftmals atmen sie mit lauten Geräuschen. Eine definitive Diagnose ist schwierig, da die Milben sich im Inneren des Atemtrakts aufhalten. Mit einer Lupe sind sie als x-ähnliche schwerfällig bewegliche Parasiten erkennbar.

Behandlung:

Wie können Milben beim Vogel behandelt werden?

Milben beim Vogel werden entsprechend der Milbenart behandelt. Bei der Federmilbe hilft oftmals ein Spot-On-Präparat, in den Nacken des Vogels geträufelt (z.B. Ivermectin).

Räudemilben ersticken durch tägliches Betupfen mit Paraffinöl – eine alleinige Behandlung mit Paraffinöl dauert jedoch oftmals sehr lange und ist nicht immer erfolgreich. Tierärztinnen und Tierärzte verordnen daher häufig den Wirkstoff Fipronil, der auf die betroffenen Stellen getupft wird. Eine mehrfache Behandlung ist notwendig. Ebenso ist Ivermectin als Spot-On-Präparat möglich.

Die Behandlung der roten Vogelmilbe ist äußerst langwierig. Die Milbe kann 30 Wochen ohne Kontakt mit dem Vogel überleben und verkriecht sich in kleine Ritzen und Spalten, die schwer zugänglich sind. Die Vögel und ihre Umgebung werden mit einem Mittel gegen Parasiten behandelt, beispielsweise Ivermectin. Da die Milben sich zurückziehen, ist es notwendig, eine komplette Sanierung der Einrichtung vorzunehmen, um einen Wiederbefall zu verhindern.

Vögel, bei denen der Verdacht besteht, dass sie mit Luftsackmilben befallen sind, erhalten ein Spot-On-Präparat in den Nacken. Bei stark befallenen Vögeln vergehen oft einige Tage, bis sich die Symptome bessern. Oftmals ist eine mehrfache Behandlung notwendig.

Es ist ratsam, den erkrankten Vogel zu schonen. Eine unterstützende Therapie mit Vitaminpräparaten und eine Wärmetherapie ist bei einem geschwächten Allgemeinbefinden sinnvoll.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Milben beim Vogel?

Die Prognose von Milben beim Vogel hängt von der Milbenart ab. Ein Befall mit der Federmilbe ist prognostisch gut zu heilen. Ebenso ist die Heilungschance gut, wenn die Vögel mit der Räudemilbe befallen sind.

Haben die Milben den Schnabel oder die Beine des Vogels allerdings schon stark verändert, bleiben diese Veränderungen bestehen. Die Vögel können bei einem starken Befall mit Milben auch schon geschwächt sein.

Die Behandlung eines mit der roten Vogelmilbe befallenen Vogels ist schwieriger, bei konsequenter Therapie aber ebenfalls gut. Der Befall mit der Luftsackmilbe ist prognostisch als günstig einzustufen, wenn sich eine Wiederansteckung verhindern lässt und wenn die Tiere noch keine starken Beschwerden haben.

Vorbeugen:

Wie kann man Milben beim Vogel vorbeugen?

Milben beim Vogel lassen sich durch verschiedene Maßnahmen vorbeugen. Ein Befall mit Federmilben lässt sich vermeiden, indem neue Tiere im Bestand intensiv tierärztlich untersucht werden. Falls Milben vorliegen, sind alle Vögel in einer Voliere mit dem verschriebenen Mittel zu behandeln. Versuchen Sie zudem, den Kontakt zu Wildvögeln zu unterbinden und für den Nestbau nur spezielles Material anzubieten.

Die roten Vogelmilben leben oftmals in verlassenen Vogelnestern. Es ist also ratsam, leere Vogelnester in der Hausumgebung zu beseitigen und Tauben den Zugang zu Dachböden zu verwehren. Es ist empfehlenswert, betroffene Bereiche gründlich zu reinigen und in Beständen zum Teil sogar vorbeugend Mittel gegen die rote Vogelmilbe einzusetzen.

Die Luftsackmilbe fällt bei betroffenen Vögeln nicht sofort auf – Beschwerden können auch sehr spät auftreten. Daher ist es ratsam, Vögel, die aus dem Zoofachhandel stammen oder Ausstellungen und Börsen besucht haben, vorbeugend mit einem Mittel gegen Milben zu behandeln.

Auch die Hygiene der Trinknäpfe (z.B. häufiges Spülen und Auswechseln) ist äußerst wichtig.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit Milben zum Tierarzt?

Vögel, die mit Milben befallen sind, zeigen verändertes Gefieder, unruhiges Verhalten, Unwohlsein und – beim Befall mit der Luftsackmilbe – Probleme bei der Atmung und Würgen. Die Räudemilben können den Schnabel stark verändern und deformieren.

Es ist ratsam, einen Vogel, der diese Krankheitsanzeichen zeigt, einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen. In der Praxis lässt sich feststellen, um welche Milben es sich handelt. Je früher die Vögel behandelt werden, desto besser ist ihre Prognose.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.: https://www.tieraerzteverband.de/smile/smile-tiergesundheit/voegel.php (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Gylstorff, I. et al.: Vogelkrankheiten. UTB, 1998