Definition:
Was sind Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel?
Bei einer Verrenkung (medizinisch: Luxation) sind die gelenkbildenden Knochen verschoben, sodass die Gelenkfunktion und Beweglichkeit des Vogels gestört sind.
Verrenkungen werden manchmal von Bänder-, Sehnen- oder Kapselschäden begleitet oder durch diese ausgelöst. Eine Verrenkung kann verschiedene Gelenke des Vogels betreffen, zum Beispiel das Kniegelenk, Hüftgelenk oder Handwurzelgelenk.
Eine Verrenkung beim Vogel ist ein Notfall.
Ursachen:
Was sind die Ursachen für Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel?
Verschiedene Ursachen führen bei Vögeln zur Verrenkung eines Gelenks. Bleibt ein Vogel zum Beispiel irgendwo hängen, ist es möglich, dass er sich das Hüftgelenk ausrenkt. Dies kann auch passieren, wenn man den Vogel falsch und zu grob anfasst.
Weitere Ursachen für Luxationen sind Verletzungen, bei denen das Gelenk des Vogels überlastet wird. Papageien und Sittiche verrenken sich häufig die Kniegelenke und Zehengelenke, bei Ziervögeln wie Sittichen ist eher das Hüftgelenk betroffen.
Symptome:
Wie äußern sich Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel?
Eine Verrenkung äußert sich in der Regel dadurch, dass der Vogel das luxierte Gelenk nicht mehr belastet oder dass die betroffene Gliedmaße herunter hängt. Diese kann zudem verdreht sein.
Ist zum Beispiel das Handwurzelgelenk des Vogels verrenkt, so steht ein Teil des Flügels (Handschwingen) einseitig ab und ist nach außen verdreht. Ist das Hüftgelenk oder Kniegelenk luxiert, versucht der Vogel, das entsprechende Bein zu entlasten.
Bei einer Luxation des Ellenbogengelenks hängt der betroffene Flügel schlaff herunter.
Diagnose:
Wie werden Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel diagnostiziert?
Tierärztinnen und Tierärzte erkennen eine Verrenkung beim Vogel meist anhand der Symptome, zum Beispiel an der unnatürlichen Haltung des Beins oder Flügels. Vorsichtig tasten sie den Körper des Vogels ab.
In einigen Fällen reiben die betroffenen Knochen infolge der Fehlstellung aneinander und erzeugen ein knirschendes Geräusch. Um die Diagnose einer Verrenkung abzusichern und um einen Knochenbruch auszuschließen, wird der Vogel in der Regel geröntgt.
Behandlung:
Wie können Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel behandelt werden?
Eine Verrenkung beim Vogel sollte so schnell wie möglich behandelt werden, da sich bereits nach wenigen Tagen Bindegewebe in dem betroffenen Gelenk bildet. Dieses kann ein späteres Einrenken deutlich erschweren oder sogar unmöglich machen.
In der Regel renkt die Tierärztin oder der Tierarzt das verletzte Gelenk des Vogels unter Narkose wieder ein. Bei kleineren Vögeln gestaltet sich das Einrenken aufgrund der Größenverhältnisse unter Umständen schwierig. Befinden sich die Knochen wieder in der richtigen Position, erhält der Vogel einen Verband. Dieser soll verhindern, dass das Gelenk erneut luxiert.
Weiterhin empfiehlt es sich, den Vogel für einige Wochen gesondert in einem kleinen Käfig zu halten. Zusätzlich lässt sich das Gelenk durch eine spezielle Physiotherapie trainieren.
Ist die Luxation beim Vogel schon älter und haben sich bereits Ablagerungen im Gelenk gebildet, muss der Vogel unter Umständen operiert werden. Eine Operation ist vielfach auch dann notwendig, wenn der Vogel neben der Verrenkung weitere Verletzungen, zum Beispiel einen Bänderriss oder einen Knochenbruch, aufweist.
Prognose:
Wie ist die Prognose von Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel?
Die Prognose einer Verrenkung beim Vogel hängt vom Ausmaß der Verletzung ab und davon, wie schnell das Tier behandelt wird. Bereits wenige Tage nach einer Luxation bilden sich im betroffenen Gelenk Ablagerungen, die ein Einrenken später erheblich behindern können. In diesem Fall kann der Vogel bleibende Schäden zurückbehalten.
Wird die Verrenkung jedoch schnell genug behandelt, heilt diese unter entsprechender Pflege zumeist nach einigen Wochen aus. Dabei ist es wichtig, das betroffene Gelenk ausreichend lange ruhigzustellen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es erneut luxiert.
Vorbeugen:
Wie kann man Verrenkungen (Luxationen) beim Vogel vorbeugen?
Durch eine artgerechte und vorsichtige Handhabung Ihres Vogels können Sie einer Verrenkung vielfach vorbeugen. Zudem ist es ratsam, darauf zu achten, dass der Vogel im Käfig oder während eines Freiflugs nirgendwo hängen bleiben kann.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Vogel mit einer Verrenkung (Luxation) zum Tierarzt?
Eine Verrenkung beim Vogel sollte immer als Notfall angesehen werden, da es schon nach wenigen Tagen zu Ablagerungen in dem betroffenen Gelenk kommt. Diese können ein Einrenken des Gelenks unmöglich machen.
Sollte Ihr Vogel also zum Beispiel einen hängenden Flügel haben oder eine Schonhaltung einnehmen, empfiehlt es sich, umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen.
Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Biol. Ulrike Ibold
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Fehr, M. , Gabrich, K., Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Kaleta, E.F., Krautwald-Junghanns, M.-E. (Hrsg.): Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, Stuttgart 2010