Federrupfen beim Vogel

Federrupfen beim Vogel

Wellensittiche
Vögel, die Kontakt zu Artgenossen haben, rupfen sich seltener die Federn aus. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Federrupfen beim Vogel?

Als Federrupfen beim Vogel bezeichnet man das Rupfen des Gefieders. Je nachdem, ob sich der Vogel die Federn selbst ausrupft oder einem Artgenossen, unterscheidet man zwischen Selbstrupfen und Fremdrupfen.

Federrupfen ist eine der häufigsten Verhaltensstörungen bei Ziervögeln.

Ursachen:

Warum rupfen sich Vögel?

Federrupfen beim Vogel ist eine Verhaltensauffälligkeit, die mehrere Ursachen haben kann. Ziervögel sind intelligente Tiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten. Sie brauchen daher den Kontakt zu Artgenossen. In isolierter Einzelhaltung ohne soziale Kontakte fängt der Vogel schnell an, sich zu langweilen.

Dies kann zur Folge haben, dass er seinen Putztrieb verstärkt, um sich zu beschäftigen. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, kann sich aus dem gesteigerten Putztrieb ein Putzzwang entwickeln. Dabei putzt sich der Vogel wund und beginnt, sich die Federn auszureißen.

Doch nicht nur Einzelhaltung kann Federrupfen beim Vogel hervorrufen. Auch ungünstige Paarkonstellationen, zum Beispiel gleichgeschlechtliche Paare, artfremde Tiere sowie die Kombination aus einem geschlechtsreifen Tier mit einem noch nicht geschlechtsreifen Jungtier, können beim Vogel Stress auslösen und somit zu Federrupfen führen.

Weitere mögliche Ursachen für Federrupfen beim Vogel sind:

  • Ein zu kleiner Käfig
  • Fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten
  • Mangelnde Umwelteinflüsse
  • Zu wenig Bewegung
  • Schlechtes Klima mit trockener Luft
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Eine zu enge Mensch-Tier-Bindung
  • Zu starke Änderungen des Umfelds, zum Beispiel ständiger Standort-Wechsel des Käfigs.

Neben den aufgeführten Faktoren gibt es weitere, nicht psychisch bedingte Ursachen für Federrupfen beim Vogel, beispielsweise bakterielle Infektionen, ein Pilzbefall oder Allergien.

Symptome:

Wie äußert sich Federrupfen beim Vogel?

Das Federrupfen beim Vogel äußert sich durch angeknabberte, abgeknickte, ausgerissene Federn und kahle Stellen im Gefieder. Häufig sind auch abgebrochene Federreste sichtbar. Neben den Schwung- und Schwanzfedern sind vor allem die Bereiche an Bauch, Brust und an den Beinen betroffen.

Da sich der Vogel in den meisten Fällen selbst die Federn rupft, sind die Federn rund um den Kopf intakt. Lediglich beim Fremdrupfen durch einen anderen Vogel kann es zu kahlen Stellen am Kopf kommen.

Eine Nebenerscheinung des Federrupfens beim Vogel sind kleine Hautverletzungen, die auch bluten können. Wenn über die offenen Stellen Krankheitserreger in die Haut eindringen, sind Hautinfektionen die mögliche Folge. Das wiederum verstärkt den Putztrieb des Vogels, sodass er sein Gefieder noch intensiver putzt – es entsteht ein Kreislauf.

Bei lang anhaltendem und immer wiederkehrendem Federrupfen können zudem die Federfollikel, also die Stellen in der Haut, aus denen die Federn wachsen, dauerhaft geschädigt sein, sodass keine Federn mehr nachwachsen.

Diagnose:

Federn
Weil Federrupfen beim Vogel eine Verhaltensauffälligkeit ist, lässt sich diese Störung langfristig nur durch geänderte Haltungsbedingungen beeinflussen. Foto: vetproduction

Wie wird Federrupfen beim Vogel diagnostiziert?

Federrupfen lässt sich anhand des typischen Erscheinungsbilds erkennen: Das Gefieder zeigt kahle Stellen, abgeknickte Federn und gegebenenfalls Wunden. Jedoch ist beim Selbstrupfen das Gefieder an den Stellen, die der Vogel nicht erreichen kann, intakt. 

Helfen Sie der Tierärztin oder dem Tierarzt, die Ursache für die Verhaltensstörung ausfindig zu machen. Berichten Sie etwa von den Haltungsbedingungen und möglichen Stressfaktoren Ihres Vogels.

Treten zusätzlich Juckreiz, Rötungen oder Entzündungen auf, nimmt die Tierärztin oder der Tierarzt eine kleine Haut- und Federprobe und untersucht diese unter dem Mikroskop. Auf diese Weise lässt sich eine Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten als Ursache des Federrupfens beim Vogel diagnostizieren.

Behandlung:

Was tun, wenn sich der Vogel rupft? 

Zunächst versorgen Tierärztinnen und Tierärzte die Wunden, die durch das Federrupfen beim Vogel entstanden sind. Abgeknickte oder abgeknabberte Federn müssen sie ziehen, damit neue, gesunde Federn nachwachsen können. Bei besonders hartnäckigen Fällen oder bei größeren Wunden verschafft ein Halskragen aus Kunststoff kurzfristig Linderung, bis sich neue, weiche Unterfedern (Daunen) gebildet haben.

Viele Besitzerinnen und Besitzer fragen sich: “Was kann man gegen Federrupfen tun?” Weil Federrupfen beim Vogel meist eine Verhaltensauffälligkeit ist, lässt sich diese Störung langfristig nur durch geänderte Haltungsbedingungen beeinflussen.

Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten behandelt die Tierärztin oder der Tierarzt mit entsprechenden Medikamenten, zum Beispiel mit Salben oder Tinkturen, die Mittel gegen Bakterien (Antibiotika), Anti-Pilz-Mittel (Antimykotika) oder Mittel gegen Parasiten (Antiparasitika) enthalten.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel Federn rupft?

Bei Vögeln, die sich selbst die Federn ausrupfen, ist die Prognose individuell unterschiedlich. Manche Tiere reagieren bereits positiv auf Veränderungen der Umgebung, zum Beispiel durch neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder einen größeren Käfig.

Doch auch soziale Kontakte sind sehr wichtig, vor allem bei Tieren, die bisher in sozialer Isolation gelebt haben. Hier hat sich eine sogenannte Vergesellschaftung mit Artgenossen bewährt. Bei jungen Tieren, die sozialverträglich sind und sich noch gut auf Artgenossen einstellen können, ist die Prognose besser als bei älteren Tieren, die auf Artgenossen und Veränderungen unter Umständen mit Stress reagieren.

Vorbeugen:

Wie kann man Federrupfen beim Vogel vorbeugen?

Je artgerechter die Tierhaltung, desto besser lassen sich Verhaltensstörungen wie Federrupfen beim Vogel vorbeugen. Ziervögel sind keine Einzelgänger, sondern fühlen sich nur in Gruppen wohl. Daher ist es dringend ratsam, Vögel nie in Einzelhaltung, sondern immer mindestens zu zweit zu halten.

Wichtig dabei ist, dass es sich bei den Tieren um dieselbe Art handelt, beide Tiere ein unterschiedliches Geschlecht haben und möglichst gleich alt sind. Bei Gruppenhaltung in einer Voliere sollte ausreichend Platz zur Verfügung stehen. Die Empfehlung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sieht vor, dass die Unterkunft für einen Großpapagei mindestens zwei Meter Länge, einen Meter Breite und einen Meter Höhe umfasst.

Sorgen Sie außerdem für eine abwechslungsreiche Inneneinrichtung des Käfigs oder der Voliere, damit keine Langeweile bei Ihrem Vogel aufkommt. Verschiedene Beschäftigungsangebote wie Ketten, Äste, Kletterseile, Nistmaterial und Gegenstände zur aktiven Futtersuche eignen sich besonders.

Für schwache und rangniedere Vögel empfiehlt sich ein spezieller Schutzraum, in den sich die Tiere zurückziehen können.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel zum Tierarzt, wenn er Federn rupft?

Wenn Sie Federrupfen bei Ihrem Vogel beobachten, ist es sinnvoll, eine Tierarzt-Praxis aufzusuchen. Die Tierärztin oder der Tierarzt kann infektiöse Ursachen ausschließen beziehungsweise erkennen und behandeln. Zudem erhalten Sie wertvolle Tipps für eine artgerechte Haltung Ihres Vogels.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2022
Quellen:
Universität Zürich: Federrupfen bei Papageien. https://www.tierspital.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-d7fd-9ce9-ffff-ffffe4c3a542/Federrupfen_Papagei.pdf (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.: Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000