Kolik beim Pferd

Kolik beim Pferd

Ein Pferd mit einer Kolik hat starke Schmerzen. Foto: Pixabay.com

 

Definition:

Was sind Koliken beim Pferd?

Als Kolik bezeichnet man Krankheiten, meist im Magen-Darm-Trakt, bei dem das betroffene Pferd Schmerz und Unbehagen zeigt. Einige erkrankte Tiere schwitzen vermehrt, legen sich hin, wälzen sich, andere stehen ruhig und strecken den Kopf nach vorne oder bewegen sich im Gegenteil viel mehr. Sie drehen den Kopf zum Bauch. Als Symptom einer schweren Kolik verharren einige Tiere beim Hinlegen in ungewöhnlichen Positionen, beispielsweise bleiben sie auf dem Rücken liegen.

Eine Kolik kann durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden. Magen- und Darmerkrankungen führen, ebenso wie Erkrankungen der Leber und Galle oder der Harn- und Geschlechtsorgane, zu den Beschwerden. Eine Kolik ist manchmal sogar Anzeichen einer lebensbedrohlichen Erkrankung sein. Daher ist es notwendig, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu rufen, um die Ursache feststellen und behandeln zu lassen. Manchmal muss das Pferd in eine Tierklinik, vor allem wenn Magen- oder Darmerkrankungen vorliegen, die eine Operation erfordern.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Koliken beim Pferd?

Eine Kolik kann durch verschiedene Erkrankungen hervorgerufen werden. Meist sind dies Magen-Darm-Erkrankungen. Pferde neigen aufgrund der besonderen Anatomie ihres Verdauungstrakts zu Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich. So kann das Tier sich nicht im üblichen Sinne erbrechen, und der relativ kleine Magen ist schnell überfüllt (Magenüberladung).

Auch sind Pferde-Därme relativ beweglich befestigt, und das sogenannte Gekröse, an welchem die Därme befestigt sind, ist sehr lang. Dadurch können die Därme sich leichter verdrehen oder einklemmen.

Folgende Ursachen für eine Kolik sind unter anderem bekannt:

  • Spastische Kolik
  • Blähungen (Meteorismus )
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Darmverlegung
  • Magenüberladung
  • Darmeinklemmungen (sog. Hernien, beispielsweise Hernia foraminis omentalis, Hernia spatii renolienalis)
  • Darmverdrehungen, Gekröseverdrehungen
  • Darmeinschiebung (sog. Darminvagination)
  • Kolik durch eine Thrombose (Blutgerinnsel)
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Bauchfell-Entzündung (Peritonitis)
  • Befall mit Parasiten (z.B. Stongylus vulgaris)
  • Darmverletzungen der Stute bei der Geburt

Neben Magen-Darm-Problemen rufen auch Erkrankungen von Leber, Galle, Haut, Harn- und Geschlechtsorganen und Hufen, Infektionserkrankungen sowie Wasser- oder Futtermangel ähnliche Symptome wie eine Kolik hervor. Auch die Fütterung des Pferdes kann mit der Entstehung einer Kolik in Zusammenhang stehen.

Symptome:

Wie äußert sich eine Kolik beim Pferd?

Eine Kolik kann sich mit schwachen Symptomen bis zu starken Schmerzen äußern. Als erste Hinweise zeigt das Pferd etwa deutliche Anzeichen von Unwohlsein – manche Tiere stehen ruhig und strecken den Kopf nach vorne, andere bewegen sich mehr, trippeln hin und her, scharren mit den Hufen und wälzen sich. Oft sind die Pferde verschwitzt. Bei sehr schmerzhaften Koliken wirft sich das Pferd ungeachtet der Umgebung auf den Boden und versucht sich zu wälzen, um dem Schmerz zu entgehen.

Des Weiteren kann der Kreislauf durch die Kolik beeinträchtigt sein; der Puls ist beispielsweise beschleunigt, das Pferd atmet schneller und flacher. Manchmal nehmen betroffene Tiere sehr ungewöhnliche Körperstellungen ein, um dem Schmerz entgegenzuwirken – zum Beispiel setzen sie sich auf die Hinterbeine („hundesitzartige Stellung“), bleiben auf dem Rücken liegen oder drücken den Rücken durch („sägebockartige Stellung“). Einige betroffene Pferde drehen den Kopf häufiger zum Bauch. Meist verweigern die Tiere das Futter.

Die Stärke der Symptome einer Kolik geht nicht immer mit der Gefahr der Erkrankung einher: Leichte Koliken können bereits ein Anzeichen für schwerwiegende Krankheiten, wie beispielsweise das Absterben von Darmgewebe (Darmnekrose) sein, während andererseits schwere Kolik-Symptome auch bei leichten Darmkrämpfen auftreten können. Es ist in jedem Fall notwendig, einen Tierarzt oder eine Tierärztin zur weiteren Abklärung und Behandlung zu Rate zu ziehen, da eine Kolik grundsätzlich ein Notfall ist.

Diagnose:

Heu
Abwechslungsreiches und unverdorbenes Futter kann einer Kolik beim Pferd vorbeugen. Foto: vetproduction

Wie werden Koliken beim Pferd diagnostiziert?

Um eine Kolik zu diagnostizieren, erkundigt sich der Tierarzt bzw. die Tierärztin zunächst nach den genauen Beschwerden und den Umständen. Besonders interessiert ihn bzw. sie die Fütterung des Tieres.

Anschließend wird das Pferd gründlich untersucht. Kreislauf, Pulsfrequenz und Atemfrequenz liefern wichtige Hinweise auf den Schweregrad der Erkrankung. Der Tierarzt bzw. die Tierärztin hört mit dem Stethoskop den Bauch und die Darmgeräusche ab.

Je nach dem Ergebnis der ersten Diagnostik kann der Tierarzt weitere Untersuchungen durchführen, um die Herkunft und Schwere der Koliken festzustellen. Manchmal schiebt er eine Nasen-Schlund-Sonde, um Gas aus dem Magen abzuleiten und die Struktur des Futterbreis im Magen zu beurteilen.

Eine rektale Untersuchung liefert mögliche Hinweise auf die Herkunft und den Schweregrad der Kolik. Dabei führt der Tierarzt die Hand und den Arm in den Enddarm des Pferdes ein, um Drehungen, Anschoppungen, Aufgasungen und Einstülpungen des Darms zu beurteilen. Auch eine Blutuntersuchung kann zur Diagnose einer Kolik sinnvoll sein.

Ziel dieser Untersuchungen ist es, die Ursache und den Schweregrad der Kolik zu bestimmen, um dann entscheiden zu können, ob eine konservative Therapie – das heißt Behandlung mit Medikamenten – ausreicht, oder ob die Einweisung in eine Tierklinik notwendig ist, um das Pferd gegebenenfalls zu operieren.

Behandlung:

Wie können Koliken beim Pferd behandelt werden?

Der Tierarzt bzw. die Tierärztin behandelt eine Kolik je nach der auslösenden Ursache und dem Schweregrad. Bei leichten Koliken reichen Medikamente aus, zum Beispiel entkrampfende Medikamente (wie Buscopan), Schmerzmittel (beispielsweise Metamizol) und Infusionen. Teilweise rät der Tierarzt oder die Tierärztin gleichmäßige und langsame Bewegungen an.

Ob und welche weiteren Maßnahmen zur Behandlung von Koliken erfolgen, hängt vom Zustand des Pferdes ab. Leidet das Tier beispielsweise unter starken Blähungen (Meteorismus), kann die medizinische Fachkraft eine Nasen-Schlund-Sonde schieben oder mit einer Nadel den Blinddarm punktieren, um Gase abzulassen. Eine Verstopfung (Obstipation) wird mit abführenden Mitteln behandelt.

Bei schweren Koliken kann eine Einweisung in eine Tierklinik notwendig sein. So ist zum Beispiel bei Verlegungen des Darms durch Fremdkörper, Darmeinklemmungen (Hernien), Gekröseverdrehungen, Darmverdrehungen oder Darmeinschiebungen (Darminvagination) eine Operation erforderlich.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Koliken beim Pferd?

Die Prognose hängt davon ab, welchen Ursprung die Kolik hat und welcher Behandlung sie bedarf. Leichte Darmkrämpfe haben eine gute Prognose. Koliken, bei denen die Darmfunktion stark beeinträchtigt und bei denen der Kreislauf des Tieres schon stark geschwächt ist, sind für das Pferd gefährlicher. Die Prognose ist umso besser, je früher der Ursprung durch einen Experten oder eine Expertin festgestellt und behandelt wird.

Vorbeugen:

Wie kann man Koliken beim Pferd vorbeugen?

Es gibt viele Ursachen für eine Kolik beim Pferd – einigen lässt sich durch Vorsichtsmaßnahmen vorbeugen, andere sind nicht vermeidbar. Eine artgerechte und regelmäßige Fütterung des Pferdes ist ratsam – zu viel Kraftfutter, plötzlicher Futterwechsel und Fremdkörper im Futter beispielsweise sind dringend zu vermeiden. Auch blähendes Futter und Nahrung, die gären und quellen kann, bergen prinzipiell die Gefahr einer Magenüberladung, wie etwa Obst, Rübenschnitzel, große Mengen pelletiertes Futter oder Brot.

Ebenso können plötzliche große Mengen an Gras eine Kolik beim Pferd hervorrufen, daher ist langsames Anfüttern für die Verdauung der Tiere schonender. Es empfiehlt sich, das Futter regelmäßig zu kontrollieren, denn verdorbenes oder verschmutztes Futter lässt sich so frühzeitig entsorgen. Auch ist es empfehlenswert, Stress für das Pferd nach Möglichkeit zu vermeiden, da auch dies zu einer Kolik führen kann.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit einer Kolik zum Tierarzt?

Eine Kolik beim Pferd ist ein Notfall – es ist ratsam, schnellstmöglich einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu rufen, um den Ursprung herauszufinden und zu behandeln. Auch entscheidet er bzw. sie, ob eine Einweisung in eine Tierklinik und eine Operation notwendig sind. Hinter einer Kolik kann eine lebensbedrohliche Erkrankung stecken; schnelles Handeln ist daher wichtig.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter, Pascale Huber
Datum der letzten Aktualisierung: Februar 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Gehlen, H. et al.: Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. Enke 2017
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999