Bornasche Krankheit beim Pferd

Bornasche Krankheit beim Pferd

Blutproben
Die Bornasche Krankheit wird durch eine Blutuntersuchung diagnostiziert. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist die die Bornasche Krankheit beim Pferd?

Die Bornasche Krankheit ist eine durch Viren übertragene Erkrankung des Nervensystems. Sie ist auch unter den Namen „Kopfkrankheit“ und „Seuchenhaft ansteckende Hirn-Rückenmarks-Entzündung der Pferde“ bekannt.

Pferde und Schafe sind für die Bornasche Krankheit besonders empfänglich. Aber auch andere Tiere und der Mensch können sich infizieren. Beim Menschen ist aufgefallen, dass das Virus bei psychiatrischen Patienten häufiger nachgewiesen wurde; der Zusammenhang ist aber noch nicht vollständig erforscht.

In Deutschland kommt die Bornasche Krankheit beim Pferd in einigen Bundesländern (z.B. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern) häufiger vor. Es ist wichtig, die Bornasche Krankheit von der Infektion mit Borna-Viren zu unterscheiden. Es gibt viele Pferde, die Kontakt zum Borna-Virus hatten und Antikörper dagegen gebildet haben, aber gesund sind. Das Virus wird über die Luft oder direkten Kontakt übertragen, die Tiere haben das Virus in ihrem Speichel sowie in Nasen- und Augensekreten.

Pferde mit der Bornaschen Krankheit leiden unter neurologischen Symptomen: Sie sind apathisch, sehr schreckhaft und an bestimmten Hautregionen besonders empfindlich. Auch Darmbeschwerden wie Koliken und Durchfälle können auftreten. Das Pferd kann sich immer schlechter orientieren, bricht ein und zeigt einen steifen Gang. Auch Krämpfe, Zittern und Kreisbewegungen sind bei der Bornaschen Krankheit möglich.

Ursachen:

Was sind die Ursachen der Bornaschen Krankheit beim Pferd?

Die Bornasche Krankheit beim Pferd wird durch ein Virus übertragen. Die häufigsten Wirtstiere – das heißt Tiere, die das Virus in sich tragen und verbreiten – sind Pferde und Schafe. Das weltweit vorkommende Borna-Disease-Virus (BDV) ist bei erkrankten Tieren im Speichel, den Augen- und Nasensekreten vorhanden, aber auch andere Exkrete, wie Urin oder Schweiß, können virushaltig sein.

Die Pferde stecken sich durch den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren an oder sie atmen das Virus ein. Es ist auffällig, dass sich besonders viele Tiere in den Monaten von April bis Juni mit der Bornaschen Krankheit anstecken. Nachdem sich die Pferde infiziert haben, kann einige Zeit vergehen, bis die Krankheit ausbricht (Inkubationszeit).

Manche fragen sich: “Wo kommt das Borna-Virus her?” und “Wie wird das Borna-Virus übertragen?” Forschende haben festgestellt, dass die Spitzmaus als Reservoir des Virus dient. Somit kann es auch über Ausscheidungsprodukte infizierter Spitzmäuse zu einer Ansteckung kommen. Gelegentlich wird die Infektion auch bei Menschen festgestellt, vereinzelt ist es auch zu Todesfällen gekommen.

Symptome:

Wie äußert sich die Bornasche Krankheit beim Pferd?

Die Symptome der Bornaschen Krankheit beim Pferd sind sehr unterschiedlich. Nach der Ansteckung kann einige Zeit vergehen, bis die Erkrankung ausbricht. Die Symptome hängen davon ab, welche Gehirnregionen von der Krankheit betroffen sind.

Expertinnen und Experten unterscheiden die klassischen Symptome der Bornaschen Krankheit von weniger typischen Symptomen, die mit einer Infektion mit dem Borna-Virus in Verbindung gebracht werden.

Folgende Symptome können bei der Bornaschen Krankheit beim Pferd unter anderem auftreten:

Klassische Symptome der Bornaschen Krankheit

  • Apathie, ungewöhnliches Verhalten des Pferdes
  • Temperaturerhöhung, Fieber
  • Kaubeschwerden und Futterverweigerung: Manchmal kauen die Pferde und halten im Kauakt inne – das Futter fällt teilweise aus dem Maul. Sie zeigen Kaubewegungen, obwohl sie kein Futter im Maul haben („Leerkauen“).
  • Leichter Durchfall
  • Schläfrigkeit: Das Pferd reagiert nicht mehr auf Ansprache.
  • Die Pferde sind sehr schreckhaft, regen sich plötzlich auf.
  • Bestimmte Hautareale des Pferdes sind überempfindlich.
  • Neurologische Störungen: Die Pferde haben Schwierigkeiten, sich zu orientieren und zu koordinieren, die Beine brechen ein, sie haben einen steifen Gang, sie halten den Kopf schief oder tief, drängen sich gegen die Wand oder zeigen Manege- und Kreisbewegungen.
  • Die Zunge und die Augennerven des Pferdes können gelähmt sein.
  • Die Pferde reagieren sehr stark auf Umweltreize wie Licht und Lärm.

Untypische Symptome der Bornaschen Krankheit (Atypische Form):

  • Kolik-Symptome: Verstopfung, Durchfall, übelriechender Kot, oft immer auftretende Koliken, die schlecht therapierbar sind
  • Gangunreinheiten
  • Chronische Lahmheiten
  • Kopfschütteln („Headshaking“)
  • Schluckbeschwerden

Viele Pferde, die an der Bornaschen Krankheit leiden, weisen Antikörper gegen das Borna-Virus auf. Das bedeutet, sie hatten oder haben sich infiziert und zeigen keine Symptome.

Diagnose:

Wie wird eine Bornasche Krankheit beim Pferd diagnostiziert?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt stellt die Verdachtsdiagnose auf die Bornasche Krankheit beim Pferd. Die erkrankten Gehirnregionen variieren, sodass die Symptome sehr unterschiedlich sind. Auch andere durch Viren oder weitere Krankheitserreger hervorgerufene Infektionen des Nervensystems führen zu ähnlichen Symptomen wie die Bornasche Krankheit, beispielsweise Tollwut, die Equine Herpesvirus-Infektion oder Botulismus. Weitere Untersuchungen müssen den Verdacht auf die Bornasche Krankheit bestätigen oder widerlegen.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt nimmt dem Pferd Blut ab (Blutuntersuchung), um festzustellen, ob das Pferd schon einmal Kontakt mit dem Borna-Virus hatte. Manchmal ist eine Liquoruntersuchung (Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) hilfreich für die Diagnose. In einigen Fällen ist die Diagnose der Bornaschen Krankheit erst möglich, wenn das Pferd verstorben ist und von einem Pathologen untersucht wird.

Behandlung:

Was tun, gegen das Borna-Virus?

Bis heute ist keine Therapie bekannt, um die Bornasche Krankheit beim Pferd zu heilen. Die Tierärztin oder der Tierarzt kann nur eine unterstützende Therapie durchführen, um die Beschwerden zu lindern.

Die Heilungschance bei einem Ausbruch der Bornaschen Krankheit ist jedoch nicht sehr hoch. Pferde, die die klassischen Symptome zeigen und die Krankheit überleben, haben oftmals ihr Leben lang Verhaltensstörungen.

Prognose:

Wie ist die Prognose der Bornaschen Krankheit beim Pferd?

Die Prognose der Bornaschen Krankheit beim Pferd hängt davon ab, ob die Krankheit ausgebrochen ist, oder ob das Pferd nur ein Träger des Virus ohne eigene Krankheitssymptome ist. Zeigt das Pferd keinerlei Symptome, hat aber Antikörper gegen die Bornasche Krankheit gebildet, so ist die Prognose besser als bei Pferden, die Beschwerden haben.

Es ist ratsam, Pferde mit Antikörpern gegen Borna (sog. seropositive Tiere) nicht mit anderen Pferden zu halten, die keine Antikörper gegen Borna aufweisen (seronegative Tiere). Pferde, bei denen bereits Symptome aufgetreten sind, haben keine gute Prognose, da bis heute keine heilende Therapie bekannt ist. Überlebende Tiere der klassischen Verlaufsform zeigen oftmals ihr Leben lang Verhaltensstörungen.

Vorbeugen:

Wie kann man der Bornaschen Krankheit beim Pferd vorbeugen?

Die Bornasche Krankheit beim Pferd kommt in einigen Gebieten gehäuft vor – man spricht von Endemie-Gebieten. Bekannte Endemie-Gebiete sind beispielsweise die Schweiz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Es ist ratsam, Pferde aus diesen Gebieten auf das Borna-Virus zu untersuchen, bevor sie in neue Bestände verbracht werden. Auch eine Quarantäne solcher Tiere hat sich bewährt.

Pferde- und Schafhaltung kann die Übertragung des Borna-Virus fördern. Es ist aufgefallen, dass sich Pferde häufig in den Monaten von April bis Juni anstecken – eine Theorie ist, dass die Pferde durch die zu diesem Zeitpunkt häufig stattfindende Futterumstellung anfälliger sind. So ist es empfehlenswert, eine abrupte Futterumstellung bei Pferden im Frühjahr zu vermeiden.

Um der Bornaschen Krankheit beim Pferd vorbeugen zu können, ist es wichtig zu wissen, welche Tiere bereits Kontakt mit dem Borna-Virus hatten – Experten sprechen davon, den „Durchseuchungsgrad“ festzustellen. Da bis heute nicht klar ist, welchen Einfluss die Bornasche Krankheit auf den Menschen hat, sind hygienisch strenge Maßnahmen beim Kontakt mit infizierten Tieren empfehlenswert.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Pferd mit der Bornaschen Krankheit zum Tierarzt?

Die Bornasche Krankheit ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die sich mit verschiedenen Symptomen äußert. Zeigt ein Pferd neurologische Probleme – beispielsweise Schluckbeschwerden, Lähmungen, starke Verhaltensänderungen oder Zwangsverhalten – ist es notwendig, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um die Ursache der Erkrankung festzustellen und falls möglich zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Fritz, C.: Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Thieme, 2020
Daubenmerkl, W.: Tierkrankheiten und ihre Behandlung. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Rind. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2019
Brehm, W. et al.: Handbuch Pferdepraxis. Enke, Stuttgart 2016
Moritz, A.: Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin. Schattauer 2013

Wintzer, H.-J.: Krankheiten des Pferdes: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Parey, Berlin 1999