Tierkrankenversicherung – Was raten Fachleute?

Tierkrankenversicherung – Was raten Fachleute?

Kommt ein Tier ins Haus, gilt es auch anstehende Tierarztkosten im Blick zu haben. Foto: Pixabay.com

Immer mehr Tierhalter*innen in Deutschland interessieren sich für eine Tierkrankenversicherung oder haben ihr Tier bereits versichert. Vor allem die im letzten Jahr gestiegenen Tierarztkosten sind für viele Besitzer*innen ein gewichtiges Argument für den Abschluss einer solchen Versicherung für Hunde und Katzen. Erfahren Sie hier, worauf Sie achten sollten, bevor Sie sich für eine Versicherung entscheiden.

Seit Erhöhung der Tierärztlichen Gebührenordnung, kurz GOT, sind die Tierarztkosten immens gestiegen. Die Anpassungen der Gebühren waren notwendig und berechtigt: Die alte GOT galt über 20 Jahre und hat die gestiegenen Kosten für Personal, Räumlichkeiten und Ausstattung genauso wenig berücksichtigt wie moderne medizinische Verfahren, die vor zwei Jahrzehnten noch nicht angewendet und daher gar nicht abgerechnet werden konnten.

Viele Fragen sich: Wer kann bei den Tierarztkosten helfen? Tierhalter*innen wünschen sich die bestmögliche medizinische Versorgung ihres Tieres, aber haben inzwischen oft Sorge, die Tierarztrechnung nicht mehr bezahlen zu können. Vor allem für Hundehalter*innen sind Tierkrankenversicherungen daher eine Lösung, um Tierarztkosten abzufedern. Zahlreiche Versicherungen haben diesen Trend erkannt und wollen ihn nutzen. Für Tierhalter*innen hat dies den Vorteil, dass sie inzwischen aus einer gewachsenen Zahl an Versicherungsanbietern wählen können. Das klingt erstmal gut. Doch Vorsicht! Denn zwischen den einzelnen Tierkrankenversicherungen gibt es erhebliche Unterschiede – wer nicht aufmerksam hinschaut, riskiert im Falle eines Falles, dass die Versicherung für die jeweilige Leistung gar nicht aufkommt.

Welche Tierkrankenversicherung rechnet mit dem Tierarzt ab?

In vielen Fällen rechnet die Tierkrankenversicherung mit den Versicherungsnehmer*innen, also den Tierhalter*innen ab. Ähnlich wie bei privaten Krankenversicherungen in der Humanmedizin, werden die Tierarztrechnungen dazu bei der Versicherungen eingereicht. Einige Versicherungen bieten auch an, dass die Abrechnung direkt mit der Tierarztpraxis oder -klinik erfolgt. Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass der Ablauf reibungslos sein muss. Oft haben Tierarztpraxen und -kliniken diesbezüglich jedoch bereits Erfahrungswerte, nach denen es sich zu erkundigen lohnen kann.

Vor allem Hundebesitzer*innen fragen sich oft: Was ist die beste Hundekrankenversicherung? Auch auf diese Frage lässt sich keine eindeutige Empfehlung aussprechen, da es auf die Bedürfnisse im Einzelfall ankommt. Es gibt allerdings einige Aspekte, welche die Versicherung in jedem Fall bieten sollte, dazu zählt zum Beispiel eine freie Wahl der Tierärztin oder des Tierarztes oder die Deckung des mindestens dreifachen Satzes der tierärztlichen GOT.

Tierkrankenversicherung: Worauf achten?

Martin Markowsky ist Versicherungsmakler und leidenschaftlicher Hundebesitzer. Als Hundefan und Fachmann der Branche setzt er sich ausgiebig mit dem Thema auseinander. Er rät Hundebesitzer*innen daher zum Beispiel zunächst beim Lesen der Versicherungsbedingungen, immer mit den Ausschlüssen zu beginnen. Hier geht es insbesondere um den Ausschluss klassischer Erkrankungen wie etwa Hüftdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED), Kniescheibenverrenkung (Patellaluxation), Probleme aufgrund von Kurzköpfigkeit (brachyzephales Syndrom) bei entsprechenden Rassen, Herzerkrankungen und einiges mehr. Bei bestimmten Rassen ist das Risiko sehr hoch, dass der Hund eine der besagten Erkrankungen erleidet, und somit die Wahrscheinlichkeit, dass hierdurch Kosten anfallen werden. Schließt eine Versicherung all diese Krankheiten aus, ist das bereits ein erstes Anzeichen für weniger geeignete Bedingungen.

Foto: © M. Markowsky

Zudem sieht Markowsky die Limitierung von Leistungen kritisch. Mitunter setzen Versicherer diese ein, um den Versicherungsbeitrag optisch günstiger erscheinen zu lassen. Ein konkretes Beispiel: Ein Anbieter deckelt die Leistungen im ambulanten Bereich und im OP-Kostenbereich bei 2.000 Euro oder übernimmt nur Kosten bis zum zweifachen Satz der tierärztlichen Gebührenordnung. Im Notdienst aber müssen Halter*innen mit der Abrechnung bis zum vierfachen Satz rechnen. Das bedeutet im schlechtesten Fall, dass durch eine solche Versicherung gerade einmal die Hälfte der Kosten erstattet wird.

Wie viel kostet einen Tierkrankenversicherung?

Leider lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. So hängt es nach Ansicht des Experten zum Beispiel davon ab, ob sich Tierhalter*innen nur die Teildeckung aus der Krankenversicherung wünschen, das heißt eine reine OP-Kostenabsicherung, oder die Tierkrankenversicherung inklusive OP-Kosten. Ein wesentlicher Aspekt ist zudem die Rasse: Ist diese anfälliger für bestimmte Erkrankungen (z. B. französische Bulldogge oder Mops), dann ist ein optimaler Versicherungsschutz entsprechend teurer. Teilweise liegen die Beiträge bei der OP- und der Krankenversicherung inklusive OP-Versicherung deutlich auseinander.

Letztlich kommen Hundehalter*innen, die für ihren Vierbeiner einen sinnvollen Versicherungsschutz abschließen wollen, nicht umhin, sich tiefer mit dem Thema zu beschäftigen und vor allem das Kleingedruckte in den Versicherungsvereinbarungen aufmerksam zu lesen. Allerdings stößt man als Laie hier mitunter an seine Grenzen. Da heißt es hartnäckig nachzufragen und natürlich auch verschiedene Angebote miteinander zu vergleichen.

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Tierkrankenversicherung: Statement von Martin Markowski zum Thema Hundekrankenversicherung und Katzenversicherung

Ist es sinnvoll eine Hundekrankenversicherung abzuschließen?

Ganz klar: Es ist grundsätzlich ratsam, für sein Haustier, insbesondere für Hunde und Katzen, eine Versicherung für Gesundheitskosten abzuschließen. Dazu positioniert sich auch die Bundestierärztekammer (BTK) und rät Tierhalter*innen ausdrücklich dazu. Die BTK empfiehlt Besitzer*innen zum Beispiel, zusätzlich auf folgende Punkte und Leistungen bei der Versicherung zu achten:

  • freie Wahl der Tierärztin oder des Tierarztes
  • Therapiefreiheit der Tierärztin oder des Tierarztes
  • Kosten für Operationen und deren Nachsorge

Idealerweise umfasst die Versicherung nach Ansicht der BTK außerdem regelmäßige Prophylaxemaßnahmen wie Impfungen, Geriatrie-Screening und Gesundheitschecks.

Die Versicherung sollte zudem die Kosten mindestens bis zum dreifachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) übernehmen, um sicherzustellen, dass auch bei Notfällen der größte Teil der Kosten gedeckt wird, so die BTK.

Sie wünschen sich mehr Informationen zum Thema?

Kontakt:
E-Mail: info@dogvers.de
Tel: 0208 43771550
Web: www.dogvers.de

Weiterführende Informationen
Autorin: Pascale Huber, Tierärztin, Redaktionsleitung vetproduction GmbH
Datum: August 2023
Quellen:
Online-Informationen der Bundestierärztekammer (BTK) e. V.: Pressemitteilung, Unterschätzte Behandlungskosten – Wie soll ich das nur bezahlen? (Stand:08.08.2019)
Markowsky, M.: Quo vadis Tierkrankenversicherung? AssCompakt, Juni 2023