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Wer wissen möchte, welche Inhaltsstoffe in abgepackten Lebensmitteln enthalten sind, wirft einen Blick auf das Etikett – das gilt auch für Hundefutter. Hier findet man verschiedene Auflistungen von analytischen Bestandteilen und Inhaltsstoffen. Was hinter den teils kryptischen Begriffen auf dem Hundefutter-Etikett steht, erfahren Sie hier.
Alleinfutter und Ergänzungsfutter
Grundsätzlich unterscheidet man bei Hundenahrung zwischen Alleinfutter und Ergänzungsfutter. Alleinfutter steht unter dem Anspruch, den Hund optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen, die er braucht. Es ist somit langfristig als alleinige Nahrungsquelle geeignet. Es ist in Form von Trockenfutter, Feuchtfutter und – seltener – halbfeuchtem Futter erhältlich. Ergänzungsfuttermittel dagegen sind geeignet, um beispielsweise selbst zusammengestellte Rationen mit wichtigen Mikro- und Makronährstoffen anzureichern.
Die Weender Futteranalyse: Rohprotein, Rohfett, Rohasche, Rohfaser
Eine vorgeschriebene Angabe, die sich auf jedem Hundefutter-Etikett wiederfindet, ist die sogenannte Weender Futtermittelanalyse. Unter dem Punkt „Analytische Bestandteile“ finden sich Bezeichnungen, die für die meisten Hundehalterinnen und Hundehalter zunächst wenig aufschlussreich sind: Rohprotein, Rohfett, Rohasche und Rohfaser. Bei Hundefutter mit einem Wassergehalt über 14 Prozent muss auch dieser Wert („Feuchte“) angegeben werden.
Diese Angaben entstehen aus der Standard-Laboranalyse zur Bestimmung der Nährstoffgruppen (Proteine, Kohlenhydrate und Fette, aber auch Mineralstoffe) in Tierfutter. Aus diesen Werten lässt sich mit bestimmten Formeln auch der nicht deklarierte Gehalt an Kohlenhydraten errechnen, ebenso wie der Gesamt-Energiegehalt des Hundefutters.
Rohprotein
Hinter der Angabe „Rohprotein“ verstecken sich die in der Analyse ermittelten stickstoffhaltigen Verbindungen im Hundefutter. Sie lassen Rückschlüsse auf die enthaltenen Proteine (Eiweiße) zu. Die Rohprotein-Angabe umfasst auch eiweißähnliche Bestandteile wie freie Aminosäuren, Peptide und Alkaloide. Hochwertiges und gut verdauliches Eiweiß spielt in der Hundeernährung eine große Rolle. Die Weender Analyse differenziert jedoch nicht zwischen verschiedenen Eiweißquellen. So lässt sie auch keine Rückschlüsse auf die Verdaulichkeit und Qualität (also die Zusammensetzung der Aminosäuren) der im Hundefutter enthaltenen Proteine zu.
Rohfett
Die Angabe „Rohfett“ bezieht sich auf die im Hundefutter enthaltenen Öle, Fette und fettähnlichen Bestandteile tierischen und pflanzlichen Ursprungs. Ein Mindestgehalt an Fetten (etwa fünf Prozent der Trockensubstanz) ist wichtig, damit der Hund die Fettsäuren aufnimmt, die sein Körper nicht selbst herstellen kann (essenzielle Fettsäuren) und so seinen notwendigen Energiebedarf deckt. Außerdem kann er nur so fettlösliche Vitamine verwerten. Mit dem Fettanteil steigt der Energiegehalt des Hundefutters, was je nach Bedarf des Hundes ein Vor- oder Nachteil sein kann.
Rohasche
Der Rohaschegehalt ist das, was übrig bleibt, wenn alle organischen Bestandteile des Hundefutters in einem speziellen Ofen bei 550°C erhitzt werden, bis nur Asche übrig bleibt: Dieser Wert umfasst Mineralstoffe, Spurenelemente, aber auch Sand. Ein gewisser Gehalt an Rohasche ist essentiell, da die darin enthaltenen Mineralstoffe (wie Kalium, Kalzium und Magnesium) für den Hund lebenswichtig sind. Zu hoch sollte der Wert jedoch auch nicht sein, da die anorganischen Stoffe keine Energie enthalten und langfristig die Nieren belasten können.
Rohfaser
Der Rohfasergehalt umfasst die nicht verdaulichen Bestandteile des Hundefutters – Hauptsächlich Zellulose, aber auch Hemizellulose und Lignin. Rohfaser ist jedoch nicht deckungsgleich mit Ballaststoffen, welche auch einige weitere Bestandteile enthalten. Eine gewisse Menge an Rohfaser im Hundefutter ist wichtig für die Darmtätigkeit des Hundes; zu hohe Anteile verringern jedoch die Verdaulichkeit des Hundefutters.
Feuchte
Der Feuchtigkeitsgehalt ist keine Pflichtangabe im Hundefutter, sofern er unter 14 Prozent liegt. Dies betrifft die meisten Trockenfuttersorten; hier kann man von 10 bis 12 Prozent ausgehen. Bei den meisten Feuchtfuttersorten liegt der Wassergehalt zwischen 70 und 85 Prozent. Dies spielt vor allem eine Rolle, um die angegebenen Werte (wie Rohprotein und Rohfett) überhaupt richtig einschätzen zu können; hierfür muss der Feuchtigkeitsgehalt herausgerechnet werden. Übrig bleiben die Werte für die Trockenmasse, welche bis zu einem gewissen Grad Vergleiche zwischen den Futtersorten zulassen.
Aufschluss hierüber kann die Alleinfuttermittel-Deklaration geben. Der Rahmen für den Wassergehalt ist für die verschiedenen Futterarten festgelegt:
- Trockenfutter: maximal 14% Wassergehalt
- Halbfeuchtes Futter: 20 bis 40% Wassergehalt
- Feuchtfutter: 70-85% Wassergehalt
Beispiel: Um den Rohaschegehalt eines Feuchtfutters mit 80 Prozent Feuchtigkeitsanteil herauszufinden, dividiert man den angegebenen Rohaschegehalt (z.B. 1,8 Prozent) durch den Anteil der Trockensubstanz (= 20 Prozent) und multipliziert ihn mit 100. Mit diesem Dreisatz kommt man auf einen tatsächlichen Anteil von 9 Prozent.
Zusammensetzung: Inhaltsstoffe
Unter dem Punkt „Zusammensetzung“ müssen die Hersteller laut Futtermittelverordnung die einzelnen Bestandteile des Hundefutters deklarieren. So kann man als Hundehalter nachvollziehen, ob zum Beispiel der angegebene Proteingehalt tierischen oder pflanzlichen Ursprungs ist. Die Inhaltsstoffe sind wie bei Nahrungsmittel für Menschen in absteigender Reihenfolge aufgelistet. Das heißt: Was an erster Stelle steht, macht auch den größten Anteil im Hundefutter aus.
Dabei kann es jedoch je nach Art der Deklaration Verschiebungen bei der tatsächlichen Zusammensetzung des Hundefutters geben. So ist eine offene oder geschlossene Deklaration möglich: Während bei einer offenen Deklaration zum Beispiel Mais, Gerste, Weizen etc. als einzelne Zutaten aufgeführt werden, sind diese bei der geschlossenen Deklaration als „Getreide“ zusammengefasst und rücken entsprechend weiter nach vorne in der Liste der Inhaltsstoffe. Dieser Sammelbegriff bezieht sich nicht nur auf alle Getreidesorten, sondern auch auf alle Darreichungsformen (z.B. ganze Körner, Flocken oder Mehle).
Die Formulierung „Getreide und pflanzliche Nebenerzeugnisse“ ist noch weiter gefasst – sie enthält zusätzlich diverse Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung von Getreide, Hülsenflüchten und anderen pflanzlichen Nahrungsmitteln anfallen. Ähnliches gilt für „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“.
Einigen etwas schwammigen Formulierungen in der Hundefutter-Deklaration begegnet man immer wieder:
- Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse: Alle Fleischteile „geschlachteter warmblütiger Landtiere“ (also Rind, Schwein, Geflügel etc.), frisch oder haltbar gemacht. Häufig Innereien. Außerdem alle Produkte, die bei der Verarbeitung dieser Tiere anfallen und nicht von Menschen verzehrt werden, z.B. Lunge, Euter, Milz, Ohren, Sehnen, Knorpel. Die Produkte dürfen in der EU nur von Tieren stammen, die zur Fleischerzeugung geschlachtet werden, also nicht von anderen Tierkadavern.
- Milch und Molkereierzeugnisse: Alle Milcherzeugnisse, frisch oder haltbar gemacht, sowie die Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Milch und Käse (z.B. Molkepulver).
- Pflanzliche Nebenerzeugnisse: Nebenprodukte, die bei der Aufbereitung von Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchten etc. anfallen. Dies kann alles sein von Weizenkleie bis hin zu Grannen und Erdnussschalen.
- Bäckereierzeugnisse: Alle Erzeugnisse aus der Herstellung von Backwaren, z.B. Brot, Kuchen, Kekse und Teigwaren.
Letztlich liegt die Entscheidung, welches Hundefutter mit welchen Inhaltsstoffen er für geeignet hält, beim Hundehalter. Besonders bei Hunden mit Verdauungsbeschwerden, Nierenschäden, Zahnstein oder Futtermittelallergien kann es allerdings sinnvoll sein, auf Futter mit klar deklarierten Inhaltsstoffen auszuweichen, denn hinter unklar formulierten Futterbestandteilen können sich schwer verdauliche Stoffe, Zucker und potenzielle Allergene verbergen.
Weiterführende Informationen
Autor: Christina Trappe, B.A.
Tiermedizinische Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Deutscher Tierschutzbund: https://www.tierschutzbund.de/ (Abruf: Oktober 2021)
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2017
Dillitzer, N.: Tierärztliche Ernährungsberatung. Urban & Fischer Verlag, München 2012
Zentek, J.: Hunde richtig füttern. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2012
Meyer, H., Zentek, J.: Ernährung des Hundes. Grundlagen – Fütterung – Diätetik. 6. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart 2010
Laukner, A.: Hunde füttern. Einfach – lecker – gesund. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2010
Wenzel, I.: Mein Hund is(s)t gesund! Der Hundeernährungs-Ratgeber. Books on Demand, Norderstedt 2009