Wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen

Wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen

Kaninchen beim Tierarzt
Der Tierarzt untersucht die entzündeten Stellen an der Pfote des Kaninchens. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen?

Wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen sind ein Zeichen von Haltungsfehlern. Bei wunden Läufen fällt das Fell an der Unterseite der Pfoten (Sohle) stellenweise aus, die Haut ist übermäßig belastet und entzündet sich. Dies ist für das Kaninchen schmerzhaft. Schreitet die Entzündung weiter voran, lahmt das Tier. Wunde Läufe sind beim Kaninchen eine ernste Erkrankung, die eine tierärztliche Behandlung erfordert.


Ursachen:

Welche Ursachen haben wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen?

Wunde Läufe beim Kaninchen haben bestimmte Ursachen. Die Sohle des Kaninchens ist mit Haaren bedeckt, auf ihr ruht die Hauptlast des Gewichts. Das Fell dient als Polster; Kaninchen haben keine Hornschicht an den Pfoten. Ist die Sohle beim Kaninchen einer hohen Belastung ausgesetzt, beispielsweise durch harte Böden, zeigen sich oft kreisförmige haarlose Stellen und die Haut darunter beginnt sich zu entzünden.

An den wunden Läufen können Bakterien (meist Staphylokokken als Eitererreger) eindringen – sie schädigen das Gewebe und führen zur Vereiterung, Knochenentzündungen und Abszessen.

Wunde Läufe beim Kaninchen haben meist folgende Ursachen:

  • Das Kaninchen bewegt sich zu wenig, etwa durch Haltungsfehler wie eine zu enge Tierhaltung oder eine Erkrankung, die es einschränkt.
  • Das Kaninchen ist übergewichtig (Adipositas) und das Gewicht belastet die Haut an den Läufen.
  • Bestimmte Kaninchenrassen sind besonders anfällig für Wunde Läufe, etwa Rex-Kaninchen. Ihr kurzes Fell schützt nur wenig die Haut an den Druckstellen.
  • Der Untergrund ist besonders hart und eben; die Belastung auf den Läufen ist einseitig.
  • Mangelnde Hygiene begünstigt Entzündungen, so auch die Pododermatitis beim Kaninchen.
  • Durch Erkrankungen oder Stress ist das Kaninchen geschwächt und anfällig für Entzündungen. Eine leichte Wunde am Lauf entzündet sich dann schnell.
  • Durch Erkrankungen des anderen Laufs belastet das Kaninchen eine Sohle mehr als die andere – es kommt leichter zur Bildung von Drückgeschwüren.


Symptome:

Wie äußern sich wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen?

Wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen entwickeln sich langsam und sind anhand typischer Symptome erkennbar. Zunächst fallen an den Sohlen haarlose Stellen auf – oftmals haben sie eine kreisrunde oder ovale Form. Die Haut darunter kann gerötet und wund sein, teilweise entstehen Krusten. Später schwillt bei einer Pododermatitis der Wunde Lauf des Kaninchens an und es zeigen sich Anzeichen einer eitrigen Entzündung oder auch abgestorbenes Gewebe. Das Kaninchen entlastet zum Teil ein Hinterbein; oftmals tritt die Pododermatitis aber beidseits auf, wodurch das Kaninchen kein Bein schonen kann.

Das Kaninchen zeigt bei wunden Läufen Symptome von Schmerz. Zunächst hoppelt es weniger, später vermeidet es jede Bewegung, welche den wunden Lauf belastet. Bilden sich tiefere Entzündungen (Knochenentzündungen oder Abszesse beim Kaninchen), fiebert das Kaninchen und wirkt apathisch. Es verweigert sein Futter (Fressunlust beim Kaninchen) und ist schläfrig.

Zerstört die Entzündung Sehen und Knochen, kann das Kaninchen bei einem wunden Lauf als weiteres Symptom sein Bein nicht mehr normal bewegen. Auch kann durch beschädigte Blutgefäße der wunde Lauf bluten. Gelangen Bakterien aus der Wunde über das Blut in andere Organe, besteht für das Kaninchen Lebensgefahr.

Diagnose:

Wie werden wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen diagnostiziert?

Wunde Läufe beim Kaninchen (Pododermatitis) erfordern eine tierärztliche Diagnose. Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich zunächst beim Kaninchenhalter, seit wann die Wunden bestehen. Auch informiert sie bzw. er sich nach den Haltungsbedingungen, etwa danach, wie groß das Gehege ist und wie oft das Kaninchen Auslauf erhält.

Wunde Läufe beim Kaninchen erkennen erfahrene Tierärztinnen und Tierärzte beim Blick auf die entzündeten Stellen. Manchmal nehmen sie dazu ein Vergrößerungsglas zu Hilfe. So lassen sich die Hautveränderungen sowie die Tiefe der Entzündung besser einschätzen. Oftmals wird durch eine Untersuchung des verbliebenen Fells eine Pilzinfektion ausgeschlossen.

Zur genauen Diagnose Wunder Läufe beim Kaninchen kann der Tierarzt auch die betreffende Pfote röntgen. Dadurch erkennt er, ob auch der Knochen entzündet ist. Ob die Sehne des Laufs betroffen ist, prüft der Tierarzt, indem er den Lauf greift und vorsichtig beugt und streckt. Hinweise auf eine zerstörte Sehne sind die Körperhaltung und das Laufverhalten des Kaninchens.

Bei stark wunden Läufen ist es dem Kaninchen nicht mehr möglich, zu hoppeln. Manchmal ist ein Abstrich von der Wunde beziehungsweise eine Probe des Eiters für die Diagnose hilfreich. Daraus lässt sich nachweisen, ob Bakterien die wunden Läufe besiedeln, und wenn ja, um welche es sich handelt. Dies ist auch für die spätere Behandlung wichtig.


Behandlung:

Wie können wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen behandelt werden?

Wunde Läufe beim Kaninchen erfordern umgehend eine Behandlung, denn unbehandelt schreitet die Entzündung weiter fort. Die Therapie der Pododermatitis richtet sich danach, wie stark das Gewebe an den Läufen bereits geschädigt ist. Generell verabreichen Tierärztinnen und Tierärzte dem Kaninchen bei wunden Läufen entzündungshemmende Mittel und Schmerzmittel. Eitrige Wunden werden professionell ausgespült, um sie gründlich zu reinigen. Antibiotika helfen, die Eiterbakterien abzutöten beziehungsweise im Wachstum zu hemmen.

Stark geschädigte wunde Läufe beim Kaninchen erfordern zur Behandlung meist eine Operation. Die Tierärztin oder der Tierarzt entfernt dabei abgestorbenes Gewebe. Besteht ein Abszess, entfernt der Tierarzt den Eiter und spült die Abszesshöhle aus. Dies unterstützt die Heilung. In schweren Fällen ist zur Therapie wunder Läufe beim Kaninchen nur noch eine Amputation möglich.

Das Kaninchen erhält nach der Behandlung der Pododermatitis einen Verband oder spezielle Mittel, welche die Wunde schützen. Knabbert es an der Wunde beziehungsweise dem Verband, kann vorübergehend ein Halskragen notwendig sein. Wichtig zur Behandlung ist es, die Haltungsbedingungen zu optimieren, da diese die wunden Läufe ausgelöst haben. Ohne eine Verbesserung der Haltung ist keine Heilung möglich. Der Käfig sollte trocken und frei von staubiger Einstreu sein. Dazu kann man zum Beispiel eine Mulde aus Heu formen und Handtücher auflegen.

Oftmals ist es empfehlenswert, keine normale Streu zu verwenden, da diese relativ hart ist, sondern das Kaninchen nur auf Heu oder Handtüchern zu halten. Wichtig ist, die Wundheilung zu kontrollieren und mit dem Kaninchen regelmäßig die Tierarzt-Praxis aufzusuchen. Übergewichtige Tiere sollten an Gewicht verlieren. Die Heilung wunder Läufe beim Kaninchen ist oftmals langwierig.


Prognose:

Wie ist die Prognose von wunden Läufen (Pododermatitis) beim Kaninchen?

Welche Prognose wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen haben, richtet sich unter anderem danach, ob:

  • die Pododermatitis behandelt wird
  • die Haltungsbedingungen optimiert werden
  • wie weit die Entzündung bereits fortgeschritten ist
  • Sehnen, Gefäße und Knochen betroffen sind
  • das Kaninchen übergewichtig ist
  • das Kaninchen eher kräftig und abwehrstark oder geschwächt ist

Gelingt die Behandlung wunder Läufe beim Kaninchen, ist die Prognose gut. Allerdings ist es notwendig, dem Kaninchen genügend Auslauf zu bieten und auf eine artgerechte Ernährung zu achten. Ansonsten kann sich der Lauf erneut entzünden. Eine fortgeschrittene Pododermatitis ist für das Kaninchen nicht nur schmerzhaft, sondern behindert es auch stark.

Als Folge wunder Läufe kann das Kaninchen dauerhaft eingeschränkt bleiben. Tiefe Wunden sind für das Kaninchen durch die Gefahr einer Blutvergiftung einerseits lebensgefährlich, andererseits sehr quälend. Die Prognose Wunder Läufe ist für das Kaninchen in diesem Fall ungünstig.

Vorbeugen:

Wie kann man wunden Läufen (Pododermatitis) beim Kaninchen vorbeugen?

Wunden Läufen (Pododermatitis) beim Kaninchen lässt sich mit einigen Maßnahmen vorbeugen:

  • Bieten Sie Ihren Kaninchen genügend Auslauf und Freilauf. So belasten die Tiere ihre Läufe gleichmäßig.
  • Genügend Auslauf und eine artgerechte Ernährung helfen Übergewicht bei Kaninchen  vorbeugen.
  • Wechseln Sie regelmäßig die Einstreu und verwenden Sie wenig staubende Sorten, welche reizarm für Haut und Schleimhäute der Kaninchen sind. Teilweise ist es notwendig, weichere Unterlagen zu nutzen, wie Heu, Stroh oder gar die Haltung auf Handtüchern.
  • Kürzen Sie überlange Krallen beim Kaninchen. Sie führen zu Fehlbelastungen und begünstigen wunde Läufe.
  • Gehen Sie bereits bei ersten Anzeichen wunder Läufe mit dem Kaninchen zur Tierärztin bzw. zum Tierarzt. So beugen Sie vor, dass eine Pododermatitis fortschreitet.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit wunden Läufen (Pododermatitis) zum Tierarzt?

Wunde Läufe (Pododermatitis) beim Kaninchen erfordern einen Tierarzt-Besuch. Eine Pododermatitis ist für Kaninchen sehr schmerzhaft. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung – unbehandelt schreitet diese immer weiter voran.

Wichtig ist, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, dass die Kaninchen ihren Bewegungsdrang verlieren oder dauerhaft durch die Folgeschäden der wunden Läufe behindert bleiben. Ist eine Pododermatitis beim Kaninchen lange unbehandelt geblieben, bleibt nur noch die Möglichkeit einer Operation.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Erwingmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Enke Verlag, Stuttgart 2016
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014