Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest)

Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest)

Die Myxomatose ist eine ansteckende Krankheit, die durch Leporipox-Viren ausgelöst wird.

Heimtierausweis
Es ist sinnvoll, sein Kaninchen gegen die Myxomatose-Viren impfen zu lassen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest)?

Eine Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest, Kaninchenseuche) ist eine Erkrankung, die durch Viren (Leporipox-Viren) ausgelöst wird.

Eine Myxomatose ist für Kaninchen sehr ansteckend. Überträger der Viren sind Insekten, vor allem Kaninchenflöhe und Stechmücken. Die Kaninchen können sich auch durch direkten Kontakt mit erkrankten Artgenossen oder über mit Erreger beschmutztes Futter anstecken.

Bei der Kaninchenpest ist die Haut des Kaninchens stellenweise knotig verändert. Auch fällt bei einer Myxomatose auf, dass die Augenlider und häufig auch die Geschlechtsorgane geschwollen sind.

Es ist sinnvoll, sein Kaninchen gegen die Myxomatose-Viren impfen zu lassen. Manche Besitzer*innen von Kaninchen fragen sich: „Ist Myxomatose auf den Menschen übertragbar?“ Für den Menschen – ebenso für Hund, Katze und andere Haustiere – sind die Viren ungefährlich.

Ursachen:

Wie bekommen Kaninchen Myxomatose?

Ursachen einer Myxomatose beim Kaninchen sind bestimmte Viren (Leporipox-Viren), die den Pockenviren ähnlich sind. Kaninchen stecken sich indirekt mit der Kaninchenpest bei infizierten Artgenossen an – über Insekten wie Kaninchenflöhe oder Stechmücken.

Beißt ein Floh beziehungsweise sticht eine Mücke ein infiziertes Kaninchen, nimmt das Insekt mit dem Blut jeweils auch die Myxomatose-Viren auf. Mit der nächsten Blutsmahlzeit überträgt das Insekt die Viren auf ein gesundes Kaninchen. Die Kaninchen können sich auch durch direkten Kontakt mit Artgenossen und mit Erregern befallenem Futter anstecken.

Die Kaninchenpest tritt vor allem in wärmeren und feuchten Monaten (typischerweise Juli und August) auf.

Verschiedene Ursachen begünstigen eine Myxomatose-Infektion beim Kaninchen:

  • Kaninchen-Ausstellungen
  • Reisen mit dem Kaninchen
  • Enge Tierhaltung, bei der die Kaninchen von Flöhen befallen sind
  • Mit Insekten und Erregern verunreinigtes Futter, etwa Grünfutter, das aus Gebieten gesammelt wurde, in welchen die Myxomatose verbreitet ist
  • Nicht geimpfte Kaninchen ermöglichen dem Myxomatose-Virus, sich zu weiter verbreiten
  • Kontakt mit anderen erkrankten Kaninchen
  • In seltenen Fällen kann eine Myxomatose-Impfung selbst zu einer (meist leichten) Kaninchenpest führen

Symptome:

Wie macht sich Myxomatose bei Kaninchen bemerkbar?

Auf eine Myxomatose beim Kaninchen deuten typische Symptome hin. Wie fängt Myxomatose an? Erste Symptome treten etwa drei bis neun Tage nach der Ansteckung mit den Viren auf (Inkubationszeit). Welche Symptome das Kaninchen dann als erstes zeigt, kann variieren. Die Kaninchenpest kann nämlich unterschiedlich verlaufen und nicht immer treten alle genannten Beschwerden auf.

Folgende Symptome beim Kaninchen deuten auf eine Myxomatose hin:

  • Entzündung der Augenlider: Das Kaninchen kann die Augen nur noch schwer öffnen, die Augenlider sind gerötet.
  • Tränenfluss, Augenausfluss beim Kaninchen
  • Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) beim Kaninchen: Die Augen des Tieres sind vereitert.
  • Es finden sich Schwellungen an Mund, Nase, Ohren und Pfoten, die sich teigartig anfühlen (Myxödeme).
  • An einigen Stellen treten Hautknötchen auf, die teilweise wieder narbig abheilen.
  • Die Region von After und Genitalien ist gerötet und geschwollen. In einigen Fällen sind die Hoden des Rammlers entzündet (Orchitis).
  • Das Kaninchen hat Schwierigkeiten zu schlucken und zu atmen.
  • Das Kaninchen wirkt apathisch.
  • Es zeigt Fressunlust und trinkt wenig.
  • Die Myxomatose kann ausheilen (Spontanheilung).
  • Sie verläuft für Kaninchen jedoch oftmals tödlich.

Diagnose:

Augenuntersuchung Kaninchen
Mögliche Symptome einer Myxomatose sind entzündete Augenlider und Bindehäute. Foto: vetproduction

Wie wird eine Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest) diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Myxomatose erkundigt sich die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst nach den Symptomen, seit wann sie bestehen und ob andere Kaninchen in der Umgebung ähnliche Beschwerden zeigen.

Ein Blick in den Impfausweis des Kaninchens zeigt, ob ein Impfschutz gegen Kaninchenpest besteht oder nicht. Anschließend wird das Kaninchen gründlich körperlich untersucht. Dabei achtet die Tierärztin bzw. der Tierarzt vor allem auf die Augen und auf mögliche Schwellungen oder Hautveränderungen an Maul, Nase, Ohren sowie der Genitalregion.

Eventuell sind weitere Untersuchungen nötig, um andere Erkrankungen auszuschließen (z.B. ein Abstrich, eine Blutuntersuchung). Meist steht die Diagnose der Myxomatose durch die vorliegenden Symptome und den fehlenden Impfschutz schnell fest.

Behandlung:

Wie kann eine Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest) behandelt werden?

Eine ursächliche Behandlung der Myxomatose beim Kaninchen ist nicht bekannt. Hat sich ein Kaninchen mit den Viren angesteckt, lässt sich meist nur noch der Verlauf beobachten.

Bei einem leichten Verlauf ist es sinnvoll, die Symptome der Myxomatose zu lindern. Dazu  erhält das Kaninchen zum Beispiel Antibiotika, um zusätzliche Entzündungen durch Bakterien (Sekundärinfektionen) zu lindern, oder sogenannte Paramunitäts-Inducer, die das Abwehrsystem anregen.

Infusionen und eine Zwangsfütterung sind bei einer Myxomatose sinnvoll, wenn das Kaninchen stark geschwächt ist. Verläuft die Kaninchenpest schwer, kann es nötig sein, das Kaninchen einschläfern zu lassen.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest)?

Die Prognose einer Myxomatose beim Kaninchen ist generell ungünstig. Die Kaninchenpest kann jedoch unterschiedlich verlaufen. In den meisten Fällen ist die Myxomatose für das Kaninchen jedoch tödlich. Einige Kaninchen sterben plötzlich, ohne vorher Beschwerden gezeigt zu haben. Viele Tiere sterben hingegen wenige Tage, nachdem die Symptome aufgetreten sind.

Doch es sind auch leichtere Verläufe der Myxomatose bekannt, bei denen sich das Kaninchen wieder vollständig erholt. Hat sich das Kaninchen die Myxomatose nach einer Impfung zugezogen, hat es eine gute Prognose. In den meisten Fällen zeigt sich ein Knoten nahe der Einstichstelle. Dieser heilt wieder aus, wobei jedoch kleinere Narben zurück bleiben.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Myxomatose beim Kaninchen (Kaninchenpest) vorbeugen?

Einer Myxomatose beim Kaninchen lässt sich vorbeugen: Ein relativ sicherer Schutz ist mit einer Impfung möglich. Die Impfung gegen die Kaninchenpest bekommen Jungtiere im Alter von wenigen Wochen. Die Kaninchen erhalten abgeschwächte Viren und entwickeln daraufhin Antikörper gegen die Myxomatose-Erreger.

Damit die Impfung optimal wirkt, sind Auffrisch-Impfungen notwendig. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt klärt Sie darüber auf, nach welchem Schema die Impfungen sinnvoll sind, um einen sicheren Schutz vor der Kaninchenpest zu gewährleisten.

Mit folgenden Maßnahmen lässt sich einer Myxomatose beim Kaninchen vorbeugen:

  • Lassen Sie Ihr(e) Kaninchen regelmäßig gegen Kaninchenpest impfen.
  • Erkundigen Sie sich in Ihrer Tierarzt-Praxis, ob Ihr Wohngebiet zu den Risikogebieten für die Kaninchenpest zählt. Sammeln Sie kein Grünfutter für Ihr(e) Kaninchen in Myxomatose-Risikogebieten.
  • Untersuchen Sie Frischfutter vor dem Verfüttern auf Insekten.
  • Insektengitter und Insektenfallen schützen das Kaninchen vor den Überträgern der Kaninchenpest.
  • Bewahren Sie Futter so auf, dass Wildkaninchen keinen Zugang dazu haben.
  • Verhindern Sie, dass Ihr(e) Kaninchen Kontakt zu Wildkaninchen haben.
  • Misten Sie den Käfig regelmäßig aus und achten Sie bei Außenställen darauf, dass die Einstreu und Umgebung trocken sind, damit sich keine Mücken und andere Insekten in der Feuchtigkeit vermehren (z.B. stehendes Wasser in Blumentöpfen etc.).

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Kaninchen mit einer Myxomatose (Kaninchenpest) zum Tierarzt?

Zeigt ein Kaninchen Anzeichen einer Myxomatose, ist ein Tierarzt-Besuch notwendig. Eine tierärztliche Behandlung lindert die Symptome Ihres Kaninchens. Verläuft die Myxomatose schwer, rät die Tierärztin oder der Tierarzt häufig dazu, das Kaninchen einschläfern zu lassen, um ihm Leiden zu ersparen.

Wichtig ist, es möglichst erst gar nicht zu einer Erkrankung kommen zu lassen. Es empfiehlt sich, mit dem Kaninchen regelmäßig zur Kontrolle die Tierarzt-Praxis aufzusuchen und sich über anstehende Impfungen beraten zu lassen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber

Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Stiko Vet: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren.
https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00034757/Impfleitlinie-Kleintiere2021-01-01-bf.pdf (Abruf: März 2022)
Ewringmann, A.: Leitsymptome beim Kaninchen. Enke Verlag, Stuttgart 2016

Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, Hannover 2014
Moraillon, R.: Therapielexikon der Kleintierpraxis. München: Urban & Fischer, 2014