Szintigrafie bei Tieren

Szintigrafie bei Tieren

Szintigrafie ist ein Verfahren, mit dem bestimmte Stoffwechsel-Vorgänge im Körper des Tieres sichtbar werden.
Hund mit Infusion
Die Szintigrafie wird unter Vollnarkose in einigen Spezialkliniken durchgeführt. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Szintigrafie bei Tieren?

Eine Szintigrafie ist ein Verfahren, mit dem die Tierärztin oder der Tierarzt bestimmte Stoffwechsel-Vorgänge im Körper des Tieres darstellen kann. In der Humanmedizin ist die Szintigrafie seit Jahrzehnten eine gängige Diagnose-Methode, um beispielsweise Schilddrüsen-Tumoren oder Knochenentzündungen nachzuweisen.

Für die Szintigrafie spritzt der Tierarzt dem Tier radioaktive markierte Stoffe, die normalen Stoffwechsel-Produkten des Körpers entsprechen, beispielsweise Jod oder Phosphat. Der Körper verfährt mit diesen Stoffen so, als wären sie körpereigen. Durch die radioaktive Markierung lässt sich der Weg der radioaktiv markierten Stoffe im Körper verfolgen. Sie lagern sich an Stellen im Körper an, die besonders aktiv sind. So kann die Tierärztin oder der Tierarzt beispielsweise Entzündungen in den Knochen des Tieres oder einen Tumor der Schilddrüse durch eine spezielle Kamera sichtbar machen.

Im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren, wie beispielsweise der Röntgen-Untersuchung, Ultraschall-Untersuchung oder Computertomografie, wird der Körper des Menschen oder des Tieres bei der Szintigrafie nicht passiv durchstrahlt – er strahlt selbst von Innen heraus. Dadurch kann die Tierärztin bzw. der Tierarzt nicht nur die Struktur eines Organs beurteilen, sondern auch die Funktion des Organs sichtbar machen.

Bei Tieren führen einige spezielle Tierkliniken die Szintigrafie durch. Die Untersuchungsmethode wird zum Beispiel angewandt bei Pferden zur Diagnostik von Lahmheit, bei Katzen zur Feststellung von Schilddrüsen-Tumoren und bei Hunden und Katzen zur Darstellung von Gefäßmissbildungen oder bei Erkrankungen der Knochen und Gelenke.

Durchführung:

Wie wird eine Szintigrafie bei Tieren durchgeführt?

Eine Szintigrafie führen Tierärztinnen und Tierärzte in einigen Spezialkliniken durch. Eine Tierärztin oder ein Tierarzt spritzt dem Tier sogenannte Radiopharmaka – dies sind Medikamente, die radioaktiv markiert sind. Gängig sind beispielsweise Technetium 99m oder Iod-Isotop 131. Die Radiopharmaka wählt der Tierarzt nach dem Organ aus, das er untersuchen möchte. Jod lagert sich beispielsweise gut in der Schilddrüse ab, während sich für Knochenuntersuchungen Phosphate besser eignen. Die Medikamente sammeln sich im Körper des Tieres an den Stellen an, die besonders aktiv sind.

Mithilfe einer speziellen Kamera fängt der Tierarzt bei der Szintigrafie die von den Medikamenten abgehende Strahlung (Gamma-Strahlung) auf und kann sie bildlich darstellen. Er fertigt ein sogenanntes Szintigramm an – ein Bild der Strahlung der Radiopharmaka. Somit macht er Bereiche einer erhöhten Aktivität sichtbar und findet Hinweise auf Entzündungen oder Tumoren beim Tier.

Beim Pferd mit Knochenproblemen beispielsweise findet sich vermehrt Technetium an den sogenannten Schmerzpunkten. Dadurch lässt sich die Problemstelle ausfindig machen. Bei der Katze lagert sich das Jod in der Schilddrüse an und der Tierarzt kann einen Schilddrüsen-Tumor diagnostizieren. Bei den meisten Tieren ist hierfür eine kurze Beruhigung (Sedation) oder Narkose notwendig, da sie bei der Szintigrafie eine gewisse Zeit still stehen müssen. Die Untersuchung an sich dauert etwa eine halbe Stunde. Nach der Verabreichung der Medikamente muss zunächst einige Zeit vergehen, damit sich die Stoffwechsel-Produkte im Körper des Tieres verteilen.

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Szintigrafie bei Tieren angewandt?

Die Szintigrafie wird zur Diagnose von zahlreichen Tierkrankheiten angewandt. Jedoch führen erst wenige Spezialkliniken Szintigrafien bei Tieren durch. Beim Pferd können Tierärztinnen und Tierärzte mithilfe einer Szintigrafie die Ursache für Lahmheiten finden. Bei Katzen wird die Szintigrafie häufig angewandt, um einen Schilddrüsen-Tumor zu diagnostizieren.

Bei Hund und Katze kann man die Szintigrafie ebenfalls anwenden, um die Durchgängigkeit des Gallengangs zu bestimmen sowie um Tumoren und Entzündungen der Knochen und der Gelenke festzustellen. Auch Gefäßmissbildungen, das heißt falsche Ausbildungen von Blutgefäßen am Herzen (Persistierender Ducuts Arteriosus) oder an der Leber (Portosystemischer Shunt), lassen sich mittels Szintigrafie diagnostizieren.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Szintigrafie bei Tieren?

Die Szintigrafie bei Tieren ist im Allgemeinen ein risikoarmer Eingriff. Das Tier wird zwar einer Strahlenbelastung ausgesetzt, die allerdings nicht lange anhält, da die Tierärztin bzw. der Tierarzt spezielle Radiopharmaka wählt, die nur sehr kurze Zeit strahlen. Die Strahlung bei der Szintigrafie entspricht etwa der einer Röntgen-Untersuchung oder sogar weniger.

Tierärztinnen und Tierärzte verwenden Trägersubstanzen für das radioaktive Material, die der Körper des Tieres schnell ausscheidet. Oftmals ist es notwendig, eine Beruhigung (Sedation) oder kurze Narkose vorzunehmen, da das Tier während der Szintigrafie ruhig bleiben muss.

Nicht empfehlenswert ist eine Szintigrafie bei trächtigen Tieren, da die Entwicklung der Feten gestört werden kann. Je nach den verwendeten radioaktiven Substanzen sollten Schwangere und Kinder in den ersten ein bis zwei Tagen den Kontakt zu behandelten Tieren vermeiden.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Justus-Liebig-Universität Giessen: Szintigraphie. www.vetmed.uni-giessen.de (Abruf: November 2021)
Fossum, T.W.: Small animal surgery, Mosby Elsevier, Missouri, 2012
Sillinger, R., Püllen, U.: Strahlende Erkenntnisse. HundKatzePferd, 06/08, Succidia AG, Darmstadt, 2008