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Infizierte neugeborene Lämmer kommen meist tot oder missgebildet auf die Welt. Hier zwei gesunde Ziegen-Lämmer im Affen- und Vogelpark Eckenhagen. Foto: vetproduction
Seit einigen Monaten ist in Deutschland und in vielen weiteren europäischen Ländern ein neues Virus auf dem Vormarsch – das so genannte Schmallenberg-Virus. Es ist für zahlreiche Totgeburten bei Rindern, Schafen und Ziegen verantwortlich. Zudem kommen die Neugeborenen infizierter Muttertiere häufig mit schweren Missbildungen auf die Welt. In Deutschland sind inzwischen über 1.000 Betriebe von dem Schmallenberg-Virus betroffen.
Landwirte können derzeit wenig tun, um ihre Tierbestände zu schützen, denn einen Impfstoff gibt es bislang noch nicht. Viele Tierbesitzer stellen sich die Frage, ob sich auch Haustiere mit dem Virus infizieren können – oder gar der Mensch? Wir haben die wichtigsten Informationen zum Schmallenberg-Virus für Sie zusammengefasst.
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Beim Schmallenberg-Virus handelt es sich um ein bislang noch nicht bekanntes Orthobunyavirus aus der so genannten Simbu-Serogruppe. Orthobunyaviren sind eigentlich bei Rindern in Afrika, Asien und Australien verbreitet. Im November 2011 hat das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) das Schmallenberg-Virus erstmalig bei Rindern in Deutschland nachgewiesen. Die Proben dazu stammen aus einem Betrieb im sauerländischen Ort Schmallenberg – daher wurde der Erreger vorläufig Schmallenberg-Virus genannt. Viren werden bereits seit langem vorläufig nach ihrem Entdeckungsort benannt. Viele Viren behalten ihre vorläufigen Namen aber auch dauerhaft, wie zum Beispiel das Lassa-Virus.
Forscher gehen davon aus, dass das Schmallenberg-Virus in erster Linie durch Insekten (Gnitzen und Stechmücken) übertragen wird. Grundsätzlich können Orthobunyaviren sowohl Insekten- als auch Säugetierzellen infizieren. Die Viren lösen jedoch nur in Säugetieren Erkrankungen aus.
Bislang haben sich Rinder, Schafe und Ziegen mit dem Schmallenberg-Virus infiziert. Forscher vermuten jedoch, dass sich gegebenenfalls auch Wildtiere (z.B. Rehe, Rothirsche) infizieren können. Wie sich das Schmallenberg-Virus auf Wildtiere auswirken könnte, lässt sich bislang noch nicht abschätzen.
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Infiziert sich ein erwachsenes Tier mit dem Schmallenberg-Virus, treten in der Regel nur milde Beschwerden wie Fieber, Durchfall und Milchrückgang auf. Diese Beschwerden klingen innerhalb weniger Tage wieder ab. Anders sieht es jedoch bei Neugeborenen aus: Befällt das Schmallenberg-Virus ein trächtiges Tier, kann es den Fetus infizieren und schwere Schädigungen hervorrufen. Häufig kommt es zu Früh- und Totgeburten. Viele Lämmer und Kälber kommen zudem lebensschwach und missgebildet zur Welt. Häufige Missbildungen sind zum Beispiel Arthrogryposen. Dabei handelt es sich um eine Gelenkstarre; meist versteifen sich die Gelenke infizierter Tiere so stark, dass sie sich nicht eigenständig fortbewegen können.
Ob sich auch Haustiere mit dem Schmallenberg-Virus infizieren können, ist bislang noch unklar. Bei Pferden und Hunden wurden jedoch Antikörper gegen so genannte Akabane-Viren entdeckt. Akabane-Viren gehören, wie auch das Schmallenberg-Virus, zur Simbu-Serogruppe der Orthobunyaviren. Die betroffenen Tiere hatten jedoch keine Beschwerden. Um das Risiko für Haustiere und weitere Tiere abschätzen zu können, sind entsprechende Untersuchungen auch beim Schmallenberg-Virus geplant.
Nach derzeitigem Kenntnisstand geht man nicht davon aus, dass sich auch Menschen mit dem Schmallenberg-Virus infizieren können. Der Grund: Alle bisher bekannten Orthobunyaviren stellen keine Zoonose-Erreger dar. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts sind bislang keine Personen bekannt, die positiv auf das Schmallenberg-Virus getestet wurden. Um zu klären, ob in Einzelfällen doch Infektionen möglich sind, hat das Robert Koch-Institut eine Untersuchung an Schäfern durchgeführt. Die Auswertung der Blutproben steht bislang noch aus.
Fleisch-, Milch- und Wildprodukte stellen nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse keine Gefährdung für den Menschen dar und können daher bedenkenlos verzehrt werden.
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Weiterführende Informationen
Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Medizinische Qualitätssicherung: Dr. med. M. Waitz
Datum der letzten Aktualisierung: Januar 2018
Quellen:
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI): Informationen zum “Schmallenberg-Virus” (Abruf 01/2018)
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV): “Schmallenberg-Virus” (Abruf 01/2018)
Robert Koch-Institut (RKI): Informationen zum Schmallenberg-Virus. (Abruf 01/2018)
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: Videopodcast zum Schmallenberg-Virus 2012 (Abruf 01/2018)
Gesellschaft für Virologie e.V.: Schmallenberg-Virus europaweit verbreitet (20.02.2012). http://www.g-f-v.org/ (Abruf 01/2018)
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