Erste Hilfe beim Tier bei Bewusstlosigkeit

Erste Hilfe beim Tier bei Bewusstlosigkeit

Kaninchen beim Tierarzt
Überprüfen Sie bei einer Bewusstlosigkeit Ihres Tieres die Vitalfunktionen wie Atmung, Puls und die Farbe der Schleimhäute. Foto: vetproduction

Wie äußert sich eine Bewusstlosigkeit bei meinem Tier?

Eine Bewusstlosigkeit beim Tier tritt unter Umständen plötzlich auf. Das Tier bricht meist zusammen und reagiert nicht mehr auf äußere Reize seiner Umgebung. Seine Gliedmaßen sind erschlafft und zeigen wenig bis gar keine Muskelspannung.

Um die Tiefe der Bewusstlosigkeit zu überprüfen, sprechen Sie Ihr Tier zunächst an. Achten Sie dabei auf kleine Bewegungen der Ohrmuschel. Tupfen Sie vorsichtig auf die Oberfläche des Auges Ihres Tieres. Bei oberflächlicher Bewusstlosigkeit reagiert Ihr Tier mit reflexartigem Augenzwinkern.

Die Bewusstlosigkeit kann nur wenige Sekunden bestehen, aber auch über einen längeren Zeitraum andauern. Auch wenn Ihr Tier schon nach kurzer Zeit wieder das Bewusstsein erlangt, bringen Sie es schnellstmöglich in eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik. Dort lässt sich die Ursache für die Bewusstlosigkeit abklären und entscheiden, ob eine Behandlung erforderlich ist.

Was sind die Ursachen für eine Bewusstlosigkeit beim Tier?

Eine Bewusstlosigkeit beim Tier kann viele Ursachen haben. Meist ist sie Ausdruck eines Schocks im fortgeschrittenen Stadium.

Häufige Gründe, warum ein Tier bewusstlos wird, sind:

  • Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems (z.B. Herzrhythmusstörungen, Herzversagen)
  • Stoffwechselentgleisungen (z.B. zu hoher oder zu niedriger Blutzucker-Spiegel)
  • Blutungen oder Flüssigkeitsverlust
  • Schädigung des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark), z.B. infolge eines Unfalls
  • Vergiftungen
  • Stromunfälle

Wie leiste ich Erste Hilfe, wenn mein Tier bewusstlos ist?

Unabhängig von der Ursache, handelt es sich bei der Bewusstlosigkeit Ihres Tieres stets um einen ernstzunehmenden, unter Umständen lebensbedrohlichen Zustand. Suchen Sie daher immer möglichst schnell mit Ihrem Tier eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Leisten Sie bis zum Erreichen der Tierarzt-Praxis wie folgt Erste Hilfe.

Überprüfen Sie die sogenannten Vitalfunktionen Ihres Tieres:

  • Atmung: Atmet Ihr Tier regelmäßig? Beobachten Sie, ob sich seine Rippen bewegen. Legen Sie eventuell eine Hand flach auf die Rippen Ihres Tieres, um seine Atembewegung zu fühlen (beim Hund sind zwischen 30 und 80 Atemzügen in der Minute normal).
  • Puls: Fühlen Sie den Pulsschlag Ihres Tieres, indem Sie mit Ihrer Hand seinen Oberschenkel von außen umfassen, sodass Ihr Daumen außen und Ihre restlichen Finger auf der Oberschenkel-Innenseite des Tieres liegen. In der tastbaren Rinne der Oberschenkel-Muskeln lässt sich der Pulsschlag der Oberschenkel-Arterie ertasten.
  • Schleimhäute: Überprüfen Sie die Farbe der Schleimhäute Ihres Tieres: Bei einem Kreislauf-Schock sind sie weißlich-porzellanfarben.

Lagern Sie Ihr Tier in eine (für den Transport) sichere Position: Legen Sie es auf die rechte Seite, strecken Sie seinen Kopf und ziehen Sie seine Zunge heraus, um sicherzustellen, dass die Atmung nicht behindert wird. Bewusstlose Tiere kühlen schnell aus – verhindern Sie dies mit einer warmen Decke.

Hat Ihr Tier einen Atemstillstand oder ein Herzversagen, beginnen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation)!

Weiterführende Informationen

Autor: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2021
Quellen:
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch Online. De Gruyter (Abruf: Dezember 2021)
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2018
Sigrist, N.: Notfallmedizin für Hund und Katze. Enke, 2017
Schmidt, M. et al.: MRT-Atlas ZNS-Befunde bei Hund und Katze. Enke, Stuttgart 2017
Schrey, C.F.: Untersuchungs- und Behandlungsmethoden bei Hund und Katze. Schattauer 2013