Liquoruntersuchung bei Tieren

Liquoruntersuchung bei Tieren

Hund bei der Narkose
Bei Kleintieren ist eine Vollnarkose notwendig, um Liquor zu entnehmen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Liquoruntersuchung bei Tieren?

Die Liquoruntersuchung ist ein Verfahren, um Erkrankungen oder Schädigungen des Zentralen Nervensystems beim Tier festzustellen. Für die Liquoruntersuchung entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt dem Tier Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) und lässt sie auf krankhafte Veränderungen untersuchen.

Durchführung:

Wie wird eine Liquoruntersuchung bei Tieren durchgeführt?

Bei Kleintieren, wie Hunden und Katzen, ist eine Vollnarkose notwendig, um den Liquor zu entnehmen. Dazu sticht die Tierärztin oder der Tierarzt mit einer sogenannten Spinalnadel am Übergang zwischen dem Hinterhauptbein und dem oberen Halswirbel in den Spinalkanal, in dem sich die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) befindet, ein. Der Liquor tritt dann in der Regel tropfenweise aus. Auch zwischen den Lendenwirbeln kann der Liquor beim Tier gewonnen werden, allerdings ist er dann häufiger mit Blut verunreinigt und damit für die Liquoruntersuchung weniger geeignet.

Bei Großtieren, wie Pferden und Wiederkäuern, entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt den Liquor unter örtlicher Betäubung im Lendenbereich. Das Tier erhält dazu ein Beruhigungsmittel. Wie bei Kleintieren, kann der Liquor auch unter Vollnarkose am Übergang zwischen dem Schädel und dem oberen Halswirbel gewonnen werden. Tierärztinnen und Tierärzte führen die Liquoruntersuchung möglichst rasch an der frisch entnommenen Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit durch, da sich die Werte bei zu lange gelagertem Liquor verfälschen können.

Für die Liquoruntersuchung beim Tier wird Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit benötigt, die möglichst keine frischen Blutbeimischungen enthält. Der Tierarzt kontrolliert zunächst die Farbe, Trübung und Gerinnung des Liquors. Normalerweise ist die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit farblos und klar. Ein Gelbstich ist ein möglicher Hinweis auf eine Gelbsucht (Ikterus) oder länger zurückliegende Blutungen. Außerdem überprüft der Tierarzt bei Liquoruntersuchung den Eiweiß- und Zuckergehalt des Liquors sowie die Zahl der enthaltenen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und weiterer Zellen. Auch Erreger wie Viren lassen sich im Falle einer Infektion im Liquor nachweisen.

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Liquoruntersuchung bei Tieren angewandt?

Die Liquoruntersuchung ist eine geeignete Methode, um Erkrankungen und Schädigungen des Zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) bei Tieren zu diagnostizieren. Gerade Entzündungen des Zentralen Nervensystems, bei denen die Blutwerte teilweise im Normalbereich bleiben, lassen sich damit erkennen.

Die Liquoruntersuchung beim Tier wird unter anderem angewendet zur Diagnose von:

  • Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks
  • Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks nach Unfällen
  • Infektionen durch Bakterien, Viren (z.B. Staupe beim Hund), Parasiten, Einzeller (z.B. Toxoplasmose bei der Katze) und Pilze (z.B. Kryptokokkose, vor allem bei Katzen)
  • Lebererkrankungen

Außerdem kann die Tierärztin bzw. der Tierarzt mit der Liquoruntersuchung überprüfen, ob eine Behandlung beim Tier anschlägt.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Liquoruntersuchung bei Tieren?

Auch wenn es keine unkomplizierte Untersuchung ist, die viel Fachkompetenz benötigt, so treten Komplikationen bei einer Liquoruntersuchung beim Tier relativ selten auf. Es ist möglich, dass bei der Entnahme der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) Blutungen auftreten oder Nerven geschädigt werden. Das Tier hat dann Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Manchmal sind die Beine gelähmt oder die Körperhaltung ist gekrümmt. Im Falle von sehr seltenen, schweren Komplikationen kann das Tier nicht mehr selbständig atmen und muss beatmet werden.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Baumgartner, W. (Hrsg.): Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. Enke, Stuttgart 2017

Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2017
Horzinek, M.C. et al.: Krankheiten der Katze, Enke, Stuttgart 2014

Willard, M.D. et al.: Labordiagnostik in der Kleintierpraxis, Urban & Fischer, München 2011