Elektroretinografie (ERG) bei Tieren

Elektroretinografie (ERG) bei Tieren

Kaninchen Augenuntersuchung
Vor der Elektroretinografie erfolgt eine allgemeine Augenuntersuchung. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Elektroretinografie (ERG) bei Tieren?

Die Elektroretinografie (ERG) ist eine spezielle Augenuntersuchung bei Tieren. Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem die elektrischen Impulse der Netzhaut und der Hornhaut als Reaktion auf Lichtreize aufgezeichnet werden. Damit kann die Tierärztin oder der Tierarzt Erkrankungen der Netzhaut und des Sehnervs feststellen.

Es gibt bei der Elektroretinografie mehrere Untersuchungsmethoden, mit denen sich die verschiedenen Zellen der Netzhaut voneinander unterscheiden lassen.

Durchführung:

Wie wird eine Elektroretinografie (ERG) bei Tieren durchgeführt?

Eine Elektroretinografie (ERG) bei Tieren erfolgt unter Vollnarkose, um Bewegungen des Auges zu verhindern. Daher überprüft die Tierärztin bzw. der Tierarzt zunächst durch eine gründliche körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung, ob der gesundheitliche Zustand des Tieres eine Betäubung zulässt.

Für die Elektroretinografie bringt der Tierarzt eine spezielle Elektrode in Form einer Kontaktlinse auf die Hornhaut des Tieres auf. Weitere Elektroden platziert er um das Auge herum unter der Haut. Das Auge wird mit verschieden hellen Lichtreizen bei unterschiedlichen Lichtbedingungen in der Umgebung (heller oder dunkler Raum) stimuliert. Dadurch lässt sich die Reaktion der verschiedenen Sinneszellen im Auge erkennen und daraus schließen, ob eine Erkrankung der Netzhaut oder des Sehnervs vorliegt.

Anwendungsgebiete:

Wann wird eine Elektroretinografie (ERG) bei Tieren angewandt?

Eine Elektroretinografie (ERG) kann bei allen Tieren durchgeführt werden. Sie ist vor allem dann sinnvoll, wenn zum Beispiel die Ursache für die Erblindung eines Tieres unbekannt ist. Das Elektroretinogramm ist unauffällig, wenn ein Tier aufgrund einer Sehnerven-Schädigung erblindet ist. Bei Erkrankungen der Netzhaut ist das ERG dagegen verändert.

Ist die Netzhaut des Tieres auf andere Weise nicht einsehbar, zum Beispiel durch eine Trübung des Auges, ist eine Elektroretinografie ebenfalls eine gute Untersuchungsmethode. Des Weiteren lassen sich angeborene Augenerkrankungen mithilfe des ERG feststellen.

Die Elektroretinografie bei Tieren ist außerdem hilfreich, um die Aussichten von Augenoperationen zu beurteilen, wenn das Auge nicht auf andere Weise untersucht werden kann. Dies ist zum Beispiel bei einer Hornhauttrübung oder einem Grauen Star (Katarakt, Linsentrübung) der Fall. Daher gehört die Elektroretinografie etwa bei Hunden zur Standarddiagnostik vor Operationen bei Grauem Star.

Auch bei Tieren mit Grünem Star (Glaukom) ist die Elektroretinografie sinnvoll, um zu überprüfen, wie sich die Erkrankung entwickelt. Bei Pferden führt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Elektroretinografie unter anderem durch, um zu prüfen, ob das Tier nachtblind ist.

Risiken und Komplikationen:

Welche Risiken birgt eine Elektroretinografie (ERG) bei Tieren?

Die Elektroretinografie (ERG) bei Tieren birgt in der Regel keine größeren Risiken. Wie bei allen Untersuchungsmethoden, bei denen das Tier betäubt werden muss, besteht die Gefahr, dass Komplikationen der Narkose, wie Kreislaufbeschwerden, auftreten.

An den Einstichstellen der Elektroden um das Auge herum können Blutungen und Blutergüsse auftreten. Außerdem ist es möglich, dass sich die Einstichstellen entzünden. Daher achtet die Tierärztin bzw. der Tierarzt bei dem Eingriff auf eine gute Hygiene. So lässt sich zudem vermeiden, dass mit der Hornhaut-Elektrode Keime in das Auge des Tieres gelangen und dort zu Infektionen führen.

Weiterführende Informationen

Autor: M. Sc. Nadja Graßmeier, Ernährungswissenschaftlerin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Oktober 2021
Quellen:
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch Online. De Gruyter (Abruf: Oktober 2021)
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Baumgärtner, W. (Hrsg.): Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. Enke, Stuttgart 2017

Maggs, D.J. et al.: Slatter´s Fundamentals of Veterinary Ophthalmology. Saunders, St. Louis 2008