Hypokalzämie

Hypokalzämie

Hypokalzämie
Foto: Pixabay.com

Hypokalzämie (auch: Hypocalcämie) ist der Fachbegriff für einen erniedrigten Kalzium-Wert im Blut des Tieres. Ursachen können verschiedene Stoffwechsel-Erkrankungen (z. B. Probleme mit den Nieren, Nebennieren, Nebenschilddrüsen oder der Schilddrüse), Medikamente oder Tumoren sein. Zudem kann eine Hypokalzämie durch einen erhöhten Kalziumbedarf in der Trächtigkeit und Säugeperiode (Laktation) bedingt sein (sog. Milchfieber, Eklampsie). Eine starke Hypokalzämie äußert sich mit Krämpfen (hypokalzämische Tetanie) infolge einer Übererregbarkeit des Nervensystems. Die Hypokalzämie muss unverzüglich tierärztlich behandelt werden.

Welche Fuktion hat Kalzium im Körper?

Kalzium ist eines von vielen bedeutenden Mineralstoffen im Körper. Fachleute bezeichnen die Mineralstoffe, die der Organismus benötigt auch als Elektrolyte. Jedes Elektrolyt sollte in einer bestimmten Menge im Körper vorkommen, zudem ist das Verhältnis der verschiedenen Mineralstoffe zueinander wichtig, damit Körperfunktionen normal ablaufen können. Kalzium ist an einigen lebenswichtigen Mechanismen im Körper beteiligt, dazu zählen folgende:

  • Nervenerregung
  • Muskelkontraktionen und Herzschlag
  • als Ko-Faktor von Enzymen
  • für einer funktionierende Blutgerinnung
  • als Baubestandteil von Zähnen und Knochen

Bei Säugetieren und auch beim Menschen sind Knochen und Zähne die Hauptspeicherorte für Kalzium. Ein weiterer Teil des Kalziums liegt in gelöster Form, als Kalzium-Ionen oder auch an Eiweiße gebunden, im Blut beziehungsweise innerhalb von Zellen im Körper vor.

Wie wird der Kalziumbedarf im Körper reguliert?

Der Kalziumhaushalt wird durch die beiden Hormone Kalzitonin und Parathormon sowie durch Calcitriol, einem Abkömmling von Vitamin D, reguliert. Kalzium wird von Tieren und Menschen mit der Nahrung aufgenommen. Im Darm bestimmen Abkömmlinge des Vitamin D, wie viel Kalzium aus der Nahrung aufgenommen wird. Benötigt der Körper mehr Kalzium, kommt das Parathormon ins Spiel. Es wird in den sogenannten Nebenschilddrüsen gebildet. Diese befinden sich beidseits am Hals in der Nähe der Schilddrüse. Das Parathormon regt die Freisetzung von Kalzium aus dem Knochen an, stimuliert die Nieren dazu, mehr Vitamin-D-Verwandte zu bilden, die ihrerseits die Aufnahme von Kalzium im Darm verstärken. Außerdem veranlasst es die Nieren dazu, weniger Kalzium auszuscheiden. Ein geringer Kalziumspiegel, etwa bei einer Hypokalzämie, veranlasst die Nebenschilddrüsen zu einer verstärkten Ausschüttung von Parathormon.

Auch wenn ein Überschuss an Kalzium im Körper vorliegt (Hyperkalzämie), weiß der Organismus sich zu helfen: Kalzitonin aus der Schilddrüse bewirkt dann, dass Kalzium vermehrt in die Knochen eingelagert wird, die Nieren mehr Kalzium ausscheiden und der Darm weniger von dem Mineralstoff aus der Nahrung aufnimmt.

Auf diese Weise gelingt es dem Körper, die richtigen Mengen an Kalzium an seinen jeweiligen Bedarf anzupassen. In bestimmten Lebensphasen, etwa im Wachstum oder während der Trächtigkeit und Säugeperiode, ist der Bedarf an Kalzium erhöht.

Was sind die Ursachen für eine Hypokalzämie?

Eine Hypokalzämie kann verschiedenen Ursachen haben. Folgende Beispiele können Auslöser einer Hypokalzämie bei Tier und Mensch sein:

  • Nierenfunktionsstörungen (z. B. Nierenschwäche bei der Katze oder beim Hund): Der Körper verliert zu viel Kalzium über die Harnausscheidung. Gleichzeitig können Nierenprobleme dazu führen, dass nicht genügend Vitamin-D-Abkömmlinge gebildet werden, um die Kalziumaufnahme im Darm zu stimulieren.
  • Vitamin-D-Mangel: Damit sich Vitamin D bilden kann, muss eine gewisse Menge Sonnenlicht auf die Haut auftreffen. Tiere, die ausschließlich innerhalb von geschlossenen Räumen, ohne natürlichen Lichteinfall gehalten werden, können daher einen Vitamin-D-Mangel entwickeln.
  • Zu geringe Kalziumaufnahme aus dem Darm: z. B. weil die Nahrung zu wenig Kalzium enthält oder weil bestimmte Krankheiten (z. B. des Magen-Darm-Trakts) die Aufnahme reduzieren.
  • Unterfunktion der Nebenschilddrüsen
  • Bestimmte Medikamente

Welche Symptome treten bei einer Hypokalzämie auf?

Ist der Kalziumspiegel im Blut nur geringfügig erniedrigt, treten möglicherweise noch keine Krankheitszeichen auf. Fällt der Kalziumspiegel unter eine gewisse Grenze, treten typische Symptome auf, zum Beispiel:

  • Muskelzittern, Muskelkrämpfe bis hin zu Krampfanfällen
  • Unruhe
  • Im Falle von Milchfieber (z. B. bei der Kuh oder bei der Hündin) liegen betroffene Tiere fest und können nicht mehr aufstehen
  • Herzrhythmusstörungen

Wie erkennt man eine Hypokalzämie?

Oftmals weisen die Symptome und Begleitumstände (z. B. Trächtigkeit, Geburt, Säugeperiode) auf eine mögliche Hypokalzämie hin. Um den Kalziummangel festzustellen, entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Blutprobe und bestimmt darin den Kalziumspiegel. Je nach vermuteter Ursache, schließen sich mitunter weitere Untersuchungen an, zum Beispiel Untersuchungen der Nieren, der Nebenschilddrüse oder des Magen-Darm-Trakts, einschließlich des Pankreas.

Wie lässt sich eine Hypokalzämie behandeln?

Welche Therapiemaßnahmen bei einer Hypokalzämie infrage kommen, hängt von der auslösenden Ursache ab. Im akuten Fall (z. B. bei Milchfieber) ersetzt die Tierärztin oder der Tierarzt den fehlenden Mineralstoff, indem sie oder er eine Kalziumlösung direkt in die Vene des Tieres verabreicht. Bei anderen Erkrankungen, die mit einer Hypokalzämie einhergehen, versucht man den Kalziumspiegel auf verschiedene Weise auch längerfristig zu erhöhen, etwa indem Kalzium in der Nahrung ergänzt wird oder Vitamin-D-Präparate zugeführt werden.

Weiterführende Informationen

Autorin: Pascale Huber, Redaktionsleitung, vetproduction GmbH
Datum: Juni 2023
Quellen:
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 269. Auflage, De Gruyter 2023
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. 12. Auflage, Thieme 2017