Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) beim Hund

Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) beim Hund

Hund beim Tierarzt
Bei einer Niereninsuffizienz kann der Körper des Hundes Giftstoffe nicht mehr ausreichend ausschwemmen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) beim Hund?

Bei einer Nierenschwäche (medizinisch Niereninsuffizienz) lässt die Funktion der Niere des Hundes nach. Die Nieren filtern im Körper Giftstoffe aus dem Blut und gewinnen Salze und Wasser für den Körper zurück, bevor Urin ausgeschieden wird. Zudem sind sie für den Blutdruck von großer Bedeutung und an der Blutbildung beteiligt.

Meist entwickelt sich eine Niereninsuffizienz beim Hund langsam, häufig über Monate und Jahre (chronische Niereninsuffizienz). Eine Nierenschwäche kann aber auch plötzlich auftreten (akute Niereninsuffizienz), beispielsweise infolge von Vergiftungen, Infektionen oder einem Harnstau.

Bei einer Niereninsuffizienz kann der Körper des Hundes Abfallprodukte des Stoffwechsels nicht mehr genügend ausscheiden, sodass diese sich allmählich im Blut ansammeln. Dadurch entwickelt sich Harnvergiftung (Urämie). Ebenso verliert der Körper zu viel Wasser und trocknet aus.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) beim Hund?

Eine Nierenschwäche beim Hund kann durch viele verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Hierbei gibt es jeweils unterschiedliche Auslöser für eine chronische und eine akute Niereninsuffizienz.

Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich unter anderem durch folgende Ursachen:

  • Angeborene Erkrankungen der Nieren, beispielsweise Zystennieren, Nierenfehlbildungen (Nierendysplasien) oder bei bestimmten Rassen häufiger auftretende Nierenerkrankungen (familiäre Nephropathien)
  • Nierentumoren, Nierenkrebs
  • Nierensteine
  • Erkrankungen des Immunsystems, z. B. Lupus erythematodes
  • Nierenentzündungen (Nephritis)
  • Durch eine unbekannte Ursache (idiopathisch): Dies ist häufig der Fall, beispielsweise bei älteren Hunden (chronische generalisierte Niereninsuffizienz).
  • Eine chronische Niereninsuffizienz kann sich aus einer akuten Niereninsuffizienz entwickeln, wenn die Niere durch die Ursache dauerhaft geschädigt ist.

Eine akute Niereninsuffizienz kann unter anderem ausgelöst werden durch:

  • Verstopfung der harnleitenden Wege, z. B. durch einen Harnröhrenstein
  • Eine Störung im Herz-Kreislauf-System, z. B. durch einen Schock, starken Blutverlust, schwere Herzerkrankungen oder Austrocknung
  • Schwere Entzündungen, Blutvergiftung (Sepsis)
  • Aufnahme von nierenschädigenden Giften oder Medikamenten, beispielsweise Schwermetalle (Blei, Quecksilber), Pestizide, Lösungsmittel oder Frostschutzmittel
  • Minderdurchblutung der Nieren während einer Narkose
  • Fieber, eine hohe Außentemperatur oder eine Untertemperatur des Körpers (Hypothermie)
  • Infektionskrankheiten, beispielsweise Leptospirose

Symptome:

Wie äußert sich eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) beim Hund?

Die Nieren sind über einen relativ langen Zeitraum in der Lage, ihre verminderte Funktion zu kompensieren – das heißt, der Hund zeigt noch keine oder nur geringe Anzeichen einer Niereninsuffizienz. Wenn etwa zwei Drittel der Nieren nicht richtig funktionieren, tritt die Nierenschwäche durch verschiedene Symptome in Erscheinung.

Bei der chronischen Niereninsuffizienz sind die Symptome meist recht unspezifisch, das heißt, die Beschwerden können auch andere Ursachen haben. Oft verliert ein Hund mit chronischer Niereninsuffizienz an Gewicht, ist ruhiger, er trinkt mehr und muss häufiger urinieren. Zum Teil ist der Hund nicht mehr stubenrein, da er zu oft Harn absetzen muss. Zusätzlich können Übelkeit und Erbrechen auftreten, der Kot kann hart sein und zu Verstopfung führen. Der Hund nimmt oft wenig Nahrung auf, es kann zu Magen-Darm-Blutungen kommen, wodurch der Kot sich dunkel färbt. Bei einer schweren Niereninsuffizienz treten Krampfanfälle auf. Im Endstadium führt die chronische Niereninsuffizienz zum Tod des Hundes.

Bei der akuten Niereninsuffizienz stehen plötzlich auftretende Symptome im Vordergrund, typischerweise Erbrechen und Durchfall. Der Hund frisst plötzlich nicht mehr, verhält sich auffällig und setzt wenig oder keinen Urin ab.

Diagnose:

Wie wird eine Nierenschwäche beim Hund festgestellt?

Um eine Nierenschwäche bei einem Hund festzustellen, kommen verschiedene Verfahren wie Blut- und Urinuntersuchung sowie bildgebende Verfahren (Röntgen- und Ultraschalluntersuchung) zum Einsatz. In der Blutuntersuchung misst das Praxisteam unter anderem die sogenannten Nierenwerte Kreatinin und Harnstoff (Urea), die im Fall einer Nierenschwäche krankhaft verändert sind. Arbeiten die Nieren nicht richtig, verschieben sich zudem oft die Konzentrationen der Blutsalze (Elektrolyte). Häufig ist etwa der Phosphatspiegel im Blut zu hoch.

Weitere Blutparameter können über die Ursache einer akuten Nierenschwäche Aufschluss geben, zum Beispiel bei Infektionen und Vergiftungen. Da in den Nieren ein Hormon gebildet wird, das für die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) notwendig ist, kann es sein, dass Hunde mit einer Nierenschwäche zusätzlich unter einer Blutarmut (Anämie) leiden. Auch diese lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen.

Häufig können Hunde, deren Nieren nicht richtig arbeiten, den Harn nicht konzentrieren. Daher untersucht das Praxisteam in der Regel auch die Dichte des Urins (sog. spezifisches Gewicht). Außerdem finden sich im Urin mögliche Hinweise auf Entzündungen (z. B. Entzündungszellen, Blut, Gewebezellen).

Bildgebende Verfahren helfen, Veränderungen der Nieren und der harnableitenden Wege wie Harnleiter, Harnblase und Harnröhre zu erkennen. Tumore, Fehlbildungen, Nieren- und Blasensteine sowie ein Harnstau lassen sich in einer Ultraschall- und Röntgenuntersuchung meist sichtbar machen.

Da die Nieren eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulation spielen, messen Tierärztinnen und Tierärzte bei Hunden mit einer Nierenschwäche in der Regel den Blutdruck: Bei Hunden mit einer Niereninsuffizienz ist der Blutdruck oft zu hoch. Besteht der Bluthochdruck über einen längeren Zeitraum, kann das Herz Schaden nehmen. Daher erfolgt bei Hunden mit einer chronischen Nierenschwäche oft auch eine Herzuntersuchung.

Behandlung:

Wie lässt sich eine Nierenschwäche beim Hund behandeln?

Die Therapie einer Nierenschwäche beim Hund hängt unter anderem davon ab, ob es sich um eine akute oder um eine chronische Nierenschwäche handelt. Ist eine bakterielle Infektion der Auslöser einer akuten Nierenschwäche, kommen meist Antibiotika zum Einsatz. Im Falle von Vergiftungen versuchen Tierärztinnen und Tierärzte, die Giftstoffe schnellstmöglich aus dem Körper herauszubekommen. Dazu erhält der Hund zum Beispiel Infusionen.

Auch Hunde mit einer chronischen Niereninsuffizienz bekommen in der Regel Flüssigkeit und Blutsalze über eine Infusion zugeführt. Denn wenn die Nieren den Harn nicht mehr ausreichend konzentrieren können, verlieren betroffene Hunde viel Flüssigkeit und trocknen entsprechend aus. Außerdem helfen Infusionen die Nierenfunktion anzuregen.

Bestimmte Medikamente helfen dabei, weitere Folgen der Nierenschwäche wie Übelkeit, Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder eine Anämie unter Kontrolle zu bringen.

Ein wichtiger Aspekt in der Therapie der Nierenschwäche ist die Ernährung. Bei Hunden mit einer akuten Niereninsuffizienz reicht unter Umständen eine vorübergehende Nierendiät aus, bei Tieren mit chronischer Nierenschwäche ist in der Regel eine lebenslange Diät erforderlich.

Prognose:

Kann sich ein Hund von einer Nierenschwäche wieder erholen?

Ist gibt keine pauschale Antwort auf die Frage, ob sich ein Hund von einer Nierenschwäche wieder erholen wird. Die Prognose hängt vor allem von der Krankheitsursache und der Schwere des Verlaufs ab. Wird eine akute Niereninsuffizienz rechtzeitig behandelt, und sind die Nieren nicht nachhaltig geschädigt, können betroffene Hunde mitunter vollständig gesund werden. In schweren Fällen und abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes, kann die Prognose aber auch ungünstig oder schlecht sein.

Bei Hunden mit einer chronischen Niereninsuffizienz verschwindet die Nierenschwäche normalerweise nicht mehr durch eine Behandlung. Sie trägt jedoch entscheidend dazu bei, die Nierenfunktion über längere Zeit aufrecht zu erhalten und dem Hund eine möglichst gute Lebensqualität zu bieten. Allerdings ist es auch möglich, dass sich die Nierenfunktion mit der Zeit weiter verschlechtert.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Nierenschwäche beim Hund vorbeugen?

Es gibt keine generelle Maßnahme, durch die sich einer Nierenschwäche beim Hund zuverlässig vorbeugen lässt. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen liefern jedoch einen wesentlichen Beitrag, um Erkrankungen der Nieren frühzeitig zu erkennen, und bieten damit die Möglichkeit, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Wann ist tierärztlicher rat gefragt?

Muss ein Hund mit einer Nierenschwäche tierärztlich untersucht werden?

Generell ist es ratsam, einen Hund tierärztlich vorzustellen, wenn er sehr häufig oder sehr selten bis gar keinen Urin absetzt, er keinen Appetit hat, Gewicht verliert oder matt wirkt. Die Symptome können auf eine Nierenschwäche, aber auch auf viele andere Erkrankungen hindeuten, die ebenso tierärztlich abgeklärt werden sollten. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser.

Weiterführende Informationen

Autor: Stefan Brenner
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin, Redaktionsleitung vetproduction GmbH
Datum der letzten Aktualisierung:
 November 2024

Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A. D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik, Enke Verlag 2018

Zentek, J.: Ernährung des Hundes. Enke, Stuttgart 2016
Nelson, R.: Innere Medizin der Kleintiere. Urban & Fischer Verlag/Elsevier 2010