Lungenembolie

Lungenembolie

Lungenembolie

Foto:Pixabay.com

Als Lungenembolie bezeichnen Fachleute in der Human- und Tiermedizin die Verstopfung einer Lungenarterie durch eingeschwemmtes Material (Embolus). Bei dem Embolus handelt es sich meistens um ein Blutgerinnsel (Thrombus, Thrombose) aus dem venösen Blutfluss. Die Lungenembolie äußert sich unter anderem durch schwere Luftnot, schnelle Atmung und schnellen Puls. Eine Lungenembolie ist lebensbedrohlich und bedarf einer zeitnahen Behandlung.

Es gibt unterschiedliche Ursachen für venöse Thromben, die beim Tier zu einer Lungenembolie führen können. Dazu zählen zum Beispiel abgeschwemmte Blutgerinnsel aus Venenkathetern, ins Blut geratenes Fett (z. B. aus dem Knochenmark nach Knochenbrüchen), Bakterienklumpen infolge von Infektionen oder Parasiten, die in der Blutbahn von Tieren leben. Bilden sich bei einem Tier Blutgerinnsel, spielen oftmals auch Störungen der Blutgerinnung eine Rolle. So können verschiedenen Krankheitszustände dazu führen, dass das Blut schneller gerinnt als bei gesunden Tieren.

Lungenembolie beim Hund: Oft sind Parasiten der Grund

Bei Hunden zählt ein bestimmter Parasitenbefall zu den häufigsten Ursachen für eine Lungenembolie: Sogenannte Herzwürmer (Dirofilaria immitis). Tierärztinnen und Tierärzte bezeichnen die Erkrankung auch als Dirofilariose. Die Parasiten werden zunächst als mikroskopisch kleine Stadien durch Stechmücken während des Blutsaugens übertragen. Ohne Behandlung können diese sich zu ausgewachsenen Würmern weiterentwickeln. Diese leben bevorzugt in den Lungenarterien. Zum einen können die Gefäße bei einem starken Befall verstopfen, zum anderen rufen die Würmer mitunter eine Entzündung der Blutgefäße hervor. Als Folge können ein Thrombus und eine Lungenembolie entstehen. Die Erkrankung kommt vor allem in südlichen Ländern, zum Beispiel im Mittelmeerraum vor. Eine weitere Parasitenart, die bei Hunden die Lunge befällt und potenziell eine Lungenembolie hervorrufen kann, sind Lungenwürmer (Angiostrongylus vasorum). Diese Parasitose ist auch in Mitteleuropa verbreitet. Hunde stecken sich mit dem Parasiten durch das Fressen von Schnecken an. Daher sollten Hundehalterinnen und Hundehalter ihre Vierbeiner möglichst davon abhalten, Schnecken zu essen.

Zu den weiteren Ursachen zählen sogenannte Fettembolien, die entstehen können, nachdem ein Tier sich einen langen Röhrenknochen (z. B. Oberschenkelknochen) gebrochen hat. In vielen Fällen gelingt es dem Körper jedoch, diese oft kleinen Fettembolien aufzulösen. Daher verursachen diese meist kaum Beschwerden. Erst wenn sehr viele Emboli (Mehrzahl von Embolus) in die Lungenarterien geraten, kommt es zu Symptomen einer Lungenembolie.

Außerdem können Lungenembolien beim Tier im Zusammenhang mit folgenden Krankheitszuständen entstehen:

Was genau passiert bei einer Lungenembolie?

Wenn die Lungenarterien bei einer Lungenembolie verstopft sind, kann das betroffene Tier zwar zunächst weiterhin Luft einatmen, da die Lungendurchblutung aber beeinträchtigt ist, findet der Gasaustausch an den Lungenbläschen nicht mehr ausreichend statt. Das bedeutet, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Bleibt der Zustand bestehen, wird das Herz stark belastet. Es kann zum Herz-Kreislaufversagen kommen.

Was sind typische Symptome einer Lungenembolie?

Charakteristisch für eine Lungenembolie ist, dass das betroffene Tier plötzlich unter Atemnot leidet. Meist ist die Atemfrequenz zugleich deutlich erhöht und das Tier wirkt schwach, will sich nicht bewegen und nichts Fressen. Außerdem kann bei einer Lungenembolie Fieber auftreten. Bläulich verfärbte Schleimhäute (Zyanose) können zusätzlich auf die schlechte Sauerstoffversorgung durch eine Lungenembolie hinweisen. Mitunter leiden betroffene Tiere an Husten, der auch blutig sein kann. Je nach Schwere der Lungenembolie, besteht außerdem die Möglichkeit eines Kreislaufschocks und eines plötzlichen Todes.

Wie lässt sich eine Lungenembolie feststellen?

Es gibt mehrere Faktoren, die der Tierärztin oder dem Tierarzt eine Lungenembolie anzeigen. So lässt sich beim Abhorchen der Lunge oft ein Rasselgeräusch feststellen. Eventuell lenken Begleiterkrankungen (wie schwere Verletzungen oder Infektionen) den Verdacht zusätzlich auf eine Lungenembolie.

Außerdem zeigen sich mögliche Veränderungen durch eine Lungenembolie bei folgenden Untersuchungen:

  • Elektrokardiogramm (EKG): Dieses zeichnet die Erregungsübertragung des Herzmuskels auf, die im Falle einer Lungenembolie verändert sein kann.
  • Blutuntersuchung: Untersucht werden u. a. Gerinnungsparameter (PT, PTT, Thrombozytenzahl, D-Dimere, Bestimmung der Blutgase (Sauerstoffgehalt im Blut)).
  • Röntgen-Untersuchung: Sichtbar sind möglicherweise Anzeichen für Ödeme, mitunter lassen sich Auffälligkeiten der herznahen Blutgefäße erkennen oder auch eine Vergrößerung der rechten Herzhälfte.
  • Computertomografie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT): Diese bildgebenden Verfahren lassen eine Lungenembolie in der Regel sehr gut erkennen.

Wie wird eine Lungenembolie behandelt?

Eine Lungenembolie ist ein Notfall, der so rasch wie möglich behandelt werden sollte. Da betroffene Tiere meist schwach sind und unter Luftnot leiden, erfolgt die tiermedizinische Erstversorgung möglichst schonend und stressfrei. Meist legen Tiermedizinerinnen und Tiermediziner zunächst einen Venenkatheter über den Medikamente sowie Flüssigkeit verabreicht werden können. Um den Patienten möglichst wenig anzustrengen, die in der Regel bestehenden Schmerzen zu lindern und die Atmung zu erleichtern, erhält das Tier meist ein Beruhigungs- und Schmerzmittel sowie Sauerstoff. Über den Venenkatheter werden schließlich blutgerinnungshemmende Mittel verabreicht, die den Thrombus auflösen sollen und eine erneute Gerinnselbildung hemmen. Weitere Maßnahmen richten sich nach der Krankheitsursache beziehungsweise den bestehenden Begleiterkrankungen.

Welche Überlebenschancen bestehen bei einer Lungenembolie?

Die Prognose bei einer Lungenembolie hängt von ihrem Ausmaß und der Schwere bestehender zusätzlicher Erkrankungen ab. Bei Tieren, die zusätzlich sehr schwer erkrankt sind, ist die Heilungschance oftmals schlecht. Dann kann es sinnvoll sein, das Tier durch eine Euthanasie von seinem Leiden zu erlösen.

 

Weiterführende Informationen

Autorin: Pascale Huber, Tierärztin, Redaktionsleitung vetproduction GmbH
Datum: Mai 2023
Quellen:
Kohn, B., Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Thieme 2017
Online-Informationen ESCCAP: Empfehlungen zur Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Erkrankungen bei Hund und Katze. Deutsche Adaptation der ESCCAP-Empfehlung Nr. 5 April 2011