Emetikum

Emetikum

Emetikum
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Ein Emetikum (Mehrzahl: Emetika) ist ein Medikament, das zu Erbrechen führt. Die Tierärztin oder der Tierarzt verabreicht einem Hund oder einer Katze ein Emetikum, zum Beispiel wenn der Verdacht auf bestimmte Vergiftungen besteht und das Tier zum Erbrechen des verdächtigen, gefressenen Stoffes bringen will.

Ein Emetikum, auch Brechmittel genannt, findet in der Tiermedizin Anwendungen, wenn ein Tier einen stumpfen Fremdkörper oder giftigen Stoff verschluckt hat und sich dieser noch im Magen befindet. Emetika finden darüber hinaus auch zur Operationsvorbereitung Anwendung. Auch in der Humanmedizin kommen Emetika zum Einsatz, um ein Erbrechen auszulösen, zum Beispiel in Fällen einer Vergiftung, bei denen eine Magenspülung nicht möglich ist.

Beispiele für häufige Vergiftungen bei Hunden und Katzen sind:

  • Schokoladenvergiftung
  • Fressen von Giftpflanzen (z. B. Maiglöckchen)
  • Aufnahme von Ratten- oder Mäusegift
  • Verschlucken bestimmter Medikamente (z. B. Paracetamol)
  • Vergiftung mit Frostschutzmittel

Einsatz von Emetika bei Vergiftungen und Fremdkörpern

Ein Emetikum kann jedoch nicht in allen Fällen von Vergiftungen oder bei jeder Art von Fremdkörper verabreicht werden. So dürfen Emetika beispielsweise nicht zum Einsatz kommen, wenn es sich bei dem giftigen Stoff um eine ätzende Substanz (Säuren, Ätzmittel, Laugen) handelt. Hat das Tier einen spitzen oder scharfen Gegenstand verschluckt, eignet sich die Magenentleerung aufgrund der hohen Verletzungsgefahr ebenfalls nicht.

Außerdem ist vom Einsatz von Emetika im Falle einer Bewusstseinsstörung des Tiers abzusehen, da die Gefahr besteht, dass das Tier das Erbrochene versehentlich einatmet und es so in seine Lunge gelangt. Bewusstseinsstörungen können auch als Folge einer Vergiftung auftreten. Das ist zum Beispiel bei einer Rosskastanien-Vergiftung möglich. Auch bei Symptomen einer Herzerkrankung oder neurologischen Symptomen (ZNS-Symptomatik) darf kein Erbrechen ausgelöst werden.

Weitere Gegenanzeigen sind ein Verschluss oder eine Lähmung der Speiseröhre sowie eine Kreislaufschwäche oder ein erhöhter Hirndruck. Ein üblicher Wirkstoff, der Erbrechen auslöst, ist Apomorphin – ein Arzneistoff, der bei Hunden, nicht aber bei Katzen, als Emetikum eingesetzt werden kann. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Apomorphin zählen niedriger Blutdruck (Hypotension), Kreislaufschwäche (Kreislaufinsuffizienz) und Sedation.

Bei der Katze ist der Wirkstoff Xylazin gebräuchlich, um Erbrechen auszulösen. Nebenwirkungen sind auch hier möglich und umfassen unter anderem erniedrigten Blutdruck, herabgesetzte Atmung (Atemdepression) oder ein verlangsamter Herzschlag. Die Verabreichung von Xylazin wird unter anderem bei folgenden Gesundheitsproblemen nicht empfohlen: Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Atemdepression. Dann wählt die Tierärztin oder der Tierarzt eine andere Methode, um die Katze zu behandeln.

Wie werden Emetika verabreicht?

Emetika kann die Tierärztin oder der Tierarzt auf unterschiedliche Weise verabreichen. Apomorphin lässt sich bei Hunden beispielsweise unter die Haut oder direkt in die Vene spritzen. Nachdem der Hund erbrochen hat, erhält er ein Mittel gegen Übelkeit, das nun den Brechreflex unterbinden soll. Im Anschluss behält die Tierärztin oder der Tierarzt den Hund gegebenenfalls noch zur Beobachtung in der Tierarztpraxis und verabreicht ihm bei Bedarf eine Infusion oder andere Medikamente. Sofern nicht sicher ist, ob der Fremdkörper komplett erbrochen wurde, erfolgt zudem eine Ultraschallkontrolle.

Um Erbrechen bei der Katze auszulösen, verabreicht die Tierärztin oder der Tierarzt Xylazin mit einer Spritze direkt in den Muskeln. Auch hier erfolgt gegebenenfalls eine Ultraschallkontrolle sowie eine nachfolgende Behandlung. Vor allem bei einer Vergiftung sind weitere Untersuchungen und Behandlungen oftmals notwendig.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. Freya Fuchs, Tierärztin, Vetproduction GmbH
Datum: Juni 2023
Quellen:
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 269. Auflage De Gruyter 2023
DocCheck Flexikon: Emetikum. Abruf: 06/2023
Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschland e. V.: FAQ – Berufseinstieg Kleintierpraxis. Enke, Stuttgart 2016
Kraft, W. et al.: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Hund und Katze. Schattauer, Stuttgart 2015
Wiesner, E. et al.: Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000