Verhaltensstörungen bei der Katze

Verhaltensstörungen bei der Katze

Katze
Manchmal lösen bestimmte Umstände Verhaltensstörungen bei der Katze aus. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Verhaltensstörungen bei der Katze?

Es gibt verschiedene Verhaltensstörungen bei der Katze. Dabei weicht das Verhalten der Katze vom „gewöhnlichen“ und erwarteten Verhalten ab. Als Katzenhalterin oder Katzenhalter bemerken Sie zum Beispiel, dass Ihre Katze sich anders als andere Katzen verhält oder plötzlich ein anderes Verhalten als zuvor zeigt. Dann fragen Sie sich möglicherweise: “Warum ist meine Katze so komisch?” oder “Ist meine Katze verhaltensgestört?”

Verhaltensstörungen bei der Katze können unproblematisch sein oder das Zusammenleben der Katze mit anderen Katzen und dem Menschen nachhaltig stören. Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzer sind meist in der Lage, das Befinden und Verhalten ihrer Katze recht genau an der Körpersprache und Lautäußerungen abzulesen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Verhaltensstörungen bei der Katze?

Verhaltensstörungen bei der Katze haben unterschiedliche Ursachen. Aber wann verändern Katzen ihr Verhalten? Einige mögliche Ursachen sind:

  •  Stress (z.B. Tierarzt-Besuch, Umzug, neue Haustiere)
  •  Langeweile, Unterforderung (v.a. bei Wohnungskatzen)
  •  Unsicherheit, Angst (auch nach traumatischen Erlebnissen)
  •  Unerfüllte Bedürfnisse
  •  Missverständnisse in der Mensch-Tier-Kommunikation
  •  Krankheiten und Schmerzen
  •  Hormonstörungen (z.B. Schilddrüsen-Überfunktion bei der Katze)
  •  Zwangsstörungen
  •  Vernachlässigung oder auch übermäßiges Behüten der Katze
  •  Vergiftungen (wenn die Katze sich plötzlich auffällig verhält, zusätzlich zu anderen Symptomen wie Erbrechen, Durchfall, Krämpfe etc.)

 Symptome:

Wie äußern sich Verhaltensstörungen bei der Katze?

Verhaltensstörungen bei der Katze äußern sich unterschiedlich. In welcher Form Verhaltensauffälligkeiten bei einer Katze auftreten, hängt von vielen Faktoren ab, etwa Alter, Geschlecht, Rasse und Persönlichkeit der Katze. Besonders wichtig ist jedoch, die Situation und das Umfeld der Katze zu beobachten, um einzuschätzen, ob das Verhalten der Katze angemessen ist oder auffällig erscheint.

Möglicherweise ist die verhaltensauffällige Katze durch ein neues Haustier gestresst oder sie trauert einer verstorbenen Katze nach. Eine genaue „Analyse“ hilft, das Verhalten der Katze besser verstehen zu lernen. Möglicherweise bestehen Missverständnisse und es handelt sich weniger um eine Verhaltensstörung, sondern vielmehr um ein Verständigungsproblem zwischen Tier und Mensch.

Mögliche Symptome von Verhaltensstörungen bei der Katze sind unter anderem:

  • Die Katze wirkt angespannt und verhält sich häufig aggressiv, faucht, kratzt oder beißt.
  • Die Katze verletzt sich selbst.
  • Die Katze zeigt ein bestimmtes Verhalten häufiger oder stärker als gewöhnlich, zum Beispiel übermäßiges Putzen (Psychogene Leckalopezie).
  • Die Katze zeigt bestimmte Verhaltensweise kaum noch oder gar nicht mehr, vernachlässigt etwa Spielen, Fellpflege oder Fressen.
  • Die Katze wirkt lustlos und zieht sich zurück.
  • Das Verhalten der Katze wirkt zwanghaft, etwa durch ständige Wiederholungen ein und derselben Bewegung.
  • Die Katze zeigt häufig ein vom Katzenhalter „nicht gewünschtes“ Verhalten, etwa Zerkratzen von Möbeln oder Urinieren in der Wohnung.

Diagnose:

Wie werden Verhaltensstörungen bei der Katze diagnostiziert?

Verhaltensstörungen bei der Katze erfordern eine gezielte Diagnose, um die geeignete Behandlung zu finden. So beobachten Tierärztinnen und Tierärzte die Katze und achten auf Verhaltensauffälligkeiten. Auch bitten sie die Katzenhalterin oder den Katzenhalter, die Verhaltensstörung möglichst detailliert zu beschreiben. So möchten sie zum Beispiel wissen, um welche Art von Verhalten es sich handelt, wie häufig und in welchen Situationen die Verhaltensstörung bei der Katze auftritt.

Möglicherweise gibt es bestimmte Anlässe, die bei der Katze zu einem bestimmten Verhalten führen. Die Tierärztin oder der Tierarzt untersucht die Katze körperlich und klärt ab, ob Schmerzen als Ursache der Verhaltensstörung infrage kommen. Spielen eventuell Nervenleiden eine Rolle, ist eine neurologische Untersuchung der Katze sinnvoll. Blutuntersuchungen und Urinproben helfen, eine mögliche Hormonstörung (z.B. Schilddrüsen-Überfunktion) als Ursache der Verhaltensstörung bei der Katze aufzudecken.

Behandlung:

Wie können Verhaltensstörungen bei der Katze behandelt werden?

Was tun, wenn die Katze sich komisch verhält? Die Behandlung von Verhaltensstörungen bei der Katze richtet sich nach dem jeweiligen Einzelfall.  Es gibt verschiedene Therapieansätze. In erster Linie gilt es, die Ursache für die Verhaltensstörung herauszufinden und zu behandeln.

Ist eine Krankheit (z.B. Schilddrüsen-Überfunktion bei der Katze) Ursache der Verhaltensstörung, ist es notwendig, diese zu behandeln. Reagiert die Katze nervös auf äußere Reize, kann es zum Beispiel helfen, für sie einen ruhigeren Schlaf- und Futterplatz einzurichten.

Bestimmte Verhaltensauffälligkeiten sind vorübergehend, etwa Trauer nach dem Tod einer anderen Katze. Nach wenigen Wochen ist die Trauer meist überwunden und es kann sinnvoll sein, sich dann eine weitere Katze anzuschaffen. Andere Verhaltensstörungen bei der Katze können dauerhaft und störend sein, etwa ständiges Zerkratzen von Mobiliar, Urinieren in der Wohnung oder Aufsuchen „verbotener Plätze“ wie das Bett.

Hier hilft – bei ausgeprägten Verhaltensstörungen – gegebenenfalls eine Verhaltenstherapie der Katze durch einen erfahrenen Tierarzt oder Tierpsychologen mit entsprechender verhaltenstherapeutischer Ausbildung. In seltenen Fällen raten Tierärztinnen und Tierärzte dazu, der Katze zur Therapie der Verhaltensstörungen unterstützend Medikamente (Psychopharmaka) zu verabreichen.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Verhaltensstörungen bei der Katze?

Die Prognose von Verhaltensstörungen bei der Katze richtet sich nach dem jeweiligen Einzelfall. Die Prognose ist gut, wenn eine klare Ursache (z.B. eine Schilddrüsen-Überfunktion bei der Katze oder ein bestimmter äußerer Reiz) zu den Verhaltensauffälligkeiten geführt hat, welche sich leicht behandeln oder ändern lässt.

Teilweise sind solche Auffälligkeiten auch vorübergehend. In manchen Fällen bleiben Verhaltensstörungen jedoch dauerhaft bestehen oder die Therapie gestaltet sich langwierig, etwa bei bestimmten Zwangserkrankungen oder sehr früh erlernten ungünstigen Verhaltensweisen.

Vorbeugen:

Wie kann man Verhaltensstörungen bei der Katze vorbeugen?

Verhaltensstörungen bei der Katze lassen sich nur teilweise vorbeugen. Wichtig ist, eine Katze bereits gezielt auszuwählen und sie auch nicht zu früh von der Mutter zu trennen. Viele Rassekatzen sind häufig besonders für das Leben in der Wohnung und enge Zusammenleben mit Menschen gezüchtet, haben aber Probleme mit Freilauf und Artgenossen. Wer dagegen eine Katze vom Bauernhof aufnimmt, sollte ihr Freilauf bieten.

Wer Verhaltensstörungen bei der Katze vorbeugen möchte, muss konsequent bei der Erziehung sein. Belohnungen bei erwünschten und ein klares „Nein!“ bei unerwünschten Verhaltensweisen sind sinnvolle Erziehungsmethoden, körperliche Gewalt jedoch niemals! Schleichen sich dennoch Verhaltensstörungen bei der Katze ein, ist es sinnvoll, eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat zu fragen.

Wenn möglich, bieten Sie Ihrer Katze ein möglichst sicheres Umfeld und vermeiden Sie häufige Veränderungen, da sie das Tier verunsichern. Auch ist es wichtig, auf Anzeichen von Krankheiten zu achten und gegebenenfalls eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Eine katzengerechte Haltung und eine gesunde Ernährung beugen außerdem körperlichen und psychischen Störungen bei der Katze vor.

Wann zum Tierarzt?

Ist es bei Verhaltensstörungen wichtig, mit der Katze einen Tierarzt aufzusuchen?

Wenn Sie Verhaltensstörungen bei Ihrer Katze bemerken, suchen Sie eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf. Nur so lässt sich feststellen, ob sich eine behandlungsbedürftige Erkrankung (z.B. Schilddrüsen-Überfunktion) hinter dem veränderten Verhalten verbirgt.

Zeigt eine an sich gesunde Katze Verhaltensstörungen, kann ein Termin in einer Tierarzt-Praxis mit verhaltenstherapeutischer Qualifikation sinnvoll sein.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Biol. Birgit Hertwig
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: November 2022
Quellen:
Lutz, H. et al.: Krankheiten der Katze. Thieme Verlag 2019
Schroll, S.; Dehasse, J.: Verhaltensmedizin bei der Katze. Enke, Stuttgart 2015
Rand, J.: Praxishandbuch der Katzenkrankheiten. Urban & Fischer, München 2009
Schmidt, W.-D.: Verhaltenstherapie der Katze. Schlütersche 2003