Tollwut (Rabies, Lyssa) beim Hund

Tollwut (Rabies, Lyssa) beim Hund

Tierarzt mit Spritze
In Deutschland steht für Hunde ein Impfstoff gegen Tollwut zur Verfügung. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Tollwut beim Hund?

Die Tollwut ist eine durch Viren übertragbare Krankheit, mit der sich neben Hunden und anderen Tieren auch Menschen infizieren können (Zoonose). In der Fachsprache heißt die Tollwut auch Rabies oder Lyssa.

Deutschland ist aktuell frei von terrestrischer Tollwut. Allerdings gibt es vereinzelte Berichte von Tieren, die (illegal) aus Drittländern nach Deutschland gebracht wurden und mit Tollwut infiziert waren. Die Inkubationszeit, das heißt, die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung kann sehr variabel sein und zwischen zwei und 24 Wochen betragen. Nach dem Ausbruch der Krankheit kommt es zunächst zu Veränderungen im Verhalten (z. B. Angstzustände, Nervosität) des Hundes. Im späteren Verlauf zeigt der Hund ein aggressives Verhalten und allgemeine Unruhe, bevor im letzten Stadium der Krankheit Lähmungserscheinungen auftreten.

Der Hund stirbt kurz darauf an den Folgen der Tollwut. Die Tollwut ist sehr gefährlich: Einmal ausgebrochen, endet die Krankheit immer tödlich – das gilt sowohl für Tiere als auch für den Menschen. Mit einer Impfung lässt sich die Tollwut beim Hund jedoch verhindern.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für eine Tollwut beim Hund?

Ursache der Tollwut sind Viren. Als Reservoir der Tollwut-Viren gelten hauptsächlich Wildtiere (z. B. Füchse) und Fledermäuse. In vielen Ländern verbreiten auch streunende Hunde und Katzen das Virus. Da die Tollwut-Viren hauptsächlich im Speichel eines infizierten Tieres vorkommen, wird die Tollwut häufig durch Bisse oder das Lecken an Hautabschürfungen oder Schleimhäuten übertragen.

Selten wird das Tollwut-Virus durch Ausscheidungen (Kot und Urin) eines infizierten Tieres übertragen. Die Viren wandern von der Eintrittsstelle ins Zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), von wo aus sie sich im Körper des Hundes ausbreiten und auch in die Speicheldrüsen gelangen. Aus diesem Grund ist der Speichel von Tollwut-infizierten Tieren so infektiös.

Symptome:

Wie äußert sich die Tollwut beim Hund?

Je nachdem, wo der Hund gebissen wurde, variiert die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Tollwut. Denn je länger der Weg ins Zentrale Nervensystem ist, desto mehr Zeit vergeht, bis die ersten Symptome auftreten. In erster Linie zeigt sich die Tollwut in Verhaltensänderungen beim Hund, später treten körperliche Anzeichen hinzu.

Wie verhält sich ein Hund mit Tollwut?

Eine Tollwut verläuft vielfach in drei Phasen:

  • In der ersten sogenannten Prodromal-Phase der Tollwut verändert sich das Verhalten des Hundes, er wird zudem unruhig. Zuvor schüchterne Hunde wirken plötzlich sehr zutraulich. Der Hund leidet unter ersten Schluckbeschwerden und dadurch unter vermehrtem Speichelfluss.
  • In der zweiten Phase der Tollwut, der Exzitationsphase, zeigt sich die eigentliche Wut, der die Tollwut ihren Namen verdankt. Der Hund beißt und schnappt häufig und ist äußerst erregt.
  • Im dritten Stadium der Tollwut, dem Paralysestadium, leidet der Hund unter Lähmungserscheinungen und verstirbt schließlich.

Ein Hund mit Tollwut lebt nicht lange: Alle Stadien beziehungsweise Symptome der Tollwut dauern wenige Tage an, treten nicht in jedem Fall verbindlich auf und können sich überschneiden.

Diagnose:

Impfausweis
Die Tollwut-Impfung muss regelmäßig aufgefrischt werden. Foto: vetproduction

Wie wird die Tollwut beim Hund diagnostiziert?

Die sichere Diagnose der Tollwut lässt sich nur am verstorbenen Tier mit Laboruntersuchungen stellen. Beim lebenden Hund ist nur eine Verdachtsdiagnose aufgrund der Symptome möglich. Eine Bissverletzung durch ein frei lebendes Tier (z.B. einen Fuchs) erhärtet den Tollwut-Verdacht.

Spricht die Tierärztin oder der Tierarzt oder eine andere Person den Verdacht Tollwut aus, so ist sofort das zuständige Veterinäramt zu verständigen. Dieses leitet alle weiteren Schritte ein, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden.

Behandlung:

Wie kann die Tollwut beim Hund behandelt werden?

Die Behandlung von Tollwut bei Tieren ist in Deutschland wegen der hohen Ansteckungsgefahr für den Menschen untersagt. Die Tollwut ist sehr gefährlich und nicht heilbar. Es besteht die Gefahr einer Übertragung vom Hund auf den Mensch. Das zuständige Veterinäramt sorgt dafür, dass der betroffene Hund separiert und in der Regel eingeschläfert wird. 

Prognose:

Wie ist die Prognose für Hunde mit Tollwut?

Die Tollwut ist nicht heilbar und verläuft bei Tieren immer tödlich. Deshalb ist es ratsam, Hunde vorbeugend impfen zu lassen.

Vorbeugen:

Wie kann man der Tollwut beim Hund vorbeugen?

In Deutschland steht für Hunde ein Impfstoff gegen Tollwut zur Verfügung. Die Tollwut-Impfung gehört zu den Standardimpfungen, die jeder Hund bekommen sollte.

Wie oft muss ich meinen Hund gegen Tollwut impfen lassen? Wie lange ist eine Tollwut-Impfung gültig?

Die Tollwut-Impfung zählt inzwischen zu den Non-Core-Vakzinen. Dies sind Impfungen, die unter bestimmten Umständen empfohlen werden (im Unterschied zu Core-Vakzinen für Krankheiten, gegen die ein Hund zu jeder Zeit geschützt sein sollte).

  • Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen im Alter von 12 und 16 Wochen sowie mit 15 Monaten.
  • Je nach Impfstoff können Auffrischungsimpfungen in bestimmten Abständen erfolgen.


Achtung
: Wenn Sie mit Ihrem Hund ins Ausland reisen wollen, denken Sie an die Tollwut-Impfung! Für den Reiseverkehr wird in der Regel eine Tollwut-Impfung vorausgesetzt. Erkundigen Sie sich hierzu bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt.

Hat die Tollwut-Impfung Nebenwirkungen?

Hunde vertragen die Tollwut-Impfung in der Regel gut. Wie bei allen Impfungen, kann es zu Nebenwirkungen wie einer vorübergehenden leichten Schwellung und Rötung an der Einstichstelle kommen, sowie zu Abgeschlagenheit, Fieber und Durchfall.

Wann ist Tierärztlicher Rat gefragt? ?

Muss ein Hund mit Verdacht auf Tollwut tierärztlich untersucht werden?

Beim Verdacht auf Tollwut ist das zuständige Veterinäramt zu verständigen. Die Amtstierärztin oder der Amtstierarzt begutachtet den Hund an Ort und Stelle. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr sollte auf keinen Fall versucht werden, den Hund einzufangen. Sie dürfen den Hund also im Zweifel auch nicht in die tierärztliche Praxis bringen. 

Weiterführende Informationen

Autor: Stefan Brenner, Dipl.-Biol. Ulrike Ibold
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin, Redaktionsleitung vetproduction GmbH
Datum der letzten Aktualisierung: September 2024
Quellen:
Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Übersicht über die Immunitätsdauer der TOLLWUTKOMPONENTE der Veterinärimpfstoffe. https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/arzneimittel/immunitaetsdauer-tollwutimpfstoffe-veterinaer.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (Abruf: September 2024)
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik, Enke, Stuttgart 2018
Seblitz, H.-J. et al.: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Enke, Stuttgart 2015

Wienrich, V.: Das große Buch der Hundekrankheiten. Müller Rüschlikon Verlag, Stuttgart 2008