Cushing-Syndrom beim Hund

Cushing-Syndrom beim Hund

Hund beim Tierarzt
Das Cushing-Syndrom ist eine häufige Hormonerkrankung bei Hunden. Foto: Pixabay.com

Definition:

Was ist ein Cushing-Syndrom beim Hund?

Ein Cushing-Syndrom, auch Morbus Cushing oder Hyperadrenokortizismus genannt, ist eine häufige hormonelle Erkrankung beim Hund. Durch eine Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) oder der Nebennieren bildet der Körper dauerhaft zu viel Cortisol.

Ein Cushing-Syndrom kann auch entstehen, wenn der Hund im Rahmen einer Behandlung über einen längeren Zeitraum Glukokortikoide (zum Beispiel Kortison) in einer hohen Dosis erhalten hat.

Morbus Cushing tritt häufiger bei bestimmten Hunderassen wie zum Beispiel dem Pudel, Dackel, Terrier, Beagle und Boxer auf. Meist sind ältere Tiere betroffen, und typischerweise erkranken mehr weibliche Tiere als männliche.

Die Symptome von Morbus Cushing sind sehr vielfältig. Der Hund trinkt mehr und hat dauernd Hunger. Er frisst viel und entwickelt einen Hängebauch – Tierärztinnen und Tierärzte sprechen von einer Cushing-typischen „Stammfettsucht“. Das Fell des Hundes wird stumpf, die Haut dünn und oftmals tritt Haarausfall (Alopezie) an verschiedenen Stellen des Körpers auf.

Die Diagnose des Cushing Syndroms beim Hund wird durch Blutuntersuchungen, einen bestimmten Test (ACTH-Stimulationstest), Urinuntersuchungen sowie durch bildgebende Verfahren gestellt.

Zur Behandlung von Morbus Cushing kommen, je nach Ursache, Medikamente oder eine Operation infrage. 

Ursachen:

Was sind die Ursachen des Cushing-Syndroms beim Hund?

Wie entsteht ein Cushing Syndrom? Ein Morbus Cushing wird durch „endogene“ oder „exogene“ Ursachen ausgelöst. Unter endogenen Ursachen versteht man, dass der Körper des Hundes zu viel Cortisol produziert (endogenes Cushing-Syndrom). Dieses Hormon wird in den Nebennieren bzw. in den Nebennierenrinden gebildet. Damit das Organ Cortisol bildet, schüttet die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) das Hormon ACTH aus. ACTH stimuliert die Nebennierenrinde, Cortisol zu produzieren.

Durch einen – meist gutartigen – Tumor der Hypophyse kann zu viel ACTH ausgeschüttet werden. Dies hat zur Folge, dass die Nebennieren zu viel Cortisol produzieren. Ein solcher Tumor ist in 80 bis 85 Prozent der Fälle die Ursache für einen Morbus Cushing (Hypophysäres Cushing-Syndrom).

In 15 bis 20 Prozent der Fälle löst ein Tumor an einer oder beiden Nebennieren das Cushing-Syndrom bei erkrankten Hunden aus. Die Nebennierenrinde produziert dann ohne den Einfluss von ACTH vermehrt Cortisol (funktioneller Nebennieren-Tumor).

Beim exogenen Cushing-Syndrom erhielt der Hund zu viele Glukokortikoide. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine entzündliche oder allergische Erkrankung lange oder hoch dosiert mit Kortison-haltigen Medikamenten behandelt wurde.

Symptome:

Wie äußert sich ein Cushing-Syndrom beim Hund?

Die Symptome eines Morbus Cushing, also einer dauerhaft erhöhten Cortisol-Produktion, sind vielfältig. Denn Cortisol spielt in allen Körpergeweben eine große Rolle und wirkt sich auf fast alle Organe aus. Wie macht sich das Cushing Syndrom bemerkbar?

Folgende Symptome können bei einem Morbus Cushing auftreten:

  • Der Hund frisst und trinkt deutlich mehr (Polydipsie, Polyphagie) und setzt häufiger Urin ab als gesunde Tiere.
  • Es bildet sich ein Hängebauch aus, während die Gliedmaßen im Verhältnis noch recht schlank erscheinen („Stammfettsucht“).
  • Es kommt zu Haarausfall (Alopezie), oftmals am Bauch, den Flanken und den Ohren, es kann aber auch der ganze Körper betroffen sein. Das Fell des Hundes wird generell dünner und stumpfer.
  • Die Haut des Hundes wird dünner, die Gefäße scheinen durch, an manchen Stellen ist sie dunkler gefärbt und es bilden sich „Mitesser“.
  • Es können gräulich-weiße Kalzium-Einlagerungen in der Haut zu sehen sein (Calcinosis cutis).
  • Manche Hunde mit einem Cushing-Syndrom zittern vermehrt.
  • Die Hoden beim Rüden werden kleiner, bei der Hündin bleibt die Läufigkeit aus.
  • Die Muskeln bilden sich beim Cushing zurück, und der Hund wird schwächer.

Vieleicht fragen Sie sich: Haben Hunde mit Cushing Schmerzen? Hunde mit einem Cushing haben in der Regel keine Schmerzen.

Bei manchen betroffenen Tieren sind die Symptome sehr stark ausgeprägt, während andere Hunde nur wenige und schwache Symptome zeigen. Zusätzlich zum Cushing-Syndrom können andere Erkrankungen auftreten, manchmal entwickelt sich ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).

Diagnose:

Magnet-Resonanz-Tomografie
Bildgebende Verfahren wie eine Magnet-Resonanz-Tomografie geben Hinweise auf die Ursache. Foto: vetproduction

Wie wird das Cushing-Syndrom diagnostiziert?

Besteht der Verdacht, dass der Hund an einem Cushing-Syndrom erkrankt ist, ist eine tierärztliche Diagnose notwendig. Eine Tierärztin oder ein Tierarzt untersucht zunächst das Blut und den Urin des Hundes.

Außerdem kommen im Rahmen der Diagnose verschiedene Tests zum Einsatz, wie zum Beispiel ein ACTH-Stimulationstest oder ein Dexamethason-Hemmtest (Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest, LDDS).

Bildgebende Verfahren, wie eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT), geben weitere Hinweise auf die Ursachen der Krankheit.

Behandlung:

Wie wird ein Cushing-Syndrom beim Hund behandelt?

Was tun bei Hunden mit Cushing? Die Behandlung von Morbus Cushing richtet sich in erster Linie nach der Ursache der Erkrankung. In der Regel erhält der Hund Medikamente, welche die Ausschüttung von Cortisol vermindern (z.B. mit dem Wirkstoff Trilostan).

Hierbei ist es notwendig, die Blutwerte häufig zu kontrollieren und die medikamentöse Behandlung entsprechend anzupassen. Dies ist wichtig, da eine zu niedrige Ausschüttung von Cortisol zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen kann. Die Symptome entsprechen dann dem Morbus Addison (Addison-Krankheit).

Ist die Ursache ein Tumor der Nebenniere, so kann dieser in einer Operation entfernt werden. Eine Bestrahlung des Tumors ist manchmal ebenfalls möglich.

Hat der Hund zu viel Kortison erhalten und aufgrund dessen einen Morbus Cushing entwickelt (exogene Ursache), ist es ratsam, in Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt das Medikament zu reduzieren oder langsam auszuschleichen. Setzen Sie das Kortison aber niemals abrupt ab, denn dies kann zu schweren Nebenwirkungen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen führen!

Auch ist es bei manchen Grunderkrankungen erforderlich, dem Hund weiterhin Kortison zu geben. In jedem Fall sollte die Erkrankung durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt behandelt und das Tier regelmäßig untersucht werden.

Prognose:

Ist das Cushing Syndrom bei Hunden heilbar?

Die Prognose des Cushing-Syndroms beim Hund hängt von ihrer Ursache ab. Meist lässt sich das Cushing nicht komplett heilen, die Symptome lassen sich jedoch behandeln.

Falls Ihr Hund betroffen ist, fragen Sie sich vielleicht außerdem: Wie lange kann mein Hund mit Cushing leben? Ist das Cushing-Syndrom tödlich? Muss der Tierarzt ihn einschläfern?

Die gute Nachricht ist: Bei einer erfolgreichen Behandlung und engen Zusammenarbeit mit der Tierärztin bzw. dem Tierarzt leben die meisten Hunde mehrere Jahre nahezu beschwerdefrei.

Da oftmals ein Tumor der Hypophyse oder der Nebenniere die Ursache für das Cushing-Syndrom sind, ist für die Prognose wichtig, ob dieser gutartig (kein Krebs) oder bösartig (Krebs) ist. Tumore der Hypophyse sind in den meisten Fällen gutartige Adenome, was die Prognose deutlich verbessert. Gutartige Tumore der Nebenniere treten hingegen mit der gleichen Häufigkeit wie bösartige Tumore auf.

Wird das Cushing-Syndrom nicht behandelt, so sind die Lebensqualität und Lebenserwartung meist sehr schlecht.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Cushing-Syndrom vorbeugen?

In den meisten Fällen lässt sich einem Cushing-Syndrom nicht vorbeugen, da es durch Tumore der Hirnanhangdrüse oder der Nebenniere ausgelöst wird. Dem exogenen Cushing-Syndrom, welches dadurch entsteht, dass das Tier lange oder viel Kortison erhalten hat, lässt sich bedingt vorbeugen.

Muss ein Hund aufgrund einer bestimmten Krankheit mit Kortison behandelt werden, ist es wichtig, ihn regelmäßig tierärztlich untersuchen zu lassen, um auf erste Anzeichen eines Cushing-Syndroms frühzeitig reagieren zu können.

Eine bestimmte Diät oder Ernährung, die einem Cushing beim Hund vorbeugen kann, gibt es nicht.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Hund mit Cushing-Syndrom zum Tierarzt?

Zeigt ein Hund Anzeichen eines Morbus Cushing, ist es wichtig, ihn in einer tierärztlichen Praxis oder Klinik vorzustellen. Die Symptome des Cushing sind oftmals sehr unspezifisch. Trinkt das Tier beispielsweise viel, kann dies auf viele verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, zum Beispiel auch auf einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Die Tierärztin oder der Tierarzt klärt die Beschwerden diagnostisch ab sowie behandelt den Hund rechtzeitig und gezielt.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter, Dr. med. vet. Freya Fuchs
Datum der letzten Aktualisierung: November 2022
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik, Enke, Stuttgart 2018
Ettinger, S.J. et al.: Textbook of Veterinary Internal Medicine. ELSEVIER, St. Louis, Missouri 2017

Nelson, R. et al.: Innere Medizin der Kleintiere. Elsevier, München 2010
Prélaud, P. et al: Endokrinologische Diagnostik in der Kleintierpraxis, Schlütersche 2010
Tilley, L.P.: Blackwell’s Five-Minute Veterinary Consult: Canine and Feline. John Wiley & Sons, Ames, Iowa 2007