Definition:
Was sind Bissverletzungen beim Hund?
Bissverletzungen beim Hund sind Hautverletzungen, die durch den Biss eines anderen Tieres verursacht wurden. Oft haben Hunde mehrere Bissverletzungen gleichzeitig. Oberflächliche Wunden bluten meist nicht besonders stark.
Bissverletzungen kommen bei Hunden relativ häufig vor. Am häufigsten sind der Nacken, die Gliedmaßen oder der Kopf betroffen. Bei Bissverletzungen im Brust- und Bauchbereich können auch innere Organe verletzt sein. Außerdem sind Schäden an Muskeln, Bändern, Sehnen und Knochen des Hundes möglich.
Die Prognose von Bissverletzungen beim Hund ist in der Regel sehr gut. Etwa 90 Prozent der Tiere überleben. Allerdings sind Komplikationen möglich. So kann sich die Wunde zum Beispiel entzünden. Die Heilungschancen sind etwas geringer, wenn der Hund im Bereich des Brustkorbs eine tiefere Bisswunde hat, da dann häufiger innere Organe verletzt sind.
Ursachen:
Was sind die Ursachen von Bissverletzungen beim Hund?
Bissverletzungen beim Hund entstehen durch den Biss eines anderen Tieres. Die kann zum Beispiel aus Versehen beim Spielen oder Raufen mit anderen Hunden passieren. Auch Tiere, die an Verhaltensstörungen, starken Aggressionen oder an Tollwut leiden, neigen dazu, Hunde und andere Tiere zu beißen.
Symptome:
Wie äußern sich Bissverletzungen beim Hund?
Ein offensichtliches Anzeichen einer Bissverletzung beim Hund ist ein blutiges Fell. Oberflächliche Bissverletzungen beim Hund bluten aber oft nicht besonders stark. Außerdem ist die Haut beschädigt. So sind vor allem punktförmige Wunden ein möglicher Hinweis auf eine Bissverletzung beim Hund.
Bei Bisswunden ist problematisch, dass ihr tatsächliches Ausmaß äußerlich oft nicht erkennbar ist. Unter den relativ kleinen Bissspuren können größere Gewebeverletzungen der tieferen Hautschichten vorliegen.
Da im Speichel von Tieren viele Keime enthalten sind, entzünden sich Bissverletzungen beim Hund recht oft und schnell, wenn die Wunde nicht ausreichend gereinigt wird.
Diagnose:
Wie werden Bissverletzungen beim Hund diagnostiziert?
Bissverletzungen lassen sich feststellen, indem man sich den Hund auf äußerlich sichtbare Verletzungen hin anschaut. Da die Haut von Hunden relativ frei verschiebbar ist, sind auf der Hautoberfläche oft nur kleine Wunden sichtbar. Die darunter liegenden Gewebeschichten sind nach einer Bissverletzung aber häufig stärker beschädigt. Teilweise reißt die Haut auf einer größeren Fläche ein und es entstehen lappenförmige Wundränder. Ist zunächst nur eine Wunde zu sehen, sucht die Tierärztin oder der Tierarzt zudem nach weiteren Bissstellen (Biss und Gegenbiss von Ober- und Unterkiefer).
Bei Bissverletzungen im Bauch- und Brustkorbbereich des Hundes ist es außerdem wichtig zu überprüfen, ob innere Organe durch den Biss verletzt wurden. Dazu muss die Tierärztin oder der Tierarzt bildgebende Verfahren wie eine Röntgen-Untersuchung oder eine Ultraschall-Untersuchung vornehmen.
Neben inneren Organen können bei Bissverletzungen auch Knochen, Bänder, Sehnen und Muskeln des Hundes verletzt sein. Auch hier sind weitere Untersuchungen durch die Tierärztin oder den Tierarzt nötig.
Behandlung:
Wie können Bissverletzungen beim Hund behandelt werden?
Bissverletzungen beim Hund werden zunächst vorsichtig und gründlich gereinigt. Dazu ist es notwendig, das umliegende Fell großflächig zu entfernen, da darüber Schmutz und Keime in die Wunde gelangen können, die zu einer Entzündung führen. Bei kleineren Bissverletzungen legt die Tierärztin bzw. der Tierarzt dem Hund nach der Wundversorgung in der Regel einen Verband an, um die verletzte Stelle zu schützen und Infektionen zu vermeiden.
Hat der Hund größere Bissverletzungen, kann es notwendig sein, die Wunde zu operieren. Dazu entfernt der Tierarzt das zerstörte und zum Teil bereits abgestorbene Gewebe, nachdem er die Bissverletzung gereinigt und das Fell um die Wunde entfernt hat. Danach legt er ebenfalls einen Verband an. Bei großen Wunden benötigt der Hund manchmal eine Drainage, über die das Wundsekret abfließen kann. Dazu legt der Tierarzt einen dünnen Schlauch, den sogenannten Drain, in die Wunde ein. In diesem Fall bekommt der Hund einen Halskragen, damit er den Drain nicht herauszieht. Der Tierarzt entfernt die Drainage in der Regel spätestens nach drei Tagen.
Bei einer Bissverletzung nimmt die Tierärztin bzw. der Tierarzt außerdem Proben aus der Wunde des Hundes. So lässt sich bestimmen, ob und gegebenenfalls welche Erreger vorhanden sind, um sie gezielt mit einem Medikament (z.B. einem Antibiotikum) zu behandeln. Während der ersten drei bis fünf Tage ist es außerdem ratsam, die Bissverletzung beim Hund mit speziellen Wundauflagen zu bedecken, um Komplikationen zu vermeiden.
Prognose:
Wie ist die Prognose für einen Hund mit Bissverletzungen?
Die Prognose ist bei Bissverletzungen beim Hund normalerweise gut. Treten Entzündungen an der Wunde auf oder liegt die Bisswunde im Bereich des Brustkorbs, sind die Heilungschancen etwas schlechter. Insgesamt überleben ungefähr 90 Prozent der Hunde nach einer Bissverletzung.
Vorbeugen:
Wie kann man Bissverletzungen beim Hund vorbeugen?
Es gibt keine gezielten Maßnahmen, mit denen man Bissverletzungen beim Hund vorbeugen kann. Generell sollte man seinen Hund nicht unbeaufsichtigt mit fremden, frei laufenden Hunden zusammenlassen. Es empfiehlt sich auch, beim Gassigehen andere Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer zu fragen, ob ihr Tier sich mit anderen Hunden verträgt, oder ob es mitunter aggressiv reagiert.
Damit sich die Wunde nach einer Bissverletzung nicht entzündet, ist es aber wichtig, sie rasch fachgerecht versorgen zu lassen. So lassen sich zumindest Komplikationen bei der Wundheilung oft vorbeugen.
Wann ist tierärztliche Hilfe gefragt?
Muss ein Hund mit einer Bissverletzung tierärztlich vorgestellt werden?
Da sich Bissverletzungen beim Hund häufig entzünden und Teile des Gewebes absterben, ist es immer sinnvoll, eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Sie können die Wunde reinigen, und beurteilen, ob weitere Maßnahmen wie eine Drainage nötig sind.
Außerdem ist es wichtig, dass die Wunde innerhalb der sogenannten „goldenen Periode“ – also spätestens sechs bis acht Stunden nach der Bissverletzung – versorgt wird, um die Gewebeschäden möglichst gering zu halten und die Verbreitung von Infektionen zu verhindern.
Weiterführende Informationen
Autor: M. Sc. oec. troph. Nadja Graßmeier
Tierärztliche Qualitätssicherung: Pascale Huber, Tierärztin, Redaktionsleitung vetproduction GmbH
Datum der letzten Aktualisierung: September 2024
Quellen:
Fowler, D., Williams, J.M. (Ed.): Manual of Canine and Feline Wound Management and Reconstruction. British Small Animal Association (BSAVA). (Abruf: September 2024)
Fossum, T.: Chirurgie der Kleintiere. Urban & Fischer, München 2020
Baumgartner, W.: Klinische Propädeutik der Haus- und Heimtiere. Enke, Stuttgart 2017
Kohn, B.: Praktikum der Hundeklinik. Enke, Stuttgart 2018