COVID-19: Welche Rolle spielen Haustiere bei der Übertragung?

COVID-19: Welche Rolle spielen Haustiere bei der Übertragung?

Können Haustiere COVID-19 übertragen? Foto: D. Papenfuß @ vetproduction

Bundesweit sorgen sich die Bürgerinnen und Bürger in Anbetracht der globalen Ausbreitung des SARS-CoV-2 vor einer Ansteckung. Einige Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer befürchten zudem, dass COVID-19 bei Haustieren auftreten und dies zur Verbreitung des Virus führen könnte. Erfahren Sie im Folgenden, ob diese Sorgen berechtigt sind und was Sie beachten sollten.

Coronaviren wurden erstmals in den 1960er Jahren beschrieben und führen sowohl bei uns Menschen als auch bei Tieren zu unterschiedlichen Erkrankungen. Beim Menschen gelten Coronaviren mitunter als Auslöser harmloser Erkältungen. Unter ihnen befinden sich jedoch auch solche, die zu schwerwiegenden bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen können. Das beweist der aktuelle Ausbruch des neuartigen Coronavirus „SARS-CoV-2“, welches ursächlich für die Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) ist. 

Tritt COVID-19 bei Haustieren auf?

Am 28.02.2020 gab Hong Kong bekannt, dass das SARS-CoV-2 erstmals bei einem Hund nachgewiesen worden ist, dessen Besitzerin mit dem Virus infiziert war. Der Hund befand sich danach in Quarantäne, zeigte jedoch keine Anzeichen einer Erkrankung.

In der Zwischenzeit wurden verschiedene Katzen und Hunde positiv auf SARS-CoV-2 getestet, nachdem diese im engen Kontakt zu infizierten Menschen gestanden haben. Bei einer positiv getesteten Katze in Belgien wurden zudem Symptome beobachtet (Magen-Darm-Beschwerden und Atemnot), die im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung gestanden haben könnten. Zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte ein Zusammenhang jedoch nicht.

COVID-19 bei Haustieren: Fortschritte in der Forschung

Auf der ganzen Welt widmen sich Forscher der Frage, ob SARS-CoV-2 Tiere infizieren kann. Forschungsergebnisse des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) lieferten nun Hinweise darauf, dass sowohl für Frettchen als auch für Flughunde eine Infektionsgefahr besteht.

Chinesischen Forscherinnen und Forschern gelang im Labor der Nachweis, dass Katzen und Frettchen unter experimentellen Bedingungen nicht nur vom SARS-CoV-2 infiziert werden, sondern das Virus unter diesen besonderen Bedingungen auch auf andere Tiere derselben Art übertragen können.

Im Rahmen einer Studie italienischer Wissenschaftler ließ sich nachweisen, dass Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer ihre Haustiere (Hunde und Katzen) mit dem neuartigen Corona-Virus infizieren können. Untersucht wurden 540 Hunde sowie 277 Katzen, die entweder in Haushalten mit Corona-Infizierten lebten oder aus Regionen stammten, die stark vom Corona-Virus betroffen waren. Bei insgesamt 3,4 Prozent der Hunde und 3,9 Prozent der Katzen konnten Antikörper gegen das SARS-CoV-2 nachgewiesen werden.

Die Studie der italienischen Forscherinnen und Forscher bestätigt zudem die Einschätzung des FLI, dass Hunde und Katzen bislang nicht an der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus beteiligt sind. Für die Virus-Ausbreitung in der Bevölkerung gilt die Übertragung von Mensch zu Mensch als ausschlaggebend.

Außerdem weist das FLI auf seiner Internetseite darauf hin, dass bei einer Corona-Infektion von Haustieren nicht automatisch davon auszugehen ist, dass sich das Virus in ihnen vermehrt und von ihnen ausgeschieden werden kann.

Das wissen wir über die Übertragung des SARS-CoV-2:

  • Die derzeitige Verbreitung beruht auf der Übertragung von Mensch zu Mensch. 
  • Derzeit besteht kein Hinweis darauf, dass Haustiere eine bedeutende epidemiologische Rolle bei der Erkrankung von Menschen spielen.

Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) rät im Umgang mit Haustieren zur Einhaltung geeigneter Hygienemaßnahmen, sofern die Besitzerin oder der Besitzer an COVID-19 erkrankt ist oder der Verdacht auf eine Erkrankung besteht.

Welche Maßnahmen sollten infizierte Tierbesitzer im Umgang mit Tieren einhalten?  

Die OIE veröffentlicht diesbezüglich auf ihrer Internetseite folgende Empfehlungen. Personen, die an COVID-19 erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf eine Erkrankung besteht, sollten den Kontakt zu ihren Haustieren und zu anderen Tieren (z.B. Zootiere, Nutztiere u.a.) minimieren und die Betreuung ihres Tieres einem anderen Haushaltsmitglied überlassen.

Wenn sich der Kontakt nicht vermeiden lässt, sind Hygienemaßnahmen einzuhalten, wie:

  • Hände vor und nach dem Kontakt zu Tieren, deren Futter und Zubehör waschen
  • Nahen Köperkontakt vermeiden (Tiere nicht küssen)
  • Sich von Tieren nicht belecken lassen
  • Keine Speisen teilen
  • Tragen von Schutzmasken

Die OIE rät außerdem dazu, dass Tiere von infizierten Personen entsprechend der örtlich geltenden Bestimmungen für Menschen nicht nach draußen gelangen und der Kontakt zu ihnen vermieden werden sollte.

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) veröffentlicht auf ihrer Internetseite eine Stellungnahme dazu, was SARS-CoV-2-infizierte Hunde- und Katzenbesitzer im Umgang mit ihren Tieren beachten sollten und weist darauf hin, dass kein Grund dafür bestehe, Hunde und Katzen abzugeben oder gar auszusetzen. Zu der Stellungnahme gelangen Sie hier.

Im Rahmen einer guten Handhygiene sind die Hände gründlich mit Seife und über einen Zeitraum von 20 Sekunden zu waschen. Alternativ können Sie auf ein Desinfektionsmittel, das 60 Prozent Alkohol enthält, zurückgreifen. Verreiben Sie das Desinfektionsmittel 20 Sekunden lang in den Handflächen.

Ist ein Lieferengpass für Tiernahrung und Tierarzneimittel zu erwarten?

Es lässt sich nicht vorhersagen, ob es im Rahmen der Ausbreitung des Coronavirus zu Lieferengpässen von Tierfutter und Tierarzneimitteln kommen wird. Wer vorsorgen will, kann Futter, Medikamente und Einstreu für ein bis vier Wochen im Voraus besorgen. Dies empfiehlt sich insbesondere, wenn Sie ein spezielles Diätfutter verfüttern.

Weiterführende Informationen

Autorin: Dr. vet. Freya Fuchs, Tierärztin, Redaktion vetproduction GmbH
Letzte Aktualisierung: August 2020
Quellen:
Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI): https://www.fli.de/de/aktuelles/kurznachrichten/neues-einzelansicht/sars-cov-2-bei-hund-in-hong-kong-nachgewiesen-einschaetzung-unveraendert/ (Abruf: 08/2020)
https://www.fli.de/de/presse/pressemitteilungen/presse-einzelansicht/neues-coronavirus-sars-cov-2-flughunde-und-frettchen-sind-empfaenglich-schweine-und-huehner-nicht/ (Abruf: 08/2020)
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/coronavirus/ (Abruf: 08/2020)
Informationen der World Organisation for Animal Health (OIE): https://www.oie.int/en/scientific-expertise/specific-information-and-recommendations/questions-and-answers-on-2019novel-coronavirus/: (Abruf: 08/2020)
Informationen der World Organisation for Animal Health (OIE): https://www.oie.int/fileadmin/Home/eng/Our_scientific_expertise/docs/pdf/COV-19/Belgium_28.03.20.pdf (Abruf: 08/2020)
Informationen von pawcurious with Dr. V.: What Pet Owners Should Do About Coronavirus (https://pawcurious.com/2020/03/what-pet-owners-should-do-about-coronavirus/) (Abruf: 08/2020)
Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI): https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html (Abruf: 08/2020)
Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):
https://www.bmel.de/DE/Ministerium/_Texte/corona-virus-faq-fragen-antworten.html#doc13796248bodyText32 (Abruf: 08/2020)
Informationen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): https://www.med.vetmed.uni-muenchen.de/baukasten-startseite/index.html#haustiere (Abruf: 08/2020)
Spiegel: Menschen können laut Studie Hunde und Katzen anstecken ( https://www.spiegel.de/wissenschaft/coronavirus-news-am-montag-die-wichtigsten-entwicklungen-zu-sars-cov-2-und-covid-19-a-f1891162-ad7c-4ab9-960b-bdca7170468a?sara_ecid=soci_upd_KsBF0AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph) (Abruf: 08/2020)