Kurzdarmsyndrom beim Hund

Kurzdarmsyndrom beim Hund

Hund bei der Sonografie
Bei einem Hund mit Kurzdarmsyndrom kann zur Diagnostik eine Sonografie durchgeführt werden. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Kurzdarmsyndrom (Short Bowel Syndrome) beim Hund?

Wenn mehr als zwei Drittel des Dünndarms fehlen, spricht man von einem Kurzdarmsyndrom (Short Bowel Syndrome) beim Hund. Der Darm eines Hundes besteht aus dem Dünndarm, in dem wichtige Nährstoffe aus der Nahrung in den Körper aufgenommen werden (Absorption oder Resorption), und dem Dickdarm (Kolon), in dem der flüssige Speisebrei durch Wasserentzug zu Kot eingedickt wird.

Mögliche Folgen eines Kurzdarmsyndroms beim Hund sind eine schwere Aufnahmestörung (Malabsorption) von Nährstoffen sowie unstillbare Durchfälle. Ein Kurzdarmsyndrom bei Menschen kommt häufiger vor als bei Haustieren, bei Tieren aber am häufigsten beim Hund.

Ursachen:

Was sind die Ursachen für ein Kurzdarmsyndrom beim Hund?

Ursache für ein Kurzdarmsyndrom beim Hund ist in den meisten Fällen die chirurgische Entfernung von mehr als zwei Dritteln des Dünndarms (Darmresektion). Eine solche Operation kann notwendig sein, wenn schwere Verletzungen, Entzündungen oder Tumoren im Darm vorliegen.

Ursachen für ein Kurzdarmsyndrom beim Hund sind:

  • Darminvagination beim Hund (Einstülpen von Darmschlingen)
  • Volvolus (Verdrehung von Darmschlingen) beim Hund
  • Inkarzeration (Einklemmen von Darmschlingen) beim Hund
  • Durchblutungsstörungen und Darminfarkte beim Hund
  • Darmtumoren beim Hund, z.B. Darmkrebs
  • Verletzungen durch Fremdkörper im Darm
  • Pilzinfektionen des Darms beim Hund

Symptome:

Wie äußert sich ein Kurzdarmsyndrom beim Hund?

Symptome treten bei einem Kurzdarmsyndrom beim Hund in der Regel erst auf, wenn über die Hälfte des Dünndarms entfernt wurde. Fehlen mehr als zwei Drittel des Dünndarms, sind Mangelerscheinungen möglich, weil nicht ausreichend Nährstoffe über den Restdarm aufgenommen werden (schwere Malabsorption). Wird der Krummdarm (Ileum) entfernt, kommt es außerdem zu einer unzureichenden Aufnahme von Gallensäuren und Vitamin B12 (Cobalamin).

Weitere Symptome eines Kurzdarmsyndroms beim Hund sind:

  • Schwere Durchfälle beim Hund (sog. klinisch unstillbare Diarrhö)
  • Gewichtsverlust
  • Abgeschlagenheit

Diagnose:

Wie wird ein Kurzdarmsyndrom beim Hund diagnostiziert?

Zur Diagnose möglicher Folgen eines Kurzdarmsyndroms (Short Bowel Syndrome) beim Hund kann die Tierärztin oder der Tierarzt einige Untersuchungen durchführen. Diese sind vor allem wichtig, wenn der Hund Beschwerden, etwa starke Durchfälle, Gewichtsabnahme oder Abgeschlagenheit, zeigt.

Mögliche Untersuchungen des Hundes beim Kurzdarmsyndrom:

Behandlung:

Wie kann ein Kurzdarmsyndrom beim Hund behandelt werden?

Die Behandlung eines Kurzdarmsyndroms beim Hund verfolgt das Ziel, Mangelerscheinungen zu vermeiden. Direkt nach der Operation erhält der Hund deshalb meist Flüssigkeit und Mineralstoffe (Elektrolyte) als Infusion.

Die weitere Behandlung des Kurzdarmsyndroms beim Hund hängt davon ab, wie gut sich der Restdarm anpasst und ob es nötig ist, einen Mangel an Nährstoffen dauerhaft auszugleichen. Wurde der Krummdarm (Ileum) entfernt, erhält der Hund lebenslang Vitamin B12 (Cobalamin).

Manchmal kommt es bei einem Kurzdarmsyndrom zu einer bakteriellen Überwucherung des Darms, vor allem wenn die sogenannte Ileozökalklappe – die Verbindungsstelle zwischen Krummdarm (Ileum) und Blinddarm (Zäkum) – entfernt wurde. Dann verabreicht der Tierarzt dem Hund Antibiotika.

Bei der Behandlung des Kurzdarmsyndroms ist es wichtig, sobald wie möglich mit der Anfütterung des Hundes zu beginnen, um die Nährstoffversorgung im Restdarm zu fördern. Zu Beginn erhält der Hund eine fettreduzierte Flüssignahrung, und allmählich kann zu fester Nahrung übergegangen werden.

Es empfiehlt sich, die Fütterung und Art des Futters mit Tierärztinnen und Tierärzten zu besprechen, die sich mit dem Kurzdarmsyndrom bei Hunden gut auskennen. Außerdem gibt es spezielle Ernährungsberater für Hunde.

Prognose:

Wie ist die Prognose für einen Hund mit einem Kurzdarmsyndrom?

Die Prognose für einen Hund mit einem Kurzdarmsyndrom richtet sich vor allem danach, wie gut sich der Restdarm anpasst und wie gut der Hund auf die Behandlung anspricht. Wichtig ist, Mangelerscheinungen vorzubeugen oder auszugleichen (durch die Gabe von Nährstoffen, Vitaminen etc.).

Außerdem ist es wichtig, einen Flüssigkeitsmangel zu vermeiden, denn einige Hunde mit dem Short Bowel Syndrome leiden lebenslang unter Durchfall.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Kurzdarmsyndrom beim Hund vorbeugen?

Einem Kurzdarmsyndrom (Short Bowel Syndrome) beim Hund kann man nicht vorbeugen, da der Kurzdarm in den meisten Fällen durch eine Darmoperation verursacht wird.

Um Komplikationen vorzubeugen und dem Hund eine gute Lebensqualität zu ermöglichen, beherzigen Sie einige Dinge:

  • Halten Sie sich an die Anweisungen des Tierarztes oder Ernährungsberaters hinsichtlich des Futters und der Fütterung Ihres Hundes,
  • Wiegen Sie Ihren Hund alle paar Wochen.
  • Suchen Sie bei Beschwerden umgehend die Tierarzt-Praxis auf, z.B. wenn Ihr Hund stark an Gewicht verliert oder dauerhaft Durchfall hat.
  • Falls Ihr Hund Medikamente einnehmen muss, verabreichen Sie sie wie verordnet.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Hund mit einem Kurzdarmsyndrom zum Tierarzt?

Der Verlauf eines Kurzdarmsyndroms beim Hund ist sehr unterschiedlich. Manche Hunde benötigen eine engmaschige tierärztliche Betreuung, andere Hunde wiederum haben kaum Einschränkungen durch den verkürzten Darm.

Es ist wichtig, mit der Tierärztin oder dem Tierarzt zu besprechen, wie oft der Hund mit einem Kurzdarmsyndrom zur Kontrolle kommen muss. In jedem Fall sollten Sie die Tierarzt-Praxis aufsuchen, wenn sich der Zustand Ihres Hundes verschlechtert, zum Beispiel bei starkem Durchfall, Fressunlust oder rascher Gewichtsabnahme.

Weiterführende Informationen

Informationen zum Kurzdarmsyndrom bei Menschen: http://www.gesundmed.de/krankheiten/kurzdarmsyndrom-short-bowel-syndrome/

Autor: Dr. med. Martin Waitz
Datum der letzten Aktualisierung: November 2021
Quellen:
Baumgärtner, W. Gruber, A.D.: Spezielle Pathologie für die Tiermedizin. Thieme 2020
Kohn, B. Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag 2017
Maddison, J. et al: Vom Symptom zur Diagnose in der Kleintierpraxis. Thieme 2016
Zentek, J.: Ernährung des Hundes. Enke 2016
Steiner, J.M. (Hrsg.): Gastroenterologie bei Hund und Katze. Schlütersche 2011