Es gibt viele Gründe, Pferde neben dem üblichen Reittraining auch mit Spielen und Bodenarbeit zu beschäftigen. Nicht nur, dass sich auf spielerische Art viel besser eine Vertrauensbasis zwischen Pferd und Reiter schaffen lässt – auch für das Selbstvertrauen des Pferdes gibt es einige tolle Übungen. Kranke oder verletzte Pferde können mit Spielen beschäftigt werden, ohne beispielsweise ihre Gelenke allzu stark belasten zu müssen. Und nicht zuletzt sind Spiele bei Pferden wie Menschen das perfekte Mittel gegen Langeweile. Im Folgenden finden Sie Tipps und Anregungen für lustige und sinnvolle Pferdespiele.
Teppich ausrollen
Dieses Spiel ist gleich aus mehreren Gründen unterhaltsam für Pferd und Mensch: Es ist leicht zu erlernen, funktioniert mit Futter als Motivation und sieht am Ende sogar wie ein kleiner Zirkustrick aus.
So geht’s: Nehmen Sie einen alten Teppich, auf dem Sie der Länge nach Leckerbissen oder Futter für Ihr Pferd verstreuen. Ideal sind zum Beispiel Apfel- oder Möhrenstückchen. Rollen Sie nun einen Teil des Teppichs auf, sodass ein gutes Stück der “Naschstraße” aber noch freiliegt.
Nun zeigen Sie Ihrem Pferd den schmackhaften Teppich. Es wird sich zunächst über das freiliegende Futter hermachen, auf der Suche nach weiteren Leckerbissen aber auch die Teppichrolle anstoßen – und prompt belohnt werden, wenn sie sich Stück für Stück aufrollt und mehr Futter preisgibt. Loben Sie es dabei in den höchsten Tönen! Mit der Zeit wird das Pferd lernen, dass es sich lohnt, die Rolle mit der Nase anzuschubsen.
Hat das Pferd das Teppich-Spiel bereits kennen und lieben gelernt, reduzieren Sie langsam die Futtermenge im Teppich. Das Pferd muss die Rolle so schon ein bisschen mehr anschubsen, bis eine neue Belohnung freiliegt. Wenn Sie nur oft genug üben, genügt schließlich ein einzelner Leckerbissen im inneren des Teppichs und ihr Pferd wird ihn vollständig für Sie ausrollen.
Pferde-Fußball
Einige Pferde lieben Bälle – natürlich solche in Pferdegröße. Ideal zum Spielen sind zum Beispiel Gymnastikbälle. Diese Übung bringt dem Pferd nicht nur viel Spaß, sondern ist auch ein gutes Anti-Scheu-Training und für den Menschen toll zu beobachten.
So geht’s: Die meisten Pferde schubsen und kicken beim Anblick des Gymnastikballs nicht spontan drauflos, sondern haben zunächst Respekt vor dem großen Ding. Dann gilt es, das Pferd an den Ball zu gewöhnen: Zunächst reicht es, wenn das Pferd in der Nähe des Balls entspannt fressen kann. Füttern Sie es, während der Gymnastikball in Sichtweite ist, und rücken Sie Futterstelle und Ball immer näher zusammen.
Hat das Pferd gelernt, dass der Ball keine Bedrohung darstellt, wird es ihn vermutlich nach einer Weile aus der Nähe betrachten wollen – denn bei aller Angst sind die meisten Pferde doch ziemlich neugierig. Loben Sie es für jede Annäherung voller Begeisterung! Locken mit Futter ist ein legitimes Mittel, bis das Pferd herausgefunden hat, dass der Ball auch ganz ohne Futter ein tolles Spielzeug ist. Das kann eine Weile dauern, aber es lohnt sich auf jeden Fall.
Hütchenspiel für Pferde
Wo liegt das Leckerchen? Das Spiel mit den Hütchen ist einfach, macht den meisten Pferden aber eine Menge Spaß.
So geht’s: Als “Hütchen” eignen sich Plastikeimer, Pylone oder auch leere Dosen. Am Anfang reicht es, vor den Augen des Pferdes unter einem einzelnen „Hütchen“ ein Leckerchen zu platzieren. Die meisten Pferde finden schnell heraus, dass sie den Eimer oder Pylon umwerfen müssen, um an ihre Belohnung zu kommen. Vergessen Sie nicht, Ihr Pferd enthusiastisch zu loben, sobald es das Hütchen anstupst!
Hat das Pferd das Prinzip verstanden, kann man mehrere “Hütchen” aufstellen – jedoch nur unter einem ein Leckerchen verstecken. Das Pferd lernt schnell, dass es ganz genau auf Sie achten muss, um mitzubekommen, wo die begehrten Leckereien versteckt sind. Wenn Sie etwas Geduld mitbringen, können Sie auch Handzeichen für „links“ und „rechts“ in das Spiel einbauen und so Ihr Pferd dazu bringen, auf Ihre Körpersprache zu achten.
Weiterführende Informationen
Autor: Christina Trappe, B.A.
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: September 2021
Quellen:
Deutscher Tierschutzbund e.V.: https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/heimtiere/pferde/ (Abruf: September 2021)
Kampert, J.M.: Pferde verstehen, erziehen und trainieren. 2020