Ein Beitrag von ESCCAP e.V.
Je nach Milbenart variieren die Beschwerden bei befallenen Tieren. Einige Milben können auch auf Menschen übergehen. Hier erfahren Sie, welche dies sind und wie Sie sich und Ihr Tier davor schützen können.
Räudemilben
Räude- oder auch Sarcoptes-Milben verursachen vor allem beim Hund Räude, seltener auch bei der Katze. Einen Hinweis auf Räude beim Hund gibt Ihnen der typische Befall: Vor allem am äußeren Ohr, der Schnauze, am Bauch sowie an Ellbogen und Sprunggelenken ist die Haut betroffen. Im Extremfall ist der gesamte Körper des Hunds von der Räude befallen.
Im akuten Stadium ist die Haut gerötet und es bilden sich rote Knötchen (Papeln). Später entstehen haarlose Stellen, die von dicken borkigen Belägen bedeckt sind. Weil Sarcoptes-Milben starken Juckreiz hervorrufen, kratzen sich betroffene Tiere immerzu, wodurch oft Wunden entstehen.
Achtung: Räude ist hochansteckend und zwar auch für Menschen (Krätze)! Kinder sind besonders häufig betroffen, da sie oft eng mit ihrem Haustier schmusen. Vor allem an Hautbereichen, die direkt mit dem Tier in Kontakt kommen, zum Beispiel Hände und Unterarme, können sich dann stark juckende Pusteln bilden.
Die gute Nachricht: Der Mensch ist für die Räudemilben nur ein Fehlwirt, das heißt, die Infektion endet nach etwa zwei bis drei Wochen von selbst.
Die schlechte Nachricht: Sie können sich leicht immer wieder neu an Ihrem Tier anstecken, wenn Sie es nicht gegen Räude behandeln lassen.
Wie können Sie Räude beim Hund oder bei der Katze feststellen?
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Tier Räude hat, machen Sie zunächst folgenden Test: Reiben Sie vorsichtig der Ohrrand Ihres Tiers – bei Räude reagiert es sofort mit ausgiebigen Kratzen. In jedem Fall sollten Sie dann einen Termin in der Tierarzt-Praxis vereinbaren.
Für die Diagnose der Räude entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt eine Hautprobe (oberflächliches Hautgeschabsel), meist von mehreren betroffenen Stellen. Unter dem Mikroskop lässt sich anschließend die Milbenart bestimmen. Ist der Fall dennoch nicht ganz klar, gibt es auch Bluttests zum Nachweis der Räude.
Katzen-Räude
Die sogenannte Notoedres-Milbe befällt insbesondere Katzen („Räudemilbe der Katze“). Die Hautveränderungen sehen ähnlich wie bei der Hunde-Räude aus, betreffen allerdings überwiegend den Kopf. Deswegen spricht man bei diesen Milben auch von Kopfräude. Die Ohrränder und die Haut im Gesicht sind gerötet und es können sich haarlose Stellen bilden.
Im Laufe der Zeit kann sich die Katzen-Räude auch auf die Pfoten und den gesamten Körper ausdehnen. Die Haut sieht schuppig aus und es bilden sich grau-gelbe Krusten. Katzen mit Notoedres-Milbenbefall kratzen sich extrem viel, dadurch verletzen sie ihre Haut und die Entzündung wird immer schlimmer. Daher ist Räude bei der Katze keine Lappalie, denn ohne Behandlung können betroffene Tiere auch daran sterben.
Die Notoedres-Räude der Katze ist hochansteckend. Die Übertragung erfolgt direkt von einem erkrankten Tier oder von dessen Umgebung, etwa wenn sich Milben im Körbchen oder auf Decken befinden. Auch Menschen können sich anstecken, das passiert allerdings selten. Normalerweise endet die Infektion des Menschen nach einiger Zeit von selbst, es sei denn, man steckt sich immer wieder erneut an einem erkrankten Tier an.
Tierärztinnen und Tierärzte können mithilfe eines Hautgeschabsels, das sie unter dem Mikroskop untersuchen, die Notoedres-Milben leicht feststellen.
Pelzmilben (Cheyletiellen) bei Hund und Katze
Cheyletiella-Milben können Hunde und Katzen befallen. Während manche Tiere bei einem Befall kaum Symptome zeigen, treten bei anderen juckende, krustige Hautstellen auf. Der Pelzmilben-Befall ist sehr ansteckend, besonders junge und geschwächte Tiere sind betroffen. Hunde oder Katzen mit Cheyletiellen können auch ihre Besitzerinnen und Besitzer anstecken und einer juckende Hautentzündung verursachen.
Pelzmilben erkennen Sie als kleine weiße Pünktchen im Fell des Tieres mit bloßem Auge. Zur Diagnose benötigen Tierärztinnen und Tierärzte Hautschuppen, die sie aus dem Fell herauskämmen und auf einen Objektträger oder eine Petrischale aufbringen. Alternativ drücken sie einen Klebestreifen auf das gescheitelte Fell und untersuchen die Probe anschließend unter dem Mikroskop.
Grasmilben
Herbstgrasmilben bei Hunden und Katzen sind jedes Jahr vom Frühsommer bis zum Herbst ein Thema. Meist sind die Pfoten (vor allem der Zwischenzehen-Bereich), der Bauch und eventuell auch der Kopf von den Herbstgrasmilben befallen. Die Haut an diesen Stellen juckt und sieht sehr gerötet aus.
Im Gegensatz zu den anderen genannten Milbenarten erfolgt die Übertragung der Herbstgrasmilben nicht von Tier zu Tier: Nur die Larven der Milbe leben als Parasiten und gelangen durch direkten Kontakt von der Wiese auf ihren Wirt. Die Grasmilben können auch Menschen in der freien Natur befallen und einen juckenden Hautausschlag hervorrufen. Die orangefarbenen Milbenlarven sind mit bloßem Auge erkennbar.
Was hilft gegen Milben?
Verschiedene Präparate als Spot-on oder Spray kommen gegen Milben bei Haustieren zum Einsatz. Einige der genannten Milben halten sich auch in der Umgebung des Tieres, zum Beispiel an seinen Lieblingsplätzen, auf und können für Tage bis Wochen eine Ansteckungsquelle sein. Diese Bereiche sollten Sie daher besonders gründlich absaugen und Decken, Kissen etc. heiß waschen.
Um Haustiere vor Milben und anderen Ektoparasiten zu schützen, ist es ratsam, regelmäßig das Fell des Tieres abzusuchen und – bei entsprechendem Risiko – Ektoparasitika anzuwenden.
Weitere Informationen
Autorin: Pascale Huber, Tierärztin
Datum der letzten Aktualisierung: Juni 2022
Quellen:
ESCCAP e.V.: https://www.esccap.de/ (Abruf: Juni 2022)