Vitaminmangel beim Vogel

Vitaminmangel beim Vogel

Futterspender für Vögel
Einem Vitaminmangel lässt sich durch eine ausgewogene, der Vogelart entsprechende Ernährung entgegenwirken. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein Vitaminmangel beim Vogel?

Unter einem Vitaminmangel versteht man Erkrankungen, die entstehen, wenn der Vogel zu wenig Vitamine durch die Nahrung aufnimmt. Beim Ziervogel kommen der Vitamin-A-Mangel, der Vitamin-D-Mangel (oftmals in Kombination mit einem Kalzium-Mangel) und der Vitamin-B-Mangel vor.

Vitamin-A-Mangel beim Vogel

Vitamin A benötigt der Vogel, um die Schleimhäute und die Häute zu regenerieren. Nimmt er zu wenig Vitamin A auf, wird sein Immunsystem geschwächt, die Schleimhaut kann nicht mehr ausreichend gegen Krankheitserreger schützen und auch die Fortpflanzung und das Wachstum der Knochen sind gestört.

Meist sind die Atemwege von dem Vitamin-A-Mangel des Vogels betroffen. Er hat Erkältungsbeschwerden, kann schlecht atmen und es kommt zu Schwellungen im Kopfbereich. Papageien mit Vitamin-A-Mangel erkranken leichter an Pilzinfektionen, zum Beispiel an Aspergillose. Oftmals leiden Graupapageien an einem Vitamin-A-Mangel.

Vitamin-D-Mangel beim Vogel

Vitamin D ist wichtig für das Wachstum der Knochen – erhalten die Vögel zu wenig Vitamin D oder zu wenig Sonnenlicht, welches für die Verarbeitung des Vitamins wichtig ist, kann es zu Missbildungen des Skeletts kommen. Durch den oft einhergehenden Mangel an Kalzium krampfen die Vögel teilweise.

Vitamin-B-Mangel und Vitamin-E-Mangel beim Vogel

Ein Mangel an den Vitaminen B und E führt zu neurologischen Störungen: Der Vogel kann krampfen, gelähmt sein und sich unkoordiniert bewegen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen eines Vitaminmangels beim Vogel?

Ein Vitaminmangel entsteht beim Vogel durch eine Fehlernährung. Durch eine falsche oder einseitige Ernährung nimmt der Vogel nicht die notwendigen Vitamine auf – es entsteht ein Mangel, der zu Beschwerden und Erkrankungen führt.

Damit die Vögel bestimmte Vitamine verarbeiten können, benötigen sie Sonnenlicht – Vitamin D wird erst durch UV-Licht im Körper verwertbar. Somit führt auch ein Mangel an Sonnenlicht zu Vitamin D-Mangel.

Oftmals ist auch die Futterselektion bei Vögeln Ursache für die einseitige Ernährung und den Vitaminmangel: Die Vögel fressen nur die Bestandteile, die sie gerne mögen, oft beispielsweise nur die Sonnenblumenkerne, und erhalten somit nicht alle notwendigen Vitamine.

Symptome:

Wie äußert sich ein Vitaminmangel beim Vogel?

Ein Vitaminmangel beim Vogel äußert sich durch verschiedene Symptome. Oftmals ist es jedoch nicht möglich, sie eindeutig auf einen bestimmten Vitaminmangel zurückzuführen.

Typische Symptome bei einem Vitamin-A-Mangel sind:

  • Die Widerstandskraft des Vogels ist deutlich herabgesetzt.
  • Die Haut am Schnabel und an der Wachshaut ist verändert.
  • Die Tränendrüsen und Speicheldrüsen schwellen an.
  • Gelbe Flecken (Granulome) bilden sich auf der Schleimhaut.
  • Die Haut ist trocken und schuppig, vor allem am Ständer.
  • Das Gefieder wirkt ungepflegt, es kann seine Farbe ändern.
  • Der Vogel zeigt Anzeichen einer Erkältung.

Ein Vitamin B-, Vitamin E- oder Selen-Mangel fällt durch folgende Symptome auf:

  • Es kommt zu Streckkrämpfen (Opisthotonus).
  • Der Vogel ist unkoordiniert, zittert oder krampft.
  • Es können Lähmungen auftreten.

Ein Vitamin D- und Kalzium-Mangel äußert sich häufig durch folgende Symptome:

  • Es kommt zu Skelettmissbildungen.
  • Neurologische Probleme wie Muskelzittern und Krämpfe treten auf.

Diagnose:

Röntgen Gerät
Bei Missbildungen des Skeletts ist eine Röntgen-Untersuchung beim Vogel sinnvoll. Foto: vetproduction

Wie wird ein Vitaminmangel beim Vogel diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren einen Vitaminmangel bei Vögeln durch eine gründliche Untersuchung. Sie stellen außerdem einige Fragen zur Fütterung. Bei einem Vitamin-A-Mangel ist außerdem eine Untersuchung von Hautzellen hilfreich.

Die Tierärztin oder der Tierarzt entnimmt bei größeren Vögeln eine Blutprobe, um einen Kalzium-Mangel oder einen Vitamin-D-Mangel festzustellen. Bei Missbildungen des Skeletts ist eine Röntgen-Untersuchung beim Vogel sinnvoll.

Einen Vitamin-B-Mangel definitiv festzustellen, ist am lebenden Vogel schwierig. Meist handelt es sich nur um eine Verdachtsdiagnose und andere Erkrankungen werden ausgeschlossen.

Behandlung:

Wie kann ein Vitaminmangel beim Vogel behandelt werden?

Liegt ein Vitaminmangel vor, so erhält der Vogel zunächst die fehlenden Vitamine. Je nachdem, wie stark die Störungen beim Vogel bereits ausgeprägt sind, bekommt er die Vitamine als Spritze oder über das Futter und das Trinkwasser.

Falls der Vitaminmangel durch eine Fehlernährung verursacht wurde, empfiehlt es sich, die Fütterung anzupassen. Doch auch zu viele Vitamine können zu Beschwerden führen.

Je nachdem, welche weiteren Symptome der Vogel zeigt, werden diese entsprechend behandelt. Krampft der Vogel beispielsweise, so spritzt die Tierärztin oder der Tierarzt ihm Medikamente (z.B. Diazepam) gegen die Krämpfe und versucht, ihn durch Infusionen zu stabilisieren.

Neben der Fütterung ist die Haltung des Vogels wichtig. Ein Vitamin-D-Mangel ist häufig auf zu wenig UV-Licht zurückzuführen – die Vorstufe des Vitamins wird dann im Körper des Vogels nicht in die aktive Form umgewandelt. Hier ist es notwendig, dass der Vogel ausreichend Sonnenlicht bekommt.

Prognose:

Wie ist die Prognose eines Vitaminmangels beim Vogel?

Die Prognose eines Vitaminmangels beim Vogel hängt davon ab, wie stark die Symptome bereits fortgeschritten sind. Ein Vitamin-A-Mangel, der durch eine Anpassung der Fütterung frühzeitig behandelt wird, hat eine gute Prognose.

Auch bei einem Vitamin-D-Mangel bzw. Kalzium-Mangel ist die Prognose besser, wenn der Mangel frühzeitig erkannt und behandelt wird. Ist durch den Vitaminmangel die Nebenschilddrüse bereits geschädigt, verschlechtert sich die Prognose.

Ein Vitamin-B-Mangel und ein Vitamin-E-Mangel schädigen die Nervenzellen. Der Vogel zeigt neurologische Probleme, wie Krämpfe, einen nach oben gestreckten Kopf (Opisthotonus) und Zittern. Auch hier ist die Prognose am besten, wenn eine Tierärztin oder ein Tierarzt den Vitaminmangel frühzeitig behandelt.

Vorbeugen:

Wie kann man einem Vitaminmangel beim Vogel vorbeugen?

Einem Vitaminmangel beim Vogel lässt sich durch eine ausgewogene, der Vogelart entsprechende Ernährung sowie eine artgerechte Haltung entgegenwirken.

Je nach Vogelart ist es notwendig, das Körnerfutter mit Frischfutter zu ergänzen. Übergewicht beim Vogel lässt sich vermeiden, indem man kein Futter gibt, das nicht für Vögel geeignet ist (beispielsweise Schokolade) und die Portionen rationiert.

Es ist wichtig, dass der Vogel sich viel frei bewegen und auch fliegen kann. Um einen Vitamin-D-Mangel zu vermeiden, muss der Vogel ausreichend Sonnenlicht (UV-Strahlung) bekommen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einem Vitaminmangel zum Tierarzt?

Ein Vogel, der unter einem Vitaminmangel leidet, weist verschiedene Symptome auf. Es ist ratsam, ihm einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um den Vitaminmangel oder eine andere Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln.

Je früher ein Vitaminmangel erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance, lange einen gesunden und glücklichen Vogel zu halten.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022

Quellen:
Pschyrembel Online: Vitaminmangel. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Gylstorff, I. et al.: Vogelkrankheiten. UTB, 1998