Verstopfung (Obstipation) beim Vogel

Verstopfung (Obstipation) beim Vogel

Vogel
Vögeln leiden relativ selten unter Verstopfung. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Verstopfung (Obstipation) beim Vogel?

Als Verstopfung (medizinisch: Obstipation) bezeichnet man eine Verdauungsstörung, bei welcher der Vogel keinen oder nur noch wenig und sehr unregelmäßig Kot absetzen kann. Eine Verstopfung tritt beim Vogel relativ selten auf und ist immer die Folge einer Grunderkrankung beziehungsweise Störung im Magen-Darm-Trakt.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Verstopfung (Obstipation) beim Vogel?

Kommt es zu einer Verstopfung beim Vogel, so kann der Nahrungsbrei nicht mehr richtig den Darm passieren und häuft sich deshalb in Darm und Kloake an.

Einer Verstopfung beim Vogel können mehrere Ursachen zugrunde liegen, zum Beispiel:

  • Hindernisse im Darm, etwa Fremdkörper, Darmsteine oder Darmtumoren
  • Druck auf die Darmwand von außen, beispielsweise durch Tumoren im Bauchraum oder durch Eier bei Legenot
  • Darmverschluss nach bestimmten Medikamenten oder bei Drehungen des Darms
  • Gestörte Darmbewegungen durch Schwermetall-Vergiftung, Bauchfell-Entzündung oder Darminfektionen

Eine Verstopfung kann auch entstehen, wenn der Vogel zu viel Grit aufnimmt. Grit ist eine feine Mischung aus kleinsten Kalk- und Steinbruch-Stücken, die dem Futter beigemengt wird. Sie hilft den Vögeln bei der Verdauung, da sie die Futterkörner im Magen besser zerkleinern und anschließend besser verdauen können.

Symptome:

Wie äußert sich eine Verstopfung (Obstipation) beim Vogel?

Beim Vogel äußert sich eine Verstopfung zunächst durch eine erschwerte Verdauung. Der Vogel setzt nur wenig oder gar keinen Kot mehr ab. Dabei sammelt sich der Nahrungsbrei beziehungsweise der Kot im Darm und in der Kloake, gleichzeitig entstehen Darmgase, die nicht richtig entweichen können. Dadurch vergrößert sich der Bauchumfang des Vogels sichtbar.

Der Vogel wirkt bei einer starken Obstipation zudem apathisch, verweigert die Futteraufnahme oder erbricht kleine Futtermengen. Vögel, die unter einer chronischen Verstopfung leiden, magern außerdem ab.

Diagnose:

Wie wird eine Verstopfung (Obstipation) beim Vogel diagnostiziert?

Anhand Ihrer Schilderungen über die typischen Symptome Ihres Vogels können Tierärztinnen und Tierärzte bereits eine Verstopfung diagnostizieren.

Da eine Obstipation auch immer Folge einer Vergiftung sein kann, befragt der Tierarzt oder die Tierärztin Sie zu möglichen Gefahrenquellen in der näheren Umgebung des Vogels, etwa beim Freiflug.

Um die genaue Ursache der Beschwerden herauszufinden, sind weitere Untersuchungen notwendig. Zunächst tastet der Tierarzt oder die Tierärztin den Bauch des Vogels vorsichtig ab. In manchen Fällen lösen sich dadurch bereits größere Kotmengen, die der Vogel dann ausscheidet.

Beim Verdacht auf Fremdkörper oder Tumoren des Darms, ist eine Röntgen-Aufnahme mit einem Kontrastmittel sinnvoll. Mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung lassen sich zudem die Darmbewegungen überprüfen.

Ergeben die Untersuchungen keinen Hinweis auf die Ursache, entnimmt der Tierarzt oder die Tierärztin kleine Kotproben und Abstriche der Kloake. Unter dem Mikroskop lassen sich so Bakterien oder Parasiten nachweisen, die ebenfalls zu einer Verstopfung führen können.

Behandlung:

Was gibt der Tierarzt bei Verstopfung (Obstipation) beim Vogel?

Eine Verstopfung führt häufig zu einem Wasser- und Salzverlust des Vogels. Als Sofortmaßnahme geben Tierärztinnen und Tierärzte dem Vogel daher Infusionen mit Flüssigkeit sowie lebenswichtigen Elektrolyten, Zucker und Eiweiß. Durch sanften Druck auf den Bauch versuchen sie zudem, die Darmentleerung des Vogels anzuregen.

Funktioniert diese Methode nicht, so können kleine Fremdkörper wie Futteransammlungen oder Grit auch mit flüssigem Paraffin „herausgespült“ werden. Hierzu verabreicht der Tierarzt oder die Tierärztin dem Vogel eine kleine Menge flüssiges Paraffin in den Schnabel. Dieses flüssige Fett sorgt dafür, dass der Kot aufweicht und der Vogel den Fremdkörper samt Kot schneller ausscheiden kann.

Größere Fremdkörper sowie Tumoren als Ursache der Verstopfung beim Vogel müssen operativ entfernt werden. Bei Störungen der Darmbewegung erhält der Vogel zusätzlich Metoclopramid. Dieser Wirkstoff fördert die natürlichen Bewegungen des Darms. Ist eine Legenot die Ursache der Obstipation beim Vogel, wird zunächst diese Störung behandelt.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel eine Verstopfung (Obstipation) hat?

In der Regel ist die Prognose einer Verstopfung beim Vogel recht gut. Das trifft vor allem auf Ernährungsfehler sowie kleine Fremdkörper zu, welche die Verstopfung verursacht haben.

Lediglich bei schweren Infektionen, Tumoren und/oder einem Darmverschluss sind die Heilungschancen eher schlecht.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Verstopfung (Obstipation) beim Vogel vorbeugen?

Einer Verstopfung beim Vogel lässt sich nur bedingt vorbeugen. Ausreichende Wasservorräte im Käfig oder in der Voliere sichern die Versorgung mit Flüssigkeit und wirken somit einer Obstipation beim Vogel entgegen.

Wer mehrmals pro Woche Obst und Gemüse verfüttert und für regelmäßige Bewegung (Freiflug) sorgt, kurbelt zudem die Verdauung des Vogels an. Tumoren des Bauchraums oder Darms als Ursache der Verstopfung lassen sich dagegen nicht vorbeugen.

Wann zur Tierarztpraxis?

Muss ein Vogel mit Verstopfung (Obstipation) zur Tierarztpraxis?

Wenn der Vogel nicht mehr richtig Kot absetzen kann, sollte die Ursache unbedingt tierärztlich abgeklärt werden. Eine Verstopfung beim Vogel ist zwar oft harmlos, sie kann aber auch mit einem drohenden oder bereits bestehenden Darmverschluss zusammenhängen, der tierärztlich behandelt werden muss.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.(Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000