Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel

Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel

Nymphensittiche
Ein Vogel mit einer Unterzuckerung hat einen zu niedrigen Gehalt an Glukose im Blut. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel?

Ein Vogel mit einer Unterzuckerung (medizinisch: Hypoglykämie) hat einen zu niedrigen Gehalt an Glukose (Zucker) im Blut.

Der Blutzucker dient den Zellen als Energielieferant: Erhalten die Zellen zu wenig Zucker, können sie nicht normal arbeiten. Vor allem das Gehirn ist sehr anfällig für eine Unterzuckerung und kann geschädigt werden.

Eine Unterzuckerung ist ein lebensbedrohlicher Zustand für den Vogel. Sie kann entstehen, wenn der Vogel gehungert hat, wenn die Leber geschädigt ist oder wenn der Vogel an einer Infektion oder Hormonstörung leidet.

Eine Hypoglykämie beim Vogel äußert sich meist durch Krampfanfälle. Der Vogel ist oft vorher schon ruhiger als gewöhnlich und reagiert nicht auf seine Umwelt. Ein Krampf ist lebensbedrohlich für den Vogel und muss sofort behandelt werden.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel?

Bei einer Unterzuckerung ist der Gehalt an Glukose (Zucker) im Blut des Vogels zu niedrig. Bei Vögeln wird eine Unterzuckerung unter anderem durch folgende Ursachen ausgelöst:

  • Hungern: Der Vogel hat gehungert. Vor allem bei kleinen Papageien-Arten können auch kurze Hungerphasen zu einem erniedrigten Blutzucker-Spiegel führen. Dies ist auch bei einer Narkose zu bedenken. Kleine Vögel dürfen daher vor der Narkose nicht zu lange nüchtern sein.
  • Leberschädigung: Ist die Leber des Vogels geschädigt, kann sie nicht genügend Zucker (Glukose) herstellen.
  • Infektionskrankheiten
  • Hormonstörungen: Eine Hypoglykämie beim Vogel ist zum Beispiel im Rahmen der Behandlung eines Diabetes mellitus mit Insulin möglich.

Symptome:

Wie äußert sich eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel?

Eine Unterzuckerung beim Vogel äußert sich oftmals zunächst dadurch, dass der Vogel viel ruhiger ist als normal. Manchmal ist er kaum ansprechbar. Häufig treten Krampfanfälle auf. Dabei versteift sich der Vogel und kann seinen Körper nicht mehr koordinieren.

Manchmal schreien unterzuckerte Vögel kurz auf. Bei einem Krampf verliert der Vogel oft das Bewusstsein. Da Vögel oft auf einer Stange sitzen, besteht die Gefahr, dass sie bei einem Krampf herunterfallen und sich verletzen.

Diagnose:

Wie wird eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel diagnostiziert?

Zeigt der Vogel Symptome einer Unterzuckerung, zum Beispiel einen Krampfanfall, so stellt die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst einige Fragen. Denn es gibt viele verschiedene Ursachen für Krampfanfälle, beispielsweise Infektionen, Kopfverletzungen, Lebererkrankungen, einen erhöhten Kalziumwert oder Vergiftungen.

Die Tierärztin bzw. der Tierarzt erkundigt sich zum Beispiel, wie der Vogel gehalten und gefüttert wird und fragt nach möglichen Stellen, an denen er Gift aufgenommen haben könnte. Schildern Sie außerdem mögliche Vorerkrankungen des Vogels, vor allem falls ein Diabetes mellitus vorliegt oder der Vogel an einer Lebererkrankung leidet.

Anschließend wird der Vogel gründlich untersucht. Falls möglich, erfolgt eine Blutuntersuchung. Hier lässt sich im Fall einer Unterzuckerung feststellen, dass der Blutzucker-Spiegel erniedrigt ist.

Manchmal ist bei einer Hypoglykämie auch eine Röntgen-Untersuchung sinnvoll. Auf dem Röntgenbild kann man unter anderem die Lebergröße beurteilen sowie Hinweise bekommen, falls der Vogel Schwermetalle aufgenommen hat.

Behandlung:

Wie kann eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel behandelt werden?

Eine Unterzuckerung muss tierärztlich behandelt werden. Zunächst erhält der Vogel Zucker in Form von Dextrose. In schweren Fällen bekommt er eine zuckerhaltige Lösung direkt in die Vene.

Im weiteren Verlauf spritzt die Tierärztin oder der Tierarzt die zuckerhaltige Lösung dann unter die Haut des Vogels. Die weitere Behandlung der Hypoglykämie hängt von der auslösenden Ursache ab. Liegt zum Beispiel eine Infektion vor, erhält der Vogel Antibiotika.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel?

Die Prognose einer Unterzuckerung hängt stark von der auslösenden Ursache ab. Leidet der Vogel an einer behandelbaren Infektion, so ist die Prognose gut, wenn die Infektion therapiert wird.

Auch eine Unterzuckerung, die durch eine Hungerphase verursacht wurde, kann bei rechtzeitiger Therapie geheilt werden. Ein Leberschaden als Ursache der Hypoglykämie hingegen hat eine schlechtere Prognose.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) beim Vogel vorbeugen?

Einer Unterzuckerung lässt sich bedingt vorbeugen. Es ist ratsam, vor allem bei kleineren Vögeln, Hungerphasen zu vermeiden. Auch eine ausgewogene Ernährung ist ratsam – hierbei ist es wichtig, sich genau über die Nahrung des Vogels zu informieren.

Es gibt zwischen den Vogelarten sehr große Unterschiede und Anforderungen an die Ernährung. Außerdem sind genügend Freiflug und ausreichend große Volieren zu empfehlen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) zum Tierarzt?

Ein Vogel mit einer Unterzuckerung ist meist nicht ansprechbar und versteift sich – er hat einen Krampfanfall. Dies ist für den Vogel ein lebensbedrohlicher Zustand, weil sein Gehirn nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt wird. Es ist ratsam, den Vogel schnellstmöglich in eine Tierarzt-Praxis oder Tierklinik zu bringen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010