Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel

Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion ist eine Hormonerkrankung beim Vogel.
Wellensittiche
Bei Vögeln, vor allem Wellensittichen, kann eine Schilddrüsen-Unterfunktion durch einen Jodmangel entstehen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel?

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion, medizinisch als Hypothyreose bezeichnet, ist eine Hormonerkrankung beim Vogel. Die Schilddrüse liegt im Halsbereich und produziert verschiedene Hormone, die eine zentrale Rolle im Fett-, Zucker- und Eiweißhaushalt spielen. Bei einer Hypothyreose bildet die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4).

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion kann sich beim Vogel durch verschiedene Symptome äußern. Die Vögel sind meist fettleibig. Häufig haben sie Probleme bei der Mauser, verlieren Federn oder die Federn haben eine andere Farbe und Form. Auch können Lipome (Fettgeschwulste) oder Xanthome (Gelbknoten) auftreten.

Bei Vögeln, vor allem bei Wellensittichen, entsteht eine Schilddrüsen-Unterfunktion häufig durch einen Jodmangel. Die Schilddrüse ist in diesem Fall vergrößert. Sie ist aber nicht in der Lage, genügend Schilddrüsenhormon T4 zu produzieren, da hierfür Jod notwendig ist. Eine stark vergrößerte Schilddrüse drückt auf die umgebenden Organe des Vogels und verursacht Probleme beim Atmen und Schlucken.

Eine Hypothyreose beim Vogel ist oft schwierig zu diagnostizieren. Beim Menschen und bei anderen Haustieren sind eine Blutuntersuchung und ein Stimulationstest mit Hormonen für die Diagnose entscheidend. Beim Vogel ist diese Diagnostik noch nicht praxisreif, somit ist auch heute noch unklar, wie viele Vögel wirklich von einer Schilddrüsen-Unterfunktion betroffen sind.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel?

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel ist eine Hormonerkrankung. Die Schilddrüse produziert verschiedene Hormone, die für den Eiweiß-, Fett- und Zuckerhaushalt von zentraler Bedeutung sind. Bei der Hypothyreose stellt die Schilddrüse des Vogels zu wenig Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) her.

Beim Wellensittich kann dies der Fall sein, wenn die Vögel zu wenig jodhaltige Nahrung erhalten. Jod ist für die Herstellung von Thyroxin notwendig. Bei diesen Vögeln vergrößert sich die Schilddrüse stark. Heute ist die Ernährung von Vögeln allerdings meist so ausgewogen, dass eine Hypothyreose eher seltener geworden ist.

Andere Ursachen für eine Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel sind noch weitgehend unerforscht. Das Problem liegt darin, dass die Diagnose der Hypothyreose beim Vogel noch nicht praxisreif ist.

Symptome:

Wie äußert sich eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel?

Ein Vogel mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion kann verschiedene Symptome zeigen. Die Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel: So sind Vögel mit einer Hypothyreose oftmals stark übergewichtig. Häufig haben sie auch Lipome (Fettgeschwulste) oder Xanthome (Gelbknoten).

Vögel mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion mausern oft nicht richtig oder verspätet. Die Federn wachsen nur langsam nach, haben eine andere Farbe und Form, und es kommen kahle Stellen vor. Auch die Blutwerte des Vogels können bei einer Hypothyreose verändert sein; zum Beispiel haben die Vögel manchmal eine Blutarmut (Anämie) und die Fettwerte (Lipide) sind erhöht.

Leidet der Vogel an einer Schilddrüsen-Unterfunktion, weil er mit der Nahrung zu wenig Jod aufgenommen hat, so vergrößert sich die Schilddrüse. Sie drückt dann oft auf die umgebenden Strukturen am Hals. Der Vogel kann dann Probleme beim Atmen und Schlucken haben.

Diagnose:

Wie wird eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel diagnostiziert?

Die Diagnose einer Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel ist heute noch eine Herausforderung. Die Tierärztin oder der Tierarzt erkundigt sich zunächst, wie der Vogel gehalten und gefüttert wird.

Bestimmte Symptome des Vogels erhärten den Verdacht, dass eine Hypothyreose vorliegen könnte. So sind Vögel mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion oftmals fettleibig und haben Probleme mit dem Gefieder. Je nach der Größe des Vogels wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Blutveränderungen weisen auf eine Hypothyreose hin, beispielsweise eine Blutarmut (Anämie) oder erhöhte Fettwerte.

Um eine Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel sicher diagnostizieren zu können, lässt die Tierärztin bzw. der Tierarzt den Schilddrüsenwert Thyroxin bestimmen. Ein erniedrigter Wert alleine ist aber noch nicht beweisend, da der Wert im Laufe des Tages stark schwankt und auch durch andere Erkrankungen erniedrigt sein kann.

In Anlehnung an die Diagnose einer Hypothyreose beim Menschen und bei anderen Tieren ist es notwendig, einen Hormonstimulations-Test durchzuführen. Bei Vögeln liegen die Möglichkeiten jedoch noch weit hinter denen der anderen Haustiere zurück – die notwendige Schilddrüsen-Diagnostik ist derzeit noch nicht praxisreif.

Liegen deutliche Hinweise auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion vor, und sind andere mögliche Ursachen ausgeschlossen, wird der Vogel versuchsweise mit Schilddrüsenhormonen behandelt.

Behandlung:

Wie kann eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel behandelt werden?

Eine Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel wird entsprechend der Ursache behandelt. Leidet der Vogel an einem Jodmangel und kann daher nicht ausreichend Schilddrüsenhormone produzieren, erhält der Vogel jodhaltiges Futter. Fettleibige Vögel mit einer Hypothyreose bekommen eine Diät.

Zur Behandlung der Hypothyreose wird dem Vogel das fehlende Schilddrüsenhormon als Medikament zugeführt. Er erhält Thyroxin mit dem Wasser oder in den Schnabel. Die Therapie kann lebenslang notwendig sein. Leidet der Vogel an großen Lipomen (Fettgeschwulsten), die ihn einschränken, kann eine Tierärztin oder ein Tierarzt diese operativ entfernen.

Die Diagnose der Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel stellt heute noch eine Herausforderung dar – es lässt sich nicht immer nachweisen, ob der Vogel wirklich an einer Hypothyreose leidet. Somit ist auch nicht genau bekannt, wie erfolgreich die Therapie der Hypothyreose beim Vogel ist.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel?

Die Diagnose einer Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel stellt Tierärztinnen und Tierärzte heute noch vor eine große Herausforderung, da die Diagnostik noch nicht so weit ausgereift ist wie bei anderen Tieren. Somit lässt sich derzeit keine Aussage über die Prognose der Hypothyreose beim Vogel machen.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) beim Vogel vorbeugen?

Einer Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel lässt sich nur bedingt vorbeugen. Bis heute sind nur einige Faktoren bekannt, die eine Hypothyreose beim Vogel auslösen.

Eine besondere Rolle spielt hierbei die Fütterung. Es ist ratsam, die Vögel ihrer Art entsprechend und ausgewogen zu ernähren. Vor allem ein Jodmangel kann eine Schilddrüsen-Unterfunktion beim Vogel hervorrufen; achten Sie daher auf eine ausreichende Jodversorgung. Konventionelles Vogelfutter enthält in der Regel aber ausreichend Jod, sodass sie es nicht zufüttern müssen.

Um einer Schilddrüsen-Unterfunktion vorzubeugen, vermeiden Sie außerdem, dass Ihr Vogel fettleibig wird. Neben der Ernährung sind ausreichend Freiflug und eine genügend große Voliere wichtig.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) zum Tierarzt?

Ein Vogel mit einer Schilddrüsen-Unterfunktion kann verschiedene Symptome zeigen. Oftmals sind die Vögel fettleibig, haben Fettgeschwulste (Lipome) und Probleme mit dem Gefieder. Außerdem können schlechte Mauser, stumpfe Federn oder kahle Stellen bei einer Schilddrüsen-Unterfunktion auftreten.

Es ist empfehlenswert, den Vogel einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die auslösende Ursache herauszufinden und den Vogel entsprechend zu behandeln.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Coles, B.: Essentials of Avian Medicine & Surgery. Blackwell Publishing, 2007