Legenot beim Vogel

Legenot beim Vogel

Voliere
Bei der Legenot beim Vogel ist eine schnelle tierärztliche Behandlung wichtig. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Legenot beim Vogel?

Eine Legenot beim Vogel liegt vor, wenn sich zwar ein Ei im Legedarm oder in der Kloake befindet, der Vogel dieses aber nicht richtig ablegen kann.

Neben dem Ei können auch sogenannte Schichteier für eine Legenot beim Vogel verantwortlich sein. Diese bestehen aus angesammeltem und geschichtetem Entzündungssekret und Schalenresten.

Es gibt viele Ursachen für eine Legenot. Am häufigsten tritt die Störung infolge von Eischalen-Veränderungen auf. Sittiche wie Wellensittiche und Nymphensittiche sind besonders oft von Legenot betroffen.

Die Legenot beim Vogel ist ein Notfall und muss daher umgehend tierärztlich behandelt werden.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Legenot beim Vogel?

Eine Legenot beim Vogel hat verschiedene Ursachen. Die Hauptursachen sind:

  • Veränderungen der Eischale, zum Beispiel Windei (dünnschalig), Bruchei (zerbrochenes Ei infolge von Verletzungen), Ei mit rauer Schale
  • Lähmungen der Kloaken- oder Legedarm-Muskulatur durch einen Vitamin-E-Mangel oder Selen-Mangel sowie durch einen gestörten Kalzium-Haushalt
  • Verletzungen des Legedarms
  • Infektionen des Legedarms
  • Veränderungen des Legedarms oder der Kloake, zum Beispiel Tumoren
  • Zu wenig Bruterfahrung
  • Körperliche Erschöpfung des Vogels (häufig bei Vögeln, die sehr oft und sehr viele Eier legen, sogenannte „Dauerleger“)
  • Stress beim Vogel
  • Übergewicht des Vogels
  • Zu hohes Alter des Vogels
  • Falsche Ernährung des Vogels
  • Innere Erkrankungen des Vogels

Symptome:

Wie äußert sich eine Legenot beim Vogel?

Da das Ei im Legedarm beziehungsweise in der Kloake auf andere Organe drückt, kann sich die Legenot beim Vogel durch vielfältige Symptome äußern:

  • Geschwollener Bauch
  • Atemnot
  • Lähmungserscheinungen
  • Kalte Beine aufgrund mangelnder Durchblutung
  • Vogel sitzt breitbeinig und wippt mit dem Schwanz
  • Blut im Kot
  • Ständiges Pressen
  • Nestbauverhalten

In schweren Fällen einer Legenot kommt es zu einem Vorfall (Prolaps) des Legedarms und/oder der Kloake. Dabei tritt der Legedarm beziehungsweise die Kloake aus der Kloakenöffnung des Vogels nach außen. Zudem ist eine Bauchfell-Entzündung (Peritonitis) möglich. Die Legenot kann vorübergehend, aber auch dauerhaft auftreten.

Diagnose:

Wie wird eine Legenot beim Vogel diagnostiziert?

Für die Diagnose der Legenot beim Vogel ist vor allem die Vorgeschichte wichtig. Um herauszufinden, ob der Vogel bereits in der Vergangenheit Probleme mit der Eiablage hatte, erkundigt sich die Tierärztin oder der Tierarzt zum bisherigen Brutverhalten. Auch die Ernährung des Vogels und die Haltungsbedingungen spielen eine Rolle bei der Entstehung einer Legenot beim Vogel.

Zur Diagnose der Legenot tastet die Tierärztin bzw. der Tierarzt den Bauch des Vogels vorsichtig ab. Mithilfe einer Röntgen-Untersuchung lässt sich die Lage des Eis im Legedarm näher bestimmen. Jedoch sind auf dem Röntgenbild nur Eier mit Kalkschale erkennbar. Bei Eiern ohne Kalkschale oder Schichteiern ist zusätzlich eine Ultraschall-Untersuchung sinnvoll. So sind außerdem Veränderungen des Legedarms sichtbar.

Behandlung:

Wie kann die Legenot beim Vogel behandelt werden?

Eine Legenot beim Vogel ist ein Notfall und sollte in jedem Fall tierärztlich behandelt werden. Dabei ist es besonders wichtig, den Vogel zunächst zu stabilisieren, etwa durch Flüssigkeit und Infusionen mit Nährstoffen und Elektrolyten.

Die weitere Therapie der Legenot orientiert sich daran, wie es dem Vogel geht und wie das Ei beschaffen ist. Bei gutem Allgemeinbefinden und einem voll ausgebildeten Ei ergreift die Tierärztin oder der Tierarzt folgende Maßnahmen:

  • Isolation des Vogels in stressfreie Umgebung
  • Wärme und erhöhte Feuchtigkeit
  • Gabe von Kalzium
  • Verabreichung eines wehenfördernden Hormons (Oxytocin)

Zusätzlich versuchen Tierärztinnen und Tierärzte bei einer Legenot, das Ei vorsichtig aus dem Legedarm und der Kloake heraus zu massieren. Hierfür geben sie vorher eine kleine Menge Gleitmittel in die Kloake, um die Eiablage zu erleichtern.

Wenn der Vogel das Ei nicht innerhalb von 24 Stunden ablegt oder im Röntgenbild Veränderungen der Eischale sichtbar sind, ist eine Operation unter Vollnarkose notwendig. Im Rahmen der Operation öffnet die Tierärztin oder der Tierarzt den Legedarm mit einem Skalpell, holt das Ei heraus und spült und vernäht den Legedarm anschließend wieder.

Prophylaktisch erhält der Vogel ein Antibiotikum, um bakteriellen Infektionen vorzubeugen. In manchen Fällen ist es auch erforderlich, dass der Vogel ein Mittel erhält, das die Eibildung zunächst hemmt, damit sich der Körper erholen kann.

Unter Umständen muss der Legedarm des Vogels vollständig entfernt werden, etwa bei zerbrochenen Eiern, Windeiern, in der Bauchhöhle freiliegenden Eiern, ständig wiederkehrender Legenot und bei schweren Entzündungen des Legedarms.

Leidet der Vogel an einem Kloaken- oder Legedarm-Vorfall, so werden die Organe vorsichtig ins Körperinnere zurück verlegt.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel eine Legenot hat?

Wenn die Legenot beim Vogel komplikationslos verläuft, ist die Prognose recht gut. Bei Komplikationen wie inneren Verletzungen oder schweren Infektionen ist die Prognose dagegen eher ungünstig.

Ein Kloaken- oder/und Legedarm-Vorfall endet häufig tödlich für den Vogel. Daher ist es wichtig, bei einer Legenot rechtzeitig eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen und den Vogel behandeln zu lassen.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Legenot beim Vogel vorbeugen?

Einer Legenot beim Vogel lässt sich nur bedingt vorbeugen. Es ist ratsam, auf eine ausgewogene Kalziumzufuhr zu achten. Kalzium ist wichtig für die Bildung der Eischale. Nimmt der Vogel zu wenig Kalzium auf, entsteht ein Kalziummangel. Das hat zur Folge, dass keine richtige Eischale aufgebaut werden kann – ein Windei entsteht.

Zu viel Kalzium wiederum kann rauschalige Eier verursachen und damit ebenfalls eine Legenot begünstigen. Insgesamt ist es auch empfehlenswert, Übergewicht beim Vogel sowie Stress im Käfig beziehungsweise in der Voliere und im Umfeld des Vogels zu vermeiden.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit Legenot zum Tierarzt?

Eine Legenot beim Vogel ist ein tierärztlicher Notfall. Wenn der Vogel das Ei nicht innerhalb von maximal 24 Stunden ausscheidet, verläuft die Legenot häufig tödlich.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Kleintierpraxis in Burgdorf: Legenot. https://www.kleintierpraxis-in-burgdorf.de/unsere-patienten/voegel/zusatzseiten-voegel/legenot/ (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wedel, A.: Ziervögel. Erkrankungen, Haltung, Fütterung. Parey, Stuttgart 2004