Gicht beim Vogel

Gicht beim Vogel

Mikroskop
Die Gicht beim Vogel lässt sich durch eine Blutuntersuchung und eine Gewebeprobe diagnostizieren. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist Gicht beim Vogel?

Ist ein Vogel an Gicht (Urikopathie) erkrankt, liegt eine Störung des sogenannten Purin-Stoffwechsels vor. Purine sind lebensnotwendige Zellbausteine im tierischen und menschlichen Organismus.

Beim gesunden Vogel werden Purine in der Leber zu Harnsäure abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Im Fall einer Gicht-Erkrankung ist dieser Abbau gestört. Der Vogel scheidet die Harnsäure nicht mehr vollständig über die Nieren aus. Der Harnsäure-Wert im Blut erhöht sich und es lagern sich Harnsäure-Kristalle in den Gelenken und Geweben des Vogels ab.

Schmerzen und verschiedene Gelenk- und Organschäden sind die Folge. Eine Gicht beim Vogel muss medikamentös behandelt werden.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Gicht beim Vogel?

Ursache für eine Gicht beim Vogel ist ein erhöhter Gehalt an Harnsäure (Urat) im Blut. Bei der Harnsäure handelt es sich um ein Abbauprodukt der mit der Nahrung aufgenommenen Purine. Giftige Substanzen, Medikamente, zu wenig Wasser und ein zu eiweiß- und fetthaltiges Futter begünstigen die Entstehung von Gicht beim Vogel.

Ausscheidungsstörungen der Nieren werden unter anderem durch einen Vitamin-A-Mangel ausgelöst. Liegen entzündliche oder degenerative Veränderungen der Nieren vor, ist es dem Vogel nicht mehr möglich, die Harnsäure vollständig über die Nieren auszuscheiden. In der Folge sammelt sie sich im Blut des Vogels an, und der Harnsäure-Wert steigt. Es entstehen Harnsäure-Kristalle, die sich in den Gelenken und Geweben des Vogels ablagern und einen Gicht-Anfall hervorrufen.

Symptome:

Wie äußert sich eine Gicht beim Vogel?

Die Gicht führt zu unterschiedlichen Symptomen beim Vogel, je nachdem, an welcher Stelle des Körpers sich die Harnsäure-Kristalle ablagern. Sind die serösen Häute des Vogels betroffen, spricht man von der Viszeralgicht. Bei den serösen Häuten handelt es sich um zarte Häute, die die inneren Organe des Vogels (z.B. Herz, Lungen, Darm) von außen überziehen. Die Viszeralgicht ruft in der Regel keine ausgeprägten Beschwerden beim Vogel hervor. Es sind jedoch plötzliche Todesfälle möglich.

Ist die Niere des Vogels von der Gicht betroffen, liegt eine Nierengicht vor. Dabei kommt es zur Zerstörung des sogenannten Tubulus-Epithels der Niere. Auch an der Nierengicht kann der Vogel sterben. Es lassen sich jedoch auch bei dieser Form der Gicht meist keine Symptome beim Vogel erkennen.

Eine weitere Form der Gicht beim Vogel ist die Gelenkgicht. Dabei lagern sich die Harnsäure-Kristalle unter der Haut in der Nähe der Gelenke der Hintergliedmaßen ab. Die Kristalle treten als weißliche bis gelbliche, krümelige Knötchen in Erscheinung. Betroffen sind insbesondere die Zehengelenke des Vogels. Die Gliedmaßen des an der Gelenkgicht erkrankten Vogels sind aufgrund der Entzündung meist warm und geschwollen. Das Abtasten der betroffenen Stellen empfindet der Vogel in der Regel als schmerzhaft.

Zudem geht es Vögeln mit Gelenkgicht insgesamt schlecht. Da die Gicht-Knötchen beziehungsweise die Entzündungen für den Vogel sehr schmerzhaft sind, versucht er seine Gliedmaßen zu entlasten, indem er sich zum Beispiel weniger bewegt oder indem er sich auf den Bauch legt. Befinden sich die Gicht-Knötchen nur an einem Fuß, hebt der Vogel zur Entlastung meist den betroffenen Fuß an beziehungsweise steht nur auf einem Fuß. Darüber hinaus kommt es zu krampfhaften Anfällen und gegebenenfalls zum plötzlichen Tod.

Diagnose:

Wie wird eine Gicht beim Vogel diagnostiziert?

Die Gicht beim Vogel lässt sich durch eine Blutuntersuchung diagnostizieren. An Gicht erkrankte Vögel weisen einen deutlich erhöhten Harnsäure-Wert im Blut auf. Eine Gelenkgicht lässt sich bereits bei der tierärztlichen Untersuchung des Vogels feststellen, da die Knötchen und Entzündungen mit bloßem Auge zu erkennen sind. Dabei prüft die Tierärztin oder der Tierarzt auch, ob es sich bei den Veränderungen an den Gliedmaßen gegebenenfalls um andere Erkrankungen (z.B. Abszesse, eine Gelenkentzündung, Tuberkulose oder einen Tumor) handelt.

Eine Viszeralgicht beim Vogel lässt sich zudem auch mittels Endoskopie (Spiegeluntersuchung) diagnostizieren. Dabei untersucht die Tierärztin bzw. der Tierarzt die Körperhöhlen des Vogels mit einem medizinischen Instrument, dem Endoskop.

Auch anhand von Gewebeproben lässt sich eine Viszeralgicht feststellen. Bei dieser Gicht-Form sind Harnsäure-Kristalle und gegebenenfalls Entzündungen im betroffenen Gewebe des Vogels nachweisbar.

Behandlung:

Wie kann eine Gicht beim Vogel behandelt werden?

Ist ein Vogel an Gicht erkrankt, erhält er Medikamente, die verhindern, dass die Erkrankung weiter voranschreitet. Bei der Gelenkgicht kommen, wie auch in der Humanmedizin, beispielsweise die Wirkstoffe Colchizin und Allopurinol zum Einsatz. Die Verabreichung von Allopurinol bei Vögeln ist jedoch umstritten.

Darüber hinaus erhalten an Gicht erkrankte Vögel Vitamin A und Vitamin B12 sowie Mineralien und Spurenelemente. Auch die Verabreichung der sogenannten Tyrode-Lösung ist bei der Gicht möglich. Dabei handelt es sich um eine Lösung von Elektrolyten, in der beispielsweise Kochsalz (NaCl) enthalten ist. Der Vogel kann die Tyrode-Lösung wie Trinkwasser aufnehmen. Begleitend dazu erhält der erkrankte Vogel ein Diätfutter, das vor allem weniger Proteine (Eiweiße) enthält.

Leidet der Vogel unter Viszeralgicht, ist keine Behandlung möglich. Meist erfolgt die Diagnose erst, nachdem das Tier bereits verstorben ist.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel Gicht hat?

Die Prognose einer Gicht beim Vogel hängt stark davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Auch die Ursache der Gicht ist in Bezug auf den Behandlungserfolg von Bedeutung.

So ist die Prognose bei der Gelenkgicht günstiger als bei der Viszeralgicht. Die Viszeralgicht wird in der Regel erst nach dem Tod des Vogels festgestellt. Vollständig heilen lässt sich die Gicht beim Vogel jedoch nicht.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Gicht beim Vogel vorbeugen?

Einer Gicht beim Vogel lässt sich nicht in jedem Fall vorbeugen. Die Ernährung spielt bei der Gicht aber eine wichtig Rolle. So ist es ratsam, dafür zu sorgen, dass der Vogel regelmäßig frisches Trinkwasser erhält und dieses auch in ausreichenden Mengen aufnimmt.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, dem Vogel gesunde beziehungsweise abwechslungsreiche Nahrung anzubieten, das heißt: Das Futter darf nicht zu viele Proteine und Fette enthalten und es sollte genügend Vitamine, Mineralien und Spurenelemente aufweisen.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit Gicht zum Tierarzt?

Zeigt ein Vogel die Symptome einer Gicht, ist es ratsam, umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen. Eine Gelenkgicht bereitet dem Vogel oft starke Schmerzen. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Vogel stirbt. Je früher der Vogel behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online: Gicht. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010