Futteraspiration beim Vogel

Futteraspiration beim Vogel

Wellensittich
Beim Fressen kann es passieren, dass der Vogel versehentlich Futterpartikel einatmet. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Futteraspiration beim Vogel?

Eine Futteraspiration bedeutet, dass der Vogel Futterpartikel eingeatmet hat. Diese eingeatmeten Partikel blockieren die Atemwege und führen zu Atemnot. Rechtzeitig behandelt, ist die Prognose einer Futteraspiration beim Vogel insgesamt gut.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Futteraspiration beim Vogel?

Bei einer Futteraspiration atmet der Vogel Bestandteile des Futters ein. Dies sind zum Beispiel Körner, Getreidegrannen oder Spelzen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie eine Futteraspiration beim Vogel entstehen kann:

  • Versehentliches Einatmen beim Fressen.
  • Futteraspiration bei falscher Zwangsfütterung: Hierbei wird die Futtersonde nicht richtig in die Speiseröhre eingeführt. In der Folge gelangen Futterpartikel in die Luftröhre.
  • Regurgitiertes Futter: Das Futter fließt nicht von der Speiseröhre in den Magen, sondern steigt wieder auf Richtung Schnabel. Dabei atmet der Vogel Bestandteile des Futters über die Luftröhre ein.

Symptome:

Wie äußert sich eine Futteraspiration beim Vogel?

Da eine Futteraspiration beim Vogel die Atemwege blockiert, kommt es zu akuter Atemnot. Der Vogel versucht, der Atemnot entgegenzuwirken, indem er mit weit geöffnetem Schnabel atmet. Dies bezeichnet man auch als „Schnabelatmung“. Dabei nimmt er eine charakteristische Körperhaltung ein, indem er mit abgespreizten Flügeln und wippendem Schwanz sitzt.

In manchen Fällen hängt der Vogel seinen Kopf auch im Käfiggitter ein und lässt seinen Körper herabhängen. Durch die Streckung kann er leichter atmen. Große Fremdkörper in der Luftröhre oder den unteren Atemwegen verursachen zudem rasselnde Atemgeräusche. Bei schwerer Atemnot mit Sauerstoff-Mangel färbt sich die Haut des Vogels blau.

Atmet der Vogel kleinere Futterbestandteile ein und gelangen diese in die unteren Atemwege, kann sich eine sogenannte Aspirationspneumonie entwickeln. Dabei handelt es sich um eine Lungenentzündung, die infolge der eingeatmeten Fremdkörper entsteht. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Futteraspiration beim Vogel entweder nicht rechtzeitig erkannt und/oder behandelt wird.

Eine Aspirationspneumonie macht sich neben Atemnot und Atemgeräuschen auch durch mangelnden Appetit und Teilnahmslosigkeit des Vogels bemerkbar. Bleibt sie unbehandelt, verstirbt der Vogel innerhalb kürzester Zeit.

Diagnose:

Wie wird eine Futteraspiration beim Vogel diagnostiziert?

Tierärztinnen und Tierärzte diagnostizieren eine Futteraspiration zunächst, indem sie den Brustkorb des Vogels abhören. Rasselnde und erschwerte Atemgeräusche sind ein deutliches Zeichen für einen Fremdkörper in den Atemwegen. Durch Fragen zur Fütterung des Vogels lassen sich mögliche Ursachen für die Futteraspiration beim Vogel herausfinden oder ausschließen.

Um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um eine Futteraspiration und nicht um andere Ursachen für die Beschwerden handelt, führen Tierärztinnen und Tierärzte eine Spiegelung (Endoskopie) der Atemwege durch. Mit einem kleinen Schlauch, an dessen Ende eine kleine Kamera eingebaut ist, lassen sich die Atemwege des Vogels untersuchen und auch die genaue Stelle ausfindig machen, an welcher der Fremdkörper feststeckt.

In manchen Fällen ist eine Röntgen-Untersuchung des Brustkorbs erforderlich. Dieses Verfahren kann ebenfalls Aufschluss darüber geben, wo genau sich der Fremdkörper in den Atemwegen des Vogels befindet.

Behandlung:

Wie kann eine Futteraspiration beim Vogel behandelt werden?

Die Therapie einer Futteraspiration beim Vogel richtet sich danach, ob der Vogel noch genug Luft bekommt oder ob akute Erstickungsgefahr besteht. Droht der Vogel zu ersticken, sind tierärztliche Sofortmaßnahmen notwendig. Diese umfassen zum Beispiel eine sogenannte Luftsack-Perforation. Dabei führt die Tierärztin oder der Tierarzt einen kleinen Schlauch in den Luftsack ein, über den der Vogel wieder besser mit Sauerstoff versorgt wird.

Den eigentlichen Fremdkörper entfernt die Tierärztin bzw. der Tierarzt entweder mit einer kleinen Pinzette. Sitzt der Fremdkörper zu tief in den Atemwegen, eignet sich ein kleines Rohr, das bis zum Fremdkörper vorgeschoben wird und den Fremdkörper dann vorsichtig ansaugt. Bei größeren Vögeln ist auch eine endoskopische Entfernung des Fremdkörpers möglich.

Sind durch den Fremdkörper Wunden an den Schleimhäuten des Vogels entstanden, reinigt die Tierärztin oder der Tierarzt die betroffene Stelle und verabreicht ein Antibiotikum. Besteht bereits eine Aspirationspneumonie, erhält der Vogel ein Breitband-Antibiotikum, das gegen verschiedene Bakterien wirkt.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Futteraspiration beim Vogel?

Insgesamt ist die Prognose einer Futteraspiration beim Vogel gut. Dies trifft besonders auf kleine Fremdkörper zu, die sich gut entfernen lassen.

Eine zu spät erkannte Futteraspiration von großen Fremdkörpern sowie eine Aspirationspneumonie beim Vogel haben dagegen eine ungünstige Prognose.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Futteraspiration beim Vogel vorbeugen?

Da der Vogel auch bei einer normalen Fütterung Futterpartikel einatmen kann, lässt sich einer Futteraspiration beim Vogel kaum vorbeugen. Wenn eine Zwangsfütterung beim Vogel notwendig ist, lassen Sie sich zuvor fachkundig von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt anleiten.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit Futteraspiration zum Tierarzt?

Eine Futteraspiration beim Vogel ist ein Notfall, der schnellstmöglich tierärztlich behandelt werden muss. Große Fremdkörper führen schnell zum Erstickungstod des Vogels. Unbehandelt kann sich eine Aspirationspneumonie entwickeln, an welcher der Vogel in der Regel innerhalb kurzer Zeit verstirbt.

Weiterführende Informationen

Autor: Miriam Lossau, Biologin
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: Dezember 2022
Quellen:
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.: https://www.tieraerzteverband.de/smile/smile-tiergesundheit/voegel.php (Abruf: März 2022)
Nabu: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/ (Abruf: Dezember 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010

Wiesner, E. et al.(Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin. Enke, Stuttgart 2000