Eingewachsener Ring beim Vogel

Eingewachsener Ring beim Vogel

Nymphensittich
Papageien und Sittiche sind in Deutschland aufgrund gesetzlicher Bestimmungen mit einem Ring am Fuß zu kennzeichnen. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist ein eingewachsener Ring beim Vogel?

Papageien und Sittiche sind in Deutschland aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen zur Papageienkrankheit (Psittakose-Verordnung) mit einem Ring am Fuß zu kennzeichnen. Ist der Ring zu eng, besteht die Gefahr, dass er in die Fußhaut des Vogels einwächst beziehungsweise einschneidet. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Fuß des Vogels aufgrund einer Verletzung anschwillt.

Ein eingewachsener Ring kommt bei Vögeln häufig vor. Um Folgeschäden beim Vogel zu vermeiden, muss eine Tierärztin oder ein Tierarzt den eingewachsenen Ring entfernen.

Ursachen:

Was sind die Ursachen eines eingewachsenen Rings beim Vogel?

Für die Kennzeichnung eines Vogels stehen sowohl offene als auch geschlossene Ringe zur Verfügung. Beide Ringarten können unter bestimmten Umständen in die Haut einwachsen und dadurch den Fuß des Vogels abschnüren.

Offene Ringe lassen sich mit dem Schnabel zusammendrücken und somit verformen. Dies kommt insbesondere bei größeren Papageien vor, da diese Tiere kräftige Schnäbel besitzen. Durch die Verformungen passt der Ring dem Vogel nicht mehr richtig und es besteht die Gefahr, dass er einwächst beziehungsweise einschnürt.

Bei Papageien erfolgt die Kennzeichnung daher hauptsächlich mit geschlossenen Ringen. Doch auch bei dieser Art der Beringung besteht die Gefahr, dass sie einwachsen. Der Ring wird dem jeweiligen Vogel bereits in einem Alter von 10 bis 14 Tagen angelegt. Später, wenn der Vogel ausgewachsen ist, lässt der Ring sich nicht mehr entfernen. Dies stellt an sich noch kein Problem dar. Unter bestimmten Umständen ist es jedoch möglich, dass der Ring dem Vogel zu eng wird, zum Beispiel dann, wenn der Ring nicht die richtige Größe hat. Zwar sind die Größen der Ringe gesetzlich festgelegt, manchmal kommen dennoch Ringe zum Einsatz, die mit dem späteren Beinumfang des Vogels nicht übereinstimmen. Die Folge: Der Ring wächst in die Haut ein und beeinträchtigt die Funktion des Fußes gegebenenfalls maßgeblich.

Auch, wenn der Fuß der Vogels anschwillt (z.B. aufgrund einer Verletzung oder Entzündung), ist ein Einwachsen des Rings möglich. Dies kann die Blutzufuhr am Fuß des Vogels abschnüren. Dadurch nimmt die Schwellung weiter zu. Darüber hinaus können Infektionen am Fuß des Vogels (z.B. mit Räude-Milben) bewirken, dass der Ring in die Haut einwächst. Auch Tumoren im Bereich des Rings, eine Pododermatitis (Bumble foot) oder eine Rachitis kommen als Ursachen für einen eingewachsenen Ring beim Vogel infrage.

Symptome:

Wie äußert sich ein eingewachsener Ring beim Vogel?

Typische Symptome für einen eingewachsenen Ring beim Vogel sind:

  • Stark geschwollener Fuß
  • Rot-Blau-Färbung des Fußes
  • Überlappung der Ringränder mit Weichteilgewebe
  • Entlastung der betroffenen Gliedmaße (der Vogel steht auf einem Bein)
  • Lahmheit

Diagnose:

Wie wird ein eingewachsener Ring beim Vogel diagnostiziert?

Zur Diagnose eines eingewachsenen Rings untersuchen Tierärztinnen und Tierärzte die betroffenen Vögel. Dazu sehen sie sich den Fuß des Vogels an und stellen anhand der äußeren Symptome eine Diagnose. Sie kontrollieren den Sitz des Rings – normalerweise soll der Ring locker sitzen und einen Abstand von mindestens einem Millimeter zum Bein haben.

Falls der Verdacht auf eine Erkrankung besteht, lassen sich mittels einer Röntgen-Untersuchung mögliche Tumoren oder Infektionen als Ursache des eingewachsenen Rings beim Vogel nachweisen.

Behandlung:

Wie kann ein eingewachsener Ring beim Vogel behandelt werden?

Zunächst entfernt die Tierärztin oder der Tierarzt den eingewachsenen Ring vom Fuß des Vogels. Dafür stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Offene Ringe lassen sich beispielsweise mit einer Klemme öffnen. Geschlossene Ringe werden mit einem kleinen Trennschleifer zersägt. Da die Ringe aus Metall bestehen, muss die Gliedmaße des Vogels bei dieser Methode gleichzeitig ausreichend gekühlt werden (z.B. mit kaltem Wasser). Darüber hinaus lässt sich der Ring auch mit einem Seitenschneider durchschneiden.

Um den Vogel nicht zu verletzen, geht die Tierärztin bzw. der Tierarzt beim Entfernen des Rings sehr vorsichtig vor. Auf keinen Fall sollten Sie selbst versuchen, den eingewachsenen Ring zu entfernen! Am ungefährlichsten ist die Entfernung unter Narkose. Dadurch lässt sich vermeiden, dass der Vogel sich während der Behandlung plötzlich wehrt beziehungsweise dass es zu Verletzungen (z.B. Knochenbrüchen) durch abrutschende Instrumente kommt.

Nach der Entfernung des Rings wird die Wunde des Vogels mit einem Verband abgedeckt. Der Verband muss alle zwei bis vier Tage erneuert werden. Darüber hinaus erhält der Vogel Antibiotika. Bei sehr starken Wunden lässt sich die Wundheilung durch das Auflegen einer Kunsthaut unterstützen. Zudem behandelt die Tierärztin bzw. der Tierarzt mögliche Begleitverletzungen, wie Weichteilschäden oder Knochenbrüche. Zur Behandlung von Knochenbrüchen an den Gliedmaßen ist bei Kleinsittichen meist ein starker Klebeverband ausreichend. Bei größeren Papageien wird der betroffene Bereich mit einer Schiene stabilisiert, die in den Verband integriert ist.

Ist der Fuß des Vogels bereits abgestorben, bleibt nur noch die Amputation. Eine Amputation des kompletten Fußes ist jedoch nicht empfehlenswert, da dies die Gesundheit des Vogels stark beeinträchtigt.

Bitte beachten Sie: Setzen Sie sich aufgrund der Kennzeichnungspflicht für Papageienvögel mit der zuständigen Behörde in Verbindung und informieren Sie diese über die Entfernung des Rings bei Ihrem Vogel.

Bewahren Sie deshalb den entfernten Ring gut auf und lassen Sie sich von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt eine Bestätigung ausstellen, dass das Entfernen medizinisch notwendig war.

Prognose:

Wie ist die Prognose, wenn der Vogel einen eingewachsenen Ring hat?

Ein Vogel mit einem eingewachsenen Ring hat in der Regel eine gute Prognose. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Einschnürung rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Liegen Entzündungen oder Nekrosen (Absterben von Gewebe) beim Vogel vor, ist die Prognose schlechter.

Vorbeugen:

Wie kann man einem eingewachsenen Ring beim Vogel vorbeugen?

Vorbeugen lässt sich einem eingewachsenen Ring, indem Sie dafür sorgen, dass sich in der Umgebung Ihres Vogels möglichst wenige Materialien befinden, in denen er sich verfangen kann (z.B. Gardinen oder fasrige Spielsachen). Denn durch das Hängenbleiben kann es zu Verletzungen und somit zu Schwellungen an den Füßen des Vogels kommen, was wiederum ein Einwachsen des Rings begünstigt.

Darüber hinaus ist es ratsam, den beringten Fuß Ihres Vogels regelmäßig auf Schwellungen und Verletzungen zu kontrollieren. Dadurch lässt sich ein zu enger Ring und somit die Gefahr des Einwachsens rechtzeitig erkennen und frühzeitig behandeln.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einem eingewachsenen Ring zum Tierarzt?

Einen Vogel, bei dem der Ring in die Haut eingewachsen ist, sollten Sie umgehend zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt bringen, da der Fuß des Vogels durch die Einschnürung absterben kann. Nur eine Tierärztin oder ein Tierarzt kann den Ring angemessen entfernen (mithilfe einer Narkose und den entsprechenden Instrumenten). Es ist dringend davon abzuraten, den Ring eigenständig vom Fuß des Vogels zu entfernen, da das Risiko hoch ist, den Vogel dabei zu verletzen.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Tierarztpraxis für Kleintiere und Vögel Dr. Fenske: Vogelberingung Verletzungsrisiko. https://www.tierarztbergedorf.de/2020/07/25/vogelberingung-verletzungsrisiko/ (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Gylstorff, I. et al.: Vogelkrankheiten. UTB, 1998