Definition:
Was ist Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel?
Bei Diabetes mellitus sind die Hormone, die den Zuckerhaushalt im Körper des Vogels regulieren, gestört. Deshalb heißt die Krankheit umgangssprachlich auch “Zuckerkrankheit“, oder kurz Diabetes.
Bei anderen Haustieren, wie dem Hund und der Katze, unterscheiden Tierärztinnen und Tierärzte verschiedene Diabetes-Typen, bei denen das Hormon Insulin nicht mehr effektiv arbeitet. Insulin sorgt dafür, den im Blut enthaltenen Zucker in die Körperzellen aufzunehmen und zu verarbeiten. Bei Diabetes mellitus bildet der Körper zu wenig Insulin oder es wirkt nicht mehr an den Zellen.
Beim Vogel ist die Ursache von Diabetes mellitus bislang nicht ganz geklärt. Es ist sicher, ob auch das Hormon Insulin für die Symptome der Zuckerkrankheit verantwortlich ist. Bei Vögeln scheint das ebenfalls an der Blutzucker-Regulation beteiligte Hormon Glukagon eine wichtigere Rolle zu spielen. Glukagon bewirkt, dass übermäßig viel Zucker in die Blutbahn freigesetzt wird.
Unabhängig von der noch unbekannten Ursache für Diabetes mellitus, zeigen diabetische Vögel ähnliche Symptome wie andere Haustiere. Die Vögel haben vermehrten Durst und trinken viel mehr. Entsprechend setzen sie auch mehr Urin ab. Sie verlieren Gewicht und sind geschwächt.
Ursachen:
Was sind die Ursachen von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel?
Die Ursachen von Diabetes mellitus beim Vogel sind bislang nicht gänzlich geklärt. In Anlehnung an andere Tierarten liegt die Vermutung nahe, dass eine Störung der Blutzucker-regulierenden Hormone dazu führt, dass nicht genügend Blutzucker in die Zellen aufgenommen wird. Dadurch ist im Blut des Vogels der Zuckerwert erhöht, während die Zellen den notwendigen Zucker nicht erhalten. Zucker ist für die Zellen lebensnotwendig, um ihren Stoffwechsel anzutreiben.
Der Blutzucker-Wert eines Vogels mit Diabetes mellitus ist ebenfalls erhöht, aber man vermutet, dass nicht Insulin die tragende Rolle spielt, sondern das Hormon Glukagon. Durch Glukagon wird übermäßig viel Zucker ins Blut freigesetzt. Die Körperzellen „verhungern“, da sie nicht den notwendigen Energielieferanten Zucker zur Verfügung haben, während der Zuckerspiegel im Blut erhöht ist (Hyperglykämie).
Der Körper des Vogels versucht, auf andere Energiequellen umzusteigen – so baut er Muskelmasse und Fett ab. Die Nieren scheiden den überschüssigen Zucker im Blut des Vogels aus. Ein zuckerkranker Vogel trinkt mehr und muss entsprechend viel Urin absetzen. Durch das „Ausspülen“ des Zuckers verliert der Vogel noch mehr Flüssigkeit.
Symptome:
Wie äußert sich Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel?
Ein Vogel mit Diabetes mellitus trinkt vor allem viel mehr Wasser als vorher. Dementsprechend setzt er mehr Urin ab. Der Vogel magert ab, obwohl er eigentlich mehr Futter zu sich nimmt, da sich sein Stoffwechsel umstellt.
Nach und nach wird der Vogel immer schwächer und ist apathisch. Bleibt die Zuckerkrankheit unbehandelt, kann der Vogel versterben.
Diagnose:
Wie wird Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel diagnostiziert?
Eine Tierärztin oder Tierarzt stellt den Verdacht auf Diabetes mellitus beim Vogel zunächst anhand der Vorgeschichte. Die Besitzer berichten häufig, dass ihr Vogel vermehrt trinkt, abmagert und ruhiger ist.
Bei der körperlichen Untersuchung des Vogels fällt oftmals auf, dass der Vogel mager ist und kaum noch Muskeln hat. In einer Urinprobe lässt sich der Zuckerwert messen. Findet sich Zucker im Urin, ist dies ein deutlicher Hinweis auf die Zuckerkrankheit. Allerdings kann der Wert auch fälschlicherweise erhöht sein, wenn der Urin mit Kot vermischt ist.
Besteht ein begründeter Verdacht auf Diabetes mellitus, wird dem Vogel Blut abgenommen, falls es die Größe des Vogels zulässt. Im Blut finden sich bei einem Diabetes mellitus stark erhöhte Zuckerwerte. Für die Diagnose der Zuckerkrankheit müssen die Zuckerwerte allerdings über einen längeren Zeitraum erhöht sein. Daher ist es notwendig, dass mehrere Blutuntersuchungen beim Vogel erfolgen.
Behandlung:
Wie kann Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel behandelt werden?
Zur Behandlung eines Diabetes mellitus bekommt der Vogel Insulin. Das für Vögel hoch verdünnte Hormon steigert die Zuckeraufnahme in die Zellen und reguliert den Zuckerhaushalt. Der Erfolg der Therapie lässt sich zum einen an den sich bessernden Symptomen messen – der Vogel trinkt weniger und wirkt munterer. Zum anderen sinkt der Blutzucker-Wert, was sich anhand regelmäßiger Blutuntersuchungen kontrollieren lässt.
Wie bei andern Tierarten, muss der Insulinwert auf jeden Vogel individuell eingestellt werden. Zusätzlich empfehlen Tierärztinnen und Tierärzte bei Diabetes mellitus eine Diät, bei welcher der Vogel nicht zu viel Zucker im Futter erhält. Sie raten häufig dazu, die tägliche Aktivität des Vogels möglichst immer gleich zu gestalten. Plötzlich starke Aktivität oder ungewohnte Ruhephasen erschweren das erfolgreiche Einstellen der notwendigen Insulindosis.
Erhält der Vogel zu viel Insulin, besteht das Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Dann benötigt der Vogel umgehend zuckerhaltige Infusionen.
Prognose:
Wie ist die Prognose von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel?
Ein Diabetes mellitus ist bei Vögeln eine komplexe Erkrankung, die noch nicht so gut erforscht ist wie bei anderen Haustieren. Daher ist eine Prognose für Vögel mit der Zuckerkrankheit bislang schwer zu stellen. Generell handelt es sich um eine Erkrankung, die lebenslang behandelt werden muss.
Vorbeugen:
Wie kann man Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Vogel vorbeugen?
Es ist nur bedingt möglich, einem Diabetes mellitus beim Vogel vorzubeugen. In Anlehnung an die Krankheitsentstehung bei anderen Tierarten und dem Menschen, scheint die beste Vorbeugung eine ausgewogene Ernährung zu sein. Es ist somit ratsam, den Vogel seiner Art entsprechend zu füttern.
Es ist zudem empfehlenswert, dem Vogel genügend Freiflug zu ermöglichen und Übergewicht zu vermeiden.
Wann zum Tierarzt?
Muss ein Vogel mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zum Tierarzt?
Ein Vogel, der an Diabetes mellitus leidet, verliert an Gewicht, trinkt mehr Wasser und wirkt oft schwach und apathisch. All diese Symptome können auch durch viele andere Erkrankungen, wie beispielsweise eine Nierenschwäche, eine Tumorerkrankung oder eine Infektion hervorgerufen werden. In jedem Fall ist es ratsam, den Vogel schnellstmöglich einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln.
Weiterführende Informationen
Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online: Diabetes mellitus. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010
Coles, B.: Essentials of Avian Medicine & Surgery. Blackwell Publishing 2007