Befiederungsstörungen beim Vogel

Befiederungsstörungen beim Vogel

Gefieder
Bei einer Befiederungsstörung sind die Federn glanzlos oder haben an Farbe verloren, fallen aus oder wachsen nicht richtig nach. Foto: vetproduction

Definition:

Was sind Befiederungsstörungen beim Vogel?

Man spricht von einer Befiederungsstörung beim Vogel, wenn die Federn glanzlos sind oder an Farbe verloren haben, wenn sie ausfallen oder nicht richtig nachwachsen. Auch persistierende (bleibende) Federscheiden oder Probleme bei der Mauser werden als Befiederungsstörung beim Vogel bezeichnet. Die Mauser kann dauerhaft stattfinden (Stockmauser), der Vogel wirft im Schreck viele Federn ab (Schockmauser) oder die Federn wachsen nach der Mauser nicht ausreichend nach (mangelhafte Neubefiederung). Der Begriff „Französische Mauser“ oder auch „Renner“ bezeichnet einen Vogel, der alle Flügel- und Schwanzfedern verloren hat. Die Ursachen für Befiederungsstörungen beim Vogel sind sehr vielfältig. Der Befall mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten, eine Virusinfektion, eine Mangelernährung oder auch innere Erkrankungen, wie Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, können eine gestörte Federentwicklung auslösen. In Gefangenschaft gehaltene Vögel zeigen oftmals sogenannte Automutilations-Störungen – sie fügen sich selbst Schaden zu, indem sie sich ohne sichtbaren Grund die Federn ausreißen. Die Vögel reißen sich dabei teilweise alle Federn aus und verletzen sich.

Ursachen:

Was sind die Ursachen von Befiederungsstörungen beim Vogel?

Die Ursachen für Befiederungsstörungen beim Vogel sind sehr vielfältig. Mögliche Auslöser sind unter anderem:
  • Bakterielle Infektionen beim Vogel
  • Pilzinfektionen beim Vogel
  • Virusinfektionen beim Vogel, z.B. Circo-Virus-Infektion, Polyoma-Virus-Infektion, Pocken-Virus-Infektion
  • Parasiten, z.B. Milben beim Vogel wie Federlinge, Federmilbe, Vogelmilbe, Räudemilbe
  • Fehlernährung des Vogels, z.B. Fettsucht oder Mangelernährung (Vitamin- und Mineralstoff-Mangel)
  • Verletzungen beim Vogel
  • Selbstverletzung (Automutilation)
  • Leber- und Nierenschäden
  • Vergiftungen beim Vogel, z.B. Schwermetall-Vergiftung
  • Genetische Schäden (Fehler im Erbgut)
  • Hormonelle Störungen
  • Haltungsfehler

Symptome:

Wie äußern sich Befiederungsstörungen beim Vogel?

Befiederungsstörungen beim Vogel äußern sich durch viele Symptome. Die Federn wachsen nicht richtig nach (mangelhafte Neubefiederung nach der Mauser), die Mauser läuft nur unvollständig ab oder die Vögel mausern dauerhaft (Dauermauser), die Federn fallen ganz oder teilweise aus. Zum Teil persistieren die Federscheiden, das heißt die Federn des Vogels bleiben in ihrer Hülle und wachsen nicht normal. Sie können missgebildet sein. Auch glanzlose Federn oder Farbveränderungen zählen zu den Befiederungsstörungen. Oftmals verletzen sich die Vögel auch selbst (Automutilation) und reißen sich Federn aus.

Diagnose:

Wie werden Befiederungsstörungen beim Vogel diagnostiziert?

Eine Tierärztin oder ein Tierarzt erkennt eine Befiederungsstörung bereits durch einen Blick auf den Vogel: Das Federkleid hat nicht sein natürliches Aussehen, sondern die Farbe und Form sind verändert. Um die Ursache für die Befiederungsstörung herauszufinden, sind zunächst einige Fragen zu den Fütterungs- und Haltungsbedingungen hilfreich. Nach einer gründlichen Untersuchung des Vogels lassen sich die Ursachen meist eingrenzen. Je nach Verdachtsdiagnose, werden Federproben, Hautgeschabsel oder Abklatsch-Präparate entnommen. Eventuell ist auch eine Blutuntersuchung nötig.

Behandlung:

Wie können Befiederungsstörungen beim Vogel behandelt werden?

Befiederungsstörungen beim Vogel werden entsprechend der diagnostizierten oder angenommenen Ursache behandelt. Ist der Vogel von Parasiten befallen, zum Beispiel von Milben wie Federlingen, Federmilben oder Räudemilben, erhält der Vogel Medikamente gegen Parasiten (Antiparasitika). Verletzungen und Hautschäden, die mit Bakterien oder Pilzen befallen sind und die Befiederungsstörung ausgelöst haben, machen eine Behandlung mit Antibiotika (Mittel gegen Bakterien), Antimykotika (Mittel gegen Pilze) und Schmerzmitteln notwendig. Unter Umständen entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt Tupferproben aus der betroffenen Haut des Vogels, um die Bakterien anzuzüchten und das wirksamste Antibiotikum zu bestimmen (Mikrobiologische Untersuchung und Antibiogramm). Oftmals liegen der Befiederungsstörung weitere Ursachen zugrunde, wie ein geschwächtes Immunsystem des Vogels. Nach der ersten Behandlung kann es daher notwendig sein, weiter nach der Grundursache der Befiederungsstörung zu suchen. Leidet der Vogel an einer Viruserkrankung, wie der Circo-Virus-Infektion (Psittacine Beak and Feather Disease, PBFD), oder einer Polyoma-Virus-Infektion (Rennerkrankheit, „Französische Mauser“), so lassen sich nur die Symptome behandeln. Eine ursächliche Therapie ist nicht bekannt. Ein Mangel an Nährstoffen, Mineralien und Aminosäuren kommt bei Vögeln mit Befiederungsstörungen recht häufig vor. In diesem Fall bekommt der Vogel ein Ergänzungsfutter. Dieses geben Sie ihm zum Beispiel ins Futter, Trinkwasser oder als Leckerli. Manchmal ist eine Selbstverletzung (Automutilation, „Rupfern“) Ursache der Befiederungsstörung. Vögel sind sehr gesellige und sozial aktive Tiere. Die Haltung ist oftmals aber nicht abwechslungsreich genug und bietet zu wenig Sozialkontakt. Die Vögel beginnen, sich stark und oft zu putzen, bis sie sich die Federn ausreißen und zum Teil sogar die Haut verletzen. Durch die erkrankten Stellen fühlt der Vogel sich noch mehr animiert, sich mehr zu putzen – die Befiederungsstörung verstärkt sich. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt berät Sie ausführlich über mögliche Haltungsverbesserungen. Vor allem die Einzelhaltung von Vögeln ist zu vermeiden. Innere Erkrankungen, wie Schäden der Leber oder der Niere, als Grund für die Befiederungsstörung beim Vogel werden entsprechend ihrer Ursache behandelt. Genetische Federschäden treten häufig auf, wenn durch Inzucht oder durch Zucht auf bestimmte Merkmale Defekte ungewollt mit gezüchtet wurden. Eine Behandlung ist hier oft nicht möglich. Hormonelle Störungen als Ursache von Befiederungsstörungen treten meist bei männlichen Vögeln auf – die Tiere verlieren Federn und entwickeln eine Glatze. Im Falle eines Mangels an männlichen Geschlechtshormonen erhält der Vogel Testosteron.

Was tun bei Stockmauser?

Bei der sogenannten Stockmauser gilt es – ähnlich wie bei anderen Befiederungsstörungen – mögliche Ursachen, wie unzureichende Nährstoffversorgung oder innere Erkrankungen auszuschließen. Die Stockmauser lässt sich mitunter bei Sittichen beobachten. Nach der normalen Mauser wachsen die Federn dann nur sehr verzögert nach.

Prognose:

Wie ist die Prognose von Befiederungsstörungen beim Vogel?

Die Prognose von Befiederungsstörungen beim Vogel richtet sich nach der Ursache. Genetische Erkrankungen und Viruserkrankungen lassen sich nur symptomatisch behandeln, eine ursächliche Behandlung ist meist nicht möglich. Befiederungsstörungen, die durch einen Mangel entstanden sind, lassen sich oft gut beheben. Die Tierärztin oder der Tierarzt ergänzt die notwendigen Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren. Eine Selbstverletzung (Automutilations-Störung, „Rupfen“) beim Vogel ist oftmals schwer zu behandeln. Doch je früher Sie die Haltungsbedingungen Ihres Vogels optimieren, desto besser ist die Prognose. Ist der Vogel von Parasiten befallen, erhält er ein Medikament gegen Parasiten. Wichtig ist in dieser Zeit auch eine gute Käfighygiene, damit der Vogel nicht erneut von Parasiten befallen wird. Die Prognose bei dieser Ursache der Befiederungsstörung ist grundsätzlich gut.

Wie lange dauert es, bis die Federn wieder nachwachsen?

Bei einem ansonsten gesunden Vogel, wachsen die Federn nach ungefähr vier bis fünf Wochen wieder nach.

Vorbeugen:

Wie kann man Befiederungsstörungen beim Vogel vorbeugen?

Die beste Methode, um einer Befiederungsstörung beim Vogel vorzubeugen, sind eine optimale Fütterung und Haltungsbedingungen, die den Bedürfnissen der Vögel entsprechen. Vögel sind sehr soziale Tiere, von einer Einzelhaltung ist abzuraten. Paar- oder Gruppenhaltung in großen Volieren mit vielen Möglichkeiten zum Fliegen und einem abwechslungsreichen Alltag ist die ideale Haltungsform. Um die Mauser des Vogels zu unterstützen, ist es ratsam, Mineralien, Vitamine und Aminosäuren zuzufüttern. Eine ausgewogene Ernährung ist empfehlenswert – oftmals ist eine Erhöhung des Obst- und Gemüseanteils notwendig. Futter „vom Tisch“ ist für Vögel nicht geeignet.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einer Befiederungsstörung zum Tierarzt?

Ein Vogel mit einer Befiederungsstörung verliert Federn, hat Verletzungen und Probleme beim Nachwachsen der Federn. Viele verschiedene Ursachen rufen Befiederungsstörungen hervor. Es ist ratsam, den Vogel einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorzustellen, um die Ursache herauszufinden und gezielt behandeln zu können.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. med. vet. Iris Kiesewetter Datum der letzten Aktualisierung: März 2022 Quellen: Nabu: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/ (Abruf: März 2022) Tierschutzliga: https://tierschutzliga.de/ratgeber/ (Abruf: März 2022) Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014 Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011 Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010 Gylstorff, I. et al.: Vogelkrankheiten. UTB, 1998