Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel

Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel

Ist die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) beim Vogel entzündet, sprechen Tierärztinnen und Tierärzte von einer Pankreatitis.
Wellensittich
Bei einer Pankreatitis funktioniert die Verdauung des Vogels nicht mehr richtig. Foto: vetproduction

Definition:

Was ist eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel?

Ist die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) beim Vogel entzündet, sprechen Tierärztinnen und Tierärzte von einer Pankreatitis. Die Bauchspeicheldrüsen-Entzündung geht oft mit einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas-Insuffizienz) einher. Diese tritt bei Wellensittichen gehäuft auf. Die Pankreatitis ist eine eher seltene Erkrankung beim Vogel, hingegen kommt eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse deutlich häufiger vor.

Die Bauchspeicheldrüse eines gesunden Vogels produziert Verdauungsenzyme, die sie in den Darm abgibt und die wichtig für die Verdauung sind. Liegt eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise eine Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion vor, ist diese sogenannte exokrine Pankreasfunktion gestört. Der Vogel wird mit Nährstoffen unterversorgt und magert infolgedessen im Laufe der Erkrankung ab.

Eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beim Vogel wird unter anderem mit Pankreas-Enzymen behandelt. Je nach Ursache ist in einigen Fällen eine lebenslange Behandlung des Vogels erforderlich.

Ursachen:

Was sind die Ursachen einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel?

Eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beim Vogel kann verschiedene Ursachen haben. Es sind sowohl infektiöse als auch nicht infektiöse Ursachen möglich. Zu den nicht infektiösen Ursachen gehören unter anderem das Alter des Vogels, fettreiche Nahrung, Tumoren, Übergewicht und Vergiftungen (z.B. durch Zink).

Als infektiöse Ursachen für eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beim Vogel kommen hauptsächlich bakterielle Infektionen durch Chlamydien sowie virale Infektionen (PMV-3= Paramyxovirus) infrage. Die Pankreatitis kann zudem durch eine Eidotter-Peritonitis ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um eine infektiös bedingte Entzündung der Bauchhöhle, die gelegentlich bei weiblichen Vögeln auftritt.

Die Bauchspeicheldrüsen-Entzündung hat zur Folge, dass die Verdauung des Vogels nicht mehr richtig funktioniert – es kommt zu einer Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion (Pankreas-Insuffizienz). So ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, genügend Verdauungsenzyme zu produzieren. Diese Enzyme benötigt der Körper des Vogels jedoch, um die Nahrung aufzuspalten.

Der Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse führt zu einer Störung der Verdauung im Dünndarm und der Vogel scheidet Fette und Stärke unverdaut wieder aus. In einigen Fällen ist es zudem möglich, dass sich die Zellen der Bauchspeicheldrüse selbst verdauen.

Symptome:

Wie äußert sich eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel?

Die Symptome einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise einer Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion hängen davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Im akuten Fall frisst der Vogel schlecht, ist apathisch und hat Schmerzen. Zudem trinken erkrankte Vögel zunächst mehr und scheiden vermehrt Urin aus. Auch Durchfall ist in dieser Phase typisch.

Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung leidet der Vogel zunehmend unter einem Nährstoff-Mangel und magert infolgedessen ab. Auffällig dabei ist, dass der Vogel nicht weniger frisst als zuvor. Meist hat der erkrankte Vogel sogar Heißhunger und nimmt noch mehr Nahrung zu sich. Sein Körper kann die Nahrung aufgrund der Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse jedoch nicht mehr richtig verarbeiten.

Typisch für die chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise -Unterfunktion sind zudem Veränderungen des Kots: Er wird hell (gelblich-grau), weich, krümelig und fettig. Zudem enthält er viel Stärke. Manchmal lassen sich im Kot erkrankter Vögel darüber hinaus unverdaute Körner finden. Die Menge des Kots, die der Vogel absetzt, nimmt deutlich zu. Häufig scheidet er ihn in langen zusammenhängenden Strängen aus.

Weitere mögliche Beschwerden einer Pankreatitis beim Vogel sind:

  • Verstärkte Schmerzempfindlichkeit des Bauchs
  • Gekrümmter Rücken
  • Hochwürgen von Futter (Regurgitieren)
  • Darmverschluss durch Darmlähmung (Paralytischer Ileus)

Diagnose:

Wie wird eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) diagnostiziert?

Zur Diagnose einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung oder einer Bachspeicheldrüsen-Unterfunktion wird der Kot des Vogels untersucht. Stärke und Fette im Kot sind deutliche Anzeichen für eine Pankreatitis. Mithilfe der sogenannten Lugol´schen Lösung lässt sich die Stärke im Kot anfärben und somit nachweisen. Der Fettnachweis erfolgt durch die sogenannte Sudan-III-Reaktion.

Weiteren Aufschluss über eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung oder -Unterfunktion beim Vogel gibt eine Blut-Untersuchung. Typisch für die Pankreatitis ist eine Erhöhung der Amylase-Konzentration im Blut. Amylasen sind Enzyme, die unter anderem in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden und vor allem Stärke abbauen. Darüber hinaus kann bei einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung die Lipase-Konzentration im Blut erhöht sein. Bei den Lipasen handelt es sich um Enzyme, die die Fettverdauung steuern.

Die Tierärztin oder der Tierarzt führt gegebenenfalls eine Endoskopie (Spiegeluntersuchung) zur Diagnose der Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beim Vogel durch. Dabei werden die Körperhöhlen des Vogels mit einem medizinischen Instrument, dem Endoskop, untersucht. Während der Endoskopie lässt sich der Zustand der Bauchspeicheldrüse direkt ansehen und beurteilen. Ist die Diagnose unklar, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Anhand der Gewebeprobe lässt sich eine Pankreatitis beim Vogel eindeutig bestätigen.

Da eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung in der Regel im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftritt, ist es wichtig, der ursächlichen Erkrankung auf den Grund zu gehen. Diese lässt sich jedoch meist nicht einfach finden. Um die Ursache aufzudecken, entnimmt die Tierärztin oder der Tierarzt unter anderem Abstriche (Tupferproben) vom Kropf und der Kloake des Vogels und untersucht diese unter dem Mikroskop, zum Beispiel auf Bakterien.

Behandlung:

Wie kann eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel behandelt werden?

Um die Beschwerden der Bauchspeicheldrüsen-Entzündung oder einer Bachspeicheldrüsen-Unterfunktion zu lindern, erhält der Vogel ein Enzympräparat (Pankreas-Enzym) in Form eines Pulvers. Dieses mischt man unter das Vogelfutter. Das Präparat sollte dem Futter etwa 15 Minuten vor der Fütterung zugefügt und auf 25 °C erwärmt werden. Es empfiehlt sich, den erkrankten Vogel etwa drei Mal täglich mit dieser Futtermischung zu füttern.

In der Regel normalisiert sich der Kot nach kurzer Zeit wieder. Nach etwa ein bis zwei Wochen wird die Fütterung des Enzympräparats gegebenenfalls unterbrochen, um die Funktion der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen. Neben der Verabreichung des Enzympräparats sollte bei einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise einer Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion die Ernährung des Vogels umgestellt werden: Es empfiehlt sich ein leicht verdauliches eiweißreiches Futter, das wenig Stärke und Fette enthält. Insbesondere zu Beginn der Behandlung bekommt der Vogel darüber hinaus mehrmals täglich eine Lösung, die mit Nährstoffen und Flüssigkeit angereichert ist.

Beim Verdacht auf eine durch Bakterien ausgelöste Pankreatitis, erhält der Vogel Antibiotika. Darüber hinaus kommen entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika), zum Beispiel Carprofen, zum Einsatz. Carprofen wirkt sowohl entzündungshemmend als auch schmerzlindernd.

Prognose:

Wie ist die Prognose einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel?

Die Prognose einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beziehungsweise einer Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion (Pankreas-Insuffizienz) beim Vogel hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Bleibt der Kot, nachdem die Medikamente abgesetzt wurden, normal, ist die Prognose günstig. Ist dies nicht der Fall, ist gegebenenfalls eine lebenslange Behandlung des Vogels erforderlich.

Auch wenn der Vogel keine Beschwerden mehr hat, ist es ratsam, ihn regelmäßig tierärztlich untersuchen zu lassen. Dabei kontrolliert die Tierärztin oder der Tierarzt unter anderem das Gewicht und die Blutwerte des Vogels. Wichtig für die Heilungschancen ist vor allem, dass der Vogel so schnell wie möglich behandelt wird. Anderenfalls können Organschäden zurückbleiben.

Vorbeugen:

Wie kann man einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) beim Vogel vorbeugen?

Um einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beim Vogel vorzubeugen, ist es wichtig, mögliche Ursachen der Pankreatitis zu vermeiden. So empfiehlt es sich, dem Vogel ein ausgewogenes Futter anzubieten, das nicht zu viel Fett enthält. Mit der richtigen Ernährung lässt sich auch einer Fettsucht (Adipositas) vorbeugen, die ebenfalls eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise eine Bauchspeicheldrüse-Unterfunktion beim Vogel verursachen kann.

Zudem ist es ratsam, den Vogel von verzinkten Gegenständen fernzuhalten. Vögel knabbern häufig unbemerkt an vielen Gegenständen in ihrer Umgebung und nehmen dabei gegebenenfalls Zink auf. Dies kann zur Folge haben, dass der Vogel sich vergiftet. Auch Zinkvergiftungen kommen als Ursache für eine Bauchspeicheldrüsen-Entzündung infrage.

Wann zum Tierarzt?

Muss ein Vogel mit einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Pankreatitis) zum Tierarzt?

Setzt der Vogel große Mengen an hellem und krümeligem Kot ab, sollte man schnell handeln und umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann die Bauchspeicheldrüsen-Entzündung beziehungsweise die Bauchspeicheldrüsen-Unterfunktion feststellen und den Vogel entsprechend behandeln.

Je früher die Pankreatitis beim Vogel behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Erfolgt die Behandlung zu spät, trägt der Vogel gegebenenfalls bleibende Organschäden davon.

Weiterführende Informationen

Autor: Dipl.-Sportwiss. Maren Menyes
Tierärztliche Qualitätssicherung: Dr. med. vet. Michael Koch
Datum der letzten Aktualisierung: März 2022
Quellen:
Pschyrembel Online. Walter de Gruyter (Abruf: März 2022)
Gabrisch, K. et al.: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2014
Kaleta, E.F. et al.: Kompendium der Ziervogelkrankheiten. Schlütersche, Hannover 2011
Pees, M.: Leitsymptome bei Papageien und Sittichen. Enke, 2010